Lombardi: Papst besucht 2012 womöglich den Libanon

Der Jesuitenpater Lombardi sprach gegenüber dem italienischen Fernsehen von einer Möglichkeit, dass Papst Benedikt im neuen Jahr „den Nahen Osten und konkret den Libanon" besuchen wird. Das sei allerdings im Moment „mehr eine Hoffnung und noch keine Gewissheit", so der Leiter des Vatikanischen Pressesaales. Benedikt XVI. wird wohl 2012 das Schlussdokument der Sonderbischofssynode zum Nahen Osten vorstellen. Die Synode hatte im Oktober 2010 im Vatikan getagt, kurz vor dem Ausbruch des arabischen Frühlings. Eine der Fürbitten in St. Peter wurde an diesem Sonntag übrigens auch in arabischer Sprache vorgetragen. (rv)

Vatikan: „Den Christen dabei helfen, im Nahen Osten zu bleiben“

Der Vatikanverantwortliche für das Gespräch mit dem Islam „kann verstehen, dass die Christen im Nahen Osten nicht gerade begeistert sind vom interreligiösen Dialog". Das sagte Kardinal Jean-Louis Tauran an diesem Wochenende in Rom. Oft fühlten sich die Christen in den mehrheitlich islamischen Ländern „als Bürger zweiter Klasse"; das führe sie in die Versuchung, sich von ihrer Umgebung abzuschotten. Aber der interreligiöse Dialog sei letztlich eine Hilfe für sie, „denn er wendet sich gegen Fremdenhass und Hass-Ideologien". Kardinal Tauran leitet den Päpstlichen Rat für den Dialog der Religionen. (rv)

 

Naher Osten: „Friedensgespräche noch von Misstrauen gezeichnet“

 

Frieden auf Distanz kann es nicht geben. Das hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angesichts der seit einer Woche wiederaufgenommenen Verhandlungen zwischen Palästina und Israel betont. Friedensakteur und Vermittler ist der US-Diplomat für den Mittleren Osten, George Mitchell. Mit seiner Hilfe soll die nunmehr seit 18 Monaten vorhaltende Pattsituation zwischen Israeli und Palästinensern überwunden werden – Begegnungen von Angesicht zu Angesicht sollen folgen. Der Kustos des Heiligen Landes, Pater Pierbattista Pizzaballa, dämpft jedoch allzu euphorische Hoffnungen und erklärt gegenüber Radio Vatikan:

„Um ehrlich zu sein, ist noch nicht von einem positiveren Klima die Rede. Das wäre auch noch völlig verfrüht. Schließlich kommen wir aus einer Phase ohne jegliche Verhandlungen, dafür aber voller gegenseitiger Verdächtigungen – wenigstens auf politischer Ebene. Und um das hinter uns zu lassen, braucht es mehr, als zögerliche Zusammenkünfte. Man wird abwarten müssen, ob die ersten Treffen das Eis zwischen den beiden Verhandlungspartnern brechen oder ob zum hundertsten Mal taktiert wird, ohne dass sich an der Situation etwas verändert. Die öffentliche Meinung dazu ist eher etwas unterkühlt. Und ähnlich bewerten das auch die Zeitungen."

Von „Gesprächen auf Umwegen" über den von Obama entsandten Diplomaten Mitchell ist die Rede. Zwischen den Stühlen sitze dieser, heißt es im Medienecho, weil sich Israeli und Palästinenser nicht gemeinsam an einen Tisch bringen ließen. Sind die Spannungen wirklich derart stark?

„Im Alltag spüren wir das nicht so deutlich. Zu lange schon ist die Situation unverändert. Hinsichtlich der Gespräche fehlt aber sicherlich das gegenseitige Vertrauen, das erstmal da sein müsste, um schließlich auch die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen. So kann man nur hoffen, dass sich an die indirekten Gespräche eine direktere Phase von größerer Reichweite anschließen wird. Das bleibt aber abzuwarten. Die Fronten sind sehr stark verhärtet."

Die Hoffnung auf den Umbruch bleibe aber trotz aller Schwierigkeiten bestehen, so Pizzaballa:

„Wir müssen einfach das Beste hoffen, auf allen Ebenen auf einen Wandel hinarbeiten. Als Christen müssen wir dafür auch beten. Und Andere davon überzeugen, dass es so nicht weitergehen kann, dass wir nicht resignieren dürfen. Wir befinden uns auf dem Land der Propheten. Schon deshalb sind wir dazu aufgerufen, auch das zu sehen, was noch nicht da ist. Und dann sind wir als Kirche ja auch eine internationale Gemeinschaft. Und wir brauchen die Anteilnahme der internationalen Kräfte an unserer Situation vor Ort."

Deshalb wünscht sich der Kustos des Heiligen Landes auch mehr Aufmerksamkeit durch die internationale Presse:

„Denn die Medien nehmen großen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Frieden wird nicht von zwei Staatsoberhäuptern gemacht, die einen Vertrag unterschreiben: Der Friede ist vielmehr eine Frage von Mentalität und Denkart. Er ist wie ein Fluss, der nach und nach alle Gesellschaftsbereiche durchströmen muss. Deshalb kommt den Medien eine äußerst große Verantwortung zu. Leider folgen sie jedoch oft einer eigenen Logik und sind mehr an Sensationen als an der Friedensstiftung interessiert." (rv)