Erzbischof Fisichella: „Leider existiert die Hölle

 

„Wir können nicht anders, als die Spiritualität der Barmherzigkeit weiterzuführen, die von der gesamten Kirche und Abermillionen von Gläubigen während des Jubiläums der Barmherzigkeit gelebt wurde“: Das sagt uns der Präsident des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, mit Blick auf das große Treffen der Missionare der Barmherzigkeit ab Sonntag in Rom.

Christine Seuss und Antonella Palermo – Vatikanstadt

Das von Erzbischof Fisichellas Rat organisierte Seminar wird über 550 Beichtväter aus allen Ecken der Erde für einige Tage in der Ewigen Stadt zusammenführen, auch Begegnungen mit dem Papst sind vorgesehen. Bei dieser Gelegenheit wird ihnen auch das Jahrbuch übergeben, in dem die Kontaktdaten aller 897 Missionare der Barmherzigkeit aufgeführt sind.

„Erinnern wir uns daran“, erklärt Fisichella im Gespräch mit Vatican News, „dass der Papst überraschend in seinem Brief zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit verfügt hatte, dass die Missionare der Barmherzigkeit ihren Dienst nicht beenden, sondern ihn für weitere Zeit ausführen sollten. Das ist der Grund, weshalb wir diese Tage vorgesehen haben, die im Zeichen der Reflexion, des Gebetes und der Begegnung mit Papst Franziskus stehen.“

Die Tage sollten dazu dienen, ein Resümee über die bisher geleistete Tätigkeit zu ziehen und gewissermaßen ein „Profil“ des Missionars der Barmherzigkeit zu erstellen, um daraus Lehren für den weiteren Weg der Missionare zu ziehen, betont Fisichella, der gleichzeitig auf die Bedeutung der stillen Präsenz der besonders bevollmächtigten Beichtväter hinweist. „Es ist sehr interessant, denn dies ist ein Dienst, der in vollständiger Diskretion versehen wird, doch sie sind eine enorm wichtige Präsenz für das Leben der Kirche, denn die Missionare der Barmherzigkeit sind das Zeichen dafür, dass keiner Schwierigkeiten oder Hindernisse dabei antreffen kann, die Barmherzigkeit Gottes zu spüren und zu erfahren. Die Missionare sind da, um genau das zu bezeugen.“

“ Die Kirche wird niemals sagen können, dass eine Person in der Hölle ist ”

Die vollumfängliche Barmherzigkeit Gottes also, die jeden erreicht. Doch wie passt das zusammen mit dem Konzept der Hölle, die – wir erinnern uns – nach den Worten eines italienischen Journalisten selbst Papst Franziskus in Zweifel gezogen haben soll? Der Vatikan hat die Äußerung, die der über 90-jährige Journalist in einer Tageszeitung aus dem Gedächtnis zitierte, allerdings postwendend dementiert. Fisichella meint dazu:

„Leider existiert die Hölle – und ich unterstreiche „leider“. Aber nicht, weil Gott in seiner Barmherzigkeit die Hölle will, sondern vielmehr wegen der Dickköpfigkeit des Menschen. Der Mensch ist es, der sich einbildet, er könne seine Freiheit bis ins Letzte ausreizen – und dadurch erniedrigt er sich schliesslich.“

Der Präsident des von Papst Benedikt XVI. gewollten Neuevangelisierungsrates erinnert daran, dass man vom „Mysterium des Jenseits“ spricht. „Ich gehöre der Schule an, die glaubt, dass die Hölle existiert, aber ich hoffe – hoffe – dass sie leer ist. Ich will hinzufügen, dass die Kirche mit Sicherheit sagen kann, dass eine Person heilig, also in der Anschauung Gottes ist, aber die Kirche wird niemals sagen können, dass eine Person in der Hölle ist. Das steht der Kirche nicht zu, denn es ist das letzte Gericht für einen Menschen, der vor Gott steht. Deshalb ist dies der unverletzliche und unantastbare Bereich, über den niemand richten kann. (vatican news)

Die Worte des Papstes „hören, meditieren und überlegen“

Die Papstreise wird auch ein Glaubensereignis. Das sagt der Präsident des Päpstlichen Neuevangelisierungsrates, Erzbischof Rino Fisichella, im Interview mit Radio Vatikan. Der Papst wolle die Menschen im Glauben ansprechen, das zeigten die Reisen und auch die prophetische Tat der Errichtung des Rates. Neuevangelisierung sei eine Provokation, die erlaube, die Situation der Kirche neu anzusehen. Und hierzu wird auch die Papstreise beitragen:

„Der Besuch des Papstes ist eine Vitalisierung, er ist ein neuer Vorschlag, wieder neu an das Christentum zu denken. Ein Vorschlag für den Sinn des Lebens."

Der Papst könne über die Sinnkrise sprechen, die unsere Gesellschaft erfasst habe. Als wichtigste Probleme würden die wirtschaftlichen Fragen wahrgenommen, spräche man über die ‚Krise des Abendlandes’ meine man meistens die ökonomische Krise.

„Der Papst kann sagen, dass Wirtschaft wichtig ist, aber dass das nicht das einzige Problem, nicht das erste und größte Problem für Menschen ist. Das erste Problem ist der Sinn des Lebens."

Und damit hat der Erzbischof auch seine eigene Aufgabe in Rom angesprochen, die Leitung des Rates für die Neuevangelisierung. Mit dem Namen sei eine Gefahr verbunden, man könne meinen, es würde etwas Neues erfunden. Dem ist aber nicht so, es sind neue und zeitgemäße Formen für die Verkündigung des immer gleichen Evangeliums. Auch die Idee, das für die Moderne neu zu fassen, ist nicht erst in den vergangenen Jahren entstanden:

„Man mus zurückgehen bis zum zweiten Vatikanischen Konzil und natürlich zu den Ansprachen von Johannes XXIII.. Dort kann man schon die Idee der Neuevangelisierung finden. Die Neuevangelisierung ist Teil des Lebens der Kirche nach den 27 Jahren von Papst Johannes Paul II., der immer darüber gesprochen hat."

Erzbischof Fisichella hat auch genaue Vorstellungen, was ein Erfolg der Reise sein kann:

„Es wird eine gute Reise, wenn die Leute die Worte des Papstes hören. Hören, meditieren und überlegen. Ich bin sicher, dass die Person des Papstes und seine Reden so tief und wichtig für das Leben sind. Hören und überlegen sind das Wichtigste." (rv)