Ökumene-Kardinal: Papst-Patriarchen-Treffen als Überwindung

Kardinal KochBei dem Treffen des Papstes mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. wird es auch um ganz konkrete Themen und Probleme gehen. Das bestätigt gegenüber Radio Vatikan der für die Ökumene zuständige Kurienkardinal Kurt Koch. Dass es überhaupt zu der Begegnung kommt, sei eine Überraschung, wenn auch die Vorbereitungen dazu schon lange im Gange waren, sagt der Schweizer Kardinal im Gespräch mit unserem Kollegen Mario Galgano. Als der Papst bei seiner Rückreise aus der Türkei im November 2014 gesagt hatte, er würde Kyrill überall und zu jeder Zeit treffen, habe dies auf Moskauer Seite zu einer Öffnung geführt.

„Der Hintergrund ist aber noch ein anderer: wie Metropolit Hilarion (er ist für die Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats zuständig, Anm. d. Red.) bei der Pressekonferenz in Moskau sagte, war es von russisch-orthodoxer Seite nicht gewünscht in Europa durchzuführen. Europa gilt als der Kontinent der Kirchenspaltungen und all diese Treffen wollen ja nicht eine Fortführung der Kirchenspaltung sondern eine Überwindung der Spaltung sein. Deshalb hat man Kuba gewählt.“

RV: Werden auch die „heißen Eisen“ aufgegriffen? Werden der Papst und der Patriarch auch die bisherigen Hindernisse ansprechen?

„Natürlich kann man in einem zweistündigen Gespräch nicht alles behandeln. Es werden sicher diejenigen Fragen behandelt, die die beiden Kirchenführer persönlich und von der Kirche her betreffen, ein Thema sein.“

RV: Also das Stichwort Ukraine zum Beispiel und die Situation dort wird auch behandelt?

„Die Ukraine war ja lange Zeit der Grund, weshalb dieses Treffen nicht zustande gekommen ist und zwar von orthodoxer Seite her. Der russisch-orthodoxe Patriarch ist sehr betroffen von der Situation in der Ukraine und auf der anderen Seite ist natürlich auch der Papst sehr betroffen über den Krieg, den es in der Ukraine gibt und die Schwierigkeiten, die es in den Beziehungen zwischen der griechisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche gibt. Die griechisch-katholische Kirche ist Teil unserer Kirche. Das berührt und betrifft den Papst sehr. Ich denke schon, dass es unmöglich ist, zusammenzukommen ohne über diese Frage zu reden.“

RV: Es gibt aber auch kritische Stimmen – vor allem auf russisch-orthodoxer Seite, aber auch bei der griechisch-katholischen Seite in der Ukraine – die gewisse Ängste und Befürchtungen vor dem Treffen haben. Wie sehen Sie das?

„Ich glaube, der russisch-orthodoxe Patriarch ist sich dessen sehr bewusst, dass es diese Stimmen und Reaktionen gibt. Das bestätigt ja erst Recht den Willen für diese Begegnung und in diesem Sinne würde ich schon sagen, dass es ein mutiger Schritt für ihn ist.“

RV: Gerade Russland mit dem Einsatz in Syrien steht in der Kritik. Da gibt es aber auch eine gewisse Kritik gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche, die – so sagt man – zu eng mit dem Staat und mit der russischen Politik verbunden sei. Beeinflusst das auch dieses Treffen auf Kuba? Also Papst, Patriarch und Politik.

„Man muss zunächst einmal sehen, dass in der orthodoxen Tradition ein ganz anderes Verhältnis zwischen Kirche und Staat gegeben ist als in der katholischen Kirche, weil wir uns als universale Kirche verstehen. Da ist die Beziehung zwischen Kirche und Staat in den einzelnen Nationen nicht so eng, wie das vielleicht in der Orthodoxie der Falls ist. Das liegt aufgrund ihres Prinzips der Autonomie und Autokephalie. Das ist die grundlegende ekklesiologische Frage, die man diskutieren muss. Doch bei diesem Treffen auf Kuba geht es ja zunächst nicht um die Begegnung von zwei politischen Figuren sondern um zwei religiöse, spirituelle Persönlichkeiten. Das steht im Vordergrund. Natürlich sind die beiden von den großen politischen Fragen wie Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung, Sorge um die Armen, Christenverfolgungen usw. berührt und von dem her wird natürlich auch das Gespräch und die Begegnung solche politische Fragen berühren.“ (rv)

Kardinal Koch: Ein spannendes Jahr für die Ökumene

Kardinal KochDie Einheit der Christen hat ein interessantes Jahr vor sich: Die Ökumene mit den Lutheranern, den Orthodoxen, den Orientalen und den Anglikanern steht vor unterschiedlichen und großen Herausforderungen. Wenn ab Montag die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen wird, dann sind diese Herausforderungen immer mit dabei, sagt Kardinal Kurt Koch, der als Präfekt des vatikanischen Einheitsrates für die Ökumene zuständig ist.

„Wir haben als Leitwort der Woche dieses schöne Wort gewählt, dass wir berufen sind, die Großtaten Gottes zu verkünden. In diesem Zusammenhang wird im biblischen Text gesagt, dass wir eine Zeit lang ausgeschlossen gewesen sind von der Barmherzigkeit, nun aber aus der Barmherzigkeit Gottes leben dürfen. Da haben wir eine schöne Koinzidenz mit dem Jubiläum der Barmherzigkeit, und dieses Jubiläum ist ein Anlass, tiefer über die Mitte des christlichen Glaubens gemeinsam nachzudenken. Ökumene heißt ja nicht nur, über die schwierigen, uns noch trennenden Fragen zu diskutieren, sondern gemeinsam die Mitte und das Herz des christlichen Glaubens zu vertiefen. Dazu ist das Heilige Jahr, das Jubiläum der Barmherzigkeit und die Einheitswoche eine gute Gelegenheit.“

Die Woche steht am Beginn eines interessanten Jahres für die Ökumene, die Kirchen gehen schließlich auf den 500. Jahrestag des Beginns der Reformation zu. Kardinal Koch ist überzeugt, dass die Kirchen gut darauf vorbereitet sind. „Wir haben bereits ein Dokument veröffentlicht unter dem Titel ‚Vom Konflikt zur Gemeinschaft’, in dem wir zeigen, wie man gemeinsam das Reformationsgedenken begehen kann. Auf der Basis dieses Dokuments hat eine Arbeitsgruppe liturgische Elemente erarbeitet, wie man dieses Reformationsgedenken gemeinsam begehen kann. Das wird nun vom Lutherischen Weltbund und von uns versandt. Dann sind wir aber auch in der Vorbereitung der liturgischen Begegnung zwischen Lutheranern und Katholiken auf weltweiter Ebene. Das ist geplant für Ende Oktober in Lund in Schweden, dem Geburtsort des Lutherischen Weltbundes. Hier haben wir die schöne Idee, dass die Lutheraner von Anfang an gesagt haben, dass nicht sie die Katholiken einladen, sondern dass Lutheraner und Katholiken gemeinsam die anderen einladen. So hoffe ich, dass dieses Ereignis in Lund die Einheit zwischen Lutheranern und Katholiken vertieft und ein guter Schritt ist auf dem Weg zur vollen Einheit.“

Reformation stehe für viele Christen für Konflikt und Trennung, kein Grund erst einmal für Feiern. Das müsse man ernst nehmen, sagt Kardinal Koch, denn die Reformation habe ja nicht nur die Wiederentdeckung der Bibel und der Rechtfertigungslehre gebracht, sondern auch die Trennung der Kirche heraufgeführt – und damit grausame Konfessionskriege.

„Papst Franziskus hat unlängst einmal gesagt: Wenn wir die aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten sehen, dann müssen wir uns daran erinnern, dass wir dasselbe gemacht haben zwischen Lutheranern und Katholiken. In dem Sinn müssen wir Buße tun!“ Das sei aber nur die eine Seite, sagt der Ökumeneverantwortliche des Vatikans, man begehe nicht nur 500 Jahre Beginn der Reformation, sondern man feiere auch fünfzig Jahre des ökumenischen Dialogs zwischen Katholiken und Lutheranern. Für die dabei entdeckten Gemeinsamkeiten dürfe man dankbar sein.

Ökumene mit Orthodoxen und Orientalen

Das ist der eine Bereich der Ökumene, der Dialog mit den Kirchen der Reformation, besonders den Lutheranern. Aber auch in anderer Hinsicht wird 2016 ein ökumenisch interessantes Jahr: Die Kirchen der Orthodoxie haben ihr erstes Konzil seit der Trennung der Kirchen vor tausend Jahren geplant. „Ich denke, dass der Ökumenische Patriarch Bartholomaios den Ernst sehr klar erfasst hat, wenn er sagt, dass die Orthodoxen zwar immer sagen, dass sie eine synodale Kirche seien, nun müssten sie es der Welt auch zeigen. Auf der anderen Seite bin ich überzeugt, dass in der Panorthodoxen Synode (dem Konzil) die orthodoxen Kirchen unter sich mehr Einheit finden können und dass das auch eine große Hilfe sein wird, die Schwierigkeiten im katholisch-orthodoxen Dialog zu bearbeiten und zu überwinden.“

Bei diesen Schwierigkeiten geht es unter anderem um einen gemeinsamen Ostertermin, um die gegenseitige Anerkennung der Sakramente und um die Frage des Primats des Papstes. Er hoffe und bete, dass das Konzil wie vorgesehen wirklich zu Pfingsten stattfinden könne, so Kardinal Koch.

Der dritte Bereich der Ökumene, der Dialog mit den orientalischen Kirchen, sieht im kommenden Jahr ebenfalls ein wichtiges Ereignis: Bei einer Konferenz in Kairo wird die dritte Phase eines Dialogprozesses begonnen. In den ersten beiden Phasen habe man über die Kirche und ihre Sendung gesprochen, in der zweiten sei es um die Gemeinschaft zwischen den Kirchen gegangen. „Und jetzt beginnen wir einen Dialog über die Sakramente, vor allem über die Sakramente der Initiation, im Vordergrund steht die Taufe. Das wird kein leichtes Thema sein, weil einzelne orientalische Kirchen noch immer die Wiedertaufe haben, etwa bei Heirat oder bei Konversion. Das ist eine schwierige Herausforderung, weil Taufe und die gemeinsame Anerkennung der Taufe das Fundament der Ökumene ist. Da hoffe ich, dass wir mehr Konsens untereinander finden können.“

Ökumene mit den Anglikanern

In den Fokus gerückt ist in diesen Tagen die Entscheidung der anglikanischen Weltgemeinschaft, ihre Kirchen in den USA wegen der Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe für eine bestimmte Frist zu sanktionieren: Drei Jahre lang dürfen US-Amerikaner keine Leitungsaufgaben in der Gemeinschaft wahrnehmen. Er sei froh, dass es nicht zum endgültigen Bruch gekommen sei, kommentiert Kardinal Koch diese interne Entscheidung der Anglikaner. Er hoffe, dass die Zeit der Suspendierung der US-Anglikaner genutzt werden könne, um die tiefere Einheit wieder zu finden.

„Im ökumenischen Zeitalter, wo wir Einheit suchen, ist jede neue Spaltung eine große Gefahr und eine große Herausforderung. Ich glaube, dass wir unseren Dialog weiterführen, denn die Hauptthemen dieses Dialogs betreffen ja genau dieselben Fragen. Auf der einen Seite das Verhältnis von Ortskirche und Universalkirche, und auf der anderen Seite geht es darum, wie wir mehr Einheit finden können in der Behandlung von ethischen Differenzen. Das sind die Hauptthemen unseres Dialogs. Es wäre schön, wenn dieser Dialog helfen könnte, in der anglikanischen Gemeinschaft die Einheit wieder zu finden!“ (rv)

Neues Dokument zu jüdisch-christlichen Beziehungen

Kardinal KochVor fünfzig Jahren wurde die Erklärung „Nostra aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht. Nun hat der Vatikan ein neues Dokument herausgebracht, das die jüdisch-katholischen Beziehungen reflektiert. Mit dem Dokument „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt (Röm 11,29) will man dankbar auf alles zurückblicken, was in den letzten Jahrzehnten in den jüdisch-katholischen Beziehungen erreicht worden ist und für die Zukunft neue Impulse geben.

Bei dem 17-seitigen Papier in englischer Originalsprache handelt sich nach vatikanischen Angaben nicht um eine offizielle Aussage des kirchlichen Lehramtes, sondern um „Überlegungen“ der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. Seit dem Konzil waren bereits drei weitere Dokumente gefolgt, die eher die praktischen Fragen des jüdisch-christlichen Dialogs behandelten. In dem neuen Dokument „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“ werden theologische Fragestellungen aufgegriffen wie das Verhältnis zwischen Altem und Neuem Bund, die Beziehung zwischen der Heilsuniversalität Jesu Christi und dem ungekündigten Bundes Gottes mit Israel. Ein zentraler Punkt ist, dass betont wird, die Katholische Kirche kenne keine institutionell verankerte Judenmission. Als Judenmission bezeichnet man eine Missionstätigkeit von Christen, die Juden zum Glauben an Jesus Christus, das heißt an die Messiaswürde und Gottessohnschaft Jesu von Nazaret, bringen soll. Außerdem sollten Juden und Katholiken sich gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen und den Antisemitismus bekämpfen. Das sei insbesondere in der heutigen Zeit ein wichtiges Signal, sagte der Präsident der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Kardinal Kurt Koch:

„Wir erleben heute eine neue Welle des Antisemitismus vor allem in Europa. Das ist etwas sehr Tragisches und zeigt, wie geschichtsvergessen die Menschen sind, dass sie die ganze Tragödie der Shoah nicht präsent haben und ganz neue Formen des Antisemitismus wieder ans Tageslicht kommen. Da müssen die Juden wissen dürfen, dass sie in der katholischen Kirche und in den Christen verlässliche Partner haben im Kampf gegen den Antisemitismus. Papst Franziskus ruft es immer wieder in Erinnerung: Es ist unmöglich, Christ zu sein und gleichzeitig Antisemit.“

Eigentlich hatte die Kommission schon zum 40. Jubiläum von „Nostra Aetate“ im Jahr 2005 daran gedacht, ein neues Dokument über die jüdisch-christlichen Beziehungen zu veröffentlichen. Doch die weiteren zehn Jahre Wartezeit, so ist man sich in der Kommission einig, zahlten sich aus: Viele theologische Fragen des neuen Dokuments seien besonders in den letzten zehn Jahren diskutiert worden:

„Wir haben in der Vergangenheit auch einige kontroverse Fragen gehabt, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Zum Beispiel die Karfreitagsfürbitte, die Papst Benedikt eigens gemacht hat und die hat eine Kontroverse ausgelöst und ist viel missverstanden worden – als ein Aufruf zur Judenmission verstanden worden. Damit hat sie aber gar nichts zu tun. Es ist eine Bitte an das eschatologische Handeln Gottes am Ende der Zeiten. Also im Grunde genau das, was Paulus in seinem Brief sagt, in ein Gebet formuliert. Und deshalb ist es wichtig, dass man solche schwierigen, sensiblen Fragen im Dialog miteinander diskutieren kann um dann auch in der Öffentlichkeit Rede und Antwort zu stehen. Und ich bin sehr erfreut, dass heute sich die Zahl der Rabbiner mehren, die sagen: Ja wir sind bereit für diesen Dialog und wir wollen ihn weiterführen.“

Derweil haben sich zu fünfzig Jahren „Nostra Aetate“ auch 25 orthodoxe Rabbiner geäußert, aus Israel, Europa und den USA. In ihrer Stellungnahme – überhaupt die erste ihrer Art seit dem Konzil – loben die Rabbiner die „ehrliche Liebe und Respekt“, die viele Christen durch Dialoginitiativen u.ä. zum Ausdruck gebracht hätten. In ihrem Schreiben rufen sie zur weiteren Zusammenarbeit von Christen und Juden zugunsten der Werte und des Wohlstands in den Gesellschaften.

Bei der Pressekonferenz am Donnerstag im Vatikan waren neben dem Präsidenten der Kommission auch der Sekretär, Norbert Hofmann, sowie der Rabbiner David Rosen vom American Jewish Committee in Jerusalem und der Gründer des Forschungsinstituts Woolf Institute von der Cambridge University für interreligiöse Beziehungen, Edward Kessler, anwesend. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass das Dokument in einigen Punkten Fragen offenblieben. So werde zum Beispiel die Frage nach dem Staat Israel nicht angesprochen. Eine weitere Anregung von Rabbiner David Rosen war, dass theologische Schreiben in Zeiten der sozialen Medien ergänzt werden müssten durch sichtbare Zeichen. Es gehe schließlich darum, die reifende Beziehung von Christen und Juden greifbar zu machen. Hierfür wird bald die nächste Gelegenheit sein. Im Januar wird Papst Franziskus erstmals die Synagoge von Rom besuchen. (rv)

Unerlöste Schatten: Nostra Aetate 2.0

Kardinal KochDer emeritierte Wiener Professor der Kommunikationswissenschaft, Maximilian Gottschlich, ein Christ mit jüdischen Wurzel, hatte die Gelegenheit, dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch sein neues Buch „Unerlöste Schatten“ über „Christen und den neuen Antisemitismus“ persönlich vorzustellen. Der Dogmatiker Kurt Koch, der seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen ist und somit auch Vorsitzender der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, zeigte sich angetan von der Idee, dass das Konzilsdokument „Nostra Aetate“ 50-Jahre später eine „Erneuerung“ brauche. Denn Antisemitsmus, sei laut Gottschlich, auch in der dritten Generation nach der Shoah in den „Köpfen und Herzen“ der Menschen vorhanden.

„Wir waren uns in der Diagnose der Situation relativ einig. Natürlich kann jemand wie ich als Kommunikationswissenschaftler mit jüdisch-christlichen Bezug, der von Außen die Dinge betrachtet, in leichterer Weise Forderungen stellen, was alles zu tun wäre. Derjenige, der es dann umsetzen muss, der sieht die Situation anders. Kardinal Koch, der auch zuständig ist für das Einheitssekretariat, hat sehr viele Aufgaben, die auf seine Schultern ruhen und da ist die Frage des Christentums und des Judentums sehr wichtig, aber eine Frage unter anderen. Mir ging es darum, klar zu machen, dass es eine ganz dringliche Frage ist, auch vor dem Hintergrund eben der neuen muslimischen Migrationsbewegung in Europa. Dass wir eigentlich jetzt Anlass haben, die Frage zu stellen, ob ein Nostrae Aetate 2 nicht notwendig wäre und dieses mit größerer medialer Begleiterscheinung als es quasi noch vor 50 Jahren war. Es gab keine konkreten Gespräche außer dem Umstand, dass wir im Gespräch bleiben und dass der Gedankenaustausch für uns fruchtbar sein kann.“

Vor allem Christen müssten in einem neuen Dokument auch die Verbindung des Christentums und des Judentums klarstellen und die „jüdische Mitte des christlichen Glaubens“ herausheben, fordert Gottschlich. „Ich denke, dass diese Anregung bei Kardinal Koch durchaus auf großes Interesse gestoßen ist. Und er hat gemeint, da ich aus Wien komme, dass wir möglicherweise auch einen Kontakt mit Kardinal Christoph Schönborn auf den Weg bringen können.“

Der emeritierte Professor nehme diese Herausforderung an. Er denkt dabei auch an das berühmte Vorbild Jules Isaac, der französische Jude und Holocaust-Überlebende, der den ganzen Prozess von Nostrae Aetate in Gang gebracht hatte. Im Jahre 1960 hatte er in einer Privataudienz Papst Johannes XXIII. umfangreiches Material seiner Aktivitäten zur „jüdisch-christlichen Freundschaft“ gegeben. „Er hat die Nacht vorher nicht gut geschlafen, schreibt er in seinen Tagebüchern. Denn wie kann man denn in so kurzer Zeit dem Papst versuchen klar zu machen, dass die Politik der Kirche gegenüber den Juden sich radikal verändern muss. Seine Präsenz und die wechselseitige Sympathie hatte dazu geführt, dass Johannes XXIII. den deutschen Bibelwissenschaftler und Kardinal Augustin Bea beauftragt hatte, einen Text vorzubereiten, der letztlich zu Erklärung Nostra Aetate geführt hat. Ich denke, wenn es so sein soll, wenn der Geist mitwirkt, dann wird sich vielleicht auch hier etwas neues bewegen,“ hofft Gottschlich. (rv)

Ökumene-Kardinal: „Franziskus liegt Taizé sehr am Herzen“

Kardinal KochZum 10. Todestag des Taizé-Gründers Frère Roger hat Papst Franziskus „seinen“ Ökumene-Verantwortlichen in die französische Ortschaft geschickt. Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch kannte den verstorbenen Gründer der Gemeinschaft von Taizé persönlich gut, wie er im Gespräch mit Radio Vatikan in Taizé sagte:

„Meine erste Begegnung mit Frère Roger war während der Seminarzeit, als ich im Priesterseminar in Luzern war. Da hatte der damalige Regens die gute Idee gehabt, eine Woche in Taizé zu verbringen. Als ich später Bischof von Basel war, habe ich immer die Exerzitien der Bistumsleitung dort gemacht. Das war jeweils eine Woche im Advent und da kam ich einmal nach Taizé und habe da Frère Roger besser kennengelernt. Das war sehr schön, weil er sich freute, einen Bischof empfangen zu dürfen. Man hat seine tiefe Spiritualität gespürt.“

Auch Papst Franziskus selber ist sehr von der Gemeinschaft von Taizé angetan, versichert Kardinal Koch.

„Papst Franziskus liegt Taizé sehr am Herzen, wie eigentlich allen Päpsten zuvor. Frère Roger hat zu allen Päpsten, die er in seinem Leben kennen lernen durfte, ganz gute Beziehungen gepflegt. Das geht jetzt weiter mit Frère Alois, der sowohl Papst Benedikt XVI. als auch Papst Franziskus mehrmals getroffen hat. Deshalb ist es für mich eine große Freude, hier in Taizé zu sein.“

Rund 100 katholische und evangelische Brüder gehören zur Gemeinschaft von Taizé in Ostfrankreich. Davon lebt etwa ein Viertel in bislang fünf kleinen Fraternitäten in Asien, Afrika und Südamerika. Diese Brüder teilen ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Vereinsamten. (rv)

Schweizergarde und Kardinal Koch in St. Maurice

Kardinal KochKurienkardinal Kurt Koch wird den Papst bei den Abschlussfeiern des Gründungsjubiläums von St. Maurice in der Schweiz vertreten. Das teilte der Vatikan am Samstag mit. Die älteste Abtei der Westkirche feiert ihr 1.500-jähriges Bestehen. Die Feiern finden am 22. September im Kanton Wallis statt. Auch die Schweizergarde feiert mit: ihre diesjährige Pilgerreise verbringen die Leibwächter des Papstes in ihrer Heimat und werden im Sommer gestaffelt nach St. Maurice reisen. Alle zwei Jahre führt die Schweizergarde traditionsgemäß eine große Wallfahrt aus. In der Vergangenheit besuchten sie Bayern und Ungarn. (rv)

Papst trifft Waldenser – Interview mit Kardinal Koch

Kardinal KochIn einer Woche besucht Papst Franziskus Turin – und dabei wird er nicht nur vor dem ‚Grabtuch Jesu‘ beten, sondern auch die Turiner Waldenserkirche betreten. Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für einen Papst: Stefan Kempis sprach darüber mit Kurienkardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates.

Kardinal Koch: „Ich glaube zunächst einmal wirklich, dass es eine Premiere ist: dass zum ersten Mal in der Geschichte eine Begegnung zwischen den Waldensern und dem höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche, dem Papst, stattfindet. Das finde ich großartig und hoffe, dass daraus auch neue Impulse entstehen für den ökumenischen Dialog … und dass hier auch ein Zeichen des Vergebens und der Bitte um Vergebung geschieht für das, was in der Geschichte geschehen ist.“

Im Mittelalter wurden die Waldenser noch von der katholischen Kirche verfolgt – gab es nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil neue Ansätze und theologische Gespräche mit den Waldensern? Und an welchem Punkt sind sie?

Kardinal Koch: „Es gibt Gespräche, aber ich denke, sie müssen noch ziemlich intensiviert werden. Ich hoffe, dass diese Begegnung mit dem Papst ein neuer Impuls sein kann, diese Fragen intensiv anzugehen, zumal es ja gerade hier in Rom eine Theologische Fakultät der Waldenser gibt. Da ist es wirklich angezeigt, dass wir den Dialog vertiefen.“

Heißt das, die Gespräche mit den Waldensern sind noch ganz am Anfang?

Kardinal Koch: „Ich würde nicht sagen, am Anfang, sondern: am Laufen.“

Und was sind die schwierigen, die Brennpunkte bei diesen Gesprächen? Geht es den Waldensern vielleicht vor allem um die historische Perspektive?

„Zunächst die historischen Fragen gründlich anschauen“

Kardinal Koch: „Ich glaube, in den ökumenischen Dialogen ist es immer wichtig, zunächst einmal mit den historischen Fragen zu beginnen, weil viele theologische Probleme und Fragen nur aus der Geschichte her zu verstehen sind. Teilweise sind das Überspitzungen in der Geschichte, die dann noch weiter zugespitzt worden sind, weil man sich entfremdet hat, weil man nicht mehr zusammengelebt hat. Deshalb, meine ich, ist es immer wichtig, zunächst die historischen Fragen gründlich anzuschauen.“

Die heilige Hildegard von Bingen hat noch von der Kanzel herab gegen die Waldenser gepredigt…

Kardinal Koch: „Ja – die Heiligen leben auch in ihrer Zeit und sind Kinder ihrer Zeit, sie haben in diese Zeit hinein gelebt. Wir dürfen sie nicht mit unseren Maßstäben von heute her beurteilen, sondern müssen sie aus der Zeit heraus verstehen.“

Ist ein Mea Culpa des Papstes im Namen der Kirche in Turin geplant, mit Blick auf die Waldenser?

„Mea Culpa würde dem Papst entsprechen“

Kardinal Koch: „Ich will nicht in die Freiheit des Heiligen Vaters eingreifen, was er tun wird – aber ich bin überzeugt, dass eine solche Bitte seinem Geist und seinem Herzen voll und ganz entsprechen würde.“

Erleben wir unter diesem Papst eine Ausweitung des ökumenischen Dialogs? Auch die Freikirchen sind ja ganz neu in den Blick gekommen.

Kardinal Koch: „Ja. Aber das entspricht natürlich auch der Realität heute, denn die größte Entwicklung, die wir in der heutigen ökumenischen Landschaft haben, ist das rasante Anwachsen evangelikaler, pentecostalischer Bewegungen. Sie sind heute rein zahlenmäßig die zweitgrößte Realität nach der römisch-katholischen Kirche. Man muss von einer Pentecostalisierung des Christentums reden. Und diese Herausforderung müssen wir wahrnehmen! Ich denke auch: In diesen Bewegungen liegen viele Vorurteile gegen die römisch-katholische Kirche, vor allem gegen das Papsttum, vor; und wenn der Papst nun Repräsentanten dieser Bewegungen einlädt zu einem persönlichen Kontakt, kann das viele Vorurteile überwinden und die Türen für neue Dialoge öffnen. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Kommt die katholische Kirche bei solchen Dialogen schneller weiter als im Uralt-Dialog mit den Lutheranern, die jetzt auch mit Blick auf das Lutherjubiläum ihr Luthertum wieder neu entdecken?

Kardinal Koch: „Das wage ich nicht zu sagen, denn die Dialoge sind hier (mit Blick auf die Waldenser und die Freikirchen, Anm.d.Red.) wirklich am Anfang, und die Traktandenliste ist völlig anders als mit den historischen Kirchen der Reformation. Deshalb ist es heute schon schwierig, einen Vergleich zu ziehen; das möchte ich noch nicht tun.“ (rv)

Vatikan feiert 50 Jahre Ökumene-Dekret

Kard_KochAm 21. November feiert der Vatikan das 50jährige Bestehen des Ökumenismus-Dekrets des Zweiten Vatikanischen Konzils: Damals hatten die Konzilsväter mit überwältigender Mehrheit den Wunsch nach Gesprächen mit anderen christlichen Kirchen bekräftigt. Es ist natürlich kein Zufall, dass der Päpstliche Einheitsrat, der unter Kardinal Augustin Bea die Vorarbeit für das Dokument geleistet hatte, seine jährliche Vollversammlung ausgerechnet jetzt durchführt. Der heutige vatikanische Ökumene-Verantwortliche ist der Schweizer Kardinal Kurt Koch. Er sagt im Interview mit Radio Vatikan:

„Das ist ein willkommener Anlass, auf diesen Konzilstext zurückzublicken und ihn neu zu lesen und zu vergegenwärtigen. Wir müssen uns fragen, was das Ziel der ökumenischen Bewegung ist und wo die Prinzipien, die Herausforderungen und die positiven Entwicklungen liegen.“

Heute gebe es in der Ökumene aus katholischer Sicht vor allem zwei Dialogfelder, so Kardinal Koch: Auf der einen Seite gehe es um die Gespräche mit den Ostkirchen, auf der anderen Seite um den Kontakt zu den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften der Reformation. Was die Ostkirchen betrifft, hat der vatikanische Ökumene-Rat es einerseits mit den sogenannten Altorientalen und andererseits mit allen orthodoxen Kirchen zu tun. Bis 1989 waren diese Gespräche sehr fruchtbar, so der Schweizer Kurienkardinal. Aber dann:

Die Wende von 1989 – kein Vorteil für die Ökumene

„Danach kam die große Krise. Die Wende in Europa 1989 war kein Vorteil für die Ökumene, denn dann kamen die orientalisch-katholischen Kirchen wieder zum Vorschein, die durch Stalin verboten worden waren. Dies war vor allem in der Ukraine und in Rumänien der Fall. Und von orthodoxer Seite kam daraufhin wieder der alte Vorwurf von Uniatismus und Proselytismus. 2000 wurden die Gespräche gestoppt und erst 2006 in Belgrad und dann in 2007 in Ravenna wieder aufgenommen. Seither arbeiten wir an der Frage des Primates des Bischofs von Rom. Das ist keine leichte Frage! Es gibt immer wieder Rückschläge; dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir weitere Fortschritte erzielen können.“

Bei der Vollversammlung werden auch die Probleme im Nahen Osten und in der Ukraine angesprochen.

Immer wieder große Anklagen von russisch-orthodoxer Seite

„Nur muss man hier unterscheiden: im Nahen Orient ist die Situation so, dass alle Christen gleichermaßen verfolgt werden und dass das sie alle zusammenführt. Bereits Johannes Paul II. hat in diesem Zusammenhang von einer ,Ökumene der Märtyrer´ gesprochen. Das hat ein neues Bewusstsein geschärft, dass wir zusammengehören. Anders ist die Situation in der Ukraine, wo leider diese politischen Auseinandersetzungen auch zu vielen ökumenischen Irritationen geführt haben. Wir haben immer wieder große Anklagen von russisch-orthodoxer Seite gehört. Dass es deswegen zu ökumenischen Spannungen kommt, finde ich sehr schade, weil die Kirchen in der Ukraine einen Faktor der Einheit und Versöhnung bilden sollten. Ich hoffe, dass hier ein Weg gefunden wird!“ (rv)

Kardinal Koch: „Jeder redet, wie er denkt, dass er reden muss“

Kardinal KochEs herrscht eine „offene Redefreiheit“ in der Synodenaula. Das sagen sowohl die wenigen Beobachter als auch die Synodenväter, die an den Gesprächen der Bischofsversammlungen in diesen Tagen teilnehmen. Unter ihnen ist auch der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, der den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen leitet.

„Die Debatte ist sehr offen! Ich denke, jeder redet so, wie er denkt, dass er reden muss. Ich bin auch beeindruckt zu sehen, wie viele Probleme der ganzen Welt dieselben sind. Die Behauptung, wir würden nur typisch für Europa wiederkehrende Probleme besprechen, bestätigt sich also nicht! Das ist aber eine große Herausforderung für die Kirche.“

Viele Themen wurden schon angesprochen; doch es sei zu früh, um Bilanz zu ziehen oder Prognosen zu machen.

„Es ist ja erst die außerordentliche Synode: Da werden die Probleme beschrieben. Nachher muss man sehen, wie man all diese Herausforderungen und Fragen angeht und welche Antworten man geben will.“ (rv)

Ökumene-Kardinal sieht Fortschritte beim Dialog mit Orthodoxen

Kard_KochDie Internationale Dialogkommission der katholischen und orthodoxen Kirchen konnte auf einer gemeinsamen Sitzung in Amman keinen Konsens über ein Papier zur Frage des Primats und der Synodalität finden: Der Entwurf zu Grundfragen der Kirchenverfassung fand bei den siebentägigen Gesprächen offenbar keine allgemeine Zustimmung. Den gemeinsamen Vorsitz des Treffens in Jordanien hatten der Vertreter des Ökumenischen Patriarchats, Metropolit Ioannis (Zizioulas) und der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Kurt Koch. Trotz der Divergenzen in Amman sieht der Schweizer Kurienkardinal im Gespräch mit Radio Vatikan dennoch Fortschritte in der Verständigung.

„Der allergrößte Fortschritt ist aus meiner Sicht, dass alle Beteiligten bereit und auch willens sind, den Dialog weiterzuführen. Das ist nicht ganz einfach. Es war jetzt beispielsweise nicht möglich, mit einem Dokument an die Öffentlichkeit zu gehen. Das Vorbereitungsdokument, das zur Diskussion stand, wurde vor allem von orthodoxer Seite abgelehnt. Dann haben wir uns entschieden, ein neues Dokument zu erarbeiten und zwar über die wichtigsten Elemente des Hauptthemas von Synodalität und Primat im ersten Jahrtausend. Das wurde jedoch als nicht reif beurteilt. Nächstes Jahr soll nun ein neues Koordinierungskomitee den Text vertiefen und verbessern, um dann eine neue Plenarversammlung einzuberufen, sodass wir diesen Text zu Ende führen können.“

In zwei Jahren werde vor allem für die orthodoxen Kirche ein „heikles Jahr“ sein, so Kardinal Koch. Denn für 2016 ist das Panorthodoxe Konzil geplant. Deshalb werde die katholisch-orthodoxe Großversammlung kaum vor 2017 stattfinden, fügte der Ökumene-Verantwortliche an.

„Ich hoffe sehr, dass das Panorthodoxe Konzil überhaupt stattfinden wird, denn die Plenarversammlung hat uns gezeigt, wie viele Differenzen unter den orthodoxen Kirchen bestehen. Wir haben vielleicht mehr Differenzen unter den Orthodoxen als zwischen den Orthodoxen und Katholiken. Wenn die orthodoxen Kirchen auf einer Panorthodoxen Synode zu einer größeren Einheit unter sich finden, wird das auch eine große Hilfe für die Fortsetzung unseres Dialogs sein.“

Bedenken und Kritik kam in Amman vor allem von russisch-orthodoxer Seite. Dies ist kein Novum: bereits beim Treffen in Ravenna von 2007 gab es Vorbehalte aus Moskau. Die damalige Kritik werde auch heute noch eingebracht, so Kardinal Koch.

„Das Hauptproblem des Ravenna-Dokuments ist aus russisch-orthodoxer Sicht der Paragraph über die universale Ebene im Blick auf das Verhältnis von Synodalität und Primat. Sie akzeptieren einen Primat auf universaler Ebene, aber nur in einem pragmatischen und nicht in einem theologischen Sinn. Das ist für uns Katholiken eine schwierige Herausforderung, weil der Petrusdienst nicht einfach etwas rein administratives und pragmatisches ist. Da müssen wir eindeutig mehr Konsens finden. Aber ich darf ehrlich sagen, dass wir eine gute Zusammenarbeit mit der russisch-orthodoxen Delegation in Amman hatten.“

Metropolit Hilarion sei bereit gewesen, im Redaktionskomitee für den neuen Text mitzuarbeiten, gab Koch bekannt. Der Vertreter aus Moskau habe angeregt, den Konsenstext zu Ende zu führen.

„Was bei ihm aber immer wieder durchscheint, ist diese ungeheure Kritik an der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Da hat er auch immer wieder deutlich gesagt, dass der sogenannte Uniatismus – also die mit Rom unierten Kirchen – eine Wunde im Leib Christi seien. Da muss ich ihm natürlich widersprechen: die eigentliche Wunde ist die Trennung der Kirche zwischen Ost und West. Der Uniatismus ist eine Konsequenz dieser Wunde. Wenn wir das Problem des Uniatismus lösen wollen, dann müssen wir die Einheit finden.“

Am Rande der Vollversammlung war Metropolit Hilarion auch bilateral aktiv. So konferierte er mit dem Präfekten der vatikanischen Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, über die unterschiedliche Bewertung der Rolle der griechisch-katholischen Kirche im russisch-ukrainischen Konflikt. (rv)