Vatikan veröffentlicht Statut für Mediensekretariat

Msgr Dario ViganoRadio Vatikan und KNA berichten heute:

„Das vatikanische Sekretariat für die Kommunikation hat seine offiziellen Statuten veröffentlicht. Damit kann die Einrichtung ihre geregelte Arbeit aufnehmen. Die sechs Seiten umfassenden Bestimmungen sollen am 1. Oktober in Kraft treten. Künftig sollen die bisher getrennten Medienaktivitäten gebündelt werden. Die Neuregelung sieht vor, dass das vatikanische Presseamt eine Sonderstellung innerhalb der neuen Behörde behält. Sie ist Teil von den insgesamt fünf Abteilungen, die es künftig geben wird.

Die neue Vatikaneinrichtung für die Medien und Kommunikation wurde vor 15 Monaten ins Leben gerufen. Geleitet wird das Mediensekretariat von Dario Edoardo Viganò, den Franziskus bereits im Juni 2015 dazu ernannt hatte. Zuvor war Viganó Leiter des vatikanischen Fernsehdienstes CTV.

Unter den fünf Abteilungen kümmert sich die „technische Stelle“ für die Wartung der Infrastruktur und ihrer Weiterentwicklung. Eine „verlegerische Abteilung“ hat außer dem Verlagsgeschäft auch die „strategische Entwicklung neuer Kommunikationsformen“ zur Aufgabe. Zugleich soll sie eine „wirksame Integration der traditionellen Medien in die digitale Welt“ vorantreiben, wie es weiter heißt. Eine „Pastoraltheologische Abteilung“ soll theologische Konzepte von Kommunikation erarbeiten. Einer „Abteilung für allgemeine Angelegenheiten“ obliegt die Personalführung, Verwaltung und interne Kontrolle.

Unter dem Dach des vatikanischen Mediensekretariats sollen der Sender Radio Vatikan, die Zeitung „L´Osservatore Romano“, der Fernsehdienst CTV, der vatikanische Internetdienst, die Verlagsbuchhandlung LEV, die Druckerei sowie der Fotodienst gebündelt werden. Die Eingliederung soll schrittweise erfolgen. So ist etwa der päpstliche Medienrat bereits vollständig im Mediensekretariat aufgegangen, während etwa Radio Vatikan vorerst noch wie bisher weiterarbeitet.“ (rv/kna)

Kardinal Müller: Schritt halten mit der Prophetie

Kardinal Müller„Iuvenescit Ecclesia – die Kirche verjüngt sich“: So heißt ein Brief der Glaubenskongregation an die Bischöfe, der nächsten Dienstag im Vatikan vorgestellt wird. Thema ist das oft heikle Verhältnis kirchlicher Bewegungen und Gruppen zur Hierarchie. Dürfen Bewegungen schalten und walten, wie sie wollen, oder müssen sich an die Vorgaben des zuständigen Ortsbischofs halten? Das dürfte eine der Fragen sein, die das vom Papst schon im letzten März approbierte Papier behandelt.

In der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ gab der Präfekt der Kongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, bereits vorab einige Grundlinien des Dokuments preis. Was der Heilige Geist im Volk Gottes aufrühre, sei „eine Gnade für das ganze Volk Gottes“. Allerdings bedeuteten diese Gaben „oft eine grundstürzende Neuheit“ und bedürften der „Reinigung“. „Man könnte sagen: Sie sind ein wenig wie Kinder, die ungeplant zur Welt kommen“, so der Kardinal. „Aber wer wirklich Vater bzw. Mutter ist, liebt diese Kinder, sobald sie zur Welt kommen, und sorgt für sie wie für seine anderen, ja sogar noch mehr!“

Müller zeichnet die neuen kirchlichen Bewegungen in den Rahmen eines Pontifikats ein, das die Kirche immer wieder zum Aufbruch, zum „Hinausgehen“ drängt. Einige Teile der Kirche haben nach seiner Beobachtung Schwierigkeiten mit dieser Aufforderung des Papstes. „Es ist schwierig, mit der Prophetie Schritt zu halten“, sagt der deutsche Kurienkardinal dazu. „Aber es ist ja auch nicht die Schrittgeschwindigkeit, auf die es eigentlich ankommt. Was zählt, ist, dass das ganze Volk Gottes und alle Teile der Kirche, jeder mit seiner Geschwindigkeit und seinen eigenen Gaben, ja sogar Schwächen, sich in die richtige Richtung auf den Weg machen.“ Das sei immer mit etwas „Mühe“ und einem „Aspekt des Kreuzes“ verbunden.

Es stimme, dass Papst Franziskus die Bewegungen immer wieder beredt davor warne, den Heiligen Geist „nicht in einen Käfig zu sperren“. Das bedeute aber nicht, dass er ihnen skeptischer gegenüberstehe als seine Vorgänger. Gegen allzu viel Selbstbezogenheit hilft nach Müllers Einschätzung, „sich in den Dienst eines Projekts oder von Bedürfnissen zu stellen, die größer sind als die eigenen Pläne oder Bedürfnisse“. Das gelte im übrigen „für alle Gläubigen ohne Ausnahme“, auch die Bischöfe. (rv)

Barmherzigkeit, Sühne, Glauben: Interview mit Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI.Ein Interview des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat aufhorchen lassen. In einem Zitat, das am Mittwoch daraus bekannt wurde, würdigt Benedikt seinen Nachfolger Franziskus dafür, dass er die göttliche Barmherzigkeit zu einem Leitthema seines Pontifikats gemacht hat. Es ist die erste „öffentliche“ Äußerung des emeritierten über den amtierenden Papst.

An diesem Donnerstag hat die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ auf einer Doppelseite den gesamten Text des Interviews auf Italienisch veröffentlicht. Daraus wird deutlich, dass der Akzent des vom Jesuiten Jacques Servais geführten Interviews vor allem auf dem Thema der Rechtfertigung des Menschen vor Gott liegt – einem Thema, das vor fünfhundert Jahren zum Anstoß der Reformation durch Martin Luther wurde.

Papst Benedikt äußert sich zunächst zum kirchlichen Charakter des Glaubens. „Einerseits ist der Glaube ein zutiefst persönlicher Kontakt zu Gott, der mich im Innersten anrührt und mich in völliger Unmittelbarkeit vor den lebendigen Gott stellt“, so Benedikt. Doch gleichzeitig habe „diese zutiefst persönliche Realität untrennbar mit Gemeinschaft zu tun“. „Es gehört zur Essenz des Glaubens, mich einzuschreiben ins Wir der Kinder Gottes, in die pilgernde Gemeinschaft der Brüder und Schwestern.“ Glauben löse aus der Isolation und füge den Glaubenden in die Gemeinschaft der Kirche ein.

Die Kirche wiederum habe sich „nicht selbst geschaffen“, sondern werde „fortwährend von Gott gebildet“; sie produziere nicht sich selbst, sondern solle zur Begegnung mit Christus führen; man trete in sie „nicht durch einen bürokratischen Akt“ ein, sondern durch das Taufsakrament. „Eine Seelsorge, die die geistliche Erfahrung der Gläubigen anleiten will, muss von diesen Grundgegebenheiten ausgehen“, so Benedikt XVI.

„Als ob Gott sich rechtfertigen müsse, nicht der Mensch“

An diesem Punkt bringt der Interviewer die Rechtfertigungslehre ins Spiel. Luthers Erfahrung sei von der „Angst vor dem Zorn Gottes“ geprägt gewesen; dieses Gefühl sei „dem modernen Menschen eher fremd“. Wie könne die Rechtfertigungslehre des Paulus denn den Menschen von heute überhaupt noch erreichen? Das greift der emeritierte Papst auf: „Für den Menschen von heute haben sich die Dinge im Vergleich zur Zeit Luthers und zur klassischen Perspektive des christlichen Glaubens gewissermaßen umgekehrt. Es ist gar nicht mehr der Mensch, der glaubt, die Rechtfertigung vor dem Angesicht Gottes nötig zu haben; vielmehr ist er der Ansicht, es sei Gott, der sich für alle furchtbaren Dinge, die es auf der Welt gibt, und angesichts des Elends des Menschen rechtfertigen müsste – alles Dinge, die letztlich ja von ihm (Gott) abhängen.“

Benedikt XVI. weist darauf hin, dass ein (ungenannter) katholischer Theologe den Kreuzestod Jesu so deute, als sei Christus „nicht für die Sünden der Menschen gestorben, sondern um sozusagen die Schuld Gottes zu sühnen“. Das sei zwar „eine drastische Umkehrung unseres Glaubens“, die sicher von den meisten Christen nicht geteilt werde, doch lasse sie „eine Grundtendenz unserer Zeit hervorscheinen“. Johann Baptist Metz habe mit seiner Forderung, die heutige Theologie solle „theodizeeempfindlich“ sein, „dasselbe Problem auf positive Weise unterstrichen“. „Der Mensch von heute hat ganz allgemein das Gefühl, dass Gott doch den größten Teil der Menschheit nicht verlorengehen lassen kann. In diesem Sinn ist die Sorge um das Heil, die für eine Zeit typisch war, größtenteils verlorengegangen“, äußerte Papst Benedikt.

Der Begriff der Barmherzigkeit als „Zeichen der Zeit“

Dennoch, so fährt der emeritierte Papst fort, spürten viele Christen auch weiterhin, „dass wir Gnade und Erlösung brauchen“. „Für mich ist die Tatsache, dass der Begriff von der Barmherzigkeit Gottes immer zentraler und dominanter wird, ein Zeichen der Zeit.“ Die Tendenz sei von der heiligen Faustina Kowalska ausgegangen und habe Papst Johannes Paul II. „zutiefst geprägt“. „Papst Franziskus liegt gänzlich auf dieser Linie. Seine pastorale Praxis drückt sich genau durch die Tatsache aus, dass er zu uns kontinuierlich über die Barmherzigkeit Gottes spricht. Es ist die Barmherzigkeit, die uns zu Gott hinbewegt, während seine Gerechtigkeit uns erschreckt. Meiner Meinung nach zeigt das, dass der Mensch von heute unter der Patina der Selbstsicherheit und Selbstgerechtigkeit doch im Tiefsten um seine Wunden und seine Unwürdigkeit im Angesicht Gottes weiß.“

Er halte es daher für „keinen Zufall“, dass das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter „besonders anziehend für die Zeitgenossen“ sei, so der bald 89-jährige Papst Benedikt: Die Menschen von heute hofften offenbar im Innersten, „dass der Samariter ihnen zu Hilfe kommt, sich über sie beugt, Öl auf ihre Wunden gießt, sich um sie kümmert und in Sicherheit bringt“.

„Letztlich wissen sie, dass sie die Barmherzigkeit Gottes und sein Feingefühl brauchen. In der Härte der technisierten Welt, in der die Gefühle nichts mehr gelten, wächst doch die Erwartung einer rettenden Liebe, die vorbehaltlos gegeben wird. Mir scheint, dass sich im Thema der göttlichen Barmherzigkeit das, was die Rechtfertigung durch den Glauben bedeutet, auf neue Weise ausdrückt. Von der Barmherzigkeit Gottes ausgehend, die alle suchen, kann man auch heute den Kern der Rechtfertigungslehre neu interpretieren und ihn in seiner ganzen Relevanz darstellen.“

„Nur unbegrenzte Liebe kommt gegen das Böse an“

Im weiteren Fortgang des Gesprächs wird dann die Frage vertieft, in welcher Hinsicht der Tod Jesu am Kreuz eine Sühne für die Sünden der Menschen war. Es gelte, „auf neue Weise die Wahrheit hinter einer solchen Ausdrucksweise zu verstehen zu versuchen“, so der emeritierte Papst. „Von der Trinitätstheologie ausgehend“ sei es „vollkommen falsch“, einem vermeintlich „auf Gerechtigkeit bestehenden Vater“ einen „gehorsamen Sohn“ gegenüberzustellen, „der die grausame Forderung der Gerechtigkeit akzeptiert“. „Vater und Sohn sind eins, und darum ist auch ihr Wille intrinsisch ein einziger. Wenn der Sohn am Ölberg mit dem Willen des Vaters ringt, dann nicht, weil er eine grausame Verfügung Gottes akzeptieren müsste, sondern weil er die Menschheit ins Innere des Willens Gottes hineinziehen will.“

Die Antwort auf die Frage „Warum das Kreuz und die Sühne“ könne man, so fährt Benedikt XVI. fort, „heute auf neue Weise formulieren“. Das „unglaublich schmutzige Ausmaß des Bösen“ in der Welt lasse sich „nicht einmal durch Gott“ einfach für „nichtexistent erklären“, sondern müsse „gereinigt“ und „überwunden“ werden. Die frühen Christen hätten „gewusst, dass angesichts der Übermacht des Bösen nur eine unbegrenzte Liebe, eine unendliche Sühne Genüge tun kann“. „Sie wussten, dass der gekreuzigte und auferstandene Christus eine Macht ist, die sich der des Bösen entgegenstellen und die Welt retten kann. Und auf dieser Basis konnten sie auch den Sinn des eigenen Leidens als in die leidende Liebe Christi hineingenommen verstehen, als Teil der erlösenden Kraft dieser Liebe.“

Zum Verhältnis von Vater und Sohn in Gott zitiert Benedikt den Theologen Henri de Lubac: Der Vater selbst sei „nicht leidenschaftslos“. „In einigen Teilen Deutschlands gab es eine sehr bewegende Verehrung, die die Not Gottes betrachtete. Mir führt das ein beeindruckendes Bild vor Augen, das den leidenden Vater zeigt, wie er als Vater innerlich die Leiden des Sohnes teilt. Und auch das Bild des „Gnadenstuhls“ gehört zu dieser Verehrung: Der Vater hält das Kreuz und den Gekreuzigten, beugt sich liebevoll über ihn und ist, gewissermaßen, mit ihm am Kreuz.“ Das lasse erkennen, das man nicht von einer „grausamen Gerechtigkeit“ oder gar einem „Fanatismus des Vaters“ sprechen könne.

Theorie vom „anonymen Christen“ greift zu kurz

Benedikt XVI. äußert sich in dem Gespräch auch zur Heilsnotwendigkeit Christi und der Kirche. Hier habe es „eine tiefe Entwicklung des Dogmas“ gegeben: Hätten noch „die großen Missionare des 16. Jahrhunderts“ geglaubt, Nichtgetaufte seien für immer verloren, so sei diese Überzeugung „nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil definitiv aufgegeben worden“. Daraus ergebe sich allerdings „eine tiefe, doppelte Krise“: „Zum einen scheint das jede Motivation für einen künftigen missionarischen Einsatz wegfallen zu lassen.“ Zum anderen sei „der obligatorische Charakter des Glaubens“ und der christlichen „Lebensform“ fraglich geworden.

Darauf habe zum Beispiel „die wohlbekannte These Karl Rahners von den anonymen Christen“ zu antworten versucht; in ihr „fällt das Christliche mit dem Menschlichen zusammen, und in diesem Sinn ist jeder Mensch, der sich selbst akzeptiert, Christ, auch wenn ihm das nicht bewusst ist“. Diese Theorie sei zwar „faszinierend“, aber sie vernachlässige „das Drama des Umkehrens und der Erneuerung, die im Christentum zentral ist“. Für „noch weniger akzeptabel“ erklärt der emeritierte Papst die Vorstellung, alle Religionen seien „jede auf ihre Weise“ Heilswege und könnten deswegen gewissermaßen für „gleichwertig“ gehalten werden. Diese Vorstellung werde „der Größe der Frage“ in keiner Weise gerecht.

Benedikt selbst hält sich in dieser Hinsicht eher an die Theologie de Lubacs, so wie er sie schon in seiner Zeit als Theologieprofessor etwa in seiner „Einführung in das Christentum“ ausgeführt hat. „Christus war und ist für alle, und die Christen, die in dem außerordentlichen Bild des Paulus in dieser Welt seinen Leib bilden, haben Anteil an diesem Sein-für. Man ist also Christ sozusagen nicht für sich selbst, sondern mit Christus für die anderen.“ Das löse zwar das angesprochene Problem nicht zur Gänze, „aber mir scheint das die wirklich wesentliche Intuition zu sein, dass dadurch die Existenz des einzelnen Christen berührt wird“. Es sei „für die Menschheit wichtig“, dass das „Sein-für“ geglaubt und praktiziert, dass dafür auch gelitten werde. „Diese Wirklichkeiten dringen mit ihrem Licht ins Innere der Welt als solcher und erhalten sie. Ich glaube, dass es für uns in der gegenwärtigen Lage immer deutlicher und verständlicher wird, was der Herr zu Abraham sagt – dass nämlich schon zehn Gerechte genügt hätten, um eine Stadt überleben zu lassen… Es ist aber klar, dass wir über die ganze Frage noch weiter nachdenken müssen.“

Stefan von Kempis übersetzte die wörtliche Rede in diesem Text aus dem Italienischen in eigener Übersetzung. (rv)

Vatikanzeitung würdigt verstorbenen Erfinder der E-Mail

E-MailDie Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ würdigt den verstorbenen US-Internetpionier Raymond Tomlinson. Der Erfinder der E-Mail sowie des @-Zeichens verschied am Samstag im Alter von 74 Jahren. Im Jahre 1971 hatte er die erste E-Mail versandt, eine Entwicklung, die das Feld der Kommunikation revolutionieren sollte. Der „Osservatore“ würdigte Tomlinson als „demütigen und bescheidenen Mann, der selten E-Mails verschickte“. Der Vatikan selbst nutzt das Internet seit 1995. Im November 2001 verschickte erstmals ein Papst – der heilige Johannes Paul II. – eine E-Mail. (rv)

Kardinal Koch: Mehr für verfolgte Christen eintreten

Kardinal Koch Kurienkardinal Kurt Koch hat ein mutigeres Eintreten aller Kirchen für verfolgte Christen in der Welt gefordert. „Ich glaube, wir schweigen zu viel“, sagte Koch, der am Heiligen Stuhl für die Ökumene verantwortlich ist, in einem Interview mit der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ von diesem Sonntag. Die „Ökumene des Leidens“, von der Papst Franziskus spreche, sei „das tiefste und geistlichste Fundament“ des gemeinsamen Eintretens der Kirchen gegen Christenverfolgung. Das gelte gerade für die Ursprungsländer des Christentums in Nahen Osten, „wo die Christen fliehen und in gezwungen werden, wegzugehen, weil sie ermordet werden, wenn sie bleiben“. Es sei „traurig zu sehen, wie nur die leeren Gebäude bleiben und nicht die Menschen“. In Syrien lasse sich aber auch beobachten, wie die Verfolgung die Christen vereine.

Als derzeit schwierigste Herausforderung der Ökumene mit der Orthodoxie benannte Koch die Lage in der Ukraine. Das orthodoxe Patriarchat in Moskau beschuldige die katholische Kirche, nicht klar zwischen Glaube und Politik zu unterscheiden, sagte der Kardinal. Eine Verständigung über die Vorrangstellung des Papstes unter den übrigen Bischöfen ist nach seiner Ansicht gegenwärtig die vordringlichste Aufgabe im katholisch-orthodoxen Dialog. „Wir müssen eine Ausübung des Primats wiederfinden, die auch für andere Kirchen gelten kann“, sagte der Ökumene-Chef des Heiligen Stuhles. Der Primat des Bischofs von Rom sei nach wie vor das größte Hindernis für die Ökumene. Als „großen Schritt nach vorne“ in dieser Frage wertete Koch das Abschlussdokument der Zusammenkunft der internationalen katholisch-orthodoxen Kommission 2007 im italienischen Ravenna. Darin werde auch von orthodoxer Seite festgehalten, dass die Kirche auf lokaler, regionaler und universaler Ebene einen „Ersten“ brauche.

Die katholische Kirche muss nach Kochs Ansicht verstärkt den Dialog mit Pfingstkirchen und evangelikalen Gruppen suchen. Als mittlerweile zweitgrößte christliche Gemeinschaft nach der katholischen Kirchen seien diese eine „wichtige Herausforderung für die Zukunft“. Pfingstkirchen bildeten neben Katholiken, Orthodoxen und Protestanten heute einen „vierten Typ“ innerhalb des Christentums. Koch äußerte sich überzeugt, dass Franziskus im Verhältnis zu Pfingstkirchen und Evangelikalen „manche Tür wird öffnen können, die bisher verschlossen ist“. (rv)

Italien: Renzi-kritische Töne von der Kirche

Avvenire„Eine Reform pro Monat“ verspricht der künftige italienische Ministerpräsident Matteo Renzi. Der Jungstar von der „Demokratischen Partei“ verdrängte seinen Parteifreund Enrico Letta aus dem Amt des Regierungschefs; an diesem Montag hat er vom Staatspräsidenten den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Doch von der italienischen Kirche kommen einige Renzi-kritische Töne.

Vor allem die entschlossene Art und Weise, mit der Parteichef Renzi nach der Macht gegriffen hat, missfällt den Machern des „Avvenire“, der katholischen Tageszeitung, die der Bischofskonferenz gehört. „Renzi sollte sich im Klaren sein, dass sein Bruch mit dem derzeitigen Rahmen der Politik, wie er sich aus der Parlamentswahl vor einem Jahr ergab, und mit dem Koalitionsgleichgewicht, das Letta 2013 geschickt hergestellt hatte, wie eine Fortsetzung der „politica di palazzo“ mit anderen Mitteln wirkt.“ Das schreibt „Avvenire“-Direktor Marco Tarquinio in einem Artikel. „Politica di palazzo“ meint ins Deutsche übertragen „Hinterzimmer-Politik“ oder „Kungelei“ – etwas, wogegen der selbsternannte „Verschrotter“ Renzi nach eigener Darstellung eigentlich angetreten war.

Das sei doch ein „auffallendes Paradox“, so die Bischofszeitung weiter: Was sich da als „Diskontinuität“ in der Regierungsführung bezeichne, wirke in Wirklichkeit auf viele als „hässliche und kleinliche Kontinuität mit den enttäuschenden politischen Riten und Mythen der Vergangenheit“. Immerhin geht „Avvenire“ nicht so weit, Renzi – wie viele das tun – den „jungen Silvio“ zu nennen, also eine frischere Ausgabe des früheren rechten Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Nur wenn „Italiens Tony Blair“ (so ein weiterer Vergleich, den man in diesen Tagen öfters hört) jetzt einen „fulminanten Start“ hinlege, die „Trümmer“ beiseite räume und namentlich „konkrete und effiziente Maßnahmen für die Familien“ ergreife, könne Renzi die unschönen Umstände seines Weges an die Macht vergessen machen.

Auch die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ kritisiert die Art und Weise, in der Renzi Letta beiseitegeschoben hat. Die Regierung Renzi sei, wenn sie denn zustandekomme, „mit einer Art Erbsünde behaftet“, so der „Osservatore“; sie werde „zeigen müssen, dass sie imstande sei, sich davon zu erholen“. Italien brauche keine Wiederbelebung „altbackener Rituale“ und Machtspiele, vielmehr müsse endlich „eine neue Seite aufgeschlagen“ werden. Der künftige Premier, bisher Bürgermeister von Florenz, spiele „mit hohem Einsatz“, und damit „steht und fällt zu einem guten Teil auch die nähere Zukunft Italiens“, so die Vatikanzeitung. Renzi solle Struktur- und institutionelle Reformen anpacken, sonst habe sich der Wechsel im Palazzo Chigi (dem römischen Amtssitz des Ministerpräsidenten) nicht gelohnt. Die Frage sei, ob Renzi „zu einem Programm mit so ehrgeizigen Zielen“ auch wirklich in der Lage sei.

Ausgesprochen positiv bewertet der „L´Osservatore Romano“ den scheidenden Ministerpräsidenten Letta: Dieser habe „dem Land wieder ein seriöses und halbwegs vertrauenswürdiges Image verschafft“. Ähnlich urteilt in Radio Vatikan auch Alberto Lo Presti, Leiter des katholischen Studienzentrums Igino Giordani. „Die Strenge, mit der man jetzt die Regierung Letta beurteilt, ist nicht immer gerechtfertigt.“  (rv)

Vatikanzeitung „vertieft“ Theologie der Frau

L´Osservatore RomanoAb Januar wird die Frauenausgabe des „L´Osservatore Romano“ jeweils eine Seite dem Thema „Theologie der Frau“ widmen. Das kündigte die Verantwortliche der Beilage, Lucetta Scaraffia, in einem Editorial in der neuen Ausgabe des Blattes an. Damit wolle die Beilage der Vatikanzeitung auf den Wunsch von Papst Franziskus eingehen, das Thema der Theologie der Frau zu vertiefen, so Scaraffia. In jeder Ausgabe sollen eine Theologin oder ein Theologe jeweils Aspekte zu dem Thema behandeln, schreibt die italienische Journalistin. So will das Blatt „eine neue Diskussion“ zur Theologie der Frau fördern. Die weiteren Seiten der Beilage werden dem Thema Familie gewidmet sein, um auf die Synode 2014 vorzubereiten, die dieses Thema behandeln wird. (rv)
 

Osservatore Romano: Glaubenskongregation zur Befreiungstheologie

Die Stellungnahmen der Glaubenskongregation zur Befreiungstheologie sind keineswegs so ablehnend gewesen wie oft dargestellt. Das betont der peruanischen Theologe Gustavo Gutierrez am Mittwoch im Interview mit der Vatikanzeitung. Der Mitbegründer der Befreiungstheologie trifft diese Woche den Papst. Es ist das erste Mal, dass der „Osservatore Romano" ein Gespräch mit einem führenden Vertreter dieser Theologierichtung abdruckt. (rv)

Osservatore Romano: Neuer Chefredakteur

Der Osservatore Romano hat einen neuen Chefredakteur: Piero Di Domenicantonio folgte an diesem Samstag dem bisherigen Chefredakteur Antonio Chilà, der in den Ruhestand geht, auf seiner Position nach. Geboren 1958, hat er seit 1978 in dem vatikanischen Nachrichtenorgan gearbeitet und Papst Johannes Paul II. auf einigen seiner Reisen in Italien und im Ausland begleitet. Seit 1982 ist er professioneller Journalist und arbeitete seit 1989 an der Modernisierung der Arbeitstechniken in der Redaktion. Er war federführend bei den letzten Layout-Reform des Blattes und hat den Internetauftritt des Osservatore realisiert. (rv)

Der Osservatore Romano wird 150 Jahre alt

Für eine Zeitung sind 150 Jahre eine bemerkenswerte Zeit, eine langer Weg voller Freude, Schwierigkeiten, voller Aufgaben und voller Gnade. Das schreibt Papst Benedikt XVI. in einem Breif an den Direktor der Vatikanzeitung Osservatore Romano, Giovanni Maria Vian. Die Vatikanzeitung wird an diesem Freitag 150 Jahre alt. Am 1. Juli 1861 war das Blatt das erste mal erschienen, damals noch ausschließlich auf Italienisch, seitdem kamen andere Sprachen dazu. Astrid Haas leite die deutschsprachige Wochenausgabe des Osservatore.

„Die Idee war von Anfang an, ein unabhängiges Blatt zu gründen, das das Wort des Papstes in der ganzen Welt verbreitet. Das war die ursprüngliche Idee, die sich im Laufe der Zeit weiter entwickelt hat, mit allen Neuigkeiten, mit allenpolitischen Unruhen, die sich in 150 Jahren ergeben haben. Der Osservatore hat das sehr gut überlebt und ist heute noch, nach wie vor, ein unabhängiges und politisches Blatt."

Seit 1971 gibt es diese deutschsprachige Wochenausgabe, wie die italienischsprachige Mutterausgabe dokumentiert sie alles, was der Papst sagt, dazu alle wesentlichen Dokumente aus dem Vatikan. Man habe einen klaren Auftrag, so Haas, „und das ist, eine Brücke zu sein zwischen den Ortskirchen und dem Vatikan. Wir übernehmen natürlich in letzter Zeit auch einige Beiträge aus dem italienischen Osservatore, insofern sie für den deutschen Sprachraum, in dem wir Verbreitung finden, interessant sind."

In seinem Brief an Direktor Vian schreibt Benedikt XVI., der Osservatore sei ein einzigartiges Blatt. Dies vor allem, weil alles, was der Papst sage, im Wortlaut dokumentiert werde, erklärt Haas sich diese Einzigartigkeit „und es ist eine Zeitung der Mitte. Es ist nicht eine Zeitung, die irgendwelchen Strömungen nachgibt. Es ist und bleibt eine Zeitung der Mitte."

150 Jahre liegen hinter dem Osservatore, was wird der nächste Schritt in der Entwicklung sein?

„Ich glaube, dass der Osservatore – sowohl der italienischen als auch die anderen Sprachausgaben – komplett im Internet zu finden sein werden, also online gehen, so dass das Wort des Papstes weitmöglichst verbreitet wird." (rv)