Vatikan: Kardinal Sánchez verstorben

Kardinal José Sánchez ist tot. Der frühere Präfekt der vatikanischen Klerus-Kongregation starb an diesem Freitag mit fast 92 Jahren auf den Philippinen. Papst Benedikt würdigt in einem Beileidstelegramm vor allem Sánchez` Wirken an der Kurie. Sánchez wurde 1920 geboren und 1946 zum Priester geweiht. 1985 machte Papst Johannes Paul II. den damaligen Erzbischof von Nueva Segovia zum Sekretär der Missionskongregation. 1991 wurde Sánchez Kardinal und Präfekt der Kleruskongregation. Diesen Posten gab er fünf Jahre später mit 76 Jahren wieder auf. Mit Sánchez` Tod zählt das Kardinalskollegium nun 212 Mitglieder; davon wären 124 berechtigt, an einer Papstwahl teilzunehmen. (rv)

Philippinen: Kardinal Vidal feiert 80. Geburtstag

Der philippinische Kardinal Vidal feiert heute seinen 80. Geburtstag. Von 1982 bis 2010 war er Erzbischof von Cebu und zwischen 1985 und 1987 Leiter der philippinischen Bischofskonferenz. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 25.05.1985 zum Kardinal und übertrug ihm als Titelkirche Ss. Pietro e Paolo a Via Ostiense.

Durch seinen heutigen Geburtstag sinkt die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle in einem künftigen Konklave auf 119. Die Zahl der Nichtwahlberechtigten steigt auf 82 Eminenzen. (vh)

Philippinen: „Ihr Ziel ist die Christenvertreibung“

Der letzte Anschlag im Süden der Philippinen hatte zum Ziel, die Christen aus der Region zu vertreiben. Das vermutet der Missionar Pater Gianni Re im Gespräch mit Radio Vatikan. Bei dem Bombenanschlag am ersten Weihnachtstag in Jolo waren elf Menschen verletzt worden. Die Insel im Süden der Philippinen ist eine Hochburg der Terrororganisation Abu Sayyaf, die nach Ansicht von Terrorismusexperten enge Verbindungen mit dem Netzwerk El Kaida unterhält. Pater Re erklärt die mögliche Vorgeschichte des Anschlags:
„Die Gruppen, die mit El Kaida verbunden sind, wollen alle Christen aus diesem Gebiet vertreiben. Vor kurzer Zeit sind einige christliche Lehrer gekidnappt worden. Als sie wieder frei gelassen wurden, sagte man ihnen: Es ist besser, wenn ihr abhaut, denn wir wollen hier keine christlichen Lehrer! In anderen Gegenden hat die Gewalt keinen islamistischen Hintergrund: Da treiben einfach nur Kriminelle mit dem Ziel, an Geld zu kommen, ihr Unwesen. Das Attentat in Jolo ereignete sich in einer Kapelle in einer kleinen Kirchengemeinde innerhalb eines Militärgebietes. Nach den aktuellen Nachrichten könnten es die Al Kaida-nahen Terrorgruppen Jemaa Islamya oder Abu Sayyaf gewesen sein."
Nach Medienberichten läuft der Verdacht auf die Terrorgruppe Abu Sayyaf hinaus. Die Polizei soll zudem von den in der Weihnachtszeit geplanten Anschlägen gewusst haben. Papst Benedikt XVI. hatte die letzten anti-christlichen Anschläge auf den Philippinen und in Nigeria am Sonntag als „absurde Gewalt" verurteilt. Zu dem Anschlag im nigerianischen Jos hat sich unterdessen eine islamistische Sekte bekannt. Weiter drückte der Papst am Sonntag seine Solidarität mit den Verfolgten aus. Die katholische Kirche der Philippinen hat die Anteilnahme des Papstes dankbar aufgenommen; auch sie plädiert für Dialog und Versöhnung:
„Wie der Papst betonen die Priester und Bischöfe hier die Notwendigkeit des Dialoges, der angesichts der Konflikte am wichtigsten ist. Wir müssen da weiter machen, wo wir schon begonnen haben. Und wir müssen echte Versöhnung suchen, um wirklichen Frieden zu stiften – zum Wohl aller Bewohner der Philippinen."
Die katholische Kathedrale in Jolo-Stadt war bisher fünf Mal Ziel von Bombenanschlägen. Mindestens fünf katholische Missionare wurden seit Beginn der 90er Jahre in Jolo und der Provinz Sulu ermordet, mehrere weitere entführt. Die Kirche engagiert sich in der Region vor allem im Bildungswesen, in der Gesundheitsfürsorge und im Wohnungsbau für arme muslimische Familien. (rv)

Vatikan: Internationale Reaktionen auf Kondom-Zitat

Die Interview-Äußerungen Papst Benedikts XVI. zum Kondom-Gebrauch haben am Wochenende und auch an diesem Montag große Resonanz gefunden. Die katholische Kirche ändere seine Lehre nicht, stellte Vatikansprecher Federico Lombardi am Sonntag klar. Trotzdem sorgten die im „L´Osservatore Romano" veröffentlichten Passagen für Diskussionsstoff.
 Deutsche Stimmen
Der Chef des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor, Josef Sayer, begrüßt die Erläuterung Benedikts gegenüber der Nutzung von Kondomen. Der „Frankfurter Rundschau" (Montag) sagte er: „Wir machen uns ein Stück weit ehrlicher. In der Praxis freilich waren wir längst dort angekommen. Unsere Partner haben Kondome nicht ausgeschlossen, weil sie in ihnen ein Mittel im Kampf gegen den Tod durch Ansteckung sahen." Wenn Papst Benedikt XVI. jetzt auf medizinische Aspekte der Verringerung der Ansteckungsgefahr abhebe, dann liege das eben auf der Linie der pastoralen Praxis vor Ort, erläuterte Sayer. „Ich finde es hervorragend, dass Papst Benedikt XVI. zur Kenntnis nimmt und unterstreicht, was die Kirche alles leistet in der HIV-Prävention und der Betreuung Aidskranker. Das ist schon heute enorm. Und wenn der Papst noch größeren Einsatz fordert, gebe ich ihm auch da Recht." Gleichzeitig mahnte Sayer, dass eine Aufhebung des Kondomverbots in der katholischen Kirche keine Lösung des Aids-Problems bedeute. Aids sei nur in den Griff zu bekommen, wenn „wir eine Kultur verantwortlicher Sexualität aufbauen. Darum geht es Benedikt. Dazu braucht es eine umfassende Sexualerziehung, beginnend in den Familien".
Auch die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) stellt sich ebenfalls hinter die Äußerungen von Benedikt XVI. Die Papstworte seien ein wichtiger Schritt im Kampf gegen HIV und Aids, erklärte DAH-Vorstandsmitglied Tino Henn am Montag in Berlin.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte am Sonntag in Rom: „Wenn es eine Öffnung ist zum Kondomgebrauch, kann ich das nur begrüßen." Allerdings kenne er den Text noch nicht. Den Gebrauch von Kondomen zu verbieten, habe er noch nie für richtig gehalten, schon allein wegen der Aids-Problematik, betonte Schneider.
Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Johannes Friedrich, sagte, er wäre „froh", wenn sich jetzt die Meinung durchgesetzt hätte, dass die Verwendung von Kondomen zur Vorbeugung von Aids in bestimmten Fällen angebracht ist. „Weil das Menschen das Leben retten könnte", argumentierte Friedrich.
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sagte, die Verlautbarung des Papstes sei von vielen Menschen freudig aufgenommen worden. Sie hoffe auf weitere Verlautbarungen dieser Art, „das ist positiv für alle Menschen dieser Welt".
Internationale Stimmen
Weiter wurden die Äußerungen des Papstes auch auf den mehrheitlich katholischen Philippinen begrüßt. Ein Vertreter der Katholischen Bischofskonferenz meinte, man sehe nun einen aufgeklärten Papst, der seiner Sorge um das menschliche Leben Priorität einräume.
Französische Kirchenführer dagegen reagierten zurückhaltend. Sie stellten keine Meinungsänderung dar, erklärte Kardinal Philippe Barbarin von Lyon in der Tageszeitung „Le Parisien" (Montag). Sexualität müsse Ausdruck der in Treue gelebten Liebe sein. Wenn dies nicht der Fall sei und die Sexualität schon nicht Quelle des Lebens sei, dürfe Sexualität zumindest nicht Quelle des Todes werden.
Bischof Stanislas Lalanne von Coutances, früherer Sprecher der Bischofskonferenz, sagte im Rundfunksender „Europe1", die Äußerungen des Papstes seien keine Revolution. Allerdings sei die Haltung klarer ausgesprochen worden als früher. Lalanne schloss aus, dass der Papst künftig über die von Benedikt XVI. jetzt vertretene Linie hinausgehen werde.
In der Tageszeitung „La Croix" (Montag) urteilte der Moraltheologe Xavier Lacroix, es handele sich nicht um eine grundlegende Kursänderung. Benedikt XVI. wie sein Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) hätten immer hervorgehoben, dass Präservative nicht das einzige Mittel zur Bekämpfung von Aids sein dürften.
Auch der Religionshistoriker Frederic Lenoir erinnerte daran, dass Enthaltsamkeit und Treue weiter in katholischer Sicht die entscheidenden Werte blieben. Es gehe dem Papst nicht um alltäglich gelebte Sexualität, sondern einen bestimmten Fall der Gesundheitsvorsorge. Hier wende er nur die Lehre vom kleineren Übel an. (rv)