Vatikan ehrt Theologin des 18. Jahrhunderts mit Briefmarke

Der Vatikan ehrt in diesem Jahr eine Theologin und Mathematikerin des 18. Jahrhunderts mit einer Briefmarke. In Vorbereitung ist auch ein Postwertzeichen zum 70. Jahrestag der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die UNO. Das geht aus dem Programm des vatikanische Münz- und Markenamtes hervor, das der Vatikan an diesem Dienstag veröffentlichte.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Die Briefmarke zu Ehren von Maria Gaetana Agnesi (1718-1799) bezieht sich auf den 300. Geburtstag der Italienerin, die auch als Mathematikerin und Wohltäterin wirkte. Sie war die erste Frau, die ein Buch über Mathematik veröffentlichte sowie die erste, der ein Lehrstuhl in diesem Fach angetragen wurde, nachdem sie zunächst drei Jahre lang an der Universität Bologna als Vertretung für ihren Vater Mathematik gelehrt hatte. In ihrer Heimatstadt nahm sich die tiefgläubige Gelehrte unbemittelter kranker Frauen an und hielt öffentliche Unterweisungen in Katechismus. Ein Studium in Theologie absolvierte sie nie, doch suchten auch Kirchenmänner wie Kardinal Giuseppe Pozzobonelli ihren Rat in der Beurteilung religiöser Schriften.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde am 10. Dezember 1948 durch die Vereinten Nationen in Paris verabschiedet. Sie entstand unter dem Eindruck der Schrecken von Nazi-Herrschaft und zwei Weltkriegen. Seither gilt der 10. Dezember als Tag der Menschenrechte. Der Heilige Stuhl hat die Erklärung nicht unterschrieben. Allerdings erkannte Papst Johannes XXIII. sie in seiner Enzyklika „Pacem in terris“ von 1963 „trotz begründeter Vorbehalte“ als einen „großen Fortschritt für die Menschheit“ an. Papst Benedikt XVI. würdigte in seiner Ansprache vor der UNO von 2008 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ausdrücklich.

Weitere Briefmarken, die der Vatikan 2018 veröffentlichen will, erinnern an den 50. Jahrestag des Todes von Pater Pio und an den 600. Jahrestag der Kuppel der Kathedrale von Florenz, Santa Maria del Fiore, die als Hauptwerk Filippo Brunelleschis gilt. Auch zum Europäischen Jahr des Kulturellen Erbes sowie zum 150. Todestag des Komponisten Gioacchino Rossini sind Briefmarken geplant.

Die Themen für die Bilder auf den Briefmarken stimmt das vatikanische Münz- und Markenamt mit dem Governatorat ab, das wiederum über das Staatssekretariat das Einverständnis des Papstes einholt. Religiöse Themen sind die Norm, doch finden sich auch jedes Jahr einige weltliche Motive auf den vatikanischen Postwertzeichen. 2017 brachte der Vatikan eine Briefmarke zum 500. Jahrestag der Reformation heraus und bildete darauf die Darstellung über dem Portal der Schlosskirche von Wittenberg ab, das Martin Luther und Philipp Melanchthon kniend vor dem Kreuz Christi zeigt.

Marken aus dem Vatikan sind auf aller Welt beliebt. Der größte Absatzmarkt nach Italien ist Deutschland. (vatican news)

Vatikanprozess Bambino Gesu: Bauunternehmer befragt

Zwei hohe Vatikanangestellte sind im Vatikanprozess zur Zweckentfremdung von Klinikgeldern als Zeugen geladen: wie das vatikanische Presseamt am Dienstagabend bekannt gab, soll am 6. Oktober die Präsidentin der Kinderklinik „Bambino Gesu“, Mariella Enoc, und der Direktor der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (Aif), Tommaso Di Ruzza, vor Gericht aussagen. Hauptangeklagte in dem Prozess sind der Ex-Präsident der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses, Giuseppe Profiti, und der frühere Schatzmeister der Stiftung, Massimo Spina. Die beiden sollen der einstigen „Nummer Zwei“ im Vatikan, dem damaligen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, die Renovierung seiner Vatikanwohnung mit Krankenhausgeldern finanziert haben.

Kardinal Bertone selbst ist bislang nicht als Zeuge vorgeladen worden; dagegen stand am Dienstag, dem sechsten Gerichtstag, der italienische Unternehmer Gianantonio Bandera im Zentrum. Er war mit Arbeiten in der Vatikanwohnung des ehemaligen Kardinalstaatssekretärs und in Gemeinschaftsbereichen im Palast San Carlo beauftragt worden.

Laut Angaben des Unternehmers kennen sich Bertone und Bandera 1991. Der Kardinal selbst habe ihn mit dem Umbau seiner Wohnung beauftragt, sagte Bandera am Dienstag aus. Bezahlt worden seien die Arbeiten durch die Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses „Bambino Gesu“. Es sei kein Vertrag dazu abgeschlossen worden, so Bandera. Der ehemalige Stiftungspräsident Profiti habe ihn um eine Spende gebeten, ergänzte er. Er habe Profiti signalisiert, eine solche Spende von 200.000 Euro tätigen zu wollen, habe die Zahlung dann allerdings nicht gemacht, so Bandera.

Wie sich aus seinen und Profitis Aussagen im Prozess abbildet, gehörten solche Spenden von Unternehmern an die Bambino Gesu-Stiftung offenbar zur Praxis: Die Stiftung bezahlte die Unternehmer und bat parallel um „Schenkungen“ zurück an die Stiftung.

Bandera unterstrich in diesem Kontext am Dienstag vor Gericht, es habe im Fall der Kardinalswohnung keine doppelte Zahlung oder doppelte Rechnung gegeben. Er selbst sei bis zur Aufnahme der Prüfungen des Falls im Jahr 2014 Inhaber der beauftragten Baufirma gewesen, danach habe die Gerichtsverwaltung übernommen, so dass er zu der Zeit danach nichts sagen könne.

Anders als die Renovierung der Kardinalswohnung sei der Umbau der Gemeinschaftsbereiche im Vatikanpalast vertraglich mit dem Governatorat geregelt gewesen, sagte Bandera weiter. Die Staatsverwaltung der Vatikanstadt habe zu einem bestimmten Zeitpunkt auch die Arbeiten in der Kardinalswohnung zahlen wollen, aufgrund der fehlenden vertraglichen Grundlage habe seine Firma der Anfrage aber nicht zugestimmt, so Bandera. (rv)

15 Jahre Vatikan-Euros, heute ohne Papstbild: Wie ging das zu?

Seit genau 15 Jahren gibt der Vatikan Euromünzen heraus, am 1. März 2002 kamen die ersten auf den Markt. Doch 2017 gibt es eine Neuigkeit: Die vatikanischen Euromünzen tragen nicht mehr das Bild des Papstes. Franziskus wollte es so. Gudrun Sailer hat den Anlass zu einem Besuch im vatikanischen Büro für Numismatik und Filatelie – also für Münzen und Briefmarken – genutzt und festgestellt: Wenigstens auf den Briefmarken darf man sich hier noch mit dem Konterfei des Kirchenoberhauptes austoben.

Malerisch in den vatikanischen Gärten, genau hinter dem Petersdom und leicht erhöht, liegt das Governatorat, die Stadtverwaltung des Vatikanstaats, und darin das Büro für Numismatik und Filatelie. Direktor Mauro Olivieri empfängt uns in seinem geschmackvollen Büro im Parterre, gelber Damast spannt sich über die Wände, Münzkataloge liegen auf dem Schreibtisch, an die Tür hat Olivieri einen Zettel geklebt, „Interview, bitte nicht stören“. Die Abteilung, man erfasst es sofort, ist sehr gut organisiert. Rund 40 Angestellte arbeiten hier, nehmen Bestellungen aus aller Welt entgegen, sortieren Vatikaneuros in passende Kartons, richten die Päckchen zum Versand her. Das Geschäft läuft gut. Woher, Dottor Olivieri, das große Interesse an vatikanischen Münzen und Marken?

„Da gibt es viele Gründen: Der Vatikan, der Heilige Stuhl hat ein zusätzliches Element, das die anderen Länder nicht haben, nämlich den Heiligen Vater. Auch die Schönheit und Bekanntheit der Kunstwerke der Vatikanischen Museen hilft. Das ist eine unerschöpfliche Schatzkammer, nicht nur die Sixtinische Kapelle und Michelangelos Pieta, sondern auch die unzähligen künstlerischen Geheimnisse im Vatikan.“

13 bis 14 Ausgaben von Briefmarken pro Jahr realisiert das Büro, meist mit mehreren Marken im Set, darüber hinaus ein rundes Dutzend Münzen pro Jahr. Die Themen für die Abbildungen, die auf die Münzen und Marken kommen, stimmt Olivieri mit seinen Oberen im Governatorat ab, die wiederum über das Staatssekretariat das Einverständnis des Papstes einholen. Religiöse Themen sind naheliegenderweise die Norm: das Jubeljahr der Barmherzigkeit, der Weltkrankentag, 1950 Jahre Martyrium Petrus und Paulus, 100 Jahre Marienerscheinungen von Fatima, aber auch Weltliches kommt vor, „sogar eine Briefmarke vor einigen Jahren für Charlie Chaplin“, verdeutlicht Olivieri. Dieses Jahr schafft es ein für Vatikan-Verhältnisse wahrhaft ungewöhnliches Thema auf einen Satz päpstlicher Briefmarken: 500 Jahre Reformation.

Vatikan-Briefmarken zur Reformation: „Nur positive Kommentare“

„Kommentare gab es schon…! Aber alle positiv“, erklärt Olivieri. „Wir wissen, die Reformation hat im Lauf der Jahrhunderte für Spannungen gesorgt, aber im Moment sucht man diese Differenzen zu überwinden und ist auf gutem Weg. So haben wir dieses Thema vorgeschlagen, und es wurde genehmigt. Die protestantische Welt, besonders die deutsche, erwartet diese Briefmarkenausgabe mit Neugier und Interesse.“

Kein Wunder, denn Deutschland ist – nach Italien – der wichtigste Absatzmarkt für vatikanische Marken und Münzen. Was letztere anlangt, verzeichnete man im Papststaat vor genau 15 Jahren eine sehr erfreuliche Entwicklung, referiert Dottor Olivieri.

„Da gab es eine Explosion mit dem Eintritt des Vatikans in die Eurozone 2002, und der Markt, der vorher national war, also sehr italienisch, hat sich europäisiert und sogar globalisiert.“

Die Vatikan-Euros mit dem Papstbild – Johannes Paul II. war es damals – gingen weg wie die warmen Semmeln. In langen Schlangen standen die Leute, um einen Satz zu ergattern. Das hat sich inzwischen geändert, sagt der vatikanische Münz-Verantwortliche.

„In 15 Jahren ist das Interesse zurückgegangen, das Phänomen des Spekulierens war vor allem bis 2005 exzessiv, und jetzt ist das normal. Die Münzen des Vatikans laufen immer noch sehr, sehr gut und haben auch Rendite auf den Sekundär-Märkten, aber in einem Klima der Normalität, ohne Exzesse, die wir uns ohnehin nicht wünschen.“

Papstmünzen ohne Papst: Wie ging das zu?

Eine überraschende Neuigkeit bieten die vatikanischen Euros ab 2017: Papst Franziskus erscheint nicht mehr mit seinem Bild auf den Münzen, sondern nur noch mit seinem Wappen. Wie ging das zu, Dottor Olivieri?

„Nun, wir haben schon länger Signale erhalten, dass der Heilige Vater wünschte, nicht mehr mit seinem Bild auf den vatikanischen Münzen und Medaillen aufzutauchen. Vor zwei Jahren begann dieser Prozess, dass er nicht mehr auf den Medaillen abgebildet ist, etwa auf den Gedenkmedaillen, die zu seinen Auslandsreisen geprägt werden. Er wollte, dass sein Profil von da verschwindet. Und nun trifft es auch die Umlaufmünzen. Schon im April 2016 wurde uns dieser Wunsch des Papstes mitgeteilt, für 2016 ließ sich das aber nicht mehr stoppen, einige Münzen waren schon im fortgeschrittenen Stadium der Realisierung, und es hätte Geld und Aufwand gekostet, sie zu ändern. Die letzte vatikanische Euro-Münze mit dem Papst war also die goldene 200-Euro-Münze 2016, sie ist letzten Dezember erschienen.“

Die Münzen ab 2017 ziert also nicht mehr das Gesicht, sondern das Wappen des Papstes. Ist das nicht eine Enttäuschung für viele, gerade für treue Sammler? Ja und nein, erklärt der vatikanische Münz-Chef.

„Zwei Dinge: Zunächst gibt es sicherlich Interesse, denn eine neue Münzenausgabe ruft immer Interesse hervor. Der Vatikan hat ja schon andere auch gemacht in 15 Jahren: die erste mit Johannes Paul II., danach gab es eine mit dem Thema Sedisvakanz, dann Papst Benedikt, dann Papst Franziskus mit seinem Bild – und jetzt Papst Franziskus mit seinem Wappen. Fünf vatikanische Münzausgaben, das ist viel im Vergleich mit allen anderen Euro-Ländern, die höchstens eine oder gar keine neue Kursmünzenausgabe gemacht haben, wie beispielsweise Italien. Da gibt es also viel Interesse derzeit. Klarerweise, mit Blick auf die nachfolgenden Münzen, und bei allem Respekt für die Entscheidung des Heiligen Vaters, die für uns bindend ist und die wir ganz mittragen: die Leute haben lieber Münzen mit dem Bild des Papstes.“

Dennoch ist der Vatikan-Euro 2017 nicht die erste Münze aus dem Papststaat, die ohne Papstbild auskommt. Schon Paul VI. ließ im Heiligen Jahr 1975 eine Vatikan-Münze in Umlauf bringen, die nicht sein Porträt, sondern sein Wappen zierte, erinnert sich Olivieri, der das so einordnet:

„Das Wappen steht mindestens genauso sehr wie das Porträt für ein Pontifikat. Jeder Papst hat sein persönliches Wappen, das seine Person und sein Lehramt identifiziert, vielleicht sogar besser als ein Porträt es könnte. Ein Porträt kann dem Papst ähnlich sehen oder nicht, aber das Wappen ist das Wappen.“

In den Münzen wühlen

Für Radio Vatikan öffnet Mauro Olivieri auch die geheimen Kellerräume des Governatorats. Hier liegt das Magazin des Münz- und Markenamts. In einem hellen kleinen Raum mit vielen Schachteln verrichten drei Frauen in freier Mitarbeit mehrmals pro Jahr eine echte Vertrauensarbeit. Sie stellen die vatikanischen Münz-Sets zusammen, so, wie sie dann in den Handel kommen.

Gerade sind neuen Vatikan-Euros in Arbeit, erklärt Carla Battistoni. Acht verschiedene Münzen müssen einzeln in jedes Set gedrückt werden, „und alles muss schnell gehen“. Akkordarbeit: Rund 200 Sets schafft jede Arbeiterin pro Tag. Nein, Hornhaut hat sie trotzdem keine auf den Fingerkuppen, erklärt Carla Battistoni lachend, aber eine besondere Arbeit ist es natürlich schon – eine Vertrauensarbeit. „Das ist der sechste Papst, den ich mache…!“

Dreimal im Jahr: ein eskortierter Münztransport in den Vatikan

In den Schachteln, die mit rosa, grünen oder blauen Aufklebern geliefert werden, lagern die Münzen so, wie sie angeliefert werden, zu 100 Stück im durchsichtigen Plastiksäckchen. Dreimal im Jahr erfolgt eine Münzlieferung in den Vatikan, diskret und zugleich gut bewacht, wie uns Olivieri erklärt. Der Geldtransport kommt mit einer Eskorte der italienischen Finanzaufsicht, die den Lastwagen von der römischen Münzprägeanstalt an der Via Appia bis an die Vatikan-Mauern absichert, ab da übernimmt die Vatikan-Gendarmerie die Begleitung bis zum Magazin. „Der Transport von Bargeld ist normiert“, so Olivieri, „das sind sehr strenge europäische Regeln, und der Vatikan hält sich strikt daran.“

In der Grafikabteilung wird indessen am Design der nächsten vatikanischen Briefmarken gefeilt. Auch die Postwertzeichen haben eine lange Tradition hier. Die ersten päpstlichen Briefmarken kamen noch zur Zeit des alten Kirchenstaates heraus: 1852, vier Jahre nach der Erfindung der Briefmarke in England 1848. Gedruckt werden die Marken, ähnlich wie die Münzen, außerhalb des Vatikans, denn dazu braucht es spezielle Druckereien; Frankreich, Deutschland, Kanada oder Schweden, das sind die Herkunftsländer der päpstlichen Briefmarken heute. Das Design aber entsteht meist hier im Vatikan. Der Grafiker Roberto Cortesini:

„Bei der Gestaltung der Marken versuchen wir institutionelle Standards zu nutzen. Je nach Möglichkeit und Motiv versuchen wir dann aber auch, etwas Kreativeres und Modernes einzuführen. Die ersten Marken von Papst Franziskus zum Beispiel, die sind ein wenig frischer, weniger klassisch, aber trotzdem attraktiv.“

Nebenan werden aus aller Welt die Bestellungen und Bezahlungen – per Scheck oder Kreditkarte – entgegengenommen, in der Versandabteilung tüten vier Ordensfrauen aus Indien mit etlichen Kollegen, darunter eine junge Frau mit Down-Syndrom, die Münzen und Marken ein und etikettieren sie. Eine gutgeölte und funktionstüchtige Maschinerie, das vatikanische Münz- und Markenamt. Und eine wichtige. Der Verkauf vatikanischer Münzen und Marken ist ein bedeutender Haushaltsposten im Papststaat. Mauro Olivieri:

„Unsere Bilanzen sind öffentlich und einsehbar. In einem Jahr machen wir einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro, davon ist gut die Hälfte reiner Erlös. Fast alles fließt ins Funktionieren des Vatikanstaates, des physischen Ortes also, an dem der Heilige Vater sein Amt ausüben kann.“ (rv)

Im Vatikan formiert sich ein Frauenverein

Erstmals haben Frauen im Vatikan sich zu einem Verein zusammengeschlossen. D.Va für „Donne in Vaticano“ will ein „Netzwerk der Freundschaft, des Austauschs und der Solidarität“ knüpfen sowie menschliches und berufliches Wachstum ermöglichen, teilte der Verein in einer Aussendung mit, die der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch verbreitete. Mehr als 750 Frauen sind derzeit am Heiligen Stuhl und im Vatikanstaat beschäftigt, das entspricht knapp 20 Prozent aller Beschäftigten beim Papst. „Wir meinen, dass Frauen eine wertvolle Ressource an den Arbeitsplätzen und in allen Räumen des Lebens und der Aktivitäten im Vatikan sind“, so die Mitteilung. Geplant sind kulturelle, karitative und geistliche Angebote. Bestärkt fühle man sich vom Lehramt der Päpste, die „zu vielen Gelegenheiten Wertschätzung gegenüber den Frauen“ gezeigt hätten.

Der vatikanische Frauenverein geht auf die mehrjährige Initiative einer Gruppe weiblicher Papst-Angestellter zurück. Am 1. September 2016 unterzeichneten die Gründerinnen am vatikanischen Governatorat die Statuten, die zuvor das Staatssekretariat genehmigt hatte. Knapp 60 Mitglieder sind bereits für 2017 registriert. Gewählte Präsidentin von D.VA ist die US-Amerikanerin Tracey McClure, die bei der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ wirkt. Gründungsmitglied aus dem deutschsprachigen Raum ist die österreichische Radio-Vatikan-Journalistin Gudrun Sailer, die mehrere cher über Frauen im Vatikan vorgelegt hat. (rv)

Vatikan: Neues Papst-Licht für den Petersplatz

VatikanPetersplatz, Vatikan

Der Petersplatz hat eine neue, supersparsame Gala-Beleuchtung für Zeremonien auf dem Petersplatz erhalten. Die Anlage wurde am Donnerstagabend eingeweiht, wie der Direktor der Technischen Dienste am Governatorat, Rafael Garcia de la Serrana Villalobos, in der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ schreibt. Statt der herkömmlichen 66 Leuchten zu je 1000 Watt, die bisher zum Einsatz kamen, werden ab sofort 130 LED-Leuchten zu je 238 Watt die Feiern auf dem Petersplatz ins rechte Licht rücken. Die Energieersparnis liegt bei über fünfzig Prozent, teilt der Technikdirektor mit. Auch an der Ästhetik wurde gefeilt: Die neuen Leuchtkörper fügen sich fast unsichtbar in die Balustrade der Petersplatz-Kolonnaden ein. Sie verleihen dem nächtlich beleuchteten Petersplatz überdies eine neue Perspektive, indem sie die Vertikalen betonen.

Die neue Gala-Beleuchtung schließt die 2009 begonnene Restaurierung der Bernini-Kolonnaden rund um den ovalen Platz ab. Bereits im Dezember 2015 wurde die neue öffentliche Beleuchtung des Petersplatzes in Betrieb genommen. Dabei wurden mehr als 100 LED-Leuchten auf den Laternen, Brunnen und Kandelabern angebracht. Rafael García de la Serrana Villalobos, ein spanischer Opus-Dei-Priester, leitet die Technischen Dienste des Governatorates seit Oktober 2013. (rv)

Papst Franziskus, ein Pragmatiker der Wirtschaftsreformen

cna_Fanziskus im VatikanPapst Franziskus legt einen pragmatischen Geist an den Tag, wenn es um die vatikanische Wirtschaftsreform geht. Diese Einschätzung äußert der deutsche Politikwissenschaftler und Volkswirt Ralph Rotte, der seit Jahren die Änderungen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik des Heiligen Stuhles untersucht. Mit einem neuen Erlass hat Franziskus jüngst die Verwaltung des Vermögens des Heiligen Stuhles und die Kontrolle dieser Verwaltung klarer voneinander getrennt. Betroffen sind die Güterverwaltung APSA, die nun nach zwei Jahren die Oberhoheit über die Verwaltung des beträchtlichen Immobilienvermögens des Heiligen Stuhles zurückerhält [Papst Franziskus hatte mit Motu Proprio vom 8.7.2014 verfügt, dass das Wirtschaftssekretariat die Immobilienverwaltung von der APSA übernimmt, Anm. d. R.], und das relativ junge Wirtschaftssekretariat.

Warum Verwaltung und Kontrolle bisher nicht sauber getrennt waren, erklärt sich Rotte damit, „dass es in diesen ganzen Finanzwesen des Heiligen Stuhles eine große Komplexität gibt, und dass bisher auch möglicherweise die Idee vorherrschte, eine Art Superministerium einzurichten mit dem neuen Wirtschaftssekretariat, das im Sinn eines klassischen Finanzministeriums alle anderen kontrolliert und gleichzeitig – analog zum Staat – Vermögenswerte verwaltet; und dass sich das letztlich nicht hat realisieren lassen. Man hoffte offenbar, hier eine klare Hierarchie aufzubauen, sodass quasi der Papst durchregieren kann im Sinn einer seelsorgerischen oder karitativen Ausrichtung der Kirche. Das hat aber offensichtlich im Rahmen der bestehenden Interessen in Zuständigkeiten in der Kurie so nicht funktioniert, sodass er jetzt einen Schwenk macht und zurückgeht zu einem stärker gleichgewichtigen System, in dem sich die verschiedenen Einheiten gegenseitig kontrollieren.“

RV: Was sind die wirklich neuen Punkte am neuen Erlass?

„Der zentrale neue Punkt ist, dass die Immobilienverwaltung wieder zurückgeht an die APSA, wo sie ursprünglich ja war. Und zweitens, das ist nichts Neues, wird aber betont, dass das Wirtschaftssekretariat über alle Ämter und Dikasterien des Heiligen Stuhles die Aufsicht hat, einschließlich der APSA. Gleichzeitig wird unterstrichen, dass die APSA quasi die zentrale Zahlstelle ist, Zentralbank, Sparkasse, Girozentrale, für alle anderen Institutionen des Heiligen Stuhles. Aus der Tatsache, dass sämtliche Rechnungen über den Tisch der APSA gehen werden, kann man lesen, dass auch die anderen Dikasterien stärker kontrolliert werden sollen, im Tandem sozusagen zwischen Wirtschaftssekretariat und APSA.“

RV: Das bedeutet, dass die vatikanische Güterverwaltung APSA jetzt mit dem neuen Motu Proprio wieder mehr Zuständigkeiten erhält als in den letzten zwei Jahren, zu Lasten des Wirtschaftssekretariates?

„Ja, das sieht so aus. Die APSA geht zurück zu ihrem Zustand vor zwei Jahren, bleibt natürlich weiterhin besonders kontrolliert und unter Aufsicht des Wirtschaftssekretariats, aber das Wirtschaftssekretariat insgesamt wird eigentlich in seinen Kompetenzen, was die Verfügung über tatsächliche Vermögenswerte und das Management angeht, etwas zurückgestutzt.“

RV: Was sind die beweglichen und unbeweglichen Güter des Heiligen Stuhles, also Geld und Immobilien – von welchen Vermögenswerten sprechen wir, und wie sind sie aufgeteilt?

Da gibt es keine öffentlichen Zahlen, nur Schätzungen. Man muss unterscheiden zwischen dem, was die APSA zukünftig wieder verwaltet, das ist zum einen das Stiftungskapital aus den Lateranverträgen (von 1929) und das, was daraus geworden ist an Anlagevermögen. Davon muss man unterscheiden zum Beispiel laufende Mittel, das Vermögen des Vatikanstaates mit den Museen und den Immobilien in Rom etc.. Konservative Quellen sagen, dass die APSA gegenwärtig ein Gesamtvermögen von einer Milliarde Euro verwaltet, ungefähr 50 zu 50 aufgeteilt in Wertpapieren und Immobilien. Wobei sich da das Problem ergibt, dass die Immobilienbewertung bei solchen Bilanzen immer sehr schwierig ist, und man davon ausgehen kann, dass der Marktwert von diesen Immobilien wesentlich höher ist, also es gibt auch andere Schätzungen, die gehen bis zu zehn Milliarden Vermögenswerten, die die APSA verwaltet.

RV: Davon abtrennen muss man alles, was vom Vatikanstaat, also dem Governatorat verwaltet wird.

„Richtig. Der Vatikanstaat mit den Museen hat schwer schätzbare Vermögenswerte, die man marktwertmäßig nicht wirklich beziffern kann. Dazu kommt noch, dass verschiedene Kongregationen auch noch zum Beispiel Immobilienbesitz haben wie etwa die Propaganda Fide (die Missionskongregation), und es gibt noch ein paar größere Töpfe an laufenden Mitteln, über die der Papst auch verfügen kann, die aber weder in den Bilanzen des Heiligen Stuhles, also der Kurie, aufscheinen, noch im Vatikanstaat. Das sind die Töpfe für die karitativen und pastoralen Aktivitäten des Papstes. Insgesamt gibt es die Schätzung, dass er über 900 Millionen Euro an laufenden Mitteln im Jahr verfügen kann. Dazu kommt das Vermögen, das schwerpunktmäßig bei der APSA, im Vatikanstaat und in einigen Kongregationen liegt.

RV: Wenn man das allmähliche Voranschreiten dieser vatikanischen Wirtschaftsreformen betrachtet, scheint sie nach dem Prinzip zu funktionieren: Versuch, Irrtum, neues Motu Proprio. Täuscht das?

„Natürlich kann man sagen, es ist ein so komplexes System an Organismen, die alle noch nicht ganz klar voneinander abgegrenzt sind oder noch keine klare Hierarchie haben, deswegen glaube ich, dass der Papst da einen pragmatischen Weg wählt und schaut, was funktioniert denn von dem, was ich mir oder meine Berater sich ausgedacht haben – und wenn es nicht funktioniert, kann man es ja wieder ändern.“ (rv)

Beraterkardinäle studieren bessere Einbindung von Laien in der Kurie

Pater Lombardi Pressekonferenz Die neun Kardinäle, die Papst Franziskus bei der Kurienreform beraten, haben in ihren derzeit laufenden Sitzungen über die Rolle gesprochen, die in Zukunft Laien in der Kurie einnehmen könnten. Darüber hat Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Freitag die Presse informiert. Nach den Themenkomplexen Governatorat, Staatssekretariat und Geldinstitut IOR hätten die K9-Kardinäle neuerlich zwei bestimmte Behörden der römischen Kurie unter die Lupe genommen, nämlich die Päpstlichen Räte für Laien und für Familie. Diesmal allerdings ging es um einen anderen Aspekt. Lombardi:

„Interessant war die Debatte über die Rolle von Laien, Ehepaaren und Frauen in diesem Zusammenhang, in diesen Organismen. Oder in diesem Organismus, je nachdem, wie das Projekt sich weiter entwickelt.“

Im Raum steht eine mögliche Zusammenlegung der beiden Räte, möglicherweise auch die Erhebung der zusammengeführten Räte in den Rang einer Kongregation, analog zu den Kongregationen für Glaubenslehre, Ordensleute oder Kleriker. Im Moment gibt es allerdings noch keine Entscheidung über die zukünftige Struktur des Familien- und des Laienrates, betonte Lombardi. Eine verstärkte Einbindung von Laien sei notwendig Teil der gesamten Kurienreform.

Ebenso sprachen die K9-Kardinäle, unter ihnen der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, über die Nuntiaturen, also die diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhles in den Ländern der Welt.

„Es ging um die Arbeit an den Nuntiaturen, die Auswahl der Nuntien und die Vorgehensweisen zur Auswahl von Bischöfen (die zum Teil über die Nuntiaturen verläuft, Anm.) – das sind, wie Sie wissen, wichtige Themen für das Leben der Kirche. Es war ein Meinungsaustausch, keine Entscheidung wurde getroffen. Aber Sie sehen, wie groß die Bandbreite der Themen ist, in denen der Papst sich den Ratschlag des Kardinalsrates wünscht.“

Das Klima bei den Beratungen sei sehr gut, sagte Lombardi und nutzte einen englischen Ausdruck: „free, frank and friendly“ – frei, aufrichtig und freundschaftlich.

„Darauf legen die Kardinäle Wert, es herrschen Redefreiheit und Herzlichkeit. Echte gegenseitige Wertschätzung. Der Papst fügt sich da ein, er begünstigt die Redefreiheit und das Sich-Entwickeln des Dialogs, aber nicht mit starken Eingriffen in die Debatte. Einer der Kardinäle sagte, noch vor einigen Jahren wäre diese Art der natürlichen und freien Kommunikation vielleicht noch gar nicht möglich gewesen. Man sieht, der Rat hat es im Lauf der Zeit und der Versammlungen zu einer eigenen Qualität des Austausches und der Konsensfindung gebracht.“

Die Termine der nächsten drei Beratungsrunden stehen nach Lombardis Angaben bereits fest. Die Kardinäle – mit dem fixen Beitritt des Kardinalsstaatssekretärs Pietro Parolin ist aus der Gruppe der K8 die K9 geworden – treffen sich wieder nach der Sommerpause vom 15. bis 17. September, dann vom 9. bis 11. Dezember und schließlich im kommenden Jahr vom 9. bis 11. Februar. Die Arbeit schreite gut voran, sei aber noch nicht zum Ende gekommen, sagte Lombardi, der abermals daran erinnerte, dass der Kardinalsrat ein beratendes, kein entscheidendes Gremium sei.

Papst Franziskus hatte den Kardinalsrat für die Kurienreform im April 2013 ins Leben gerufen, kurz nach seiner Wahl. Der Papst griff damit Vorschläge der Kardinäle aus aller Welt auf, die zur Papstwahl in Rom zusammengekommen waren und nach allgemeiner Bekundung die anstehenden Schwierigkeiten der Kurie mit großer Offenheit erörterten. Der K9 setzt sich aus Kardinälen großer Diözesen aus allen Kontinenten zusammen, plus zwei Kardinäle aus dem Vatikan, neben Parolin noch Giuseppe Bertello, der Leiter des vatikanischen Governatorates. Aufgabe des Rates ist es, die Kurienkonstitution „Pastor bonus“ von 1988 zu überarbeiten und die Arbeitsabläufe im Vatikan effizienter und transparenter zu machen. (rv)