10. GK: Letzte Generalkongregation: Bertone berichtet über Vatikanbank

AulaIm Vatikan ist an diesem Montag die 10. und letzte Generalkongregation zusammengetreten, um das Konklave vorzubereiten. Nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi nahmen 152 Kardinäle daran teil, unter ihnen die 115, die ab Dienstag Nachmittag zur Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle zusammentreten werden. Im Lauf der Beratungen wurden drei Kardinalhelfer des Camerlengos (Kardinalkämmerer) ausgelost, die für drei Tage im Amt sein werden: Es sind der Ägypter Naguib, der Kanadier Ouellet und der Italiener Monterisi.
Lombardi sprach vor Journalisten von 28 Wortmeldungen unterschiedlicher Länge; der frühere Kardinalstaatssekretär und jetzige Camerlengo Tarcisio Bertone habe über die Vatikanbank IOR gesprochen und ihre Versuche, sich internationalen Standards anzupassen. Insgesamt seien in allen Generalkongregationen der letzten Tage 161 Wortbeiträge gehalten worden; wieviele Kardinäle dabei mehrfach sprachen, wußte der Jesuit nicht genau anzugeben. Die Generalkongregation habe beschlossen, am Montag Abend nicht mehr zusammenzutreten, obwohl noch ein paar Kardinäle auf der Rednerliste gestanden hätten. (rv)

Kardinalskongregationen: Offen, frei und in großer Wahrhaftigkeit

Kardinal SchönbornWer das Konklave in seinem tieferen Sinn verstehen will, muss sich den religiösen Charakter vor Augen halten, es geht um den Willen Gottes und nicht um die Besetzung einer Managerstelle. Das sagte Kardinal Christopf Schönborn am Sonntag Abend vor Journalisten, nachdem er in seiner Titelkirche Gesù Divino Lavoratore die Abendmesse gefeiert hatte. Darüber hinaus sei aber das anstehende Konklave etwas ganz Besonderes, sei es doch geprägt vom „unvergleichlichen und auch neuen Akt“ des Rücktritts Benedikts XVI.

„Ich möchte versuchen, diesen Akt vor allem als ein sehr starkes Zeichen der Freiheit zu sehen. Dieser Verzicht macht deutlich, dass die höchste und verbindlichste Norm für den Menschen und sein Verhalten immer die persönliche und freie Gewissensentscheidung ist. Diese innere Freiheit hat Papst Benedikt durch diesen Akt gezeigt, aber neben dieser inneren Freiheit wurde auch gleichzeitig deutlich, dass der Papst nach außen hin in Freiheit handeln darf.

Das setzt aber auch voraus – und das haben wir in diesen Kardinalsversammlungen während der vergangenen Woche sehr deutlich erlebt – dass wir das Wort Jesu ernstnehmen ‚Die Wahrheit wird euch frei machen’. Es ist in beeindruckender Weise in dieser Woche – ich sage das, ohne die gebotene Diskretion zu verletzen – offen, frei und in großer Wahrhaftigkeit miteinander gesprochen worden über die Licht-, aber auch die Schattenseiten der gegenwärtigen kirchlichen Situation. Und das ist nur möglich, wo Freiheit ist, innere und äußere Freiheit.“

Ehrlich und im gegenseitigen Wohlwollen habe man unter den Kardinälen geredet, so Schönborn. Themen seien die Herausforderungen und Verfolgungen gewesen, die Frage nach der Zerstörung der Schöpfung, aber auch die religiöse Sprachlosigkeit und Ratlosigkeit, wie mit den Herausforderungen der Zeit umzugehen ist und das Evangelium neu verkündet werden könne. Der neue Papst müsse, um mit all dem umgehen zu können, ein Mann des Glaubens und glaubwürdig sein, so Schönborn.

„Es wird bei den Wahlvorgängen nicht diskutiert. Es wird gebetet. Das mag etwas seltsam erscheinen, aber man geht ja auch bewusst in eine Kapelle. Denn es geht ja bei dieser Wahl darum, herauszufinden, wie der Eid lautet, den jeder Einzelne dann unter dem Jüngsten Gericht des Michelangelo ausspricht: Wer ist der von Gott Erwählte? Natürlich müssen wir da mitarbeiten und mitwirken, aber es geht zuerst einmal nicht um irgendwelche Parteien und Gruppierungen, sondern darum, wer das geistliche Oberhaupt der Kirche sein soll.“

Das wirke sich auch direkt aus auf die Eigenschaften, die ein neuer Papst mitbringen müsse, es gehe hier vor allem um seine religiösen Eigenschaften.

„Ich glaube, dass man das nicht genug betonen kann. Es gibt hervorragende Manager, und auch eine große Gemeinschaft wie die katholische Kirche braucht Managerqualitäten, aber das ist nicht das Erste, was man vom Papst erwartet. Er soll gute Mitarbeiter haben. Natürlich schaut man unter den Kardinälen auch auf Qualitäten, wie jemand eine Diözese leitet, wenn er Bischof einer Diözese war, was ja bei den meisten Kardinälen der Fall ist. Man wird sicherlich nicht jemanden zum Papst wählen, der in seiner Diözese ein Desaster hinterlassen hat. Da gibt es auch ganz einfache Klugheitsregeln. Man schaut natürlich auf menschliche Qualitäten, ob er mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen kann. Aber die entscheidende Voraussetzung ist sicherlich die, ob er ein Mann des Evangeliums ist. Das ist glaube ich die entscheidende Frage.“
(rv)

9. GK: Mehrheit der Kardinäle für 12. März als Konklavebeginn

Pater Lombardi PressekonferenzIn seinem Briefing für die Presse von diesem Samstag hat der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, Einzelheiten zur Entscheidung der Kardinäle über den Konklavebeginn bekannt gegeben. Die Entscheidung sei, so Pater Lombardi, mit einer überwältigenden Mehrheit der Stimmen bereits zu Beginn der Sitzung gefallen. Der kommende 12. März sei der erste einer Reihe von Terminen gewesen, die den Kardinälen zur Abstimmung vorgelegt wurden, nachdem der Dekan und der Camerlengo sich über den Status der laufenden Vorbereitungen informiert hatten. Sofort nach der Abstimmung und noch während der laufenden Sitzung habe der Pressesaal das Datum bekannt gegeben. In der heutigen Vormittagssitzung sei hingegen über das Einzugsdatum der Kardinäle in die Casa Santa Marta diskutiert worden:

„Es ist schließlich durch die Mehrheit bestimmt worden, dass die Kardinäle erst ab Dienstagmorgen um 7.00 Uhr die Zimmer in Santa Marta beziehen werden. Das heißt, am Morgen desselben Tages, an dem das Konklave beginnen wird, und vor Beginn der Messe „Pro Eligendo Romano Pontifice“, die um 10.00 Uhr morgens im Petersdom stattfindet. Heute sind auch die Zimmer verlost worden, so dass jeder weiß, in welchem Raum er wohnen wird.“

Um 16.30 am Dienstag würden die wahlberechtigten Kardinäle dann nach ihrem Schwur in der Paolinischen Kapelle zum Konklave in die gegenüber liegende Sixtinische Kapelle einziehen. Auch die Wortmeldungen am Samstagvormittag seien zahlreich gewesen, einschließlich der IX. Generalkongregation am Samstagmorgen hätten mehr als 100 Kardinäle das Wort ergriffen. Die Themen, die am Samstag behandelt worden seien, seien wieder sehr breit gefächert gewesen, so Lombardi;

„Die Erwartungen an den neuen Papst, die Tätigkeiten des Heiligen Stuhls und der Dikasterien, aber auch die Arbeit der Kurie und Verbesserungsvorschläge dafür; außerdem ging es um Informationen über wichtige Tätigkeitsfelder der Kirche sowie die Situation der Kirche in der Welt. Zwischen gestern und heute gab es rund dreißig Wortmeldungen.“

Pater Lombardi gab außerdem bekannt, dass nicht nur der päpstliche Fischerring durch Einritzen eines „X“ annulliert wurde, sondern auch die Gussform des Bleisiegels, mit dem beispielsweise Bullen versehen werden und weitere Stempel. Der neue Fischerring werde identisch mit dem Ring sein, den Benedikt XVI. getragen habe, nur der Name werde entsprechend dem neuen Papst geändert. Weitere Einzelheiten gab er zu den Zeitpunkten bekannt, an denen mit Rauch aus dem Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle zu rechnen sei:

„Die Wahlzettel werden nach jeweils zwei Wahlgängen am Vormittag und am Nachmittag verbrannt. Das heißt, wenn es nicht nur einen Wahlgang gibt, sind die normalen Zeiten um 19 Uhr abends und um 12 Uhr mittags herum. Sollte der Papst beim ersten Wahlgang vormittags oder nachmittags gewählt werden, wird der Rauch, der in diesem Fall weiß ist, zwischen 10.30 und 11.00 Uhr beziehungsweise zwischen 17.30-18.00 Uhr am Nachmittag aufsteigen. Im Fall der Wahl Joseph Ratzingers war es der erste Wahlgang am Nachmittag, so dass der Rauch nach 17.00 Uhr aufstieg.“

Am Sonntag feiern die Kardinäle jeweils in ihren römischen Titelkirchen die Messe, und am Montagvormittag wird nochmals eine Generalkongregation stattfinden. (rv)

Erste Zusammenfassung der Bischofssynode: Vier Punkte und dreizehn Fragen

Der erste Teil der Bischofssynode ist mit der Generalkongregation vom Mittwochnachmittag zu Ende gegangen. Der US-amerikanische Kardinal William Wuerl, Berichterstatter der Synode, fasste die großen Linien der bisher über 200 Beiträge für die Synodalen zusammen. Damit wolle er den Beratungen in den sogenannten „circoli minori", also den nach Sprachen organisierten Arbeitsgruppen, eine Hilfestellung zur Hand geben, so der Kardinal bei der Vorstellung des Dokumentes.

In vier Punkten fasst Wuerl kurz und knapp die wichtigsten Beobachtungen zusammen. An die Punkte schlossen sich jeweils Fragen an, die bei der weiteren Behandlung der Themen helfen sollen.

Was ist Neuevangelisierung?
Die erste Fragestellung bezieht sich darauf, wie genau die Neuevangelisierung im Leben der Kirche verortet ist. Wuerl betont, dass es sich um eine Mitarbeit an der Sendung der gesamten Kirche handle, die diese von Jesus Christus selbst empfangen habe. Damit nimmt Wuerl diese Frage aus dem Bereich reiner pastoraler Strategien heraus. Dieser Auftrag Jesu, die wichtigste Aufgabe der Kirche, betreffe alle Christen gleichermaßen.

Daran schließt Wuerl zwei Fragen an, die sich auf die Identität der Christen und das Ernstnehmen der Verantwortung für diese Verkündung beziehen: Wie könne die Kirche dabei helfen?

Das Umfeld des Dienstes der Kirche
Der zweie Komplex bezieht sich auf die Verschiedenheit der kulturellen, sozialen, ökonomischen und religiösen Umstände, unter denen das Christentum weltweit lebt. Diese Dimension ist bei den Beratungen des ersten Teils der Synode am sichtbarsten geworden. Kardinal Wuerl betont aber, dass bei aller Verschiedenheit in den Einzelheiten, die Notwendigkeit einer erneuerten Verkündigung und Neuevangelisierung von allen gesehen werde, vor allem, weil der Prozess der Säkularisierung alle betreffe, wenn auch auf verschieden Weise.

Einen eigenen Abschnitt bekommt die Kirche im Nahen Osten.
Drei Fragen schließt der Berichterstatter der Synode an: Was sind Erfahrungen von fruchtbaren Initiativen? Wie kann man dem Verschwinden des Glaubenswissens entgegen wirken? Und: Was genau sind die Herausforderungen durch sie Säkularisierung?

Die pastoralen Antworten auf die Umstände
Zu allererst müsse die Einheit der Kirche betont werden, so Kardinal Wuerl im dritten Abschnitt seiner Zusammenfassung. Dann seien die Sakramente neu zu betonen: Die Initiation (Taufe, Erstkommunion, Firmung), die Beichte und die Eucharistie. Eine große Mehrheit der Synodalen habe aber auch eine geistliche Erneuerung der Kirche eingefordert.

„Die Kultur ist das Umfeld der Neuevangelisierung". Deswegen bezieht sich die sechste Frage des Textes darauf, für den Dialog und die Begegnung mit der Kultur neue Räume zu schaffen. Weiter fragt Wuerl danach, wie in den Umständen und verschiedenen Kulturen das Zeugnis des Glaubens glaubhafter gelebt werden könne und was die Kirche dazu beitragen könne. Achtens betont er die Nächstenliebe Christi, die sich im Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung ausdrücke. Frage neun sucht ein neues Verständnis zwischen den häufig genannten kleinen Gemeinschaften und den ebenfalls in vielen Beiträgen vorkommenden Pfarreien. Die zehnte Frage bezieht sich auf den Katechismus und die Notwendigkeit, Bildung und Katechese jugendgerecht anzubieten. Die letzte Frage dieses Komplexes sucht nach Mitteln, wie die Kirche ihre Katecheten besser unterstützen kann.

Handelnde und Teilhaber an der Neuevangelisierung
Unter den Subjekten der erneuerten Verkündigung sei vor allem die Familie genannt worden, führt Wuerl aus. Seine erste Frage in diesem Bereich bezieht sich deswegen auf die „Hauskirche": Wie könnten Familien besser bei der Weitergabe des Glaubens unterstützt werden?

Frage dreizehn betont die Unersetzbarkeit des Priesters, hier sucht Wuerl nach Mitteln, diesen verkündenden Einsatz zu unterstützen. Die vierzehnte Frage betont die Unersetzbarkeit der Laien: Wie könne die Kirche auf noch vollständigere Weise die Laien und die ortskirchlichen Initiativen einbeziehen?

Den Abschluss des Dokumentes bildet eine kurze Liste möglicher Themen, denen sich die Sprachgruppen zuwenden könnten, so Wuerl. Dies alles werde nun an die Arbeitsgruppen übergeben.

Nach der Vorstellung des Dokumentes
Zum Schluss der Beratungen der Synode werden nun in den kommenden Tagen zwei Dokumente erarbeitet: Die Schlussbotschaft der Synode und die sogenannten „Propositiones", die Vorschläge aus den Arbeitskreisen, die dann dem Papst zur Erstellung eines nachsynodalen Schreibens übergeben werden. (rv)