Turkson bei COP-21: „Wir dürfen nicht blind bleiben“

Kardinal TurksonDie ethische Orientierung für das Gemeinwohl und Solidarität müsse die Menschheit vereinen: „Wir dürfen nicht blind bleiben.“ Kurienkardinal Peter Turkson pochte in seinem Vortrag auf die Verantwortung aller Menschen. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden wies mehrmals auf die Bedeutung der Umweltenzyklika des Papstes hin und appellierte an alle Menschen: „Wir haben nur ein zu Hause, ein gemeinsames zu Hause, und wir müssen alle dafür sorgen.“ Der Klimawandel könne nicht von einzelnen Staaten limitiert werden. Die Herausforderungen, denen sich die Welt stellen müsse, seien „komplex“ und „erschreckend“, da neben vielen anderen Bereichen die Sektoren Finanzen, Technologie und Umweltwissenschaften zu berücksichtigen seien, so Turkson. Dialog könne Veränderungen und Vertrauen bei den Verhandlungen schaffen.

Der Vatikan hatte im Vorfeld der Klimakonferenz COP-21 in Paris mehrmals betont, dass die Erwartungen an den Gipfel hoch seien. Ein Scheitern der Konferenz wäre eine Katastrophe für die Menschheit, so Papst Franziskus. Eine Delegation des Heiligen Stuhls nimmt an COP-21 teil und bringt vor allem die Perspektiven aus Laudato si in die Diskussion ein. Die Umweltenzyklika wurde vom Papst dezidiert mit Blick auf den Klimagipfel geschrieben. Franziskus fordert, „die Auswirkungen des Klimawandels zu lindern, die Armut zu bekämpfen und die Menschenwürde zum Blühen zu bringen“. (rv)

Caritas Internationalis: Klimagerechtigkeit

Kardinal Rodriguez MaradiagaDer Klimawandel, die Fragen von Migration und Flüchtlingen und der Kampf gegen den Hunger: Das sind nur drei der Themen bei der diesjährigen Generalversammlung von Caritas Internationalis, der Vereinigung der Caritasverbände weltweit. In Rom beginnt an diesem Dienstag ihre 20. Generalversammlung unter der Überschrift „Eine Menschheitsfamilie. Die Schöpfung bewahren“. Ein Wichtiger Punkt der Beratungen ist die Wahl eines neuen Präsidenten, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga tritt nach acht Jahren nicht wieder an.

Gemeinsam mit Caritas-Generalsekretär Michel Roy stellte Maradiaga bei einer Pressekonferenz die Generalversammlung vor. „Die Caritas steht vor vielen großen Herausforderungen, vor allem die Einladung des Papstes, zu einer ‚Armen Kirche für die Armen’ beizutragen“, so Maradiaga. „Wir wollen auf diese Einladung antworten, vor allem wenn es um das Wachsen in der Nächstenliebe geht, der ‚Caritas‘, die ja unser Motto ist.“ Das anstehende Jahr sei sehr wichtig in dieser Hinsicht. Kardinal Maradiaga verwies auf die kommende Enzyklika des Papstes zum Thema Ökologie, auf den Weltklimagipfel in Paris und den Millenniums-Gipfel in New York, das seien alles Referenzpunkte auch für die Caritas. Das drücke sich nicht zuletzt im dem Thema der Generalversammlung aus, „Eine Menschheitsfamilie. Die Schöpfung bewahren“.

„Für uns ist das nicht so sehr eine Frage der Erderwärmung, über die so viel diskutiert wird. Für uns ist es vielmehr eine Frage der Gerechtigkeit. Das gibt uns eine klare Richtung, vor allem um die Würde des Menschen zu verteidigen.“ Man vergesse nicht die Gleichgültigkeit der Welt den vielen Kriegen gegenüber, den Hunger und die Vertreibungen in der Welt. Man vergesse auch nicht den Nahen Osten, Zentralafrika, den Südsudan, die Ukraine und natürlich Nepal. „In diesen Zusammenhängen halten wir nun unsere Generalversammlung ab“.

Der Dachverband freue sich, diesmal auch neue Mitglieder begrüßen zu können, so sei zum ersten Mal die Caritas Südsudan dabei, fügte Generalsekretär Michel Roy hinzu. Er stellte die fünft strategischen Ausrichtungen vor, an denen in der Tagungswoche gearbeitet würde, und die dann verabschiedet werden sollten.

Der Kirche helfen, eine Arme Kirche für die Armen zu sein, sei die erste Orientierung. Zweitens gehe es um die Reaktion auf Katastrophen, eine Aufgabe welche die Caritas schon immer begleitete. Die Solidarität wachse, was sich zuletzt in der Hilfe für Nepal gezeigt habe. Drittens wolle man die ganzheitliche menschliche Entwicklung fördern, direkt durch Bildung als auch durch Lobbyarbeit. Viertens wolle man an mehr globaler Solidarität arbeiten und Menschen zusammen bringen. Und fünftens gehe es um die Stärkung der nationalen Caritas-Verbände, welche solche Hilfe brauchen.

Außerdem werde es eine neue Leitung geben, er selber trete wieder zur Wahl als Generalsekretär an, andere Leitungsmitglieder wie der Präsident werden aber neu besetzt. „Diese Versammlung ist ein wichtiger kirchlicher Moment, und der Papst wird sie auch eröffnen. Wir sind Teil der Kirche und diese Versammlungen sind Zeiten, in denen die Kirche sich erneuert, und vor allem in einem der drei pastoralen Aufgaben der Kirche, dem Sozialapostolat, die in vielen kirchlichen Organisationen verwirklicht ist, aber die Caritas steht da im Zentrum.“ (rv)

„Die Enzyklika ist fertig“

DokumenteSelten ist eine Enzyklika derart mit Spannung erwartet worden wie die zweite von Papst Franziskus: Von der Umwelt soll sie handeln, auch vom Klimawandel – die Themenwahl ist eine Premiere für eine Enzyklika. Jetzt sagt der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Erzbischof Marcelo Sánchez Sorondo, am Dienstag zu Radio Vatikan: „Der Papst hat heute (Dienstag, Anm. d. Red.) gesagt, dass die Enzyklika fertig ist. Im Moment werden die Übersetzungen erstellt, und dann kommt sie wohl Ende Mai oder Anfang Juni heraus.“

Sánchez Sorondo hat am Dienstag eine Konferenz zum Thema Klimawandel im Vatikan abgehalten, an der auch UNO-Chef Ban Ki-Moon und Italiens Präsident Sergio Mattarella teilnahmen. Dass der Vatikan sich das Thema Umwelt und Klima dermaßen zu Herzen nimmt, ist neu. Und es hat nach Angaben des Erzbischofs zwei Gründe: „Der eine kommt von der Bibel her. Für sie ist der Mensch der Hüter – in dem Sinn, dass er mit der Schöpfung auf nachhaltige Weise, wie wir heute sagen, umgehen soll. Das hat vor allem Paul VI. in seiner Enzyklika ‚Populorum Progressio’ durchbuchstabiert: Es bedeutet u.a. soziale Inklusion und eine Landwirtschaft, die auf die wirklichen Ernährungsbedürfnisse antwortet. Der zweite Punkt ist, dass die Lage der Erde vor allem von den Bio- und Sozialwissenschaften her beschrieben wird. Wir denken, dass die Enzyklika diese zwei Themen berühren wird.“

Schöpfungstheologie ist natürlich ein zentraler Punkt im christlichen Denken. Doch der zweite Bereich – das, was Sánchez Sorondo „die Lage der Erde“ nennt, die „von den Bio- und Sozialwissenschaften her beschrieben wird“ – ist nun nicht gerade ein theologischer Bereich. Gehört so etwas in eine Enzyklika, Herr Erzbischof? „Ja, natürlich! Das haben alle Päpste so gemacht: In nahezu allen Enzykliken haben sie Glauben und Vernunft zusammengebracht, einfach weil sich ohne Vernunft nicht argumentieren lässt… In unserem Fall liegt mehr wissenschaftliche als philosophische Vernunft vor – aber es bleibt Vernunft.“ (rv)