Alles Gute, Papst Franziskus!

Papst Franziskus wird an diesem Sonntag 81 Jahre alt. Es ist sein fünfter Geburtstag, den er als Papst verbringt.

Christine Seuss – Vatikanstadt.

An diesem besonderen Tag gratulieren ihm besonders herzlich die Kinder, die von der ihnen gewidmeten Hilfseinrichtung „Dispensario Pediatrico“ in Santa Marta betreut werden: am Vormittag hat der Papst sie und die freiwilligen Helfer des Gesundheits- und Sozialzentrums in der Aula Nervi im Vatikan in einer privaten Audienz empfangen. Auch zum Angelusgebet am Petersplatz wird ein „Herzlichen Glückwunsch Papst Franziskus“ aus vielen Kindermündern erheben: neben den Pilgern aus aller Welt werden nämlich zahlreiche Kinder anwesend sein, die vom Papst traditionsgemäß ihre Jesuskrippenfiguren segnen lassen möchten.

Im vergangenen Jahr hatte Franziskus seinen 80. Geburtstag mit einem privaten Frühstück in Gesellschaft von Obdachlosen begangen, die er in seine Residenz Santa Marta eingeladen hatte. In der darauf folgenden Messe hatte er die teilnehmenden Kardinäle daran erinnert, dass „ein wenig Humor dabei hilft, weiter zu machen“. Am 17. Dezember 2015 hatte er mit den Jugendlichen der Katholischen Aktion gefeiert und sie dazu aufgefordert, nicht vom rechten Weg abzukommen, der durch Vergebung, Frieden und Solidarität gekennzeichnet ist. Im Jahr davor fiel sein Geburtstag auf einen Mittwoch: bei der Generalaudienz kamen Hunderte von Tänzern zusammen, die auf dem Petersplatz einen Tango zu Ehren des Papstes aufgeführt haben. Zu seinem ersten Geburtstag als Papst hatte der Papst Obdachlose zu seiner Frühmesse eingeladen und anschließend gemeinsam mit ihnen das Frühstück eingenommen. (vaticannews)

Ist die Bitte „führe uns nicht in Versuchung“ keine gute Übersetzung des Vaterunser?

Franziskus lobt neue Vaterunser-Version auf Französisch – Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle, so Franziskus.

VATIKANSTADT – Ist die Bitte „führe uns nicht in Versuchung“ keine gute Übersetzung des Vaterunser? In Frankreich heißt es seit dem ersten Adventssonntag: „Lass uns nicht in Versuchung geraten“.

Im Interview mit „TV 2000“ am gestrigen Mittwoch hat Papst Franziskus die Änderung gelobt und die bisherige Zeile kritisiert. „Keine gute Übersetzung“ sei das bislang gewesen, so der Pontifex gegenüber dem italienischen Sender.

„Ich bin derjenige, der fällt, aber es ist nicht Er, der mich in Versuchung treibt zu sehen, wie ich gefallen bin. Ein Vater tut das nicht, ein Vater hilft schnell aufzustehen.“

In diesem Sinne warnte der Heilige Vater, dass „was dich verführt, Satan ist. Es ist das Werk des Teufels“.

Am 3. Dezember – dem ersten Adventssonntag – trat in Frankreich die neue Übersetzung der sechsten Linie des Vaterunsers in Kraft. Bis dahin rezitierten die Gläubigen „führe uns nicht in Versuchung“; nun wird gesagt: „Lass uns nicht in Versuchung geraten“.

Die Ankündigung wurde von der französischen Bischofskonferenz am 30. November gemacht. Weiter hieß es, dass die Änderung auch bei allen ökumenischen Feiern, wie vom Rat der christlichen Kirchen in Frankreich empfohlen, zum Einsatz kommen wird.

In der lateinischen Fassung heißt die Zeile:

et ne nos inducas in tentationem

Auf Französisch wird nun gebetet:

Vor dem Hintergrund der französischen Vorgänge hatten Stimmen im deutschen Sprachraum eine Änderung erwägt.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer warnte jedoch vergangene Woche vor einer

„Verfälschung der Worte Jesu“.

Diese müssten nur richtig erklärt und verstanden werden, betonte der ehemalige Professor für Dogmatik. (© CNA Deutsch)

Ein Mittagessen mit den Armen: Papst Franziskus speist mit 1500 Gästen

VATIKANSTADT – Gemeinsam mit 1500 geladenen Menschen, darunter viele Obdachlose und Bedürftige, hat Papst Franziskus am heutigen Sonntag in der Aula Paul VI. im Vatikan zu Mittag gegessen.

Der Pontifex begrüßte die Gäste und segnete die Mahlzeit, die eine von mehreren war, die heute in Rom für arme Menschen als Teil des Welttags der Armen angeboten wurden.

Hungrigen zu essen zu geben ist eines der sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit im Katholizismus.

Der eigentliche Höhepunkt war für viele bereits am gestrigen Samstag eine heilige Messe im Petersdom, zu der rund 3.000 Obdachlose und Benachteiligte erwartet wurden. Bis aus Polen und Frankreich kamen die Besucher.

In der Aula Paul VI., in der heute zu Mittag gegessen wurde, finden in den Wintermonaten auch die Generalaudienzen des Papstes statt. Auf der Speisekarte standen unter anderem Nudeln und Tiramisu. Die Bedienung übernehmen 36 Diakone aus Rom sowie weitere freiwillige Helfer.

Ein Kinderchor sang während des Essens Lieder, und die Kapelle der vatikanischen Gendarmerie spielt davor zum Einzug in die Halle. (CNA Deutsch)

Kardinal Müller müht sich um Ausgleich im Streit um „Amoris Laetitia”

Kardinal Gerhard Ludwig Müller bemüht sich um Ausgleich im innerkatholischen Streit um den Weg der Familienseelsorge, den Papst Franziskus mit „Amoris Laetitia” eingeschlagen hat. Das päpstliche Schreiben habe „polarisierende Thesen” über eine eventuelle Wiederzulassung zur Kommunion von Geschiedenen in zivilen Zweitehen hervorgerufen, und diese Thesen bedrohten „die Einheit der Kirche”, beklagt der Kardinal im Vorwort zu einem neuen Buch des italienischen katholischen Politikers Rocco Buttiglione. In einzelnen Fällen sei der Empfang der Sakramente der Buße und der Kommunion für Gläubige in sogenannten irregulären Lebenssituationen möglich, schreibt Müller.

Der Kardinal geht damit auf klare Distanz zu dem als „Dubia“ bekannt gewordenen Brief von vier Kardinälen, die dem Papst das Abrücken von der überlieferten katholischen Lehre in Fragen der Moral vorwerfen. „Amoris Laetitia” stehe keineswegs im Gegensatz zur überlieferten Lehre, führt Kardinal Müller aus. Im Gegenteil bestätige das Schreiben die „innere und äußere Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe“.

Zu vermeiden: „kalte Anwendung der dogmatischen Gebote und kirchenrechtlichen Vorschriften“

Es gebe aber Lebenslagen, in denen ein verlassener Ehepartner „keinen anderen Ausweg findet, als sich einem gutherzigen Menschen anzuvertrauen“, schreibt Müller. Das Ergebnis seien „eheähnliche Beziehungen“. Hier brauche ein Beichtvater viel geistliches Unterscheidungsvermögen, um mit dem Betroffenen einen Weg der Umkehr zu finden, der nicht in Extreme fällt, so der Kardinal. Zu vermeiden sei eine „billige Anpassung an den relativistischen Zeitgeist“, aber auch „eine kalte Anwendung der dogmatischen Gebote und der kirchenrechtlichen Vorschriften“.

Ein Punkt, den Kritiker an „Amoris Laetitia“ oft nicht recht verstünden, sei das Gesetz der Gradualität, fährt Müller fort. Graduell sei natürlich nicht das Gesetz, sondern seine Anwendung auf einen konkreten Menschen in seinen konkreten Lebensumständen. „Gott ist dem Menschen besonders nahe, der sich auf dem Weg der Umkehr macht, der zum Beispiel die Verantwortung für die Kinder einer Frau übernimmt, die nicht seine rechtmäßige Ehefrau ist, und der auch nicht die Pflicht vernachlässigt, sich um die Frau zu sorgen. Das gilt auch für den Fall, in dem er […] noch nicht dazu in der Lage ist, alle Erfordernisse des moralischen Gesetzes zu erfüllen.“ Zwar sei eine in sich sündhafte Handlung deshalb weder legitim noch gottgefällig, so Kardinal Müller, doch könne ihre Anrechenbarkeit als Schuld gemindert werden, „wenn der Sünder sich an die Barmherzigkeit Gottes wendet“ und „mit demütigem Herzen“ um Erbarmen bitte.

Priester sollen Menschen in irregulärer Situation nicht öffentlich demütigen

Der Priester könne auch nicht einen Menschen in irregulärer Situation öffentlich demütigen, indem er ihm öffentlich die Kommunion verweigert und seinen Namen vor der Gemeinde beschädigt, so Müller weiter. „In den Umständen des heutigen sozialen Lebens könnte es schwierig sein zu bestimmen, wer ein Sünder ist.“ Zwar müsse der Priester allgemein dazu ermahnen, nicht ohne Beichte zur Kommunion zu gehen, doch nach der Lossprechung in der Beichte „darf die Heilige Kommunion nicht einmal öffentlichen Sündern verwehrt werden“, erinnerte der Kardinal.

Müller, der als weithin respektierter Dogmatiker bis Juli des Jahres die vatikanische Glaubenskongregation leitete, lud Kritiker wie allzu verwegene Interpreten von „Amoris Laetitia“ dazu ein, das päpstliche Schreiben gemeinsam „ohne gegenseitige Vorwürfe und Verdächtigungen“ und im Licht der Tradition zu lesen. Es brauche auch eine „brennende pastorale Sorge für alle jene, die sich in schwierigen Ehe- und Familiensituationen befinden und besonders die mütterliche Unterstützung der Kirche brauchen“.

Buttigliones Buch „Wohlmeinende Antworten auf Kritiker von ‚Amoris laetitia'“ erscheint in Italien am 10. November. Die Zeitung „La Stampa” veröffentlichte vorab lange Auszüge aus Kardinal Müllers Vorwort. (rv)

Europa leidet an Gedächtnisverlust und ist unfruchtbar, warnt Papst Franziskus

Konflikt der 1960er führte zum Verrat am eigenen Vermächtnis und lässt Jugend ohne Wurzeln – Rückbesinnung auf christlichen Ursprung und sakramental verortetes Familienbild nötig für eine christliche, solidarische Gesellschaft, so der Pontifex.

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat in einer ausführlichen Rede zu Europa die Ehe von Mann und Frau verteidigt, die Unfruchtbarkeit der Revolution der 1968er verurteilt und betont, dass die Familie das notwendige Fundament einer christlichen, solidarischen Gesellschaft ist – auch und gerade für ein Europa, dem man vorwerfen könne, „Verrat an seinen Idealen“ verübt zu haben.

Der Pontifex sprach vor vor Teilnehmern der Tagung „(Re)Thinking Europe“, bei der 350 Teilnehmer aus 28 Delegationen sämtlicher EU-Nationen, zusammen mit Vertretern katholischer Organisationen und Bewegungen, an diesem Wochenende in Rom den christliche Beitrag für eine Zukunft Europas diskutierten.

Franziskus wörtlich:

„Die Familie bleibt als erste Gemeinschaft der grundlegendste Ort dieser Entdeckung [christlicher Identität]. In ihr wird die Verschiedenheit hochgehalten und zugleich in der Einheit wieder zusammengefasst. Die Familie ist die harmonische Einheit der Unterschiede zwischen Mann und Frau, die umso wahrer und tiefer ist, je mehr sie fruchtbar und fähig ist, sich für das Leben und für die anderen zu öffnen.“

Seit den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, so der Papst weiter, sei „ein beispielloser Generationenkonflikt im Gang“.

Dieser habe dazu geführt, „dass man bei der Weitergabe der Ideale, die das große Europa gebildet haben, dem Vermächtnis den Verrat vorgezogen hat“.

„Auf die Ablehnung dessen, was von den Vätern kam, folgte so die Zeit einer dramatischen Unfruchtbarkeit und dies nicht nur weil in Europa wenig Kinder gezeugt werden und es allzu viele sind, die ihres Rechtes, geboren zu werden, beraubt worden sind (…)“.

Schlimmer noch als diese Verleugnung der natürlichen wie übernatürlichen Wahrheit über Sexualität: Diese Revolution habe sich als unfähig erwiesen, so Franziskus weiter, „den jungen Menschen die materiellen und kulturellen Werkzeuge zu übergeben, um sich der Zukunft zu stellen“.

„Europa erlebt eine Art Gedächtnisverlust. Dazu zurückzukehren, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, bedeutet, den Wert der eigenen Vergangenheit wiederzuentdecken, um die eigene Gegenwart zu bereichern und den nachfolgenden Generationen eine Zukunft der Hoffnung zu übergeben“. (CNA Deutsch)

Papst Franziskus schreibt Kardinal Sarah zu Magnum Principium

VATIKANSTADT – In der Debatte um die richtige Interpretation von Magnum Principium, des neuen Schreibens zur Übersetzung liturgischer Texte, hat sich Papst Franziskus an Kardinal Robert Sarah gewandt, den Präfekten der zuständigen Kongregation für den Gottesdienste und die Sakramentenordnung.

Der auf den 15. Oktober datierte Brief ist in Antwort auf ein Schreiben von Kardinal Sarah. Dieser hatte dem Papst Ende September für das neue Motu Proprio gedankt. Dieses betrifft die Handhabung von Übersetzungen aus dem lateinischen Original in die jeweilige Landessprache.

Der Kardinalpräfekt hatte dessen Interpretation kommentiert, vor allem die wesentliche Änderung zur bisherigen Regelung aus dem Jahr 2001, Liturgiam Authenticam (LA).

Im Gegensatz dazu gibt das neue Schreiben den Ortsbischöfen mehr Autorität, und räumt der zuständigen Behörde in Rom die Rolle ein, nicht mehr eine „Recognitio“ zu erteilen, sondern eine Confirmatio.

Kardinal Sarah hatte kommentiert, Magnum Principium erleichtere die Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bischofskonferenzen. Dabei sei zu beachten, dass die Confirmatio weiterhin keineswegs eine Formalität sei: Rom müsse alle neuen Übersetzungen prüfen und absegnen. Die Kongregation habe das Recht, ein Veto einzulegen, wenn Übersetzungen nicht dem lateinischen Original treu geblieben sind.

Papst Franziskus dankt in seinem Brief dem Kardinal für sein Engagement und den Kommentar. Gleichzeitig steuere er einige simple „Beobachtungen“ bei, so der Pontifex, „die ich für wichtig halte, besonders für die rechte Anwendung und das Verständnis des Motu Propio, und um jedes Missverständnis zu vermeiden.“

Der erste Punkt des Papsts: Magnum Principium habe den bisherigen, seit 2001 angewendeten Prozess „abgeschafft“.

Die Neuregelung betreffe auch die Begriffe „recognitio“ und „confirmatio“. Diese seien keineswegs synonym zu verwenden, so Franziskus. Die Unterscheidung betone „die unterschiedliche Verantwortung“ des Heiligen Stuhls und der verschiedenen Bischofskonferenzen.

„Magnum Principium erfordert nicht mehr, dass Übersetzungen in allen Punkten den Anforderungen von LA entsprechen, wie es früher der Fall war“, so Franziskus.

Stattdessen müssten einzelne Paragraphen in LA nun „sorgfältig neu-verstanden“ werden. Das gelte auch für Paragraphen 79 bis 84, die bislang eine Genehmigung in Form einer „Confirmatio“ durch Rom erforderten. Diese Paragraphen seien „außer Kraft gesetzt“ und neu formuliert worden mit Magnum Principium.

Weiter betonte Franziskus, dass in der Übersetzung die Bischofskonferenzen sich nicht von der liturgischen Behörde in Rom zu etwas gezwungen fühlen sollten.

Letztlich sei jedoch auch die Confirmatio keineswegs ein rein formaler Akt, sondern notwendig für die Ausgabe der übersetzten liturgischen Bücher.

Abschließend schreibt Franziskus in seinem Brief, dass Kardinal Sarahs Kommentar mehrfach publiziert worden sei, und dass er den Kardinal bitte, seine Antwort an diese Medien weiterzuleiten, wie auch an die Mitglieder und Konsultoren der Kongregation für den Gottesdienst. (CNA Deutsch)

Franziskus will Nein zur Todesstrafe im Katechismus haben

Das ausnahmslose Nein zur Todesstrafe soll verpflichtendes katholisches Glaubensgut werden und als solches im Katechismus stehen. Das hat Papst Franziskus am Mittwochabend in einer weit ausgreifenden Rede über den Katechismus, den fortschreitenden Glauben der Kirche und die Tradition angekündigt. Er äußerte sich bei einer Audienz für Teilnehmer eines Treffens, zu dem der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung geladen hatte.

Die Ablehnung der Todesstrafe müsse im Katechismus der Katholischen Kirche auf „angemessenere und schlüssigere“ Weise Platz finden als bisher, sagte Franziskus. Der Weltkatechismus war als späte Frucht des II. Vatikanischen Konzils vor nunmehr 25 Jahren erschienen. Seither habe sich in der Frage der Todesstrafe nicht nur das päpstliche Lehramt entwickelt, sondern auch das Bewusstsein des Gottesvolkes. Man müsse heute, so der Papst wörtlich, „energisch bekräftigen, dass die Verurteilung zur Todesstrafe eine unmenschliche Maßnahme ist, die, auf welche Art auch immer durchgeführt, die Menschenwürde demütigt“. Die Todesstrafe widerspreche dem Evangelium, weil sie das Leben eines Menschen beende; jedes Menschenleben aber sei heilig in den Augen Gottes, der letztlich der einzige wahre Richter sei.

Todesstrafe im Kirchenstaat entsprach “keiner christlichen Gesinnung“

Auch im Kirchenstaat verhängten Richter über lange Zeit die Todesstrafe. Die letzte Hinrichtung fand unter Papst Pius IX. im Jahr 1870 statt. Diese historische Last sparte Franziskus nicht aus: da sei im Kirchenstaat „der Vorrang der Barmherzigkeit über die Gerechtigkeit vernachlässigt“ worden. „Nehmen wir die Verantwortung der Vergangenheit auf uns, und erkennen wir an, dass jene Mittel von einer mehr legalistischen als christlichen Gesinnung bestimmt waren.“

Nein zur Todesstrafe steht nicht im Widerspruch zur Tradition

In der Absicherung seiner Argumentation war dem Papst ein Punkt besonders wichtig: Das Nein zur Todesstrafe steht nicht im Widerspruch zur Tradition, zum Glaubensgut also, das die Kirche aller Zeiten lehrte. Immer habe die Kirche das Menschenleben von der Zeugung bis zum natürlichen Tod verteidigt, erinnerte der Papst. Eine „harmonische Entwicklung der Lehre“ erfordere es, sich von Positionen zu verabschieden, „die heutzutage dem neuen Verständnis der christlichen Wahrheit entschieden zuwiderlaufen“.

Franziskus berief sich auf das II. Vatikanische Konzil: Dieses habe davon gesprochen, dass die Tradition sich immer fortentwickle. Tradition, das sei nichts Starres, so der Papst, der mit einem für ihn typischen Sprachbild verdeutlichte: „Das Wort Gottes kann man nicht in Naftalin einlegen, als sei es eine alte Decke, die man vor Schädlingen schützen muss! Nein. Das Wort Gottes ist eine dynamische Wirklichkeit, immer lebendigt, die voranschreitet und wächst, weil sie zu einer Erfüllung hin unterwegs ist, die die Menschen nicht aufhalten können.“

Der Weltkatechismus von 1992 hat in der Frage der Todesstrafe eine spätere Veränderung erfahren und die Zulässigkeit der Todesstrafe 2003 weiter eingeschränkt, wenn auch nicht komplett ausgeschlossen, wie Papst Franziskus das nun fordert. Im Kanon 2267 in der heutige gültigen Fassung heißt es: „Unter der Voraussetzung, dass die Identität und die Verantwortung des Schuldigen mit ganzer Sicherheit feststehen, schließt die überlieferte Lehre der Kirche den Rückgriff auf die Todesstrafe nicht aus, wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen.“

Ein Vorschlag von Pax Christi

Mit seinem Vorstoß zur „Abschaffung“ der Todesstrafe im Katechismus griff Franziskus eine Forderung der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Europa auf, die im April vorschlug, die Todesstrafe solle in künftigen Ausgaben des Katechismus der Katholischen Kirche rundum und ausnahmslos verurteilt werden. (rv)

Papst: Kollegialität gehört ins Kirchenrecht

Das Kirchenrecht muss sich permanent dem Kirchenbild anpassen, das sich durch das Zweite Vatikanische Konzil weiterentwickelt hat. Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief zur Hundertjahrfeier des ersten Kodex des Kirchenrechts. Mit einem Zitat seines Vorgängers Benedikt XVI. schreibt Franziskus, nach dem Konzil habe es einen Übergang gegeben von einer Ekklesiologie – also Lehre von der Kirche –, die von Kirchenrecht geformt wurde, zu einem Kirchenrecht, das an die Ekklesiologie angepasst werde. Es sei „nötig, dass das Kirchenrecht immer der konziliaren Ekklesiologie entspricht“.

Franziskus schreibt von seiner Hoffnung, dass das Kirchenrecht zu einem „Werkzeug“ werde, um eine „langfristige Rezeption“ des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erleichtern. Wichtig seien ihm dabei die Punkte „Kollegialität, Synodalität, mehr Verantwortung für die Ortskirchen und Mitverantwortung aller Christgläubigen für die Mission der Kirche“.

Der erste Kodex des Kirchenrechts wurde im Mai 1917 vom damaligen Papst Pius X. in Kraft gesetzt. (rv)

Papst definiert neuen Horizont seiner Lebensschutz-Akademie

Mit einer Grundsatzrede empfing Papst Franziskus an diesem Donnerstag die Mitglieder der neu aufgestellten Päpstlichen Akademie für das Leben in Audienz. Schon in seinen ersten Worten wurde deutlich, worauf die Neuausrichtung der Akademie zielt, die seinerzeit Papst Johannes Paul II. gegründet hatte: Franziskus will einen größeren Rahmen abstecken, in dem die Schwergewichte aus Forschung und Lehre, die Mitglieder der Akademie sind, in Zukunft tätig werden sollen.

Da gehe es, erklärte der Papst, sowohl um die Vertiefung heutiger wissenschaftlicher, anthropologischer und ethischer Erkenntnisse als auch um den „Dienst für das Leben, insbesondere bei der Sorge um das menschliche Wesen und der Schöpfung, unser gemeinsames Haus.“ Die päpstlichen Lebensschützer sollten also nicht bloß über bestimmte Lebenslagen mit ethischen oder sozialen Konflikte befinden, etwa: Abtreibung oder Euthanasie, sondern sich mit der Würde des Menschen auf breiterer Ebene beschäftigen: dort, wo es um Theorie und Praxis von Wissenschaft und Technik mit Bezug auf das menschliche Leben, seinen Sinn und seinen Wert gehe.

„Heute schon“, so warnte der Papst, seien „Manipulationen des Lebens möglich, die bis gestern undenkbar waren.“ Dabei geht die technologische Entwicklung Hand in Hand mit einer immer stärkeren Zentrierung des Menschen auf sich selbst, der Papst sprach von einer „Vergötterung des Egos“. Männer, Frauen und Kinder auf der ganzen Welt seien die Leidtragenden eines „skrupellosen Materialismus, der die Allianz zwischen Wirtschaft und Technik kennzeichnet, und der das Leben als Rohstoff betrachtet, den man ausbeuten oder entsorgen kann.“ In einer solchen Lage sei es der christliche Glaube, der dazu antreibe, die Gräben zwischen den Generationen wieder zu schließen, ermunterte der Papst die Audienzteilnehmer.

Die Inspirationsquelle dabei sei stets das Wort Gottes, so der Papst, das in moderner Lesart den Weg der Kirche in der heutigen Welt begleiten müsse. Unerlässlich bei der Sorge um die Schöpfung sei das liebende Zusammenwirken von Mann und Frau, das aber weit über Gleichberechtigung hinausgehe. Und Franziskus kam auf Fehlentwicklungen des Genderdenkens zu sprechen.

Ein Nein zu Fehlentwicklungen des Genderdenkens

Zwar sei es nötig, Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, die das Zusammenleben der Geschlechter und die „Formen der Unterordnung, die die Geschichte der Frauen traurig geprägt haben“ beträfen, doch dies sei keinesfalls mit einer Leugnung der natürlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erreichen, betonte Franziskus.

„Die in jüngerer Zeit vorgetragene Annahme, den Weg für die Würde der Person wieder zu eröffnen, indem man radikal die Geschlechtsunterschiede neutralisiert und somit auch das Einvernehmen zwischen Mann und Frau, ist nicht richtig. Anstatt den negativen Interpretationen der Unterschiede zwischen den Geschlechtern […] entgegenzuwirken, will man de facto diesen Unterschied auslöschen, indem man Techniken und Praktiken vorschlägt, die diesen irrelevant für die Entwicklung der Person und für die menschlichen Beziehungen machen.“

Doch die Utopie eines „Neutrums“ entferne mit einem Streich sowohl die menschliche Würde einer geschlechtsspezifischen Verfassung als auch die „persönliche Eigenschaft der generativen Weitergabe des Lebens“, mahnte der Papst. Die „biologische und psychische Manipulation“ des Geschlechterunterschieds, den die technischen Entwicklungen geradezu als „Wunschsache“ erscheinen ließen, riskiere, die dem Bündnis zwischen Mann und Frau zugrundeliegende Energiequelle abzugraben, betonte Franziskus.

„Wir müssen die Herausforderung annehmen, die durch die Einschüchterung gegenüber der Zeugung menschlichen Lebens gestellt wird, fast als ob diese eine Kasteiung der Frau und eine Bedrohung für das Gemeinwohl wäre,“ so die Analyse des Papstes. „Das generative Bündnis zwischen Mann und Frau ist ein Bollwerk für den planetaren Humanismus der Männer und Frauen, nicht eine Behinderung. Unsere Geschichte wird nicht erneuert werden, wenn wir diese Wahrheit ablehnen.”

Sensibilität für die verschiedenen Lebensphasen

Man müsse auch die Sensibilität für die verschiedenen Lebensphasen wiederfinden, mahnte der Papst. Dies betreffe gerade Kinder und alte Menschen, die als Menschen mit ihren Bedürfnissen ernst genommen werden müssten, ohne die Sorge um sie allein der Medizin oder der Bürokratie zu überlassen. „Eine Gesellschaft, in der all dies ausschließlich gekauft oder verkauft, bürokratisch geregelt und technisch zur Verfügung gestellt werden kann, ist eine Gesellschaft, die den Sinn des Lebens verloren hat“. Das Zeugnis des Glaubens an die Barmherzigkeit Gottes sei unabdingbar für das wahre Mitgefühl zwischen den Generationen, betonte der Papst vor den Mitgliedern seiner Akademie, unter denen mit der Umstrukturierung nun auch Nicht-Katholiken sind.

Ausdrücklich würdigte Franziskus die Vielfalt in der erneuerten Akademie. Viele Gelehrte verschiedener Richtungen und Bekenntnisse teilten die Ansicht, wie dringlich es sei, „eine authentischere Weisheit des Lebens ins Bewusstsein der Völker zu bringen“ und für das Wohl aller zu arbeiten.

Die verantwortungsvolle Begleitung des menschlichen Lebens von seiner Zeugung bis hin zu seinem natürlichen Ende, so der Papst, sei ein „Werk von Unterscheidung und liebender Intelligenz freier und begeisterter Männer und Frauen“ sowie „für Hirten, die keine Söldner sind,“ schloss der Papst seine Ansprache. (rv)

„Kein Kompromiss in Glaubensfragen möglich“

Papst FranziskusEine Einheit der Christen ist nur möglich, wenn dabei „der Inhalt des offenbarten Glaubens in seiner Gesamtheit“ bewahrt bleibt. Das sagte Papst Franziskus am Donnerstag in einer Audienz für den internationalen Dachverband von Bibelgesellschaften. „In Glaubensdingen stünde jeder Kompromiss in Widerspruch zu Gott, der die Wahrheit ist.“ Eine „Versöhnung“ der Christen untereinander lasse sich nicht „auf Kosten der Wahrheit vereinbaren“, so Franziskus unter Berufung auf die Ökumene-Enzyklika Ut unum sint seines Vorgängers Johannes Paul II. (rv)