Vatikan: Fragwürdig und schlecht inszeniert – der Rücktritt von Msgr. Viganó

Vaticanhistory – Martin Marker.

Der Rücktritt des Präfekten des Kommunikationssekretariats ist sehr ungewöhnlich, um nicht zu sagen merkwürdig.

Da verwendet Msgr. Viganò ein privates Dankschreiben des emeritierten Papstes Benedikt XVI., manipuliert es und veröffentlicht Unwahrheiten des Inhaltes. Erst auf Druck der Weltpresse kommt die ganze Wahrheit ans Tageslicht und der Vatikan kommt nicht umhin, den gesamten Inhalt des Schreibens zu veröffentlichen. Der Schwindel fliegt prompt auf und bringt den verantwortlichen Präfekten zum Fall. Dieser Skandal ist schon schlimm genug. Schließlich geht es hier um das offizielle Medien-Organ des Vatikans, um die Berichterstattung von Vatican News.

Bulletin vom 21. März:

Als ich das Bulletin vom 21. März gelesen hatte, war ich zuerst mal erleichtert. Msgr. Viganò hatte die Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten gezogen. Doch dieses Gefühl war nur von kurzer Dauer. Das Bulletin, die Erklärung des Direktors des Pressesaals, Greg Burke, war eher ungewöhnlich. Üblicherweise wird die Annahme des Rücktritts eines Präfekten der Kurie mit zwei drei Sätzen im Bulletin veröffentlicht. Basta. Doch im Fall Viganò wurde sowohl das Rücktrittsgesuch als auch die schriftliche Antwort von Papst Franziskus als PDF-Datei dem Bulletin angehängt. Eigenartigerweise erscheinen beider PDF-Dateien nur in der italienischen Ausführung des Bulletins. In der englischen und spanischen Ausgabe fehlen diese Dateien. Warum?

Schreiben Msgr. Viganò

Das Rücktrittschreiben von Msgr. Viganò:

Viganò hat zwar seinen Rücktritt am 19. März an den Papst eingereicht, doch von Einsicht und persönlichem Fehlverhalten liest man hier kein Wort. Viganò bedauert lediglich, der großen und komplexen Reformarbeit des Papstes durch Kontroversen um seine Arbeit im Weg zu stehen. Er bedankt sich bei den Mitarbeitern für die Zusammenarbeit und die großzügige väterliche Unterstützung des Papstes und bittet um Annahme seines Rücktritts.

Kein einziges Wort über seine Manipulation des Papstschreibens. Viganò schreibt nur von Kontroversen um seine Arbeit. Monsignore, Einsicht zum persönlichen Fehlverhalten sieht anders aus! Kein Wort über die Täuschung und den Schwindel. Ein Rücktritt, den man als „respektvoll“ bezeichnen könnte, ist dieser Rücktritt nicht. Aus dem Schreiben geht hervor, dass Viganò vorab ein Gespräch zwischen ihm und dem Papst stattgefunden hatte.

 

Schreiben Papst Franziskus

Das Antwortschreiben von Franziskus an Viganò:

Die Antwort des Papstes erhielt Msgr. Viganò zwei Tage später, am 21. März. Doch auch diese Antwort kann ich nur als merkwürdig und ungewöhnlich bezeichnen. Der durch Viganó genannte Rücktrittsgrund ist eigentlich keiner. Trotzdem respektiert der Papst Viganòs Gründe zum Rücktritt. Auch er verweist auf ein letztes Gespräch. Über den Inhalt gibt er aber keinen Hinweis. Franziskus schreibt, er akzeptiere:

„Mit großer Anstrengung“ und nach einer „langen und aufmerksamen Reflexion“, Viganòs Rücktritt.

Franziskus entlässt mit diesem Schreiben Msgr. Viganò aus seiner Verantwortung als Präfekt des Kommunikationssekretariats und ernennt ihn im gleichen Atemzug zum Assessor desselben Kommunikationssekretariats. Er bittet ihn, mit seiner professionellen Haltung den künftigen Präfekten in seiner Arbeit zu unterstützen. Schließlich müsse noch die Fusion der Vatikanzeitung Osservatore Romano und der Vatikanischen Druckerei in das Sekretariat abgeschlossen werden.

Die Schreiben kommen mir vor, wie eine große Lüge, eine schlecht inszenierte Show vor der Weltöffentlichkeit. Ferner habe ich den Eindruck, weder Msgr. Viganò noch Papst Franziskus sind von ihrer Entscheidung wirklich überzeugt. Anzumerken ist noch, dass in beiden Schreiben eine Entschuldigung gegenüber dem emeritierten Papst Benedikt XVI. fehlt. Man kann nur hoffen, dass Msgr. Viganò wenigstens soviel Anstand besitzt, sein Fehlverhalten in einem persönlichen Schreiben an Benedikt zu entschuldigen.

„Der Papst hätte gut daran getan, einen klaren Schlussstrich zu ziehen, dass hat er aber nicht getan“.

Stattdessen bekommt das Amt einen anderen Namen und der Papstvertraute bleibt, wo er ist. Das ist der neue Führungsstil eines Papstes, der die Kirche des 21. Jahrhunderts reformieren und in seinem Sinne verändern will. Fehler machen nur die, die dieses Pontifikat kritisieren. Franziskus beherrscht die Klaviatur des Papstprimats aus dem Effeff und zeigt der Weltpresse, was er von ihr hält.

Bildquellen: Bulletin vom 21. März (Screenshots vom 21.03.2018)

(vh-mm)