Wie Papst Franziskus die Heiligsprechungsverfahren ändert

PetersplatzVATIKAN – Die Finanzierung von Heiligsprechungsprozessen soll transparenter werden: Papst Franziskus hat dies mit einem rescriptu ex audientia an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Kraft gesetzt.

Wie gewöhnlich werden die Normen für drei Jahre ad experimentum genehmigt, bevor sie endgültig übernommen werden. Generell sind sie darauf ausgerichtet, die finanzielle Verwaltung der Selig- und Heiligsprechungsprozesse transparenter zu gestalten, den Diözesanbischöfen und den Generaloberen mehr Verantwortung zukommen zu lassen, die aufgerufen sind, die Kosten der Prozesse abzusegnen; es wird die Figur eines Verwalters des Prozesses eingeführt, eine Rolle, die früher der Postulator einnahm.

Übersicht: Neue Normen

Die neuen Normen wurden entwickelt um „auf die aktuellen Bedürfnisse nach einer finanziellen und administrativen Leitung der Selig- und Heiligsprechungsprozesse zu haben, die den Vorschriften des Kirchenrechts entspricht, zu antworten; mit jährlichen Bilanzen und einer zuständigen örtlichen Autorität, die die Aufgabe hat, über diese Bilanzen zu wachen“ erklärt gegenüber CNA Dr. Waldery Hilgeman, Postulator verschiedener Heiligsprechungsprozesse, darunter jener des Dieners Gottes Kardinal Van Thuan, und Vizepostulator des Prozesses von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolarbewegung.
Hilgeman fügt hinzu: „Die Anerkennung einer neuen Vorschrift bedeutet nicht, dass es vorher keine Regelung gab. Aber die bisherigen Normen gehen auf 1983 zurück. Man sah die Notwendigkeit, sie den Zeiten anzupassen, die Verwaltung der Selig- und Heiligsprechungsprozesse immer transparenter zu machen.“
Der Text der neuen Normen besteht aus 23 Artikeln, die in sechs Kapitel unterteilt und mit einem Vorwort versehen sind. Er enthält verschiedene Neuheiten.

Erstens werden die Promotoren (Protagonisten der Prozesse) und die zuständigen Diözesanbischöfe mehr in die Prozesse eingebunden. Man liest in der Regelung (Art. 9), dass die Überwachung der Verwaltung zuallererst Kompetenz „des Diözesanbischofs, des Eparchen oder desjenigen, der ihnen vom Recht her in ihrem Zuständigkeitsbereich gleichgestellt ist“ sei, oder „des Generalobere im Fall der Institute geweihten Lebens und der Gesellschaften apostolischen Lebens, in seinem rechtlichen Zuständigkeitsbereich.“

An sie muss sich der Promotor, d.h. derjenige, der an die Kirche die Bitte richtet, einen Prozess zu beginnen und dies durch den Postulator tut, wenden, um die Bilanzen des Prozesses anerkannt zu sehen. Die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse nimmt Einsicht in die Bilanzen und hat überwachende Aufgabe.

Wenn der Promotor des Prozesses auch nur einen Teil der Güter für andere Zwecke als den des Prozesses verwenden will, muss er die Autorisierung der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse einholen.

Der Promotor sendet eine Kopie der Bilanzen, nachdem er sie erhalten und fristgemäß anerkannt hat, an die zuständige überwachende Autorität. Im Fall von Nichterfüllung oder Missbrauch administrativer oder finanzieller Natur von Seiten jener, die an der Durchführung des Prozesses teilnehmen, schreitet das Dikasterium mit disziplinären Maßnahmen ein.

Verantwortung vor Ort

Die Verantwortung wird vor allem der örtlichen Autorität übertragen, die die Situation besser kennt und den Umfang der Ausgaben besser im Blick hat. Vorher hingegen genehmigte der Promotor selbst die Bilanzen, die ihm vom Postulator vorgelegt wurden, und der Postulator präsentierte sie der Kongregation.

Zu Beginn des Prozesses wird dieser mit eigenen Mitteln des Promotors vorangebracht, die durch Spenden der Gläubigen unterstützt werden können. Ein Experte, der an vielen Heiligsprechungsprozessen beteiligt ist, erläuterte gegenüber CNA, dass „die Kosten für einen Prozess nicht öffentlich sind, aber sicher sind es nicht die Kosten, von denen in der Presse gefabelt wird.“

Bis heute war der Postulator immer auch der Verwalter der Güter im Prozess. Jetzt kann das nicht mehr so sein. Die Figur des Verwalters der Güter, die von der des Postulators verschieden ist, wird eingeführt. Man liest in Artikel 3, dass der „Promotor, mit Einverständnis des Bischofs oder Eparchen, einen Verwalter der Güter ernennt.“ Das kann der Postulator, aber auch eine andere Person sein. Wenn man sich in der römischen Phase befindet (also wenn der Prozess in die Leitung der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse übergegangen ist), teilt der Postulator der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse die Ernennung des Verwalters mit.

Rechenschaft über die Ausgaben

Die Figur des Verwalters setzt ein Zeichen der Transparenz. Früher verwaltete der Postulator ein Konto, von dem er auch Geld für sich abheben konnte. Jetzt muss über jede Ausgabe Rechenschaft abgelegt werden. Wenn man in die römische Phase gelangt, kann für die Arbeiten am Prozess ein Konto beim Institut für die religiösen Werke (IOR) geführt werden; das ist jedoch keine Notwendigkeit: es gibt viele Prozesse, die kein Konto beim IOR haben. Wenn der Prozess abgeschlossen ist, muss das Konto gelöscht werden.

Eine weiter große Neuerung betrifft den Beitrag des Promotors an den Heiligen Stuhl. Dieser Beitrag ist in verschiedene Tranchen aufgeteilt.

Ein Beitrag wird zu Beginn der römischen Phase geleistet, im Hinblick auf die Anerkennung des Martyriums oder der Heldenhaftigkeit der Tugenden und der Lehrtätigkeit werden vier Beiträge geleistet (bei Übergabe der Akten; bei der Bitte um Ernennung des Relators, bei Übergabe der Positio und vor der besonderen Sitzung der Theologen); danach sind im Hinblick auf die Anerkennung des angeblichen Wunders weitere drei Beiträge vorgesehen (bei Übergabe der Akten der diözesanen oder eparchialen Befragung; vor der medizinischen Beratung; vor der besonderen Sitzung der Theologen).

Die Tranchen müssen mittels Überweisung auf das Konto der Kongregation eingehen. Die Kosten wurden noch nicht definiert, denn – nach dem Reskript – bedarf es eines Dekrets zur Durchführung und die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse wird aufgefordert werden, die Summen zu bestimmen. Die Bestimmung dieser Beiträge wird sicher viele Dinge ändern.

Zuvor gab es bei der Kongregation eine Liste mit den Rechten des Heiligen Stuhles. Das waren im wesentlichen Kosten, zu denen die Postulatoren beitragen sollten. Es handelte sich um die Zahlungen von Vergütungen, beispielsweise für die Ärzte, die als Berater hinzugezogen wurden, um das eventuelle Vorhandensein eines Wunders festzustellen oder für die Theologen, die berufen waren, das Leben und die Tugenden zu bewerten.

Nun ist der Postulator nicht mehr aufgerufen, für jede eigene Tätigkeit zu zahlen. Man zahlt bestimmte Tranchen, mit festgelegten Summen, man vermeidet Ausgaben mit Bargeld und gestaltet so den Prozess transparenter und schneller.

Weiterhin ein Solidaritätsfond für „arme Prozesse“

Es kann geschehen, dass die Gelder für einen Prozess nicht ausreichend sind. Er wurde daher ein „Solidaritätsfond“ eingerichtet (Artikel 21 und 22), der „von freiwilligen Spenden der Promotoren und jedweder anderen Quelle gespeist wird“, liest man im Reskript. Das ist keine Neuigkeit: der Fonds existierte bereits, er nannte sich „Fonds der armen Prozesse“.

Nun hat er seinen Namen geändert, bleibt aber im Wesentlichen gleich.
In der römischen Phase kann der Promotor auch einen Zuschuss von der Kongregation der Selig- und Heiligsprechungsprozesse erbitten, stets durch den zuständigen Ordinarius. Auch ist es der Ordinarius, der aufgerufen ist, vor Übergabe der Bitte „die wirtschaftliche Situation der Mittel und die Unmöglichkeit, sie durch Beschaffung anderweitiger Beihilfen zu unterstützen, zu überprüfen.“

Auch in diesem Fall ist es der Bischof, der berufen ist, die Verantwortung für die Verwaltung der Mittel und Bilanzen zu übernehmen.

Eine langwierige Arbeit der Aktualisierung der Normen kommt nun zum Ende. Einer Quelle aus der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zufolge wurde bereits im März 2015 begonnen, zu überlegen, wie man die neuen Normen aktualisieren könne.

Die Quelle hebt hervor, dass „eine Kommission eingerichtet wurde“ um das Problem zu studieren. Sie besteht aus Mitgliedern der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, sowie aus Postulatoren, sowohl Laien als auch Ordensleuten.“ (CNA Deutsch)

Kardinal Pell bricht eine Lanze für die Marktwirtschaft

Kardinal PellKurienkardinal George Pell sieht in der freien Marktwirtschaft mehr Licht als Schatten. „Ein besseres Modell ist derzeit nicht vorhanden“, sagte der Australier, der im Auftrag von Papst Franziskus das vatikanische Wirtschaftssekretariat leitet. Marktwirtschaft werde überdauern, sie habe die Fähigkeit, nach Depressionen wie der jüngsten Weltfinanzkrise wieder auf die Beine zu kommen, und sie habe nicht zu der von Karl Marx vorhergesagten „massiven Entfremdung“ geführt. Es gebe vielleicht „zu viel Zucker in unserer Gesellschaft, wie etwa Konsumismus, aber wir werden wenigstens nicht von Salzwüsten vergiftet“, sagte Pell bei einer Konferenz der australischen „Global Foundation“ in Rom am vergangenen Sonntag.

Marktwirtschaft habe eine „noch nie dagewesene Blüte“ gebracht und stelle „trotz vieler Fehler und Mängel eine außerordentliche menschliche Errungenschaft“ dar, so der Kardinal. Er zitiere immer gerne die britische Premierministerin Margaret Thatcher mit der Aussage, der Barmherzige Samariter hätte ohne finanzielle Mittel nicht für die Pflege des geschlagenen und ausgeraubten Mannes aufkommen können. Im Übrigen realisierten etwa auch Migranten und Flüchtlinge, dass demokratische Gesellschaften mit freier Wirtschaft für sie und ihre Kinder bessere Aussichten böten.

Allerdings seien in der westlichen Welt „neue und tiefer werdende Ungleichheiten“ zu verzeichnen, räumte Pell ein. So verdiene heute ein Vorstandsmitglied in einem US-amerikanischen Konzern 231 Mal mehr als ein Arbeiter, bei den Banken sogar 500 Mal mehr. Während die Unterscheidung zwischen „verdienten“ und „unverdienten“ Armen heute nicht mehr gemacht werde, „könnte es hilfreich sein, zwischen verdienten und unverdienten Reichen zu unterscheiden“, schlug der Kardinal vor. Dennoch: „Wenn wir die Weltwirtschaft wirklich nachhaltig ankurbeln wollen, dann wird Business und nicht Regulierung eine führende Rolle spielen müssen.“

Pell ließ in der Vergangenheit mitunter mit Stellungnahmen aufhorchen, die in merklichem Gegensatz zu Positionen von Papst Franziskus stehen. Bei der Konferenz sagte der Kardinal, das Engagement des Papstes für soziale Gerechtigkeit und seine Verurteilung von Ausbeutung und Konsumismus sei weithin bekannt, viel weniger werde aber wahrgenommen, was Franziskus zustimmend zur Rolle von Wirtschaft gesagt und geschrieben habe; Pell nannte die Papstrede vor dem US-amerikanischen Kongress.

Die römische Konferenz der „Global Foundation“ mit dem Titel „Die Globalisierung der Gleichgültigkeit zurückweisen – für eine inklusivere und nachhaltigere Weltwirtschaft“ war hochrangig besetzt. Als weiterer Gastredner aus dem Vatikan war Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eingeladen. Auch die Direktorin des Internationalen Währungsfonds Christine Lagarde nahm teil. Die französische Finanzpolitikerin wurde am Montag von Papst Franziskus in Audienz empfangen. (rv)

Kardinal Parolin: Es braucht Umkehr im Vatikan

Kardinal Pietro ParolinDie jüngsten Enthüllungen über Misswirtschaft im Vatikan sind ein Angriff auf die Kirche, aber sie können positive Folgen haben. Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Gespräch mit Radio Vatikan. Er ortet eine „drückende Atmosphäre“ und eine gewisse Hysterie in der Berichterstattung über die vatikanischen Vorkommnisse. „Es sind Attacken auf die Kirche. Sie können sich aber zum Guten wenden, wenn wir sie mit jenem Geist der Umkehr und der Rückkehr zum Evangelium aufnehmen, die der Herr uns abverlangt.“ Umkehr bräuchten „wir alle und immer.“

Papst Franziskus hatte beim Angelusgebet öffentlich vor Tausenden Besuchern ausgesprochen, er werde an seinen Reformen festhalten. Auf die Frage, ob es dagegen im Vatikan Widerstände gebe, sagte Parolin, Änderungen seien immer schwierig, weil es eine gewisse Trägheit im Alltag zu überwinden gelte. Solche Widerstände als normal zu definieren, sei zu wenig, sie krankhaft zu nennen, sei zu viel: sie seien einfach präsent. Der Kardinalstaatssekretär sprach sich dafür aus, Widerstände dieser Art „konstruktiv anzugehen, sodass sie sich verändern können“. Im Grund hätten alle im Vatikan den Wunsch einer Änderung zum Besseren: „jene Besserung, um die der Papst selbst die Kurie gebeten hat“.

Kardinalstaatssekretär Parolin ist der „zweite Mann“ im Vatikan nach dem Papst. Franziskus hatte den erfahrenen Vatikan-Diplomaten im Oktober 2013 in dieses Amt berufen. Er löste Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ab, der nach seiner Emeritierung unter anderem wegen der Größe seiner Privatwohnung im Vatikan in die Kritik geriet.

Vergangene Woche waren zwei Skandalbücher erschienen, die auf gestohlenen Dokumenten aus dem Vatikan basierten und Intransparenz und Misswirtschaft im Papststaat aufzeigten. Sie enthielten teils auch Abschriften vertraulicher Gespräche zwischen dem Papst und seinen engsten Mitarbeitern, die geheim mitgeschnitten und dem betreffenden Journalisten zugespielt wurden. Die aufgedeckten Missstände beziehen sich allerdings auf die Jahre vor 2014. Indirekt geht aus den beiden Büchern hervor, dass Papst Franziskus an der Kurienreform mit großer Entschlossenheit arbeitet.

Wer die Dokumente aus den Archiven gestohlen hatte, ist vorerst offen. Im Vatikan laufen dazu Ermittlungen. Zwei Mitarbeiter wurden nach Vatikan-Angaben festgenommen und verhört: der spanische Priester Lucio Angel Vallejo Balda und die italienische PR-Fachfrau Francesca Chaouqui. Vallejo Balda, der Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles, ist nach wie vor in Haft. (rv)

Vatikan: Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit verbinden

WirtschaftWirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch. Daran hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an diesem Mittwoch auf einer internationalen Konferenz in Rom erinnert. Wie man beide Prinzipien gewinnbringend verknüpfen kann, hätten zahlreiche Studien aufgezeigt, so Parolin. Er führte als Beispiel den aktuellen „New Climate Economy Report“ an, der Empfehlungen internationaler Experten für Regierungen und die Wirtschaftswelt zusammenfasst.

Für ein nachhaltiges Wirtschaften müsse freilich das aktuelle Entwicklungsmodell in Frage gestellt und verändert werden, führte Parolin aus. Und er zitierte Papst Benedikt XVI., der in seiner Enzyklika ,Caritas in veritate‘ dazu aufgerufen hatte, Methoden und Ziele der Weltwirtschaft zu überdenken und sie in den Dienst einer nachhaltigen Entwicklung zu stellen, die den Schutz der Schöpfung und das Wohl aller Menschen berücksichtigt.

Papst Franziskus habe mit Blick auf den Klimawandel von einem „definitiven und dringenden ethischen Imperativ zum Handeln“ gesprochen, so Parolin. Die Weltgemeinschaft müsse gemeinsam und jetzt etwas gegen das Phänomen tun, bevor es zu spät sei, hatte Franziskus in einer Botschaft an die UNO-Klimakonferenz von Lima 2014 betont. Wenn die Zukunft des Planeten auf dem Spiel stehe, könne sich die Weltgemeinschaft die Wegwerfkultur, die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ und eine „Wirtschaft der Exklusion“, die Arme und Entwicklungsländer nicht gerecht beteiligt, schlichtweg nicht mehr leisten, kommentierte Parolin, der hier Schlüsselworte aus Franziskus‘ Schreiben „Evangelii gaudium“ anführte.

Die Konferenz in Rom, auf der die Botschaft des Kardinalstaatssekretärs verlesen wurde, steht unter dem Motto „The New Climate Economy. How Economic Growth and Sustainability Can Go Hand in Hand“. Unter den Teilnehmern waren die Kardinäle Peter Turkson vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden und Donald Wuerl, Erzbischof von Washington, USA. Als Hauptredner aus dem Bereich Wirtschaft sprach ein Vertreter des Konzerns Unilever, die Indiendirektorin der Bank HSBC und ein Vertreter der Consulting-Firma McKinsey, daneben die niederländische Handelsministerin Lilianne Ploumen. Alle Sprecher waren sich in der Einschätzung einig, dass wirtschaftliches Wachstum mit dem Schutz der Umwelt gemeinsam zu schaffen sei. Im Gegenteil, ohne „gute Waren, gute Werte, gute Wirtschaft“ wäre eine nachhaltige und verantwortungsvolle Wirtschaft in Zukunft nicht mehr machbar.

Neue Impulse zum Thema erhoffen sich Beobachter auch von Franziskus' neuer Enzyklika zum Thema Umwelt, die schon bald veröffentlicht wird. Ziel der gemeinsamen Überlegungen solle sein, zu den Debatten zum Klimagipfel in Paris Ende diesen Jahres beizutragen, um ambitionierte Ziele zu verabschieden. Man erhoffe sich sehr viel. Oder wie es ein Teilnehmer ausdrückte: „es ist zu spät, um ein Pessimist zu sein“. (rv)

USA bitten den Vatikan um Hilfe zur Auflösung von Guantanamo

USAUS-Außenminister John Kerry war am Montagmorgen im Vatikan. Er traf sich mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zu einem ausführlichen Gespräch. Dabei ging es laut Vatikan vor allem um die Lage im Nahen Osten und um den „Einsatz der USA, um eine Verschlimmerung der Spannungen und eine Explosion der Gewalt zu verhindern“. Auch eine Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästinensern – ein Thema, das Kerry sehr am Herzen liegt – wurde besprochen. Kerry bekräftigte den Wunsch der Regierung von Barack Obama, das Gefangenenlager von Guantanamo zu schließen, ein bis heute nicht eingelöstes Wahlversprechen Obamas. Der Heilige Stuhl wurde um Mithilfe „bei der Suche nach passenden humanitären Lösungen für die derzeitigen Insassen“ gebeten.

Einen Termin bei Papst Franziskus hatte der US-Außenminister nicht. Der Papst unterhielt sich stattdessen mit dem kroatischen Mitglied der Präsidentschaft von Bosnien-Herzegowina. Dragan Covic lud Franziskus im Namen der ganzen Präsidentschaft – also auch des serbisch-orthodoxen und des muslimischen Mitglieds – zu einem Besuch in Bosnien-Herzegowina ein. Auf dem Gebiet des Landes liegt der von der Kirche vorerst nicht anerkannte Marien-Wallfahrtsort Medjugorje.  (rv)

Vatikan: Neue Beratungsrunde für Kurienreform

KardinalsratZum sechsten Mal tagt ab diesem Montag der von Papst Franziskus eingesetzte Kardinalsrat für die Reform der römischen Kurie. Dabei dürften neuerlich Überlegungen zur künftigen Form und Arbeitsweise der vatikanischen Kongregationen und Räte im Mittelpunkt stehen. Bisher liegt noch kein Entwurf einer neuen Kurienverfassung vor, hatte Vatikansprecher Federico Lombardi nach der Konferenz im Juli erklärt. Die neun Kardinäle des wichtigsten Beratergremiums von Franziskus kommen aus allen Kontinenten. Neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Präsidenten des vatikanischen Governatorats, Giuseppe Bertello, sind darunter der Deutsche Reinhard Marx und der australische Kurienkardinal George Pell vertreten. Franziskus nimmt an den Arbeitstreffen des „K9″-Rats jeweils teil. Die nun beginnende Runde ist bis Mittwoch anberaumt. (rv)

Parolin: Das erwarte ich von der Papstreise

Kardinal ParolinAm Samstag fliegt Papst Franziskus ins Heilige Land: Dort besucht er Jordanien, Palästina und Israel. Zwar handelt es sich nicht um eine politische Tour, sondern um eine Pilgerreise, wie er am Mittwoch noch einmal betonte – doch unvermeidlich wird der Papst sich ins Gewebe nahöstlicher Probleme und Komplikationen verstricken. Israelis ärgern sich, dass er zunächst nach Palästina reist und die Westbank als entfernt staatliches Gebilde anerkennt; Palästinenser sind verstimmt, dass Franziskus als erster Papst auch das Grab des Ur-Zionisten Theodor Herzl besuchen will. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hofft, dass die Visite aus Rom vor allem in ökumenischer Hinsicht Früchte trägt, schließlich ist ihr Haupt-Anlass ja das Treffen mit dem Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxie, Bartholomaios. „Und wir hoffen auf eine Frucht des Friedens. Wir wissen ja, dass der Papst in eine besonders leidgeprüfte Region reist. Ich hoffe, dass die Reise den Verantwortlichen und allen Menschen guten Willens wirklich helfen wird, mutige Entscheidungen auf dem Weg des Friedens zu treffen.“ Dass die auf US-Initiative betriebenen Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern vor kurzem wieder einmal abgestürzt sind, hat den Vatikan verärgert. Er hofft auf ein baldiges Wiedererstehen des Gespräche-Phönix aus der Asche. Worum geht es?, fragte das Vatikanfernsehen CTV Kardinal Parolin. „Auf der einen Seite ist da das Recht Israels, zu existieren und in Frieden und Sicherheit innerhalb von international anerkannten Grenzen zu leben. Das Recht des palästinensischen Volkes auf eine souveräne, unabhängige Heimat, die Reisefreiheit, das Recht auf ein Leben in Würde. Und dann die Anerkennung des heiligen und universellen Charakters der Stadt Jerusalem, ihres kulturellen und religiösen Erbes, die Anerkennung als Pilgerziel von Gläubigen der drei monotheistischen Religionen. Das sind die Punkte, auf denen der Papst besonders bestehen wird. Das ist – in Anführungszeichen – die ‚Politik‘ des Heiligen Stuhls, was den israelisch-palästinensischen Konflikt betrifft.“ Aber wie gesagt: Die Reise dient vor allem der Ökumene. Erstmals in der Geschichte halten die Führer der katholischen und der orthodoxen Kirchen einen gemeinsamen Gottesdienst in der Grabes- und Auferstehungskirche von Jerusalem – eine Erinnerung an das historische Treffen von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras I. in Jerusalem vor genau fünfzig Jahren. „Die Ökumene ist eine der Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils, und das Treffen zwischen Paul und Athenagoras hat ihr entscheidenden Schwung verliehen. Manchmal zählen Gesten eben mehr als Worte. Ich wünsche mir, dass das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios diese Flamme wieder hochzüngeln lässt. Diesen Enthusiasmus für den ökumenischen Weg, der alle Projekte – an denen es ja nicht fehlt! – stärker beleben sollte. Die Leidenschaft für die Einheit, die das letzte Gebet Jesu vor seinem Leiden und Sterben war.“ (rv)