Vatikan stellt Schreiben „Iuvenescit Ecclesia” vor

Kardinal Müller„Iuvenescit Ecclesia” („die Kirche wird jünger“) das ist der Titel eines Schreibens der Glaubenskongregation an die Bischöfe in der Welt, das an diesem Dienstag im Vatikan vorgestellt wurde. Konkretes Anliegen: Neue geistliche Bewegungen und die Bischöfe sollen enger zusammenarbeiten und das Verhältnis beider genauer geklärt werden. Denn die charismatische Dimension dürfe niemals im kirchlichen Leben und der Verkündigung fehlen. Ein kurzer Überblick zum Inhalt des Schreibens:

Die Einleitung des von Kardinal Gerhard Ludwig Müller unterzeichneten Schreibens verweist auf Papst Johannes Paul II. hin, der den Vertretern der Bewegungen und der neuen Gemeinschaften sagte, dass er in diesen eine „Antwort der Vorsehung“ erkenne, die vom Heiligen Geist erweckt wurde, um das Evangelium in der ganzen Welt weiterzugeben. Derselbe Papst sagte, dass für alle diese kirchlichen Vereinigungen die Zeit der „kirchlichen Reife“ komme, die zu ihrer vollen Wertschätzung und Eingliederung „in die Ortskirchen und in die Pfarreien führt.

Das heutige Schreiben dürfte ein weiterer Schritt in diese Richtung sein. Zunächst gibt es aber Kriterien vor, um die „echte Kirchlichkeit“ der Charismen festzustellen.

Kriterien für die charismatischen Gaben – eine Auswahl

Einsatz für die missionarische Ausbreitung des Evangeliums. Die authentischen Charismen sollen deutlich einen „missionarischen Elan“ bezeugen, „der sie immer mehr zu Subjekten einer neuen Evangelisierung macht“.

Bekenntnis des katholischen Glaubens. Jedes Charisma muss Ort der Erziehung zum Glauben, muss das Lehramt der Kirche beachten und darf keine abseitigen Lehren verbreiten.

Zeugnis einer wirklichen Gemeinschaft mit der Kirche. Dies beinhaltet eine „kindliche Abhängigkeit vom Papst, eine aufrichtige Bereitschaft, ihr Lehramt und ihre pastoralen Richtlinien anzunehmen, sowie sich für die Initiativen der Kirche einzusetzen.

Annahme von Zeiten der Erprobung in der Unterscheidung der Charismen Das Auftreten eventueller Spannungen verlangt von allen Seiten das Üben einer größeren Liebe im Blick auf eine stets tiefere kirchliche Gemeinschaft und Einheit.

Hierarchische und charismatische Gaben gleich wichtig für die Kirche

Zentraler Punkt in dem Schreiben ist die Betonung, dass hierarchische und charismatische Gaben gleichermaßen essenziell sind für das Leben der Kirche. Mit dem Unterschied, dass erstere durch Weihen gegeben seien, letztere vom Heiligen Geist. Charismatische und hierarchische Gaben stehen harmonisch und komplementär zueinander. Die Teilnahme der Charismen an der Gemeinschaft der Kirche sei „fruchtbar und geordnet“, berechtige sie aber nicht, sich der kirchlichen Hierarchie zu entziehen oder zu einem eigenständigen Priesteramt.

Bewegungen brauchen „kirchliche Reife”

Das Schreiben fordert von den Bewegungen eine „kirchliche Reife“, von der auch schon Johannes Paul II. sprach. Sie bestehe in einer vollen Wertschätzung und Eingliederung in das Leben der Kirche, immer in Gemeinschaft mit den Priestern und unter ihrer Weisung stehend. Das Charisma bringe Freude und Dankbarkeit in die Kirche bringe, doch die Bewegungen müssten auch in einem guten Verhältnis zu allen anderen Gaben der Kirche stehen, sofern diese von den Priestern mit Großzügigkeit und wachsamer Väterlichkeit vermittelt wurden.

Rechtliche Anerkennung nach kanonischem Recht

Der geltende Codex des kanonischen Rechtes kennt verschiedene rechtliche Formen der Anerkennung für neue kirchliche Gruppierungen, die aus charismatischen Gaben hervorgehen.

Zwei Grundkriterien sind dabei zu beachten:

1. Zum einen ist die charismatische Besonderheit der einzelnen kirchlichen Vereinigungen zu respektieren, die rechtliche Einengungen vermeiden hilft, welche die vom spezifischen Charisma gebrachte Neuheit aufgeben würde.

2. Zum anderen ist die grundlegende kirchliche Ordnung zu berücksichtigen und die echte Einordnung der charismatischen Gaben in das Leben der Gesamt- und Teilkirche zu fördern. Dabei ist sicherzustellen, dass die charismatische Gruppierung sich nicht als Parallelgemeinschaft zum kirchlichen Leben auffasst. (rv)