Franziskus: „Sie rennen. Und was ist mit mir, zu Ostern 2018

Papst Franziskus hat am Vormittag die große Ostermesse auf dem Petersplatz gefeiert. Verkündigung des Auferstandenen, Eile – und eine Frage an sich selbst: über diese drei Begriffe meditierte der Papst in seiner frei gehaltenen Predigt.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Franziskus gruppierte seine Überlegungen zum Evangelium, wie oft, in drei Punkte. Erstens: Verkündigung. Der Herr ist auferstanden! Diese Nachricht war unter den ersten Christen nicht bloß Nachricht, sondern Gruß, erinnerte der Papst. Die Frauen am leeren Grab standen vor einer Überraschung. Aber so sei das mit Gott: „Vom Beginn der Heilsgeschichte an, seit Abraham, überrascht er dich“. Eine Verkündigung, die das Herz anrührt und als Überraschung kommt.

Zweitens: die Eile. Die Frauen, die das Gab leer fanden und zu Petrus und Johannes liefen, und die beiden Jünger, die ans Grab eilten, um ihrerseits zu sehen: sie rannten. „Die Überraschungen Gottes bringen uns zum Laufen, sofort, ohne abzuwarten“, sagte der Papst und fuhr mit einem praktischen Bild fort: „Die Hausfrau lässt ihre Kartoffeln im Topf zurück, später wird sie sie verkohlt finden – aber wichtig ist es, zu gehen, zu rennen, um die Überraschung zu sehen, die Verkündigung“. Gute Nachrichten werden immer in Eile weitergegeben, so der Papst.

Daran anschließen müsse sich die Frage, die jeder sich selbst stellt: „Und was ist mit mir? Habe ich ein Herz, das offen ist für die Überraschungen Gottes, bin ich dazu imstande, zu rennen, oder singe ich das Lied des „Morgen ist auch noch ein Tag“? Die beiden Jünger eilten zum Grab, fanden es leer und glaubten an die Auferstehung Christi. Franziskus lud zur offenen Gewissenserforschung ein: „Was ist mit mir, heute, zu Ostern 2018? Was ist mit mir? Und mir dir? Und mit mir?“

Der Petersplatz war zum höchsten Fest im Kirchenjahr mit 50.000 Blumen aus Holland geschmückt. Bei frühlingshaftem Wetter hatten sich mehrere Zehntausend Pilger und Besucher eingefunden. Im Anschluss an die Ostermesse spendet der Papst den feierlichen Segen Urbi et Orbi und verliest eine dazugehörende Botschaft.

Die Osterfeierlichkeiten im Vatikan fanden unter höheren Sicherheitsvorkehrungen als sonst statt. (vatican news)

Papst bittet Gott um Gnade der Scham bei Kreuzweg-Andacht am Kolosseum

ROM – Scham, Reue und Hoffnung: Darum hat der Papst beim Beten des traditionellen Kreuzwegs am heutigen Karfreitag gebetet.

Der Pontifex bat Gott, den Christen die Gnade zu schenken, sich ihrer Sünden zu schämen, Buße zu tun und die Hoffnung zu haben, dass Seine Liebe stärker ist als der Tod.

Die Kirche, so Franziskus, „die aus Sündern besteht“, möge dank Gott „trotz aller Versuche, sie in Verruf zu bringen“, weiterhin ein Licht sein, das erleuchtet und Seine grenzenlose Liebe für die Menschheit bezeuge, „eine Quelle der Gewissheit und der Wahrheit“.

Der Papst leitete den Kreuzweg am Karfreitag im Kolosseum – eine alte Praxis, die auf das Pontifikat von Benedikt XIV., der 1758 starb, zurückgeht.

Jedes Jahr wählt der Papst persönlich jemanden, der die Meditationen für die Stationen schreibt. In diesem Jahr bat er eine Gruppe italienischer Gymnasiasten.

Während früher der Papst das Kreuz von Station zu Station trug, wird es derzeit von Einzelpersonen und Familien getragen. Zu den diesjährigen Gefährten gehörten unter anderem Erzbischof Angelo Donatis, der Vikar von Rom, eine fünfköpfige Familie aus Syrien, dominikanische Ordensschwestern, die aus dem Irak geflohen sind, sowie Brüder aus dem Heiligen Land.

Heilige Scham und Buße

Christen schämten sich auch für alle Menschen, darunter auch einige Geistliche, die sich „von Ehrgeiz und Überheblichkeit betrügen ließen und ihre Würde“ verloren hätten sowie diejenigen, die künftigen Generationen eine von Spaltung und Kriegen zerrissene Welt hinterlassen haben, die „von Selbstsucht erschöpft“ ist.

Vor allem schämen sich die Christen, „weil sie ein Gefühl der Scham verloren haben“, sagte er und bat den Herrn, „gewähre uns immer die Gnade der heiligen Scham!“

In seinem Gebet am Ende der Via Crucis sagte Papst Franziskus, dass Christen, wenn sie über den blutigen Tod Jesu nachdenken, mit dem Blick des Büßers auf Ihn schauen.

Diese Buße, so sagte er, „entspringt der Gewissheit, dass nur Du uns vor dem Bösen bewahren kannst, nur Du kannst uns heilen von unserem Lepra aus Hass, Selbstsucht, Stolz, Gier, Rache und Götzendienst“.(CNA Deutsch)