Vatikanische Diplomatie: China, Ozeanien, Afrika

VATIKAN – Ein Beitrag des vatikanischen „Außenministers“ Erzbischof Paul Richard Gallagher bei einer Konferenz zum Thema China gab den Ton in der Debatte um die laufenden Gesprächen zwischen China und dem Heiligen Stuhl an – wenngleich eine mögliche Vereinbarung zu den Bischofsernennungen nicht einmal erwähnt wurde. Generell hat die päpstliche Diplomatie in dieser Woche ihr Augenmerk auf die weniger bekannten Kontinente gerichtet: Die Reise von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin nach Ozeanien wurde angekündigt, ein Vertreter der kongolesischen Bischofskonferenz hat beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gesprochen. Und der Einsatz des Heiligen Stuhls bei der UNO geht weiter.

Der Heilige Stuhl und China

Für Kardinal John Tong Hon, den emeritierten Bischof von Hongkong, bestehen keine Zweifel, dass Dialog notwendig sei, auch was die chinesische Frage angeht. „Dialog“ ist auch das meistbenutzte Wort bei der Eröffnungsrede zur Konferenz Christianity in the Chinese Society: Impact, Interaction and Inculturation, die von der Fakultät für Missiologie der Päpstlichen Universität Gregoriana organisiert worden war und in dieser Universität am 22. und 23. März stattfand.

Der Kardinal hat besonders die Notwendigkeit hervorgehoben, jenen eine Hand zu reichen, die „den Glauben an Christus kennenlernen wollen und den Dialog suchen.“ Denn „die besondere Zukunft dieser Christen in der chinesischen Gesellschaft“ hänge davon ab, wie man sich in der Begegnung zwischen Christen und chinesischer Gesellschaft gegenseitig bereichere. Angesichts jener, die versuchen, die Gesellschaft zu spalten, erweist sich der Dialog als „unabdingbares Anliegen“, damit „wir einander durch diese Erfahrung des Dialogs immer näher kommen und Freunde werden.“

Tonangebend bei dieser Konferenz war jedoch Erzbischof Paul Richard Gallagher, der Sekretär des Vatikan für die Beziehungen zu den Staaten, der eine Rede zur Eröffnung der Tagung hielt. Der „vatikanische Außenminister“ konzentrierte seinen Beitrag auf die aktuelle Zentralität Chinas in der Welt und betonte, wie sich „China der Herausforderung der Globalisierung stelle und gleichzeitig seine Identität bewahre.“ Als Beispiel nannte er die Jesuiten, die im 17. Jahrhundert versucht hatten, China zu evangelisieren.

Erzbischof Gallagher sprach auch von der „Sinisierung“, d.h. der Notwendigkeit einer immer mehr chinesischen katholischen Kirche in China, und unterstrich, wie „die Universalität der katholischen Kirche mit ihrer natürlichen Offenheit für die menschliche Person eine Inspiration für den Dialog zwischen China und der heutigen Welt sein könne.“

Auf diese Weise hat Erzbischof Gallagher die katholische Gemeinschaft – „voll integriert“ – in das Leben des chinesischen Volkes gestellt als Mittlerin des Dialogs zwischen China und der Welt und dabei betont, wie die Sinisierung als Inkulturation definiert werden müsse, da weder Proselytismus noch eine vom Leben losgelöste Proklamation von Glaubenswahrheiten das Evangelium verkünden könnten.

Erzbischof Gallagher hob auch hervor, wie die Beziehungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl zwischen „Missverständnissen und Zusammenarbeit“ „verschiedene Phasen durchlaufen haben“ und nahm auch Bezug auf das „große Leid“ der Christen in China.

Die Konferenz fand genau in jenen Tagen statt, in denen der chinesische Präsident Xi Jinping das Amt für religiöse Angelegenheiten abgeschafft und seine Befugnisse direkt an die Partei übertragen hatte. Religionsfreiheit ist eines der heißen Themen in den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und China. Eine mögliche Vereinbarung mit Peking über die Bischofsernennungen wurde von Kardinal Tong unterstützt, von seinem Nachfolger, Kardinal Zen, jedoch stark in Frage gestellt und ist weiterhin Gegenstand einer sehr heftigen Debatte. Das Abkommen wird aber wahrscheinlich nicht die diplomatischen Beziehungen berühren. Somit sollte Taiwan auf keinen Fall seine privilegierten Beziehungen zum Heiligen Stuhl, die seit 75 Jahre bestehen, nicht verlieren.

Kardinal Parolin in Ozeanien

Vom 12. bis 16. April wird Kardinal Pietro Parolin, vatikanischer Staatssekretär, in Port Moresby, Papua-Neuguinea, ab der Versammlung der Föderation der Ozeanischen Bischöfe teilnehmen und über Klimawandel und Menschenrechte diskutieren.

Die Föderation der Bischofskonferenzen besteht aus den Bischöfen Australiens, Papua-Neuguineas, der Salomon-Inseln, Neuseelands und anderer Nationen des Pazifischen Ozeans. Das Thema der Versammlung lautet: „Achtsamkeit für unser gemeinsames Haus Ozeanien: Ein Meer an Möglichkeiten“.

Kardinal Pietro Parolin wird eine Konferenz über die Enzyklika Laudato Si halten, die praktisch der Leitfaden für die gesamten Versammlung sein wird. Ebenfalls soll das Problem der Flüchtlinge angesprochen werden.

Eine Papstreise nach Indien?

Im letzten Jahr hatte man eine Reise des Papstes nach Indien erwartet, die jedoch nicht stattfand – vor allem, weil es keine Einladung seitens der indische Regierung gab. Die indische Kirche aber hat einen neuen Anlauf genommen. Kardinal Oswald Gracias, der Vorsitzende der indischen Bischofskonferenz, traf sich mit dem indischen Premierminister Narendra Modi und bat erneut darum, den Papst ins Land einzuladen. Bei diesem Treffen handelte es sich um das erste zwischen Kardinal Gracias in seinem Amt als Vorsitzender der Bischöfe und dem Premierminister.

Die indische Bischofskonferenz hat in einer Mitteilung betont, dass der Kardinal deutlich gemacht hatte, welche „weitreichenden Vorteile“ der Besuch des Papstes in Indien bringen würde.

Die indische Bischöfe haben wiederholt die Diskriminierung, die Katholiken im Land erleben, angeprangert; die religiös motivierten Angriffe haben zugenommen.

Bei seiner Rückkehr von der Reise nach Myanmar und Bangladesch sagte Papst Franziskus, er hoffe, er könne 2018 die Reise nach Indien durchführen. Der letzte Papst, der Indien besucht hatte, war Johannes Paul II. im Jahre 1999.

Warum beschäftigt sich der Heilige Stuhl mit geistigem Eigentum?

Am 21. März fand in Genf eine Sitzung der WIPO (World Intellectual Property Organization) statt, bei der es um geistiges Eigentum und genetischen Ressourcen, traditionellem Wissen und Folklore ging.

Das Feld des geistiges Eigentums ist einer der wichtigsten und eher verborgenen Bereiche, in denen die Diplomatie des Heiligen Stuhls arbeitet. Das Thema umfasst verschiedene Sachgebiete: Vom Zugang zu Medikamenten, deren Kosten auch aufgrund von Patenten, bis hin zum Urheberrecht, unerschwinglich geworden sind – und in diesem Zusammenhang hat der Heilige Stuhl eine wichtige Rolle beim Marrakesch-Abkommen gespielt, das Möglichkeiten fördert, Bücher für Sehbehinderte zu drucken, ohne exorbitant hohe Gebühren an die Verlage zu zahlen.

Das Thema dieser Sitzung betraf gerade die Patente auf Formen von Leben. Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls beim Büro der Vereinten Nationen in Genf, betonte, dass „Lebensformen zu patentieren ein Mittel sein kann, um anspruchsvolle Biotechnologien zu stützen, sowohl aus ethischer Sicht, als aus Sicht eines System geistigen Eigentums, das die Entwicklung begünstigt.“

Der Erzbischof bemerkte aber, dass sowohl die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als auch das Übereinkommen des Europarates zum Schutz der Menschenrechte und der Menschenwürde sich hinsichtlich der Anwendung von Biologie und Medikamenten gegen die Möglichkeit ausgesprochen hatten, Genom und menschlichen Körper zu patentieren und Gewinn daraus zu schlagen.

Über dieses Thema – vermerkte der Erzbischof – wurde viel diskutiert. In der Erklärung der Vereinten Nationen über das Klonen von Menschen werden die ethischen Probleme erkannt, die von neuen Technologien herrühren, die den menschlichen Körper betreffen und deshalb besteht man darauf, dass die Staaten alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um das menschliche Leben in der wissenschaftlichen Anwendung zu schützen.

Es geht nicht nur darum, kommerzielle Kontrolle auszuüben, denn die Verbreitung neuer Lebensformen könnte sowohl die Sicherheit der Lebensmittel als auch die Entwicklungsperspektiven rückständiger Länder treffen.

Erzbischof Jurkovic erklärte, dass „man privaten, monopolisierten Interessen nicht erlauben sollte, sich gegenüber biologischen Ressourcen durchzusetzen“; es bräuchte hingegen einen Ansatz der „die großen wirtschaftlichen, ökologischen und ethischen Bedenken hinsichtlich der Patentierung des Lebens“ nicht ignoriere.

Seine Forderung ist am Ende, dass die Dokumente zu diesem Thema eine Sprache aufweisen, die „sicherstellt, dass es kein Patent auf Lebensformen, einschließlich dem Menschen, geben wird.“

Die Debatte über das globale Flüchtlings-Abkommen

Die Verhandlungen über die beiden Global Compacts zu Migranten und Flüchtlingen bei den Vereinten Nationen gehen weiter. In Genf wurde am 21. März über den Entwurf zu den Flüchtlinge diskutiert, insbesondere über den dritten Teil des Dokuments.

In seiner Ansprache betonte Erzbischof Ivan Jurkovic, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, dass „es gemeinsame Verantwortung der internationalen Gemeinschaft sei, die Flüchtlinge aufzunehmen und zu schütze““, wenn man auch durchaus wisse, dass „diese Solidarität nicht ohne Opfer geschieht“, da in einigen Fällen, die Anzahl der Flüchtlinge jene der örtlichen Bevölkerung übersteigt.

Erzbischof Jurkovic lobte jene Nationen, die Flüchtlinge aufnehmen, da sie „einen immensen Beitrag zum Gemeinwohl und für die Menschlichkeit leisten.“

Zu den positiven Dingen im betreffenden Text zähle „die Verteilung finanzieller Ressourcen für die Entwicklungshilfe seitens der internationalen Institutionen, unter besonderer Berücksichtigung von Projekten, von denen Flüchtlinge profitieren und die die Großzügigkeit der Familien und örtlichen Gemeinden belohnen.“

Der Heilige Stuhl bittet, im Auge zu behalten, dass „Flüchtlinge keine Nummern sind, die man verteilt und auswählt, sondern auch Menschen mit einem Namen, einer Geschichte, mit Hoffnungen und Wünschen für ihre ganzheitliche menschliche Entwicklung, die gezwungen wurden, ihr Land zu verlassen und Schutz und Hilfe brauchen.“

Erzbischof Jurkovic betontr daher, dass „die Verteilung der Mittel keine Vorwand sein sollte, um die Verantwortung bestimmter Nationen ´weiterzuleiten´ – einfach aufgrund ihrer Nähe zu bestimmten geografischen Gebieten“; auch dürfe es keine Rechtfertigung sein für die „Drosselung der Flüchtlingswanderungen, sondern wirklich ein genuiner Ausdruck internationaler Zusammenarbeit und Solidarität.“

Der Heilige Stuhl lobte besonders jenen Abschnitt des Berichts, in dem die Vereinten Nationen ein breites Engagement vorschlagen, um der Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung ein Ende zu bereiten, da „es wichtig sei, dass die globale Vereinbarung fest auf die menscliche Person zentriert sei, unter Vermeidung jeglicher ideologischer Überlegungen, einschließlich jener, die mit den Namen ´Alter, Gender und Vielfalt´ definiert werden.“

Erzbischof Auza bei der Stiftung Centesimus Annus

Die Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice hat an der Fordham University eine dreitägige Konferenz über Ethik in internationalen Geschäften und Finanzen an organisiert. Am 15. März hielt Erzbischof Bernardito Auza, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls beim Büro der Vereinten Nationen in New York, die Eröffnungsrede.

In dieser Rede stellte Erzbischof Auza die Frage, ob es möglich sei, eine Art „globalen Tumult“ zu erleben. Dieser globale Tumult war das Thema seines Beitrags. Der Erzbischof führte Fakten und Zahlen zu globalen Ungleichheiten an, von den reichsten Ländern der Welt hin zu den reichsten Männern der Welt, und sagte, das könne Teil dieser angesprochenen globalen Unruhe sein. Aber er lud auch ein, über den wirtschaftlichen Aspekt hinauszuschauen und den Horizont auf die Konsequenzen der aktuellen Situation zu erweitern.

Zum Thema Flüchtlinge sagte er: Es gibt „258 Millionen Menschen, die internationale Grenzen überschreiten“, während weiteren 40 Millionen „Evakuierte in ihren eigenen Städten“ und schätzungsweise 41 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel sind.

Dann die Konflikte: Heute gibt es mehr als in der gesamten Geschichte der Menschheit zuvor. Erzbischof Auza wies darauf hin, dass „vor knapp 20 Jahren der Sicherheitsrat 52 Mal zusammengetreten ist“, während er sich im Jahr 2017 292 Mal wegen Konflikten auf der ganzen Welt getroffen hat.

Der dritte Punkt: Das Thema des Terrorismus, das auch von nichtstaatlichen Gruppen von Terroristen begünstigt wird, die sogenannten asymmetrischen Kriege geschaffen haben.

Und weiter: Bedrohung der Menschenrechte auf alle mögliche Arten und Weisen und in jedem Alter, von den Ungeborenen bis hin zu den alten Menschen; Zerstörung der Familie; zunehmende Polarisierung des politischen Diskurses; ideologische Kolonisierung; Ausbeutung des Planeten.

Aus ökonomischer Sicht stellte der Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in New York fest, dass mehr als eine Milliarde Menschen in extremer Armut leben, während die technologische Revolution die Art und Weise verändert, wie wir zueinander in Beziehung treten.

Was sollen die Katholiken also tun? Über die technischen Erklärungen hinaus sagte Erzbischof Auza, dass die Soziallehre der Kirche in schwierigen Zeiten Grundsätze und Leitlinien bei der Suche nach einen wirksamen „ethischen Kompass“ bieten könne, weil alle Kategorien dieser Soziallehre in der Lage sind, auf die neue Phänomene zu antworten, da das Ganze aus einer mangelnden Achtung vor der menschliche Dimension entsteht. Erzbischof Auza hob hervor, dass die Soziallehre der Kirche uns vor allem dazu verpflichtet, Solidarität zu üben.

Er erinnerte daran, dass sich die Soziallehre nicht auf ungeregelte Kräfte auf dem Markt verlassen könne, um soziale Ungleichheiten zu vermeiden. Generell aber empfehle die katholische Soziallehre „nicht ausdrücklich ein bestimmtes Wirtschaftssystem“, sondern betrachte eher, wie sich die wirtschaftlichen Elemente und Modelle mehr oder weniger mit der kirchlichen Sicht der menschlichen Person und der Arbeitswelt in Einklang befänden.“

Insbesondere nahm Erzbischof Auza Bezug auf das Prinzip der „Interkonnektivität“, das dazu anregt, „andere Wege zum Verständnis der Wirtschaft und des Fortschritt zu suchen und die stets gegenwärtige Versuchung der Anhäufung von Reichtum durch Klarheit, Großzügigkeit, Unentgeltlichkeit und vor allem Liebe zu mäßigen.“

Die Vereinte Nationen: Woche zum Status der Frau

Die Diskussionen der Kommission über den Status der Frau bei der UNO gehen weiter. In diesem Jahr konzentrieren sie sich vor allem auf die Frauen aus ländlichen Gebieten.

Am 19. März hat die Mission des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen eine Veranstaltung zum Thema „Förderung der ganzheitlichen Entwicklung von Frauen und Mädchen in Afrika im Zeitalter der ideologischen Kolonisierung“ organisiert.

Bei der Eröffnung sagte Erzbischof Bernardito Auza, Papst Franziskus habe wiederholt auf das Problem der „ideologischen Kolonisierung“ hingewiesen, das als Moment definiert werden kann, in dem die mächtigsten und reichsten Nationen die einstmals kolonisierten Länder durch militärische oder wirtschaftliche Mittel zwingen, als Bedingung für Unterstützung oder Entwicklungshilfe einige Praktiken zu akzeptieren, vor allem im Bereich Sexualität, Leben, Familie und Anthropologie. Dies ist vor allem in Afrika geschehen, wo medizinische Hilfe, Wasser und Bildung eingeschränkt wurden.

Ein vom Heiligen Stuhl gesponserte Nebenveranstaltung fand am 20. März anlässlich des 13. Welt-Down-Syndrom-Tags statt. Thema der Veranstaltung war: „Gibt es in den Dörfern, Städten und Häusern keinen Platz für Menschen mit Behinderungen? Werden Jungen und Mädchen mit Down-Syndrom vernachlässigt?“

Der Beobachter Auza sagte, dass bei den Vereinten Nationen viel davon geredet werde, niemanden zurückzulassen; ebenso werde darüber gesprochen, die ungerechten Diskriminierung von Frauen und von Menschen mit Behinderungen zu beenden. Obwohl diese Verpflichtungen in den Prinzipien fest verankert sind, tolerieren viele Staaten und ebenso Büros der Vereinten Nationen, wie auch Mitglieder der Zivilgesellschaft in der Praxis schwere Verstöße, insbesondere die Diskriminierung von Frauen durch vorgeburtliche genetische Untersuchungen, auf die eine selektive Abtreibung aufgrund des Geschlechts des Kindes folgt. Das hat dazu geführt, dass weltweit 160 Millionen Mädchen nicht geboren wurden.

„Wie still sind diejenigen geblieben, die sagen, sie würden die Sache der Frau in der Welt voranbringen?“ fragte Erzbischof Auza. Dies geschieht auch zunehmend bei Kindern, bei denen das Down-Syndrom diagnostiziert wird. „Die überwiegende Mehrheit dieser Kinder wird abgetrieben; ein so großer Teil, dass viele sagen, es sei mit einem Völkermord vergleichbar.“

Es handle sich um eine ungerechtfertigte Praxis, betonte Erzbischof Auza, zumal Studien „auf überwältigend Weise zeigen, dass Menschen mit Down-Syndrom, die Eltern und die Kinder glücklich sind.“

Eine weitere, dritte Veranstaltung wurde von der Mission der Vereinten Nationen zusammen mit der World Youth Alliance e la Fertility Education and Medical Management Foundation befördert. Das Thema lautete: Die Menschenwürde der Frauen im ländlichen Raum durch Gesundheitsfürsorge und Bildung stärken.

Erzbischof Auza eröffnete die Arbeiten und wies darauf hin, dass die Achtung der Würde der Frau bedeute, sie in ihrer ganzheitlichen Menschlichkeit wertzuschätzen, einschließlich der mütterlichen Bedeutung ihrer Weiblichkeit und der natürlichen Zyklen der Fruchtbarkeit. Der Erzbischof betonte, dass das Konzept der „reproduktiven Gesundheit“ oder der „reproduktiven Rechte“ in einigen Fällen die Würde der Frauen nicht achte, gerade weil es Mutterschaft und Fruchtbarkeit als zu korrigierende oder zu unterdrückende Dinge ansehe.

Schließlich sprach Erzbischof Auza am 23. März bei einer Veranstaltung der Organisation Alto Livello, die das „Internationale Aktionsjahrzehnt: Wasser für nachhaltige Entwicklung 2018-2028“ startete.

Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls beim Büro der Vereinten Nationen in New York rückte die Qualität des Wassers, das den Armen zur Verfügung steht, in den Mittelpunkt, da „nicht sicheres Wasser zum Tod und zur Ausbreitung von Krankheiten führt.“ Erzbischof Auza forderte außerdem eine Aufstockung der Mittel, um den allgemeinen Zugang zum Wasser und zur Trinkwasseraufbereitung zu gewährleisten, verbunden mit dem Bemühen, die Verschwendung und den unangemessenen Verbrauch von Wasser zu reduzieren.

Der Appell des Kongo an die Vereinten Nationen

Pater Donatien Nshole, Generalsekretär der kongolesischen Bischofskonferenz nahm am 19. März an einer Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen teil.

Bei dieser Gelegenheit forderte die Nummer Zwei der Bischofskonferenz die Vereinten Nationen auf, sich stärker einzusetzen, um die politische und humanitäre Krise in der Demokratischen Republik Kongo zu beenden.

„Das Episkopat – so Pater Nshole – ist überzeugt, dass nur glaubwürdige, transparente und friedliche Wahlen dem kongolesischen Volk rechtmäßige Regierende geben können, die in der Lage sind, die vielschichtige Krise zu bewältigen, die das Land verschlingt.“

Die Katholiken engagieren sich in vorderster Reihe, um die Notsituation in den Griff zu bekommen, die ab Dezember letzten Jahres entstanden ist, nachdem die freien Wahlen abgesagt worden waren, die vom Silvesterabkommen vorgesehen waren.

Die humanitäre Situation hat sich immer weiter verschlechtert. Das Komitee katholischer Laien (CLC) hat verschiedene Märsche organisiert, um die Achtung des Dialogs zu fordern. Die jüngsten Demonstrationen haben dutzende Todesopfer gefordert und man machte die Polizei für verschiedene Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Dies geht aus dem Bericht einer gemeinsamen Untersuchungskommission des Ministeriums für Menschenrechte hervor.

Der Papst appellierte mehrmals an den Kongo und rief am 23. Februar rief einen Gebetstag für den Frieden im Kongo und im Südsudan aus.

Am 10. März schickte das CLC einen Brief an Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, und bat um seinen Einsatz zur Lösung der Krise im Land; und es sagte alle Demonstrationen bis zum 30. April ab, um der internationale Gemeinschaft Zeit zu geben, eine Lösung für die Krise zu finden.

Die UNO besitzt auch eine Mission in Kongo, die MONUSCO, die am 27. März durch einen neue Beschluss des Sicherheitsrates verlängert werden soll.

Aus den Nuntiaturen

Erzbischof Piero Pioppo, der seit 2017 Apostolische Nuntius in Indonesien ist, wurde am vergangenen 19. März auch zum Apostolischen Nuntius beim Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) ernannt. Der Heilige Stuhl und der ASEAN unterhalten seit dem 18. Juni 2011 wechselseitige Beziehungen.

Der ASEAN ist eine Organisation politischer, wirtschaftlicher und kultureller Art für die Länder Südostasiens; sie wurden 1967 gegründet, um die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung der Mitgliedstaaten zu fördern.

Die teilnehmenden Länder treffen sich jedes Jahr im November. Am 24. März ernannte Papst Franziskus Erzbischof Julio Murat zum Apostolischen Nuntius in Kamerun. Er legt sei bisheriges Amt als Apostolischen Nuntius in Sambia und Malawi nieder. (CNA Deutsch)

Forderung nach Entschuldigung: Papst lässt sich von Trudeau nicht unter Druck setzen

VATIKAN – Papst Franziskus hat am heutigen Montag den kanadischen Premier, Justin Trudeau, zu einer Privataudienz empfangen. Dieser lud Franziskus ein, nach Kanada zu kommen, um sich persönlich für die Rolle der Kirche im Umgang mit indigenen Kanadiern zu entschuldigen.

Es war nicht der erste Vatikan-Besuch von Trudeau: Im Jahr 1984 begleitete der damals noch kleine Justin seinen Vater, den damaligen Premierminister, Pierre Trudeau. Dieser traf auf den heiligen Papst Johannes Paul II.

Beim 36 Minuten dauernden heutigen Treffen zwischen dem mittlerweile 40 Jahre alten Sohn mit Franziskus freilich waren nicht nur die Zeiten andere. Welche Agenda der kanadische Politiker, begleitet von Gattin Sophie Gregoire-Trudeau, dabei hatte, teilte sein Sprecher, Cameron Ahmad, mit: Die Forderung nach einer Entschuldigung der Kirche, über die bereits im Vorfeld versucht worden war, mit viel Berichterstattung Stimmung zu schüren.

Verpackt wurde diese Forderung in eine Einladung nach Kanada.

Dabei geht es um ein Kapitel der kanadischen Geschichte, bei dem auch die Kirche eine Rolle spielte.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurden 150.000 indigene Kinder gezwungen, in staatlichen Schulen – residential schools – ein Programm der „Inkulturation“ zu durchlaufen. Etwa 6.000 Ureinwohner-Kinder starben in den Schulen.

Diese Einrichtungen – wie das gesamte Programm – wurde vom kanadischen Staat verantwortet; doch waren einige der Schulen in kirchlicher Trägerschaft.

Als die Truth and Reconciliation Commission einen 94-Punkte-Plan vorlegte zur Versöhnung und Aufarbeitung, war einer der 94 eine Entschuldigung der Kirche.

Im Jahr 2009 entschuldigte sich bereits Papst Benedikt XVI. für die Rolle der Kirche in einem Treffen mit Phil Fontaine, dem Leiter der National Assembly.

Druck auf den Papst

Mehrere Vatikanisten haben darauf verwiesen, wie ungewöhnlich es ist, die Gesprächsinhalte des eigentlich privaten Treffens eines Staatsoberhauptes mit dem Papst so zu thematisieren – sogar im Vorfeld.

Im Falle Trudeaus liegt dies möglicherweise am Druck, unter dem der Politiker im Heimatland steht. Doch Franziskus lasse sich offenbar nicht unter Druck setzen, kommentierte Vatikanist Christoph Lamb von „The Tablet“; obwohl er, wie schon Benedikt, durchaus in manchen Fällen bereit sei, sich für die Rolle der Kirche zu entschuldigen.

Das kurze Communiqué des Heiligen Stuhls zum heutigen Treffen beschreibt den Sachverhalt als „Themen der Integration und Versöhnung mit den Ureinwohnern Kanadas“.

Das Treffen sei herzlich verlaufen, so das Presse-Amt. Die positiven bilateralen Beziehungen beider Länder sowie „die Beiträge der Katholischen Kirche zum gesellschaftlichen Leben des Landes“ hätten die beiden besprochen.

Danach, „vor dem Hintergrund der Ergebnisse des G7-Gipfels“, hätten Papst und Premier auch über den Nahen Osten gesprochen, sowie andere internationale Fragen.

Der Papst schenkte zum Abschluss des Besuchs dem kanadischen Premier fast das gleiche wie dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump vor einigen Tagen: Neben einer Medaille zum Gedenken des vierten Jahres seines Pontifikates die Enzyklika Laudato Si, die Exhortationen Evangelii Gaudium und Amoris Laetitia, sowie eine handsignierte Kopie seiner Botschaft zum Weltfriedenstag.

Im Gegenzug schenkte der Premier dem Papst eine seltene, sechsbändige Ausgabe der Relations de Jesuits du Canada – das Werk dokumentiert Berichte aus den kanadische Territorien von Jesuiten. (CNA Deutsch)

Amoris Laetitia: Die sechs zentralen Punkte

Papst FranziskusIch „empfehle nicht, es hastig ganz durchzulesen“: Papst Franziskus legt dem schnellen Interesse Zügel an, gleich zu Beginn des Dokumentes Amoris Laetitia (7) erklärt er, warum der Text so umfangreich geworden ist, und warnt vor einem zu schnellen Suchen und Lesen. Um sich aber in diesem, wie der Papst sagt, umfangreichen Text orientieren zu können, geben wir hier einen Überblick über die wichtigsten Punkte der Apostolischen Exhortation.

1. Nicht immer nur Rom

„Nicht alle doktrinellen, moralischen oder pastoralen Diskussionen (müssen) durch ein lehramtliches Eingreifen entschieden werden“ (AL 3). Gleich zu Beginn gibt der Papst einen der Schlüssel für den Umgang mit der Wirklichkeit an: Lösungen kommen nicht ausschließlich ‚von oben’. Dahinter steht die Idee der Inkulturation, das heißt, vor Ort können Lösungen anders aussehen als im Nachbarland oder in einem anderen Kulturkreis, weil die Umstände andere sind.

2. Realismus

Es sind „Urteile zu vermeiden, welche die Komplexität der verschiedenen Situationen nicht berücksichtigen“. Dem Papst geht es um den Blick auf die Wirklichkeit, nicht auf das Ideal. Ohne Aufmerksamkeit für die Realität kann man weder die Bedürfnisse der Gegenwart noch den Ruf des Heiligen Geistes verstehen, heißt es im Text. Realismus helfe dabei, „ein allzu abstraktes theologisches Ideal der Ehe (…), das fast künstlich konstruiert und weit von der konkreten Situation und den tatsächlichen Möglichkeiten der realen Familien entfernt ist“, zu vermeiden (AL 36). Idealismus führt dazu, dass die Ehe nicht als das gesehen wird, was sie ist, nämlich ein „dynamischer Weg der Entwicklung und Verwirklichung“ (AL 37).

3. Es geht um Liebe

Das zentrale Kapitel – wie der Papst es bezeichnet – ist das Kapitel über die Liebe, wobei der Papst das Wort „amor“ benutzt, nicht das der Nächstenliebe nähere Wort „caritas“. Es geht um alle Aspekte der Liebe, von Verlässlichkeit und Hingabe über Leidenschaft und Erotik bis zum Wandel im Alter und zum Tod. Sexualität zum Beispiel wird „als eine Teilhabe an der Fülle des Lebens in seiner (Christi) Auferstehung erlebt“, es herrscht ein positiver Grundton vor. Der Papst betont, dass „im Wesen der ehelichen Liebe selbst die Öffnung auf die Endgültigkeit hin vorhanden ist“ (AL 123), und zwar in der ganzen Weite der Ehe, im „Miteinander von Wonnen und Mühen, von Spannungen und Erholung, von Leiden und Befreiung, von Befriedigung und Streben, von Missbehagen und Vergnügen“ (AL 126).

4. Eingliederung aller

„Es geht darum, alle einzugliedern; man muss jedem Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben, damit er sich als Empfänger einer unverdienten, bedingungslosen und gegenleistungsfreien Barmherzigkeit empfindet“ (AL 297). Pastoral ist nicht einfach die Umsetzung von Regeln in die Praxis, sie muss vom Einzelnen in seiner jeweiligen Situation ausgehen. Die Perspektive dazu ist die, alle – dieses Wort betont der Papst – zu integrieren.

5. Das Gewissen

„Wir sind berufen, die Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, sie zu ersetzen“ (AL 37). Zu einer Erwägung im Gewissen gehören der Blick auf die Lehren Christi und auf die Tradition der Kirche, zu leichte und zu harte Lösungen gleichermaßen sind Verrat an der konkreten Lebenssituation. Außerdem ist aber der Einzelne zu respektieren, im Gewissen ist er allein mit Gott. Das erklärt auch, weshalb das Dokument keine neuen Regeln vorgibt: „Wenn man die zahllosen Unterschiede der konkreten Situationen (…) berücksichtigt, kann man verstehen, dass man von der Synode oder von diesem Schreiben keine neue, auf alle Fälle anzuwendende generelle gesetzliche Regelung kanonischer Art erwarten durfte. Es ist nur möglich, eine neue Ermutigung auszudrücken zu einer verantwortungsvollen persönlichen und pastoralen Unterscheidung der je spezifischen Fälle“ (AL 300).

6. Wider das öffentliche Gezerre

„Die Debatten, wie sie in den Medien oder in Veröffentlichungen und auch unter kirchlichen Amtsträgern geführt werden, reichen von einem ungezügelten Verlangen, ohne ausreichende Reflexion oder Begründung alles zu verändern, bis zu der Einstellung, alles durch die Anwendung genereller Regelungen oder durch die Herleitung übertriebener Schlussfolgerungen aus einigen theologischen Überlegungen lösen zu wollen“ (AL 2). Dem Papst ist bewusst, was für einen Begleitlärm die Synode hatte, innerkirchlich und auch medial. Bereits in seinen beiden Abschlussreden hatte er das kritisiert, in Amoris Laetitia benennt er diesen Umstand noch einmal deutlich. Hinter der Kritik steckt auch eine Aufforderung: nicht hektisch zu lesen, nicht die Debatte zu überspitzen, sondern ruhig und betrachtend die einzelnen Themen und Teile des Textes durchzugehen. (rv)