USA: Unterschriften gegen Kardinal Mahony

Cardinali Del Terzo Millennio,edizione 1996 LEVEine Gruppe namens „Catholic United“ hat eine Online-Petition gestartet. Sie will verhindern, dass der frühere Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, am bevorstehenden Konklave teilnimmt. Mahony hatte eingeräumt, Priester versetzt zu haben, um sie vor einer Strafverfolgung in Kalifornien wegen Missbrauchs von Kindern bzw. Jugendlichen zu bewahren. Der Kardinal verweist allerdings auf einen Lernprozess, den er im Lauf der Jahrzehnte durchgemacht habe. In seinem Blog schreibt er jetzt, in den letzten Tagen sei er „wiederholt gedemütigt worden“. Die Petition gegen Mahony erfährt in den Vereinigten Staaten großes Medienecho; der Kardinal könne „froh sein, dass er nicht im Gefängnis sitzt“, urteilt etwa die „Washington Post“.

Kurienkardinal Velasio de Paolis hält dagegen, nach den geltenden Vorschriften habe jeder wahlberechtigte Kardinal das Recht und die Pflicht zur Teilnahme am Konklave. De Paolis ist ehemaliger Sekretär des obersten Kirchengerichts, der Apostolischen Signatur. Der Tageszeitung „La Repubblica“ sagte er, Mahony könnte nur von einer Person mit „höchster Autorität“ die Empfehlung zu einer Nichtteilnahme am Konklave erhalten. Von Benedikt XVI. werde eine solche Initiative nach seiner Auffassung nicht ausgehen. „Sein Gewissen muss entscheiden, ob er kommen soll“, sagte de Paolis mit Blick auf Mahony wörtlich. (rv)

D: Streit um Missbrauchserforschung

DeutschlandEs sollte einer der Meilensteine bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale sein: das Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige. Mitte Juli 2011, also ein Jahr nach Beginn der Aufdeckung der Missbrauchsskandale, stellten die deutschen Bischöfe das Projekt vor; es sollte vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt werden. Doch jetzt brechen die Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit dem Institut „mit sofortiger Wirkung“ ab. Der Grund: Sie haben das Vertrauen zu dessen Leiter, dem Professor Christian Pfeiffer, verloren.

„Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet.“ So heißt es unverblümt in einem Presse-Statement des Verbands der deutschen Bistümer an diesem Mittwoch. „Das Kommunikationsverhalten“ Pfeiffers „gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern“ habe „leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen“. Um eine „einvernehmliche Lösung“ habe man sich bemüht, doch leider vergebens. Die Bistümer suchen nun nach einem neuen Vertragspartner für eine kriminologische Erforschung des Themas Missbrauch und Kirche. Dazu werde es „in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben“. Den Bischöfen liege weiterhin an einer „gründlichen und transparenten Aufarbeitung“ – das zeigten die Telefon-Hotline, die neuen Leitlinien zum Thema, Schadensersatzzahlungen und ein weiteres Gutachten, durchgeführt von Forschern der Uni Duisburg-Essen. Dieses Gutachten, bereits abgeschlossen, wurde im vergangenen Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Forschungsprojekt, das jetzt in schwieriges Fahrwasser geraten ist, war ehrgeizig: Akten in allen Bistümern sollten ausgewertet, Täter und Opfer befragt werden. Geplant war die global umfassendste Studie zum Thema Missbrauch im kirchlichen Raum seit 1945. Pfeiffer erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen die deutschen Bischöfe: Das Projekt sei „an den Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche gescheitert“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Entgegen der ursprünglichen Vereinbarung habe die Kirche darauf beharrt, über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse sowie über die Auswahl der beteiligten Wissenschaftler bestimmen zu dürfen. Die Kirche wies diese Vorwürfe zurück.

Pfeiffer unterstrich im Deutschlandfunk, dass er sein Forschungsprojekt auf freiwilliger Basis fortsetzen werde. „Wir versuchen jetzt zu retten, was zu retten ist, indem wir bundesweit alle Opfer bitten, die wir sonst über die Kirche gebeten hätten.“ Bereits im vorletzten Jahr habe er im Auftrag der Bundesregierung 11.500 Menschen befragt, ob sie Opfer gewesen seien. Dadurch habe er Informationen zu 500 Personen erhalten, die Opfer von Lehrern, Eltern oder Familienangehörigen geworden seien. „Das möchten wir jetzt gerne vergleichen mit den Angaben derer, die Opfer von Priestern geworden sind, und hoffen, dass sich möglichst viele an dieser freiwilligen Untersuchung beteiligen.“

Pfeiffer sprach auch von Hinweisen, dass in mehreren Diözesen Missbrauchsakten vernichtet würden. Doch das weist der Vorsitzende des Verbands deutscher Diözesen, Hans Langendörfer, zurück. „Für eine Vernichtung von Täterakten habe ich keinerlei Anhaltspunkte“, so der Jesuitenpater. Das Projekt sei unter anderem an offenen Fragen des Datenschutzes gescheitert, etwa wie man personenbezogene Daten von Opfern und Tätern anonymisiere. Die Kirche habe sich beim Streitpunkt Veröffentlichung der Ergebnisse kompromissbereit gezeigt, betonte Langendörfer. Doch inzwischen sei das Vertrauensverhältnis zu Pfeiffer „zerrüttet“. (rv)

Vatikan/England: „Bewusstseinsbildung in Sachen Missbrauch muss immer weitergehen“

Der Wille zur Aufklärung und Prävention von sexuellem Missbrauch durch Kleriker zeigt sich im Befolgen der päpstlichen Lehre; Benedikt XVI. sei der „perfekte Steuermann", um das „Schiff Petri" aus diesem Sturm herauszufahren. Das hat jetzt der Missbrauchsbeauftragte der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre betont. Der aus Malta stammende Priester Charles Scicluna hält sich in diesen Tagen in London auf, wo er an einem Theologenkongress zum Thema Missbrauch teilnahm. Auf die Frage unserer englischen Kollegin, ob es im Vatikan bis jetzt eine ausreichende Reflektion darüber gegeben habe, welche Strukturen Missbrauch begünstigen können, sagte Scicluna:

„Der Wille dazu ist klar, wenn die Lehre des Heiligen Vaters befolgt wird. Wir wissen, dass er klare und theologisch fundierte Worte zum Thema findet, aber auch sehr inspirierende Worte, für alle. Der Vatikan ist aus Menschen gemacht, und wir sind alle auf dem Weg der Bekehrung. Aber wenn wir sagen wollen, wo das Schiff Petri hinfährt, müssen wir darauf schauen, wer es fährt. Meiner Meinung nach ist Benedikt XVI. der perfekte Steuermann in diesen Fragen. Hier gibt es eine unbestrittene Führerschaft."

In der interdisziplinären Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sieht Scicluna große Chancen für den Kampf gegen das Phänomen. Auf der Konferenz von London sei einmal mehr klar geworden, dass es eine Öffnung der Diskussion brauche, die Bewusstseinsbildung müsse immer weitergehen:

„Wir müssen weiter offen sein gegenüber Diskussionen, die inklusiv sind (…) Das bedeutet, die Mitverantwortung der Laien und der Theologen zu stärken, damit sie eine kirchliche Realität im eigentlichen Sinne lehren. Sie versuchen Antworten auf die Folgen von Machtmissbrauch zu geben, und dazu gehört auch der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen, eine Plage in der Kirche." (rv)

USA: Erzbistum Philadelphia kommt nicht zur Ruhe

Die Erzdiözese Philadelphia kommt im Skandal um sexuell missbrauchte Jugendliche nicht zur Ruhe. Ein 56-jähriger Priester wird jetzt wegen eines Übergriffs auf einen Ministranten im Jahr 1997 angeklagt. Ein weiteres Verfahren gegen einen anderen Priester will die Staatsanwaltschaft wieder aufnehmen. Sie geht insgesamt davon aus, dass es noch weitere Opfer sexueller Gewalt in der Erzdiözese Philadelphia gibt. Die laufenden Strafverfahren könnten noch mehr Betroffene ermutigen, sich bei den Behörden zu melden, erklärte der Generalstaatsanwalt. Einige Tage zuvor ist erstmals ein hochrangiger Geistlicher zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil einer den sexuellen Missbrauch von Kindern durch einen Priester gedeckt hatte. (rv)

Missbrauchsfälle werden geprüft

Der Vatikan prüft Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Mitglieder der „Legionäre Christi". Das hat Papstsprecher Federico Lombardi Journalisten gegenüber bestätigt. Die „kompetenten kirchlichen Oberen" hätten „die gültigen Normen befolgt und einige Fälle, die fast alle schon Jahrzehnte zurückliegen, der Glaubenskongregation gemeldet". Die „Legionäre Christi" sind in einer schweren Krise, seit bekannt wurde, dass ihr 2008 verstorbener Gründer Marcial Maciel Degollado Minderjährige mißbraucht und mindestens zwei Kinder gezeugt hatte. (rv)

Niederlande: Abschlußbericht über kirchliche Mißbrauchsfälle

Mit Scham und Schmerz reagieren die Bischöfe und Ordensoberen auf den Abschlußbericht über kirchliche Mißbrauchsfälle. In ihrer Erklärung sprechen sie von der Schuld der Täter, aber auch der kirchlichen Vorgesetzten, die sich im Umgang mit solchen Fällen nicht zuallererst von der Sorge für die Opfer leiten ließen. Jetzt wollen sie für Entschädigungen und andere Hilfen für die Opfer sorgen. Der Bericht der unabhängigen Untersuchungskommission über die Jahre 1945 bis 2010 stellt fest, mehrere zehntausend Minderjährige seien an kirchlichen Einrichtungen der Niederlande Opfer von sexuellen Übergriffen geworden. Das Ausmaß dieser Übergriffe sei zwar „prozentual betrachtet relativ gering, aber an den absoluten Zahlen gemessen ein großes Problem". Hinsichtlich des Ausmasses sexueller Übergriffe unterschieden sich katholische Schulen und Internate nicht signifikant von Einrichtungen in anderer Trägerschaft.

Der frühere Erzbischof von Utrecht, Kardinal Adrianus Johannes Simonis, anerkennt in einer Stellungnahme, „dass aus Sicht der Regierung auch unter meiner Verantwortung auf einige Fälle nicht adäquat reagiert worden ist". Das erfülle ihn „mit großer Bitterkeit". Kardinal Simonis bezieht sich auch auf ein Interview vom März letzten Jahres; darin hatte er auf die Frage, ob die niederländischen Bischöfe von Missbrauchsfällen an kirchlichen Einrichtungen wüssten, mit Nein geantwortet. (rv)

Missbrauch in Irland: Vatikan bestellt Nuntius zu Konsultationen ein

Der Vatikan beruft seinen Botschafter in Irland zu Konsultationen ein. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Montag bekannt. Mit der Einberufung des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Giuseppe Leanza, reagiere das Staatssekretariat auf die Veröffentlichung des so genannten Cloyne-Reports und vor allem auf die Reaktionen staatlicherseits darauf, heißt es in einer kurzen Mitteilung.
Gemeint sind unter anderem die Anschuldigungen, die Premierminister Enda Kenny am Mittwoch öffentlich im Parlament machte. Er hatte behauptet, der Vatikan mische sich im Umgang mit sexuellem Missbrauch in die inneren Angelegenheiten einer souveränen Republik ein. Daraus hatte er den Schluss gezogen, dass die Beziehungen zwischen Irland und dem Vatikan nicht mehr die gleichen bleiben könnten. In den Medien war über die Ausweisung des Botschafters gesprochen worden.
Erzbischof Diarmuid Martin von Dublin hatte in den letzten Tagen noch dazu aufgerufen, Staat und Kirche müssten gemeinsam den Kindesmissbrauch und den Umgang damit angehen. Auch der Vatikan hatte versucht, die Debatte zu versachlichen. So hatte Pressesprecher Pater Federico Lombardi noch am vergangenen Donnerstag gesagt, es sei wünschenswert, dass über „solche dramatischen Themen mit der notwendigen Objektivität" gesprochen werde. Zugleich bekräftigte der Vatikansprecher, dass der Heilige Stuhl auf „angemessene Weise" auf die Anfrage der irischen Regierung zum Bericht über sexuellen Missbrauch in der südirischen Diözese Cloyne antworten werde. Nur eine sachliche Debatte könne dem Schutz der Kinder helfen und darüber hinaus das Vertrauen in der Kirche wieder herstellen.

Im März 2010 hatte Papst Benedikt XVI. in einem Brief an die Kirche von Irland eine apostolische Visitation angekündigt, die aber bis heute noch nicht abgeschlossen ist. In seinem Brief schrieb der Papst, dass die Visitation dazu diene, der Kirche im Land bei ihrer Erneuerung zu unterstützen.

Der stellvertretende Pressesprecher des Vatikan, Pater Ciro Benedettini, fügte im Anschluss an die Vatikanerklärung auf Nachfrage von Journalisten an, dass es darum gehe, gemeinsam mit dem Nuntius eine offizielle Antwort des Vatikan auf den Cloyne Report zu formulieren. Das Einbestellen sei aber auch ein Zeichen dafür, wie schwerwiegend die Situation im Augenblick sei. Es zeige auch, wir überrascht und betrübt der Vatikan über „einige übertriebene Reaktionen" sei. (rv)

Lombardi: „Ein Jahr des Zuhörens für Benedikt XVI.“

Das Jahr 2010 neigt sich seinen Ende zu und damit auch ein nicht leichtes Jahr für die Weltkirche und den Papst: Der Missbrauchsskandal, der Irlands und Deutschlands Kirche erschütterte – er war wohl einer der schwierigsten Momente des deutschen Papstes. Im Interview mit Radio Vatikan lässt Vatikansprecher Federico Lombardi das letzte Jahr Revue passieren. Er erinnert an die „Entschiedenheit", mit der Papst Benedikt XVI. auf den Missbrauchsskandal reagierte – in vielfacher Weise, meint Lombardi:
 „Der Papst hat einerseits mit dem Hirtenbrief an Irlands Kirche und Gläubigen ein Zeichen gesetzt; zweitens hat die Glaubenskongregation im Juli mit der Verschärfung der Normen zum Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche reagiert. Der Papst hat aber auch persönlich in vielfacher Weise gehandelt und ein Beispiel dafür gegeben, wie ein solches Problem konfrontiert werden sollte. Er hat Bereitschaft zum Zuhören und Verständnis gezeigt, als er sich mit Missbrauchsopfern bei verschiedenen Gelegenheiten traf und an ihrem Leid Anteil nahm. Dann hat er die Kirche mehrmals zu tiefer Erneuerung aufgerufen. Denken wir zum Beispiel an seine Worte zum Abschluss des Priesterjahres, die uns alle sehr tief berührt haben. Und dann hat er konkret alle ermutigt, die für die Prävention und Heilung von Missbrauch arbeiten, so hat er zum Beispiel auf seiner Großbritannienreise solche Menschen getroffen."
Auch die Episkopate hätten schnell reagiert, so Lombardi. Hier erwähnt der Vatikansprecher explizit die Deutsche Bischofskonferenz, die mit der Veröffentlichung der neuen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche mit „Entschiedenheit" reagiert habe. Der Missbrauchsskandal habe deutlich gemacht, dass es tiefer über Sexualität nachzudenken gelte, so Lombardi:
„Es geht hier nicht nur um die Heiligkeit des Priestertums, sondern auch ein vertieftes Nachdenken über Sexualität und Respekt vor der Person in der heutigen Welt. Dieser Respekt gegenüber jungen und schwächeren Menschen fehlt oftmals. Ich hoffe, dass dieses Drama für die Kirche ein Impuls zur Erneuerung sein kann und zu einem noch stärkeren Einsatz für den Schutz der Heiligkeit des Lebens führt – auch in anderen Bereichen." (rv)

Papst belässt zwei irische Bischöfe im Amt

Sie hatten dem Papst ihren Rücktritt angeboten, weil sie an der Vertuschung von Missbrauchsskandalen beteiligt gewesen sein sollen: die zwei Weihbischöfe der irischen Hauptstadt Dublin, Eamonn Walsh und Raymond Field. Doch Benedikt XVI. hat offenbar beschlossen, die Rücktritte nicht anzunehmen. Die zwei „auxiliary bishops" bleiben auf ihrem Posten.
 Es ist der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin, der die Entscheidung aus Rom in einem Brief seinem Klerus mitgeteilt hat. Das vertrauliche Schreiben wurde vom Erzbistum nicht veröffentlicht, doch die Nachrichtenagentur ap zitiert daraus. Danach habe der Vatikan beschlossen, die Aufgaben zu überprüfen, die die zwei Weihbischöfe künftig im Erzbistum wahrnehmen werden. Papstsprecher Federico Lombardi erklärte der Nachrichtenagentur, der Vatikan gehe nur dann an die Öffentlichkeit, wenn der Rücktritt eines Bischofs angenommen, nicht wenn er zurückgewiesen werde.
Diarmuid Martin ist seit 2004 Erzbischof von Dublin. Angesichts des Missbrauchsskandals, der der irischen Kirche wie kaum einer anderen zu schaffen macht, ist der frühere Vatikan-Diplomat Martin immer deutlich für schonungslose Offenheit eingetreten. Eine unabhängige Kommission zum Erzbistum Dublin hat Ende November mehr als zehn Bischöfen, darunter auch mehreren noch aktiven, vorgeworfen, binnen zwanzig Jahren mehr als 170 Missbrauchs- oder Gewalttäter aus dem Klerus gedeckt zu haben. Erzbischof Martin hatte die Kommission unterstützt, indem er tausende von vertraulichen Dokumenten veröffentlichte.
Im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen hatte Papst Benedikt in den letzten Monaten den Rücktritt von zwei Bischöfen angenommen: Beide, Donal Murray von Limerick und James Moriarty von Kildare, waren frühere Weihbischöfe von Dublin, und beide waren im Kommissionsbericht kritisiert worden. Die jetzigen Weihbischöfe Walsh und Field hatten Vertuschungsvorwürfe zurückgewiesen; an Weihnachten allerdings erklärten sie in einem gemeinsamen Statement, dass sie den Papst um ihren Rücktritt gebeten hätten. Damit wollten sie „dazu beitragen, den Opfern und Überlebenden von sexuellem Missbrauch den Frieden und die Versöhnung Jesu Christi zu bringen". Weiter hieß es in dem Text: „Wir entschuldigen uns erneut bei ihnen."
Im Vatikan traf sich Papst Benedikt im Februar 2010 mit den irischen Bischöfen zu einem Krisengipfel zum Thema sexueller Missbrauch. Einen Monat später veröffentlichte er einen Hirtenbrief zu diesem Thema. (rv)

Zollitsch: „Heute wissen wir es besser“

Seit Sonntag ist Erzbischof Robert Zollitsch wieder in den Medien, in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ging er noch einmal auf einen Fall vor fast zwanzig Jahren ein, bei dem ihm – dem damaligen Personalreferenten – und anderen Mitgliedern der Bistumsleitung vorgeworfen worden war, sie wären einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch gegen einen Priester nicht nachgegangen. Am Montag legte das ARD Magazin Report Mainz nach und brachte den Vorwurf, es sei damals vertuscht worden, noch einmal vor. Zollitsch hatte in seinem Interview Fehler eingeräumt, man habe vor allem Schaden abwenden wollen, heute wisse man mehr und sehe viele Dinge anders.
 Der Generalvikar des Erzbistums Freiburg geht in einer Stellungnahme auf der Bistumswebsite ebenfalls auf die Vorwürfe ein:
„Diese Vorwürfe sind weder neu noch gerechtfertigt, denn es ging auch den damals Verantwortlichen unseres Erzbistums nicht darum, etwas zu vertuschen, sondern Schaden zu begrenzen und Missbrauch zu verhindern. Heute wissen wir mehr und wir arbeiten diese Vorfälle von sexuellem Missbrauch in früheren Jahrzehnten selbstkritisch auf. Daraus lernen wir."
Der Ortspfarrer, dem Missbrauch an mindestens 20 Jugendlichen vorgeworfen werden, sei in den Ruhestand versetzt worden, die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet worden. Auch die Gemeinde wurde nicht informiert, da der Priester als selbstmordgefährdet galt und diese Anzeige – in damaliger Sicht – auch den Opfern nicht geholfen hätte.
„Auch früher wurde vieles unternommen, was aus damaliger Sicht hilfreich schien. Mit dem Blick von heute bedauern wir, dass die Verantwortlichen im Ordinariat Freiburg früher nicht konsequenter vorgegangen sind. Deswegen hat Erzbischof Robert Zollitsch Opfer und ihre Angehörigen auch in einem persönlichen Gespräch um Verzeihung gebeten. (rv)