Kirchenkrise: Kardinal bittet, auch auf die treuen Priester zu schauen

ROM – Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Kardinal Gualtiero Bassetti, hat Katholiken aufgefordert, nicht nur auf die weltweite Plage des sexuellen Missbrauchs und dessen systematische Vertuschung zu schauen, sondern auch auf „die große Menge treuer und armer Priester, die die Menschen lieben.“

Der Kardinal sagte dies in einem Interview mit dem Sender „TV2000“.

„Es sind schreckliche Dinge geschehen, aber es gibt auch eine Menge treuer Priester, die die Menschen lieben.“

Kardinal Bassetti beklagte in diesem Gespräch vom 23. September auch den Skandal des vertuschten und verschwiegenen Missbrauchs durch Bischöfe, Priester und andere.

„Das Evangelium sagt, dass es gut ist, dass es Skandale gibt, insofern sie die Wahrheit ans Licht bringen; denn der größte Skandal wäre, die Wahrheit zu verschleiern“ mahnte er.

Der Vorsitzende der CEI erklärte weiter, dass „es in der Kirche immer Skandale gegeben hat; sicher, heute werden sie durch die Kommunikationsmittel offenbart, die früher in ihrer Härte weniger effektiv waren. Es sind wirklich schreckliche Dinge geschehen, die erschaudern lassen. Angesichts all dessen, sprechen wir unser Urteil aus, so wie es der Herr aussprechen würde.“

Trotzdem – sagte er den Katholiken – müsse man „zusammen mit dieser Plage in der Kirche auch auf die Menge an treuen und armen Priestern blicken, die die Leute lieben.“

„Als ich mit den anderen Bischöfen aus den europäischen Bischofskonferenzen gesprochen habe, sagte man mir: ‚Eure Kirche [in Italien, Anm.d.R.] ist immer noch eine Volkskirche, denn die Priester sind bei den Leuten und mögen die Leute“.

Gerade diese positiven Aspekten der Kirche sollten aber auch genutzt werden, und die Krise selbst verdammt werden. „Ich verurteile den Skandal, nicht die Person. Die Person wird einst vor Gott selbst stehen“, so der Kardinal. (CNA Deutsch)

Italien: Übertriebene Therapie nicht besser als Euthanasie

Wie es so ist, manchmal lösen Papstworte durchaus hitzige Diskussionen aus. Doch oftmals werden die Worte des Papstes – mehr oder weniger bewusst – falsch und aus dem Kontext gerissen wiedergegeben. So titelten vor nicht allzu langer Zeit vor allem italienische Medien, der Papst habe in Bezug auf die kirchliche Haltung zum Umgang mit sterbenden Menschen „eine Kehrtwende“ eingeläutet und stünde sogar für Suizidbeihilfe ein. Das stimmt nicht, betont der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia, gegenüber Radio Vatikan an diesem Dienstag.

Hintergrund des Missverständnisses ist eine Botschaft des Papstes an die Teilnehmer einer Tagung, die sich Mitte November im Vatikan mit Fragen rund um das Lebensende beschäftigte. Da ging Franziskus auf den Umgang mit schwerstkranken Menschen ein und rief dazu auf, bei aussichtslosen Fällen nicht um jeden Preis medizinisch weiter zu behandeln. Am Montag hatte nun der Vatikan die Papst-Botschaft zum Welttag der Kranken, der jeweils am 18. Februar 2018 begannen wird, veröffentlicht. Diese Botschaft zeige konkret auf, wie es der Papst „und die katholische Kirche“ konkret beim Umgang mit Patienten meinen, so Kardinal Bassetti. In der Botschaft zum Weltkrankentag warnt der Papst katholische Krankenhäuser vor dem „Risiko einer Betriebsmentalität“, die nur den Profit und nicht den Patienten vor Augen hätte.

„Was der Papst der Akademie für das Leben sagte, fügt sich in das ein, was die Kirche für die Menschen wünscht und zwar, dass die Bedingungen für Sterbende so menschlich wie möglich sind. Es ist aber nicht immer leicht, von vornherein die klare Grenze zwischen übertriebenen lebensverlängernde Therapien und Euthanasie zu unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, dass jene, die zu einem bestimmten Zeitpunkt entscheiden müssen, wie sie medizinisch handeln sollen, sowohl den Willen des Patienten als auch die Kompetenzen des Arztes in Betracht ziehen. Diese Unterscheidungskraft muss also den richtigen Ausgleich zwischen der Pflege und dem Patientenwillen beachten. Das darf aber niemals zu einer ,Wegwerfkultur´ verkommen, wie Papst Franziskus es mehrmals angeprangert hat.“

Sterben sei ein Moment im menschlichen Leben, „in der man an der Grenze der eigenen Existenz“ angelange, fügt Kardinal Bassetti an. Da kämen all die Schwächen zum Vorschein, aber auch die Tatsache, dass man von anderen Menschen abhänge.

„Dazu gehört auch die Abhängigkeit von Gott. Eine solche Situation ruft jene Nähe der Pflege und Gefühle in den Vordergrund, die man vor allem in der palliativen Pflege kennt. … Da geht es darum, auf jene Therapien zu verzichten, die nicht gerechtfertigt sind, weil sie die Bedingungen des Patienten nicht sonderlich verbessern. Damit meine ich aber sicherlich nicht, dass der Patient keine Nahrung und Trinken oder hygienische Pflege mehr bekommen soll.“ (rv)

Kardinal Gualtiero Bassetti neuer CEI-Präsident

Kardinal Gualtiero Bassetti von Perugia ist der neue Präsident der Italienischen Bischofskonferenz CEI. Das gab der scheidende Vorsitzende, Kardinal Angelo Bagnasco, am Ende der gemeinsamen Messfeier an diesem Mittwochvormittag bekannt. Papst Franziskus hatte Bassetti, der von der italienischen Presse bereits im Vorfeld als der aussichtsreichste Kandidat gehandelt wurde, aus einer Dreierliste ausgewählt. Diese hatten ihm die Bischöfe im Rahmen ihrer derzeit tagenden Vollversammlung auf dessen ausdrücklichen Wunsch vorgelegt. Bassetti, der auch auf besagter Liste an erster Stelle genannt wurde, gilt als Papstvertrauter.

In einer anschließenden Stellungnahme erklärte der Kardinal, er habe „keine vorgefertigten Programme anzubieten“, „denn in meinem Leben habe ich immer ziemlich improvisiert. Ich habe vor, mit allen Bischöfen gemeinsam zu arbeiten, dankbar für das Vertrauen, das sie mir entgegengebracht haben.“

Bassetti ist Jahrgang 1942 und wurde in der Erzdiözese Florenz ausgebildet. Am 29. Juni 1966 wurde er durch Kardinal Ermenegildo Florit zum Priester geweiht, seit 1992 war er als Generalvikar der Erzdiözese Florenz tätig. 1994 hatte Papst Johannes Paul II. ihn zum Bischof von Massa Marittima-Piombino ernannt. Benedikt XVI. vertraute ihm schließlich 2009 die Erzdiözese Perugia-Città della Pieve an.

Franziskus berief Bassetti 2013 zum Mitglied der Bischofskongregation im Vatikan. Im Februar 2014 erhob der Papst ihn in den Kardinalsstand. Von 2009 bis 2014 war Bassetti bereits Vize-Präsident der Italienischen Bischofskonferenz. Er löst nun mit sofortiger Wirkung Kardinal Angelo Bagnasco von Genua ab, der nach zehn Jahren an der Spitze von Europas größter Bischofskonferenz aus dem Amt scheidet. Sein Amt als Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) wird Bagnasco weiter ausüben. (rv)

Umbrischer Kardinal bereitet Kreuzweg-Meditationen vor

Kardinal BassettiPapst Franziskus hat den Erzbischof von Perugia, Kardinal Gualtiero Bassetti, gebeten, die diesjährigen Meditationen zum Kreuzweg am Kolosseum zu verfassen. Auch dieses Jahr wieder wird der Papst am Karfreitag – es ist diesmal am 25. März – bei der römischen Sehenswürdigkeit beten. Kardinal Bassetti werde in seinen Texten vor allem auf das Thema des Leidens eingehen, verriet der Erzbischof der umbrischen Stadt im Gespräch mit Radio Vatikan. Bei den 14 Stationen wolle er auf das Leiden des heutigen Menschen, der Familien und auf die Verfolgungen hinweisen. Es seien aber nicht einfach „negative Beiträge“, sondern er wolle auch aufzeigen, dass die Liebe und die Vergebung stärker sind als das Leiden.

„Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ist es klar, dass meine Ausführungen zum Kreuzweg nicht anders aussehen können, als dass ich auf die Liebe und die Versöhnung hinweisen werde“, so Kardinal Bassetti. Er wolle jedoch vor allem auf die Schwierigkeiten der heutigen Familien hinweisen. „Bei der 4. Station, bei der Jesus seine Mutter trifft, war für mich ein sehr tiefgründiger Moment. Das Drama für die Muttergottes ist auch Sinnbild für das Leid der heutigen Familien – also die schwierigen Lebenssituationen, die Jugendarbeitslosigkeit – und das sind Themen, die mir sehr am Herzen liegen und die ich durch alle Meditationsbeiträge verteilt habe. Da geht es um kleine und große Leidensgeschichten der heutigen Menschen und auch die Kirche ist aufgerufen, sich ständig zu reinigen und versöhnt zu sein.“

Wenn er seine Meditationen kurz zusammenfassen müsste, so würde er sagen: „Der Kreuzweg Jesu Christi scheint mir in diesem Jahr vor allem der Kreuzweg der Menschen zu sein und zwar aus folgendem Grund, dass wir alle auf das Licht der österlichen Auferstehung ausgerichtet sind. Das ist die große Botschaft der Hoffnung, die wir weitertragen müssen. Christus ist gestorben und auferstanden, um uns und die Welt zu retten.“

Der Kreuzweg ist die längste der Osterliturgien und dauert beinahe drei Stunden. Der Kreuzweg gilt als stimmungsvollste Liturgie der Karwoche. (rv)