EU: Sozialer Streitpunkt – Immigration

Die Hoffnung auf Unabhängigkeit, einen Beruf und ein freies Leben in einer friedlichen Gesellschaft – all das treibt derzeit rund 200 Millionen Menschen dazu, ihr Heimatland zu verlassen. Ein Drittel der Weltbevölkerung sind Immigranten. Dabei werden die – das zeigt nicht zuletzt die Situation der Roma in Frankreich – in ihren Wunschheimaten häufig diskriminiert. Bei einer Fachkonferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rom stand am Montag Abend das Thema Immigration und Christentum im Mittelpunkt. Der Soziologe Maurizio Ambrosini von der Universität Mailand benannte dabei eine zentrale Ursache des Konfliktes:
„Es ist ein Widerspruch, dass wir einerseits die Immigranten brauchen – und andererseits lehnt die Politik sie ab. Wir importieren Einwanderer, aber wir wollen sie nicht! So wächst eine Immigrantenfeindlichkeit, die bei manchen mächtigen Politikern zum Programm wird. Und die bestimmt dann die Zukunft dieser Leute."
Die Einwanderer kommen häufig aus afrikanischen, asiatischen oder südamerikanischen Ländern. Aber auch aus Russland oder Osteuropa, etwa aus Tschechien, Rumänien oder Polen. Die EU-Länder sind aktuell vor allem mit östlichen Einwanderern konfrontiert. Die Angst vor Menschen, die die Regeln des Staates nicht kennen und missachten könnten, ist die eine Seite. Die andere, das sind die sozialen Probleme der Einwanderer selbst.
„Ich glaube, Immigration ist ein großes Problem für die Familie. Wir holen immer mehr Frauen in unsere Länder, zur Aushilfe im Haushalt oder zur Alterspflege. Diese Frauen sind oft Mütter, die Kinder in ihren Ländern zurücklassen. Die Kinder werden oft von Onkel und Tante aufgezogen oder von Ersatzeltern, die ihnen keine stabile Erziehung geben."
Die Folgen betreffen die gesamte Gesellschaft. Die zurückgelassenen Kinder schwänzen die Schule oder nehmen Drogen, sagt Maurizio Ambrosini. Ein weiteres Problem sei das der falschen Identitäten. Auch das Christentum lasse zu, dass es als eine Identität im Gegensatz zu anderen verstanden werde. Dabei sei die Brüderlichkeit oberster Grundsatz der Christen.
„Wir haben schon sehr deutliche Worte von katholischer Seite: Der Papst hat in seiner letzten Enzyklika eine bedingungslose Aufnahme der Immigranten gefordert. Mit der Säkularisierung werden aber auch die Werte wie das Aufnehmen und Annehmen des Anderen immer seltener. Ich hoffe, dass das Zeugnis der Wenigen zur Kultur aller wird." (rv)