Analyse: Was der Rücktritt Bischof Pinedas bedeutet – und wie es nun weitergeht

VATIKANSTADT – Der Rücktritt von Bischof Juan José Pineda Fasquelle am gestrigen Freitag ist der jüngste einer ganzen Reihe von Skandalen, welche die Kirche erschüttern. Der Würdenträger wird des wiederholten sexuellen und finanziellen Fehlverhaltens bezichtigt. Wie sein Fall nun seitens der Kirche behandelt wird, wird genau beobachtet.

Pineda soll sich wiederholt an Seminaristen mit sexuellen Avancen herangemacht machen. Des Weiteren ist von Reisen mit „männlichen Begleitern“ und sogar das Aushalten eines „Begleiters“ in einer eigens dafür errichteten Wohnung mit kirchlichen Mitteln die Rede. Zudem, wird Pineda vorgeworfen, mehr als eine Million Dollar an Regierungsgeldern veruntreut zu haben, die für wohltätige Projekte bestimmt waren.

Als Weihbischof der honduranischen Diözese Tegucigalpa war Pineda an Stelle von Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga in leitender Funktion tätig. Kardinal Maradiaga, der selbst finanzieller Unregelmäßigkeiten beschuldigt wird, war in den letzten fünf Jahren in seiner Diözese weitgehend abwesend, während er als Leiter des „K9“-Rates der Kardinäle fungierte: Der Beraterstab, der von Papst Franziskus ernannt wurde, um ihn bei seiner Kurienreform zu beraten. Seit kurzem wird der Kardinal zudem wegen Krebs behandelt.

Viele der Vorwürfe sind seit Dezember vergangenen Jahres öffentlich bekannt – und in der Diözese offenbar schon seit längerem im Umlauf. In einer Erklärung behauptet Pineda, er habe seinen Rücktritt „vor einigen Monaten“ eingereicht. Aber der Zeitpunkt seiner Annahme durch Papst Franziskus und die erneute Aufmerksamkeit auf Kardinal Maradiaga erfolgt zur gleichen Zeit, in der auch Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs gegen Kardinal Theodore McCarrick erhoben werden.

Der sich immer noch entfaltende McCarrick-Skandal indessen platzt in das Ringen von Papst Franziskus um eine Lösung der nationalen Krise rund um sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung in Chile, wo inzwischen fünf Bischöfe ihr Amt niedergelegt haben.

Und in Australien haben sowohl Bischöfe als auch der Premierminister gefordert, dass Franziskus den wegen Vertuschung von Missbrauch zu einem Jahr Haft verurteilten Erzbischof von Adelaide, Philip Wilson, aus seinem Amt zu entlassen.

Viele hatten gehofft, dass die Kirche die Litanei der sexuellen Missbrauchsskandale hinter sich habe, welche in den ersten zehn Jahren des 21. Jahrhunderts den Katholizismus erschütterten. Stattdessen scheint es eine neue Generation von Skandalen zu geben, bei denen der sexuelle Missbrauch von Erwachsenen, insbesondere von Seminaristen sowie finanzielle Unregelmäßigkeiten im Vordergrund stehen.

Der vielleicht wichtigste Unterschied zwischen den heutigen Skandalen und denen der frühen 2000er Jahre ist allerdings, dass sie Bischöfe und Kardinäle betreffen, nicht Priester. Diese Fälle werden völlig anders behandelt, und haben auch eine ganz andere Auswirkung auf die Kirche.

Nach den Missbrauchsskandalen des letzten Jahrzehnts wurden vielerorts neue und robuste Verfahren eingeführt, insbesondere in den Vereinigten Staaten und Deutschland. Dadurch, und dank der Änderungen im Kirchenrecht unter Papst Benedikt XVI. wurde klargestellt, wie mit Anschuldigungen gegen einen Priester vorzugehen ist.

Wenn heute ein Vorwurf des Missbrauchs gegen einen Priester erhoben wird, reagieren die Diözesanbehörden in der Regel schnell, Priester werden oft aus einer Pfarrei suspendiert und die Vorwürfe öffentlich bekannt geben, damit etwaige weitere Opfer sich melden können. Eine formale Untersuchung wird eingeleitet, und wenn es sich um eine schwere Straftat handelt, werden die Ergebnisse nach Rom geschickt, wo das weitere Vorgehen festgelegt wird.

Bei Anschuldigungen gegen einen Bischof gibt es jedoch kein solches Verfahren.

Opfer, insbesondere Seminaristen, die eine Beschwerde gegen einen Bischof einreichen, haben wenig Grund auf Hoffnung, dass etwas unternommen wird. Ein beunruhigender roter Faden, der sich durch die jüngsten Anschuldigungen zieht, ist das Ausmaß, in dem missbräuchliches Verhalten weithin bekannt war, aber von den kirchlichen Autoritäten nie aufgegriffen wurde.

Eine erschreckende Kultur des Stillschweigens über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens in der Kirche ist nun aufgedeckt worden. Zum wohlbekannten Schweigen von Opfern aus Angst und Schamgefühlen kommt das Schweigen derer, die ihnen hätten helfen sollen. Das Zögern und die Angst, der Kirche zu „schaden“, wenn Vorwürfe öffentlich gemacht werden, hat vielerorts zu einer Kultur der augenzwinkernden Toleranz gegenüber sexuellem Fehlverhalten älterer Geistlicher geführt. Dieses Schweigen führt dazu, dass in der Zwischenzeit weitere Opfer verletzt werden und der Skandal umso gravierender wird.

Die Lehren aus der jüngsten Geschichte zeigen, dass die Aufmerksamkeit der Medien die einzige Garantie für eine ernsthafte Reaktion auf eine Anschuldigung gegen einen Bischof ist.

Im Jahr 2013 trat Kardinal Keith O’Brien als Erzbischof von St. Andrews & Edinburgh zurück, nachdem auch er wiederholt versucht hatte, Geistliche und Seminaristen sexuell gefügig zu machen. Drei Priestern und ein ehemaliger Priester reichten Beschwerden ein. Während die Vorwürfe formell an den Apostolischen Nuntius in London überstellt wurden, was einem geregelten Verfahren in der Kirche am nächsten zu kommen scheint, schrieb man die Geschwindigkeit, mit der O’Brien sein Amt niederlegte, weitgehend der Tatsache zu, dass die Opfer den Nuntius über ihre Absicht informierten hatten, die Presse einzuschalten.

Die Anschuldigungen gegen Bischof Juan Barros, dessen Berufung in eine kleine chilenische Diözese den öffentlichen Auftakt der Krise darstellt, waren zum Zeitpunkt seiner Berufung in Rom bekannt, und Kardinal Séan O’Malley soll persönlich einen Brief der Opfer Fernando Karadimas an den Papst übergeben haben, in denen Barros klar genannt wird.

Doch erst die öffentliche Empörung darüber, wie Papst Franziskus bei seinem Chile-Besuch die Opfer als „Verleumder“ abtat, trotz ihrer Beharrlichkeit und Glaubwürdigkeit, führte schließlich zu Konsequenzen.

Im Fall von Kardinal McCarrick war sein sexuelles Fehlverhalten gegenüber jungen Männern, vor allem Seminaristen, offenbar legendär. Aber obwohl jeder davon zu wissen schien, unternahmen kirchliche Behörden keine formalen Schritte (abgesehen von den außergerichtlichen Vergleichen), bis ein ehemaliger Ministrant in New York auf sprach.

Im Fall von Bischof Pineda scheint es trotz der Schwere der Vorwürfe und des erheblichen lokalen Skandals auch wieder nur das Öffentlich werden des Skandals zu sein, die sich aus seiner engen Verbindung mit Kardinal Maradiaga ergibt, die dazu führte, dass der Vatikan handelte.

Pinedas Rücktritt provoziert eine Reihe weiterer Fragen, die die Entschlossenheit des Heiligen Stuhls, die bischöflichen Anschuldigungen bis zum Ende zu verfolgen, auf die Probe stellen werden.

Andere prominente angeklagte Bischöfe, wie Kardinal McCarrick, sind bereits im Ruhestand, oder kurz davor. Angesichts des fortgeschrittenen Alters McCarricks und seines Verbots der öffentlichen Ausübung seines priesterlichen Dienstes gibt es wenig, was die vatikanischen Behörden an weiteren Maßnahmen ergreifen werden. Es kommt immer wieder vor, dass der Vatikan Verfahren gegen ältere Bischöfe einfach hinauszögert und mit dem Tod des mutmaßlichen Täters rechnet.

Dies wird bei Pineda nicht möglich sein.

In einer Erklärung, die am Freitag veröffentlicht wurde, erklärte Pineda: „Ich bin weiterhin ein Sohn der Kirche weiter, ich bin weiterhin ein geweihter Bischof, ich bin weiterhin Diener der Kirche, ich stehe weiterhin meinen Vorgesetzten zur Verfügung“.

Im Alter von gerade mal 58 Jahren wird eine „Auszeit“ vom aktiven Dienst auf unbestimmte Zeit kaum als praktikable Lösung betrachtet werden. Rom wird entscheiden müssen, wie die gegen Pineda erhobenen Vorwürfe, möglicherweise durch ein kirchenrechtliches Verfahren, geklärt werden können – und wie er gegebenenfalls formell bestraft werden kann.

Wie solche Sanktionen aussehen könnten und nach welchem Verfahren, ist bislang unklar.

Trotz der Schaffung eines neuen rechtlichen Mechanismus für kirchenrechtliche Prozesse für Bischöfe haben Beamte in Rom darauf hingewiesen, dass sich Papst Franziskus sämtliche Missbrauchsklagen gegen Bischöfe persönlich vorbehalten hat. Es gibt kein offensichtliches Verfahrensmuster für den Umgang mit diesen Fällen, und welche Ergebnisse zu erwarten sind, ist somit schwer vorherzusagen.

Es gibt zwar verständlicherweise Forderungen, schuldige Geistliche zu laisieren, aber das ist im Falle eines Bischofs sehr unwahrscheinlich.

Während die Laisierung einen Bischof eindeutig aus der Hierarchie verstößt, beendet sie effektiv jede Aufsicht der kirchlichen Behörden über ihn. Entgegen der landläufigen Auffassung ist ein laisierter Bischof weiterhin Bischof, in sakramentaler Hinsicht: Einmal verliehene Sakramente wie Taufe, Weihe und Bischofsweihe können nicht rückgängig gemacht werden.

Wenn Pineda laisiert würde, wären die etwa von ihm in einem unerlaubten Rahmen gespendeten Sakramente, einschließlich Priesterweihen, immer noch gültig. Der potenzielle Schaden und die Verwirrung, die ein solcher Bischof außerhalb der Kontrolle der Kirche anrichten könnte, reichen aus, um eine Laisierung höchst unwahrscheinlich zu machen.

Sollten sich die Anschuldigungen gegen Pineda belegen lassen und bewahrheiten, dann ist die wahrscheinlichste Folge, dass der Mann aus dem öffentlichen Dienst entfernt und dazu bestimmt wird, irgendwo außerhalb der Öffentlichkeit zu leben. Es gibt einen Präzedenzfall für dieses Vorgehen.

Ein solcher Fall wäre der von Kieran Conry, der 2013 im Alter von 63 Jahren als Bischof der englischen Diözese Arundel und Brighton zurücktreten musste. Conrys Rücktritt wurde durch eine Reihe unangemessener Beziehungen zu Frauen ausgelöst, die auch in der englischen Hierarchie zum Zeitpunkt seiner Ernennung allgemein bekannt waren. Seitdem lebt er in einem kirchlichen Haus in Südengland, ohne öffentliche Rolle. Auch Kardinal O’Brien lebte bis zu seinem Tod im März dieses Jahres unter ähnlichen Bedingungen; während er die „Rechte und Privilegien“ eines Kardinals aufgab, durfte er den Titel behalten.

Was Pineda betrifft, ist die Situation weiter unklar.

Es hat bislang keine offizielle Mitteilung dahingehend gegeben, dass er nicht mehr öffentlich sein Amt ausüben darf – lediglich sein Amt als Weihbischof hat er aufgegeben – und es gibt keine Hinweise darauf, dass er die Diözese verlassen hat. Wie offiziell und transparent seine Situation gelöst wird, wird sich zeigen müssen.

Ein entschlossenes und öffentliches Vorgehen gegen Pineda scheint geboten, aber es würde einen Maßstab setzen, an dem auch andere Fälle gemessen werden. Es würde auch zu weiteren Fragen über eine Mittäterschaft Kardinal Maradiagas oder zumindest ein Wissen um Pinedas Verhalten führen.

Der große Skandal, der in all diesen Fällen – Pineda, McCarrick, Barros, O’Brien, Conry – nicht gelöst wird: Das ist in der Tat das Ausmaß, in dem andere Bischöfe von den Anschuldigungen Kenntnis hatten und nichts taten. Solange Bischöfe, die derartiges Fehlverhalten unter ihresgleichen ignorieren, nicht zur Rechenschaft gezogen werden, scheint es wenig Hoffnung zu geben, dass der Zyklus der Skandale einmal durchbrochen wird.

Ed Condon ist der Leiter der CNA-Redaktion in Washington. Übersetzt und redigiert von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Honduras: Des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigter Weihbischof tritt zurück

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat den Rücktritt von Weihbischof Juan José Pineda von Tegucigalpa in Honduras angenommen. Der Vatikan hatte gegen ihn wegen des Verdachts auf sexuelles Fehlverhalten gegenüber Seminaristen ermittelt, zu denen Vorwürfe finanzieller Misswirtschaft kamen.

Der 57-jährige Pineda war seit langer Zeit immer wieder beschuldigt worden, sich männliche Begleiter zu leisten, und sein Verhalten mit kirchlichen Geldern zu finanzieren. Sein Vorgesetzter ist der päpstliche Berater und Erzbischof von Tegucigalpa, Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga, der ebenfalls des finanziellen Fehlverhaltens beschuldigt wird, wie CNA Deutsch berichtete.

Im März berichtete der „National Catholic Register“, dass zwei ehemalige Seminaristen dem Vatikan persönliche Zeugenaussagen überstellten, denen zufolge sich Pineda schweren sexuellen Fehlverhaltens schuldig gemacht hat, sowie des Versuchs, unerwünschte sexuelle Verhältnisse mit anderen Männern zu haben.

Die Ankündigung des Rücktritts von Pineda am 20. Juli erfolgte ohne eine Angabe von Gründen. Der Vatikan teilte nur mit, dass Papst Franziskus diesen angenommen habe. Auf Anweisung des Pontifex hatte der Vatikan im Mai 2017 eine Untersuchung der Vorwürfe finanzieller Misswirtschaft innerhalb der Erzdiözese und sexuellen Fehlverhaltens von Bischof Pineda eingeleitet.

In einem E-Mail-Interview mit dem CNA im Dezember 2017 bestätigte Maradiaga einen apostolischen Besuch in Pineda, verteidigte aber den Weihbischof und sagte, Pineda selbst habe „den Heiligen Vater um einen apostolischen Besuch gebeten“ um seinen guten Ruf wieder herzustellen.

Maradiaga, der Leiter des Kardinalsrates des Papstes und einer der engsten Berater von Franziskus ist, bestritt gegenüber CNA auch jedes finanzielle Fehlverhalten seinerseits, und bezeichnete einen Bericht des italienischen „Espresso“ vom 21. Dezember 2017 als „diffamierend“ und „Halbwahrheiten, die am Ende die schlimmsten Lügen sind“.

„L’Espresso“ berichtete, dass Maradiaga beschuldigt werde, im Jahr 2015 eine Summe in Höhe von 600.000 US Dollar von der Universität Tegucigalpa als eine Art „Gehalt“ erhalten zu haben, weil er Kanzler der Universität war: Ein ungewöhnlicher, aber nicht juristisch verbotener Vorgang. Berichtet wurde auch, dass der Kardinal fast 1,2 Millionen US Dollar an Kirchengeldern durch Investitionen in einigen Londoner Finanzunternehmen verloren hatte.

Die päpstliche Untersuchung wurde von dem argentinischen Bischof Alcides Jorge Pedro Casaretto durchgeführt, der laut dem „Espresso“ Mitarbeiter der Erzdiözese und der Universität sowie Seminaristen, Priester und den Fahrer und Sekretär des Kardinals befragte.

Die Liste der Vorwürfe gegen Pineda ist lang. Es geht um den Bau einer Wohnung auf dem Campus der Katholischen Universität von Honduras, um einen männlichen „Begleiter“ unterzubringen. Die beiden Seminaristen, die Pineda wegen ungewollter sexueller Annäherungsversuche beschuldigten, behaupteten laut Bericht des „Register“ auch, er habe gegen sie Strafmaßnahmen ergriffen, nachdem seine Annäherungsversuche nicht akzeptiert worden seien.

Pineda, der seit 2005 Weihbischof von Tegucigalpa war, hatte die Erzdiözese seit Januar geleitet, während Kardinal Maradiaga in den USA ist, zur Behandlung von Prostatakrebs.

Der nun zurückgetretene Pineda wurde 1960 in Tegucigalpa geboren und 1988 zum Priester geweiht. (CNA Deutsch)

Maradiaga: „Natürlich wird die Reform gelingen

Manche Beobachter sehen die Reformen, die Papst Franziskus angestoßen hat, in schwierigem Fahrwasser. Aber Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga widerspricht.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

„Selbstverständlich wird die Reform gelingen! Es ist ja nicht die Reform von Papst Franziskus, sondern die Reform durch Jesus und den Heiligen Geist.“

Das sagte der Koordinator des Kardinalsrates K-9 jetzt bei einer Buchvorstellung in Rom zu Journalisten. Maradiaga ist Erzbischof von Tegucigalpa, Honduras, und einer der wichtigsten Protagonisten beim Vorantreiben der Kurienreform. Natürlich weiß er genau, dass die Neuerungen einigen nicht passen.

„Jedes Werk des Geistes, jedes Werk des Herrn wird immer auch auf Widerstand stoßen. Aber die Kirche ist eben keine rein menschliche Einrichtung, sondern auch eine göttliche. Sie ist immanent und transzendent. Natürlich und übernatürlich.“

Papst schreibt an einem Dokument zum Thema Heiligkeit

Außerdem seien die Reformen vielgesichtig, nicht eingleisig. Sie gingen weit über das Erstellen eines neuen vatikanischen Grundgesetzes (einer sogenannten Apostolischen Konstitution) hinaus.

„Es ist sicher eine Reform, die über mehrere Linien verläuft – etwa über das Kardinalskollegium. Auch das ist Teil der Reform! Die Reform betrifft nicht nur Strukturen, sondern auch Personen, und darum waren zum Beispiel auch die Fastenexerzitien, die der Papst mit der Kurie abgehalten hat, ein Moment der Reform. Wer die Ansprache von Franziskus beim Weihnachtsempfang für die Kurie 2016 noch einmal durchliest, der kann daraus ersehen, dass derzeit neunzehn Reformen im Gang sind. Ein bisschen mehr sogar; vor ein paar Tagen kam ja zum Beispiel das Dokument über die Reform des Rücktritts (bei hochrangigen Kurienmitarbeitern) dazu.“

Kardinal Maradiaga verriet auch noch, dass Papst Franziskus derzeit an einem größeren Dokument über das Thema Heiligkeit arbeitet. Welche Form dieser Text haben und wann er veröffentlicht wird, sagte er nicht. (vatican news)

Finanzskandal? Maradiaga telefoniert mit dem Papst

Papst Franziskus und Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga haben miteinander telefoniert: Was zu normalen Zeiten keine Nachricht wäre, ist jetzt eine.

Denn eine italienische Zeitschrift hat dem Erzbischof von Tegucigalpa auf Honduras, der auch einer der wichtigsten Papstberater ist, einen Finanzskandal angehängt. Dabei geht es um große Geldsummen, die Maradiaga als Großkanzler der Katholischen Universität von Honduras bekommen haben soll und deren Verbleib nach Angaben des Magazins „L’Espresso“ ungeklärt ist.

Maradiaga weist die Anschuldigungen vehement zurück; in Interviews mit der katholischen italienischen Tageszeitung Avvenire und dem honduranischen Suyapa TV spricht er von Verleumdung und vermutet, da wolle jemand den Reformen des Papstes Steine in den Weg legen. Franziskus habe ihm per Telefon gesagt:

„Es tut mir leid, dass man dir so viel Übles antut. Aber mach dir keine Sorgen.“

Er, Maradiaga, habe dem Papst versichert, dass er mit sich selbst im reinen sei.

Die Vorwürfe, die „L’Espresso“ aufkocht, sind nach Angaben des Kardinals nicht neu; ein früherer Mitarbeiter der Universität habe sie letztes Jahr, als man ihn entlassen hatte, erhoben. Er könne nachweisen, dass die Gelder nicht in seinen Taschen gelandet seien, sondern bei der Caritas und zur Unterstützung von Priestern im ländlichen Raum.

Der honduranische Kardinal – ein Salesianer – ist Koordinator des K-9, also des Kardinalsrates, den Papst Franziskus eingerichtet hat. (vatican news)