Piusbruderschaft betont: Kanonische Anerkennung ist nicht wichtigstes Anliegen

cna_Petersplatz1ECÔNE/ROM – Nach Hinweisen auf Fortschritte bei der Versöhnung mit der Piusbruderschaft hat deren Generaloberer betont, dass eine kanonische Anerkennung nicht das erste Ziel der Priesterbruderschaft St. Pius X. (Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X., FSSPX) sei.

Wie Bischof Bernard Fellay am gestrigen Mittwoch mitteilte, bestehe das Ziel der FSSPX vor allem in der Ausbildung der Priester. Im derzeitigen „Zustand des schweren Notstandes“ habe die Priesterbruderschaft „das Recht und die Pflicht, allen Seelen, die sich an sie wenden, geistliche Hilfe zu gewähren“.

Als „ein katholisches Werk“ habe die FSSPX zwar ein Anrecht auf eine kanonische Anerkennung, so Bischof Fellay. Doch habe sie nur ein Bestreben: „In der großen und schmerzhaften Verwirrung, die augenblicklich in der Kirche herrscht“, so die Stellungnahme, „das zweitausendjährige Licht der Tradition sowohl innerhalb der Gesellschaft wie auch der Kirche treu weiter zu tragen“.

Bischof Fellay machte diese Aussagen nach einem Treffen mit den Oberen der FSSPX vom 25. bis 28. Juni.

Hintergrund: Piusbruderschaft

Die FSSPX wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Sie beschreibt sich selbst als „eine internationale priesterliche Gesellschaft mit Gemeinschaftsleben ohne Gelübde“, deren Ziel „die Ausbildung, Unterstützung und Förderung heiligmäßiger Priester“ sei, „die wirksam den katholischen Glauben auf der ganzen Welt ausbreiten sollen“.

Prägendes Merkmal der FSSPX ist ihre Pflege und Förderung der katholischen Tradition sowie die kritische Ablehnung moderner Tendenzen in der Kirche, einschließlich Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ihre Priester feiern ausschließlich die Messe im überlieferten lateinischen Ritus. Zudem gab ihr Gründer wiederholt kritische Stellungnahmen zum Konzil ab. Diese Haltung führte kurz nach dem Konzil zum Konflikt mit Rom, und jahrelang unfruchtbaren, immer wieder stockenden Verhandlungen.

Im Jahr 1988 weihte Erzbischof Lefebvre ohne Genehmigung von Papst Johannes Paul II. vier Bischöfe, darunter den derzeitigen Generaloberen, Bischof Bernard Fellay, der seit 1994 die FSSPX leitet. Dieser Schritt führte zwischenzeitlich zur Exkommunikation der Bischöfe.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der Bischöfe auf. Seitdem gibt es Gespräche zwischen der Bruderschaft und dem Vatikan mit dem Ziel, wieder in die „volle Kommunion mit der Kirche“ zu kommen. Diese gerieten im Sommer 2012 zwischenzeitlich ins Stocken, als Bischof Bernard Fellay sich weigerte, eine doktrinelle Präambel zu unterschreiben, die Rom vorgelegt hatte. Im Jahr 2014 wurde der Dialog mit der Glaubenskongregation jedoch fortgesetzt.

Vergangenes Jahr entsandte der Heilige Stuhl dann einen Kardinal und drei Bischöfe, um die Priesterseminare der Bruderschaft zu visitieren. Diese Besuche dienten unter anderem des Aufbaus besserer Beziehungen und der Diskussion doktrineller und theologischer Fragen in einem eher informellen Rahmen.

Im vergangenen September erklärte Papst Franziskus, dass zum Jahr der Barmherzigkeit die Beichte der Piusbruderschaft „gültig und erlaubt“ empfangen werden könne.

Nach eigenen Angaben gehören heute weltweit über 600 Priester der FSSPX an, sowie 187 Seminaristen. Zum Vergleich: Im Erzbistum München und Freising gab es Anfang 2015 nach eigenen Angaben 979 Priester, davon 593 aktive. (CNA Deutsch)

Heiliges Jahr: Alle Priester dürfen von Abtreibung lossprechen

Heiliges Jahr 2015/16Alle Priester der katholischen Kirche dürfen während des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit von der Sünde der Abtreibung lossprechen. Das bestimmt Papst Franziskus in einem Brief, in dem er einiges zur Praxis von Beichte und Ablass während des im Dezember beginnenden Jubiläumsjahres festlegt. Normalerweise ist diese Lossprechung Bischöfen sowie jenen Priestern vorbehalten, die von ihnen den Auftrag dazu bekommen. Ausführlich schreibt der Papst über die verschiedenen Gründe, die zu einer Abtreibung führen können, beginnend vom Verlust der Sensibilität für die Annahme neuen Lebens bis zum Druck, der etwa durch Flucht und Vertreibung entsteht. „Ich weiß, dass dies eine existentielle und moralische Tragödie ist. Ich bin sehr vielen Frauen begegnet, die in ihrem Herzen die Narben dieser leidvollen und schmerzhaften Entscheidung trugen,“ so der Brief. Die Vergebung Gottes könne aber Menschen, die „mit ehrlichem und aufrichtigem Herzen das Sakrament der Versöhnung“ empfangen wollten, nicht versagt werden. Deswegen habe er „ungeachtet gegenteiliger Bestimmungen“ entschieden, dass alle Priester die Lossprechung für die Sünde der Abtreibung geben können.

Ablass und Vergebung

In dem Brief, der an den Organisator des Heiligen Jahres, Erzbischof Rino Fisichella, gerichtet ist, erläutert der Papst ausführlich genauere Regeln, die um die Frage von Vergebung und Erlass von Sündenstrafen, also den Ablass, kreisen. Es sei sein Wunsch, dass das Heilige Jahr eine „lebendige Erfahrung der Nähe des Vaters“ werde, um „seine Zärtlichkeit gleichsam mit Händen greifen zu können“, so der Papst in dem Brief.

Papst Franziskus regelt in dem Schreiben auch die Frage der Ablässe, also des Erlasses der Strafen für begangene Sünden, die traditioneller Weise mit dem Heiligen Jahr verbunden sind. Er betont, dass die Sakramente der Beichte und der Eucharistie eine besondere Rolle bei diesen Ablässen spielen und schließt ausdrücklich das Gebet für sich und seine Anliegen in die Feiern dieser Sakramente ein. Außerdem legt er fest, dass diese Feiern nicht nur in Rom, sondern an allen dazu eingerichteten so genannten „Heiligen Pforten“, in Bischofskirchen und Wallfahrtsorten, gefeiert werden können.

Der Papst denkt aber auch an diejenigen, die nicht selber an die Orte der Feiern gelangen können, so etwa an alte Menschen, Kranke und Gefangene. Auch sie können durch Gebet an der besonderen Gnade des Heiligen Jahres teilhaben, für Gefängnisinsassen gilt das „jedes Mal, wenn sie durch die Tür ihrer Zelle gehen und dabei ihre Gedanken und ihr Gebet an Gottvater richten. Möge diese Geste für sie den Durchgang durch die Heilige Pforte bedeuten“, so der Brief wörtlich. Einmal mehr ermuntert der Papst zu den leiblichen und den geistlichen Werken der Barmherzigkeit.

Beichte bei der Piusbruderschaft

Abschließend geht der Papst auf die Sakramente ein, die in der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. gefeiert werden. Die Priester dieser schismatisch orientierten Gemeinschaft sind aus kirchenrechtlicher Sicht unerlaubt geweiht. Daher galt bisher die Aufforderung an katholische Gläubige, dort nicht zu den Sakramenten wie etwa zur Beichte zu gehen. Diese Aufforderung hebt Papst Franziskus nun in seinem Brief auf: Während des Heiligen Jahres darf man „gültig und erlaubt“ – wie das Kirchenrecht sagt – die Lossprechung in der Beichte auch bei der Piusbruderschaft empfangen. Der Grund: „Dieses Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit schließt niemanden aus“, so der Papst.

Diese Regelung geht aber in ihrer Perspektive ausdrücklich über das Heilige Jahr hinaus: „Ich vertraue darauf, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden können, um die volle Einheit mit den Priestern und Oberen der Bruderschaft wiederzugewinnen.“ (rv)

Vatikan: Treffen mit Bischof Bernhard Fellay in Planung

FSSPX_logoDer Obere der Priesterbruderschaft St. Pius X. kommt demnächst zu Gesprächen in den Vatikan. Das gab Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstag auf Anfrage gegenüber Radio Vatikan bekannt. Der Präfekt der Glaubenskongregation werde Bischof Bernhard Fellay „in naher Zukunft“ treffen, ein genauer Termin müsse aber noch gefunden werden, sagte Lombardi. Die Begegnung sei Teil des laufendes Gesprächs zwischen der zuständigen Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ und der „nicht in voller Einheit“ mit Rom stehenden Bruderschaft. Geklärt werden muss etwa noch die kirchenrechtliche Position der Priesterbruderschaft, die in der Vergangenheit schismatische Tendenzen zeigte, und ihre kanonische Struktur. „Ecclesia Dei“ ist für das Gespräch mit traditionsverbundenen Gruppen in- und außerhalb der katholischen Kirche zuständig.

Der Präfekt der Glaubenskongregation war an diesem Freitagmittag derweil beim Papst, informierte der Vatikan an diesem Freitag. Worum es ging, wurde nicht bekannt. (rv)