Kurienbischof lobt China als beispielhaft für die katholische Soziallehre

VATIKAN – Der Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften hat die Volksrepublik China als eine weltweit führende moralische Autorität in der Ausübung der katholischen Soziallehre und der Verteidigung der Menschenwürde bezeichnet.

Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, ein Argentinier, ist sowohl Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften also auch der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften.

In einem Interview mit „Vatican Insider“ sagte er, dass „diejenigen, die derzeit am besten die Soziallehre der Kirche umsetzen, die Chinesen sind“.

Er habe kürzlich China besucht, sagte Sorondo gegenüber „Vatican Insider“, und dabei festgestellt, dass die Chinesen „das Gemeinwohl anstreben, Dinge dem Allgemeinwohl unterordnen.“

„Ich habe ein außergewöhnliches China vorgefunden; was die Leute nicht wissen, ist, dass das zentrale chinesische Prinzip ‚Arbeit, Arbeit, Arbeit‘ ist. …Wie Paulus sagte: ‚Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen‘. Da gibt es keine Elendsviertel, da gibt es keine Drogen, junge Menschen nehmen keine Drogen. Es gibt ein positives Nationalbewusstsein, sie wollen zeigen, dass sie sich verändert haben, sie akzeptieren schon Privateigentum“, so der argentinische Geistliche über seine Reise.

Der Bischof fuhr fort, dass die Volksrepublik China „die Würde der menschlichen Person verteidigt“ habe. Und was den Klimawandel betrifft, so übernehme China „eine moralische Führung, die andere aufgegeben haben“.

Sorondo kritisierte die Vereinigten Staaten. Dort dominiere die Wirtschaft die Politik. „Wie ist es möglich, dass die Öl-Multis [US-Präsident Donald] Trump steuern“, fragte er.

„Liberales Denken hat den Begriff des Gemeinwohls abgeschafft. Dieses wird nicht einmal mehr in Betracht gezogen, sondern als überholte Idee behandelt, die nicht von Interesse ist.“ Die Chinesen dagegen, so Bischof Sorondo, betonen die Arbeit und das Gemeinwohl.

„China entwickelt sich sehr gut“, so der Kurienbischof weiter. Man dürfe nicht glauben, dass das China von heute das China [zur Zeit des Pontifikats von] Johannes Paul II. oder das Russland des Kalten Krieges“ sei.

Kritischere Beobachter der Situation Chinas, darunter Opfer massiver Menschenrechtsverletzungen, das Europa-Parlament und westliche Regierungen, Menschenrechtsgruppen wie „Human Rights Watch“ und Hilfsorganisationen wie „Open Doors“, beschreiben die Lage im Land weniger rosig.

Im Oktober 2017 kritisierte die US-Kongress-Exekutivkommission für China die Menschenrechtspraktiken des Landes.

Die Kommission verurteilte „die andauernden Bemühungen der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei, Dissidenten zum Schweigen zu bringen, Aktivitäten von Menschenrechtsanwälten zu kriminalisieren, die Zivilgesellschaft zu kontrollieren, religiöse Aktivitäten zu unterdrücken und die Aktivitäten ausländischer Medien, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) während der vergangenen 12 Monate einzuschränken“. (CNA Deutsch)

Vatikan plant Flüchtlingsgipfel mit Bürgermeistern

cna_franziskus_genderDer Vatikan richtet nächste Woche ein Gipfeltreffen von achtzig Bürgermeistern wichtiger Metropolen zum Thema Flüchtlinge und Migranten aus. Das wurde an diesem Samstag bekannt. Der Gipfel, dessen Teilnehmer auch vom Papst empfangen werden, soll neue Aufmerksamkeit für das Flüchtlingsthema wecken. Er findet am 9. und 10. Dezember in der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften in den Vatikanischen Gärten statt.

Unter den Teilnehmern sind die Bürgermeisterinnen von Madrid, Barcelona, Paris und Rom: Manuela Carmena, Ada Colau (beide Mitgliederinnen der Protestpartei Podemos), Anne Hidalgo (Sozialistin) und Virginia Raggi (Mitglied der Protestpartei „Fünf Sterne“). Aus Berlin kommt Michael Müller (SPD), aus Manchester Tony Lloyd (Labour) und aus Brüssel Yvan Mayeur (Sozialist). (rv)

Vatikan: Päpstliche Akademie warnt vor Krise des Sozialsystems

Die Weltgemeinschaft braucht eine neue gerechtere soziale Ordnung. Das ist das Fazit der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften zum Abschluss ihrer jüngsten Vollversammlung im Vatikan. Die Präsidentin der Päpstlichen Akademie, Mary Ann Glendon, warnte vor einer tiefgreifenden Krise staatlicher Sozialfürsorge. Angesichts des Geburtenrückgangs und der Überalterung vieler Gesellschaften könne diese in ihrem heutigen Umfang schon bald nicht mehr finanziert werden, sagte Glendon.
„Eine solche Krise der Sozialversicherungssysteme wird nicht so dramatisch wie die gegenwärtige Finanzkrise sein. Diese kann jedoch zu einem schwerwiegenden Konflikt zwischen den Generationen führen. Zugleich ist auf die Schwierigkeiten einer politischen Regulierung der Weltwirtschaft hinzuweisen. Die Wissenschaft kann in vielen Fällen nicht zuverlässig vorhersagen, welche langfristigen Folgen ein bestimmter Eingriff in das globale wirtschaftliche Gefüge hat. Wie wenig man über die ökonomischen Mechanismen weiß, hat nicht zuletzt die Finanzkrise gezeigt. Diese ist in ihrem Ausmaß auch von renommierten Fachleuten nicht vorhergesehen worden"
An der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften unter dem Thema „Krise in einer Weltwirtschaft – Neuplanung der Reise" nahm als Gast auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen teil. Der CDU-Politiker hielt am Dienstag einen Vortrag über erneuerbare Energien. Der frühere Präsident der Bundesbank, Hans Tietmeyer, sprach vor den Akademiemitgliedern über eine Regulierung der Finanzmärkte.
Die 1994 gegründete Akademie für Sozialwissenschaften hat die Aufgabe, das Studium der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und juristischen Wissenschaften im Licht der Soziallehre der Kirche zu vertiefen und zu fördern. Ihr gehören rund 35 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Religionen an, darunter etliche Nobelpreisträger. (rv)