Analyse: Werden Fragen zur Sexualität das beherrschende Thema der „Jugendsynode“?

Kardinal Baldisseri stellt „Instrumentum Laboris“ für das kommende Treffen der Bischöfe vor.

VATIKANSTADT ,- Wie schon bei den Familien-Synoden, die zu Amoris Laetitia führten, liegt der kommenden Jugend-Synode eine „Vorbereitungsdokument“ zugrunde: Ein Arbeitspapier, das heute im Vatikan von Kardinal Lorenz Baldisseri vorgestellt wurde.

Das Treffen der Bischöfe zum Thema „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“ findet vom 3. bis 28. Oktober im Vatikan statt. Wie bereits bei den vorherigen Synoden ist Kardinal Baldisseri der Generalsekretär des Treffens.

Wenn vor diesem Hintergrund das Instrumentum Laboris also auch wieder ein Hinweis darauf ist, was denn eigentlich die zentralen Themen der nächsten Synode sind, dann scheint klar: Im Mittelpunkt steht der Umgang mit Sexualität, besonders mit den aktuellen Themen Homosexualität und Gender, aber auch Verhütung, Abtreibung und die Herausforderungen der biomedizinischen Ethik im 21. Jahrhundert.

Auffällig dabei: Der Vatikan verwendet im heute vorgestellten Dokument zum ersten Mal den Begriff „LGBT“.

Auch wenn viele andere Themen angeschnitten werden: Ins Zentrum der Aufmerksamkeit gelenkt wird – anhand einer Auswahl über Fragebogen und andere Medien eingeholter Beiträge junger, nicht nur katholischer Menschen – die Beschreibung von Fragen rund um Sexualität und Geschlechtlichkeit.

„Wir sind offen“

Das in drei Teile gegliederte Dokument will so, heißt es dazu aus dem Vatikan, einen Überblick über die Lage der Jugendlichen in der ganzen Welt leisten – und mögliche pastorale Antworten entwickeln helfen.

Das Arbeitspapier ist eine „Zusammenstellung“ von Beiträgen aus vier Hauptquellen: ein Fragebogen, der im Juni 2017 an die Bischofskonferenzen verschickt wurde; eine Website für den Fragebogen und Berichte über soziale Medien, auf denen Jugendliche Beiträge hinterlassen und Fragen beantworten konnten; ein Seminar über die Jugend, das im September 2017 in Rom stattfand; und das Abschlussdokument des Vor-Synodentreffens, das im März in Rom stattfand und bei dem 300 ausgewählte Teilnehmer zugegen waren.

Einige Jugendliche, so heißt es in dem Dokument, sind besorgt, dass die Kirche bisweilen distanziert wirken kann. Es wird der Wunsch geäußert, eine Kirche zu haben, die nahbar, transparent und aktuell ist und sich nicht scheut, über die schwierigen Fragen zu sprechen.

Kardinal Lorenzo Baldisseri betonte vor Journalisten bei der Vorstellung des Arbeitsdokuments der Synode am 19. Juni: „Wir sind offen. Wir wollen nicht in uns selbst eingeschlossen sein.“

In der Kirche „gibt es viele Bereiche, es gibt die Freiheit, sich auszudrücken – rechts, links, in der Mitte, im Norden und im Süden – das ist alles möglich“, sagte er und fügte hinzu: „Deshalb sind wir bereit, auf Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zu hören“.

Während es junge Katholiken gebe, welche die kirchliche Lehre als „Quelle der Freude“ verstehen und leben, wird auch das Problem des mangelnden Verständnisses der katholischen Lehre, und das Versagen der Bischöfe, diese zu kommunizieren, festgestellt: „Keine Bischofskonferenz bietet Lösungen oder Rezepte für diese Fragen“, so das Dokument. Gleichzeitig fordert es, dass „die Frage der Sexualität offener und ohne Vorurteile diskutiert werden muss“.

In ihren Beiträgen fragen sich Bischofskonferenzen unter anderem, wie sie auf junge Menschen reagieren sollen, die sich für einen homosexuellen Lebensstil entschieden haben, die aber auch „der Kirche nahe sein wollen“.

Ungerechtigkeit, Ausbetung und „Cyborg-Ikonen“

Im Instrumentum kommt auch die Sorge um „Ungerechtigkeit und Ausbeutung“ zur Sprache. Deutlich hervorgehoben werden von den Autoren die Millionen junger Migranten, sowie unbegleitete Flüchtlingskinder. Ebenfalls erwähnt wird das Mobbing-Phänomen und das Thema Sucht: Sei es nach Rauschgiften, Pornografie oder Spielen – sie wird hier als Symptom der vom Papst oft beschriebenen „Wegwerfkultur“ eingeordnet.

In diesem Kontext wird auch die Kulisse einer zunehmenden „kulturellen Instabilität“ und die Realität gewalttätiger Konflikte genannt, und das Dokument spricht streckenweise auch – zudem in einer kulturkritischen Sprache, die nicht nur akademische Augenbrauen heben wird – über die „Ikone des Cyborgs“, über den menschlichen Körper sowohl als „Schnittstelle von Natur und Kultur“ als auch Ort der „Integration von Technik“, ja, sogar eines „technokratischen Zugangs“.

Wie der eigentliche Ablauf der Synode anhand letztlich aussieht, zu der auch 40 Jugendliche als „Auditoren“ vorgesehen sind, wird sich freilich zeigen müssen – von den konkreten Ergebnissen ganz zu schweigen. (CNA Deutsch)