Haushaltsrechnung 2011 des Heiligen Stuhls im Minus

14.890.034 Euro im Minus: Das ist die Bilanz der Haushaltsrechnung des Heiligen Stuhls für 2011. Wie der vatikanische Pressesaal an diesem Donnerstag in einer Stellungnahme verlautbaren ließ, sei dieses Resultat vor allem durch die hohen Personalkosten verursacht worden. Bis Ende Dezember 2011 waren 2.832 Menschen für den Heiligen Stuhl tätig. Diese Woche tagte im Vatikan der Kardinalsrat, der sich um die finanziellen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls und des Governatorats kümmert. Unter den 15 Kardinälen des Rates ist u.a. auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner.
Governatorat im Plus
Erfreuliche Nachrichten gibt es hingegen bei der Haushaltsrechnung des vatikanischen Governatorats, das eine eigenständige Kasse führt. Dank der Einnahmen durch die Vatikanischen Museen konnte für den Haushalt 2011 ein Gewinn von 21.843.851 Euro erzielt werden. Für das Governatorat arbeiteten bis Ende Dezember 2011 1.887 Personen. Im vergangenen Jahr waren über fünf Millionen Besucher in den Vatikanischen Museen, die somit weiterhin zu den meistbesuchten Museen der Welt zählen.
Mehr Spendeneinnahmen
Der Peterspfennig – also die Spenden der Gläubigen für karitative päpstliche Initiativen – erreichte im vergangenen Jahr annähernd die 70 Millionen US-Dollar-Grenze. Das waren rund zwei Millionen US-Dollar mehr als 2010. Einen wichtigen Beitrag für die karitativen Projekte des Papstes hat auch die Vatikanbank IOR im vergangenen Jahr geleistet: etwa 49 Millionen Euro konnte diese vatikanische Institution dem Papst für Hilfsprojekte zur Verfügung stellen.
Intensive Diskussionen
In der Medienmitteilung des Vatikans von diesem Donnerstag heißt es, dass sich die Kardinäle und eingeladenen Berater sehr intensiv mit den Rechnungen auseinandergesetzt hätten. Der Kardinalsrat sei sehr zufrieden mit der Offenheit und Transparenz der Antragssteller. Sie versicherten, dass die Arbeitsstellen im Vatikan zu schützen seien, auch wenn alles versucht werden sollte, um Kosten einzusparen. Sie dankten auch allen Gläubigen, „die im Stillen den Heiligen Vater" unterstützen.

Des Weiteren teilte das vatikanische Presseamt mit, dass der Generaldirektor des IOR, Paolo Cipriani, bei einer Diskussionsrunde über die aktuelle Lage der Vatikanbank informiert habe. (rv)

D: Meisner gegen „Unheilspropheten“

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat an Fronleichnam Treue zur Kirche angemahnt. Im Kölner Dom eröffnete er an diesem Donnerstag das Vorbereitungsjahr auf den Nationalen Eucharistischen Kongress 2013 in Köln. In seiner Predigt kritisierte Meisner „Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche".

„Herr, zu wem sollen wir gehen?", dieses Wort aus dem Munde des Apostels Petrus führt uns mitten hinein in eine gefährliche Krisensituation des Jüngerkreises Christi, die uns an unsere heutige Situation in der Kirche erinnert. Von da ab wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen nicht mehr mit ihm (vgl. Joh 6,60-66), heißt es in der Heiligen Schrift, weil sie Jesus vergeblich auf einen Weg zwingen wollten, der vom Vater nicht vorgesehen war. Das möchten heute ebenfalls manche Christen: die Kirche auf einen Weg zwingen, den Jesus nicht mitgeht."

Vor dieser „tiefsten aller Zweifelsfragen" habe einst auch „der innere Jüngerkreis Jesu" gestanden. Beim Streit um das Thema Eucharistie gehe es „nicht mehr um diese oder jene theologische Nuance, sondern um den Sinn des ganzen Weges, eben um die Frage: dabeibleiben oder weggehen?"

„Jesus wirbt nicht um seine Jünger, indem er sagt: „Nun bleibt mal alle da. Ich mache es ab jetzt etwas billiger!" Nein, er deckt schonungslos die Lage auf, indem er ihnen sagt: „Wollt auch ihr weggehen?" (Joh 6,67). In der Antwort, die Petrus findet, steckt eben nun beides, was uns heute so nahe kommt: die eigene Ratlosigkeit und das Gott geschenkte Wagnis des Glaubens: „Herr, zu wem sollen wir gehen?" – Wir haben keine Alternativen. – „Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes" (Joh 6,68-69)."

Für Kardinal Meisner sind diese Worte des heiligen Petrus „das erste, das klarste, das hilfreichste, das kürzeste und das tröstlichste Glaubensbekenntnis". In derselben Haltung sollten auch die Christen von heute sich um Jesus scharen:

„Wir sind nicht weggegangen, trotz so vieler Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche. Nein, wir sind geblieben, und wir sind gekommen, um uns von seiner Nähe berühren und stärken zu lassen."

Christus sei „gestorben für das Heil aller Menschen", betonte der Kölner Kardinal. Darum sei „der Christ immer zur Stellvertretung berufen, d.h. für die anderen vor Gott einzustehen". Meisner wörtlich: „Je weniger Menschen sich noch vor dem eucharistischen Herrn einfinden, für umso mehr haben wir uns vor dem Altar und vor der Monstranz für sie einzusetzen. Sollten wir aber auch noch wegfallen, dann gäbe es auch für die anderen keine Chance mehr, mit dem Herrn in Berührung zu kommen."

An Fronleichnam, dem „Fest des Leibes und Blutes Christi", feiern die Katholiken die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. In Prozessionen tragen Geistliche Monstranzen mit der als Leib Christi verehrten Hostie durch die Straßen.

Fronleichnam in Rom
Papst Benedikt feiert an diesem Donnerstag Abend die Eucharistie in der Lateranbasilika. Anschließend leitet er die Fronleichnamsprozession zur Basilika Santa Maria Maggiore. Die Messe und die Prozession werden von Radio Vatikan ab 18.50 Uhr live mit deutschem Kommentar übertragen. (rv)

Israel: Kardinal Meisner weiht im Heiligen Land ein Kloster

Kardinal Joachim Meisner hat ein neues deutsches Benediktinerkloster im Heiligen Land eingeweiht. Das Leben der Mönche müsse Maß nehmen am Leben Jesu, sagte der Kardinal in seiner Predigt. Jesu Spuren seien nirgends so greifbar wie im Heiligen Land, fügte der Kölner Erzbischof an, der Vorsitzender des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande ist. Neben dem Generalsekretär des Vereins vom Heiligen Lande, Heinz Thiel, und mehreren Diözesanvertretern waren acht Bischöfe und Äbte angereist, darunter Alt-Patriarch Michel Sabah. Das neue Kloster liegt in Tabgha am See Genezareth, unweit der Ruinen von Kafarnaum. (rv)

Kardinal Meisner: „Der Papst wird die Dinge schon beim Namen nennen“

Was wird Papst Benedikt ansprechen bei seinem Besuch in Deutschland ab diesem Donnerstag? Ersste Hinweise gibt es schon: Er will die Gottesfrage wieder in den Mittelpunkt rücken, hat der Papst selbst am Samstag gesagt. Er wird vor dem Bundestag auch Überraschendes ansprechen – Fragen, die dort noch nicht gestellt worden sind, schreibt Erzbischof Robert Zollitsch in einem Zeitschriftenbeitrag. Er wird von den christlichen Wurzeln Europas reden, kündigt der Kölner Kardinal Joachim Meisner an.
„Er wird gerade rücken, dass das Christentum nicht ein Störenfried Europas ist, sondern seine Wurzeln darstellt. Indem sich Europa von seinem Wurzelgrund abschneidet, verdorrt der Baum. Und dann kommen die großen Schwierigkeiten, mit denen wir uns hier herumschlagen müssen. Wenn es ihm gelingt, den Baum zu verwurzeln, mit seinem Mutterboden in Verbindung zu bringen, dann ist er wie ein Arzt, der die psychische Lage unseres Volkes heilt. „Heile, was verwundet ist…" Wenn man die Zeitung aufschlägt, liest man nur von Streit, Hass und Unglücken. Wir bedürfen wirklich des Arztes. Der Papst kommt nicht, um Gegensätze aufzureißen, aber auch nicht um zu verkleistern. Er wird die Dinge schon beim Namen nennen."
Und zwar auch bei seinem Auftritt im Deutschen Bundestag am Donnerstag, dem ersten Tag der Visite. Meisner hat schon vor ein paar Tagen heftig kritisiert, dass einige Abgeordnete dem Moment fernbleiben wollen. Jetzt meint er im Kölner Domradio:

„Wenn ich jemanden in mein Haus einlade, muss ich dafür sorgen, dass ich der Würde und dem Status des Gastes gerecht werde!"

Auf seine Kritik am Boykott habe er noch keinerlei Resonanz erhalten, so Kardinal Meisner. Und er erwarte auch keine Resonanz.
„Ich kann immer nur sagen: Ich verstehe das nicht. Ich bin als Bischof ein Mann, der aus der Bibel lebt. Mich erinnert das manchmal daran, wenn Jesus gekommen ist, und Besessene waren da. Da fingen die Geister, die die Menschen in Besitz genommen haben, an zu schreien: Was haben wir mit Dir zu schaffen! Dann hat Jesus die Geister ausgetrieben. Und dann heißt es immer: Es kehrte Ruhe und Frieden ein. Die letzten Reaktionen erinnern mich an eine rational nicht nachvollziehbare Anti-Papst-Besessenheit." (rv)

D: Meisner warnt vor „Wanderdüne“

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner warnt erneut eindringlich vor einer Freigabe der Präimplantations-Diagnostik, kurz PID. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Meisner am Dienstag Abend bei einem Besuch in Rom, schon seit Jahren sei „eine Wanderdüne in Bewegung", die immer weiterwandere und das menschliche Leben immer schutzloser mache. „Wenn wir das nicht aufhalten, dann geht das immer so weiter", mahnte Kardinal Meisner. Er freue sich zwar darüber, dass die CDU sich bei ihrem letzten Parteitag mit knapper Mehrheit gegen PID ausgesprochen hat. „Aber ich kann mich nicht ganz des Verdachts erwehren: Das haben die nur gemacht, weil sie denken, dass sie ja hinterher im Bundestag ohnehin so abstimmen können, wie sie wollen", so der Kardinal. Immerhin sei das Niveau der PID-Debatte auf dem Parteitag „sehr ernsthaft" gewesen. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass sich der vorletzte CDU-Parteitag noch mehrheitlich für PID ausgesprochen habe.
 Meisner bekannte sich zu seinem Vergleich zwischen PID und dem Kindermord von Betlehem; diese Worte in seiner Predigt am Fest der Unschuldigen Kinder waren auf Kritik gestoßen. „Ich würde das heute noch einmal so sagen", erklärte der Kardinal. „Damals wie heute ging es um Selektion von Kindern." Übrigens habe er vor dem Vergleich ausdrücklich gesagt: „Jetzt kommt etwas, das nicht politisch korrekt ist." (rv)

Türkei: Neue Hoffnung für Christen in Tarsus

Wieder einmal eine hoffnungsvolle Nachricht aus dem Geburtsort des Völkerapostels Paulus: Die Kirche in Tarsus im Süden der Türkei soll der Christlichen Minderheit des Landes wieder als Kirche zur Verfügung stehen. Das regte der Leiter der türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, in der vergangenen Woche an. Bisher dient die Kirche im Geburtsort des großen Theologen der frühen Christenheit nur als Museum und steht für religiöse Veranstaltungen nicht zur Verfügung. Allemal ein wichtiges Signal für die christliche Minderheit in Kleinasien, sei dieser Vorstoß, meint der Kölner Kardinal Joachim Meisner im Gespräch mit dem Domradio. Es ist jedoch nicht das erste Mal, das ein solcher Vorschlag aus dem türkischen Religionsamt kommt – kein Grund zu allzu großer Euphorie also:
 „Ich bin schon mehrfach durch Versprechungen hoher türkischer Autoritäten mit Hoffnung erfüllt worden, die sich dann als trügerisch erwiesen. Ich bleibe aber bei dem urchristlichen Grundsatz: „sperare contra spem", also „gegen die Hoffnung zu hoffen", auf dass die mittelalterliche Kirche in Tarsus uns Christen zurückgegeben wird."
Interessanter als die Forderung selbst ist vielleicht die Begründung, mit der Bardakoglu sich für eine Wiedereröffnung der Kirche einsetzt: Gerade im Zusammenhang mit dem Schweizer Minarettverbot sollte die Türkei ein Zeichen setzen und allen religiösen Minderheiten die Freiheit in der Ausübung ihres Glaubens gewährleisten, so der Chef der Religionsbehörde.
Doch auch hinter dieser Begründung steckt ein wenig politisches Kalkül – das meint jedenfalls der Türkei-Experte des katholischen Hilfswerkes missio, Otmar Oehring. Für ihn steht der erneute Vorstoß im Zusammenhang mit den Beitragsverhandlungen der Türkei zur EU. Doch wie ist überhaupt die Lage der Christen in der Türkei? Das fragten unsere Kollegen vom domradio den Türkei-Spezialisten Oehring:
„Die Lage der Christen ist insgesamt natürlich viel besser, als sie noch vor zehn oder zwanzig Jahren war. Da gibt es überhaupt keinen Vergleich. Aber verglichen mit den islamischen Ländern in der Umgebung der Türkei, insbesondere in der arabischen Welt, in Syrien, im Libanon und auch anderen Ländern, ist die Lage der Christen in der Türkei weiterhin sehr angespannt. Es gibt einerseits natürlich Möglichkeiten wie in der westlichen Welt, z.B. Religionswechsel, aber das ist eine mehr theoretische Möglichkeit. Auf der anderen Seite, wenn es um die Religionsausübung der Christen und insbesondere auch die Organisation, die Selbstverwaltung der Kirchen in der Türkei geht, muss man ganz klar sagen: Von Religionsfreiheit in der Türkei kann sicher keine Rede sein."
Vor knapp drei Monaten wurde der Vorsitzende der türkischen Bischofskonferenz, Luigi Padovese, ermordet. Hinter dem Mord standen zwar keine politischen oder religiösen Motive, aber trotzdem: Für die rund 100.000 Christen wäre es ein bedeutender Schritt, meint der Kölner Erzbischof Meisner:
„Nach den sehr traurigen Nachrichten der letzten Jahre über die Situation der Christen in der Türkei ist die jüngste Meldung wie ein Silberstreif am Himmel. Es wäre ein Signal für die ganze Welt! Da Paulus in Tarsus geboren wurde, ist der Ort mit der Person des Völkerapostels unauflöslich verbunden. Damit würde ein positives Zeichen auch an unsere Gesellschaft in Deutschland gesendet, wo den türkischstämmigen Mitbürgern muslimischen Glaubens immer wieder nahegelegt wird, sie mögen sich für dieselben Rechte der Religionsfreiheit in ihrem Ursprungsland einsetzen, wie sie in Deutschland und in Europa allgemein gelten."
Andererseits: Wenn sich die Lage der türkischen Christen in ihrer Gesamtheit nicht verändert, dann bleibt auch die Wiedereröffnung der Paulus-Kirche nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein, erklärt Otmar Oehring von missio:
„Im Grunde genommen ist das eine kleine Angelegenheit im Vergleich mit dem, was die Kirchen und die nicht-muslimischen Minderheit in der Türkei eigentlich vom Staat erwarten. Sie erwarten, dass sie anerkannt werden, dass sie als Kirchen oder Religionsgemeinschaften so funktionieren können, wie das bei uns auch möglich ist und in der Türkei auch möglich sein müsste, weil die Türkei, wie die BRD, die europäischen Menschenrechtskonvention unterzeichnet, sie ist also dort auch Gesetz geworden. Damit müsste im Grunde genommen den Christen, Juden und allen anderen Religionsgemeinschaften, natürlich auch dem Islam, volle Religionsfreiheit zugebilligt werden. Das ist nicht der Fall. Wenn man jetzt hergeht und sagt: „Öffne doch eine Kirche", welche auch immer das sein mag. Dann ist es zwar schön, wenn diese Kirche geöffnet wird, das kann auch aus historischen, kirchengeschichtlichen Gründen von ganz großer Bedeutung sein, insbesondere natürlich im Fall der Pauluskirche in Tarsus. Es ändert aber an der grundsätzlichen Problematik nichts." (rv)