Mali: 200 Christen fürchten um ihr Leben

In Mali ist eine Massenflucht in Gang; zugleich ist die Lage der Christen im Norden des Landes prekär. Nach der Verwüstung der Caritas-Büros in der Stadt Gao bangen dort nun 200 Christen um ihr Leben, berichtet der vatikanische Fides-Dienst unter Berufung auf eine kirchliche Quelle vor Ort. Seit Beginn der bewaffneten Konflikte zwischen Tuareg-Rebellen und Regierungstruppen im Januar diesen Jahres hätten sich 200.000 Menschen aus dem Nordteil des Landes auf die Flucht begeben, berichtet derweil das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Allein in den vergangenen fünf Tagen hätten 2.000 Menschen das Land Richtung Burkina Faso und Mauretanien verlassen. Das Flüchtlingshilfswerk erhöht nach eigenen Angaben seine Hilfe für Flüchtlinge aus Mali vor allem in den Anrainerstaaten, die trotz bereits bestehender Versorgungsengpässe und schwieriger Umstände Zuflucht für Menschen aus Mali böten.

Mit Besorgnis verfolgt auch das katholische Hilfswerk Misereor die Lage in dem westafrikanischen Land. Radio Vatikan hat mit der Regionalreferentin für die Sahelzone, Dorothee Zimmermann, gesprochen. Sie erläutert noch einmal, wie es zum Putsch gegen die Regierung in Mali kam.

„Im Januar sind oben im Norden 80 Soldaten ermordet worden, und das vor dem Hintergrund, dass die malische Armee sehr schlecht ausgestattet ist – im Ganzen verfügt sie sowieso nur über knapp 7000 Mann – und eben große Sorgen hat angesichts dieser Rebellion. Das Ganze spielt sich vor dem Hintergrund einer Leitung und Regierung ab, die aus ihrer Sicht zu wenig im Hinblick auf diese Rebellion im Norden tut und die Armee selber für diesen Kampf auch zu schlecht ausgestattet hat, und die Unzufriedenheit über diese Situation hat dann auch ganz akut zu diesem Militärputsch geführt."

Wie Caritas Mali mitteilt, wurde dabei auch eine Kirche der Stadt in Mitleidenschaft gezogen. Trotz des anhaltenden Konflikts im Norden des Landes und des Militärputsches im vergangenen Monat setzt Caritas Mali jedoch die eigenen Hilfsprogramme für bedürftige Menschen in den restlichen Landesteilen fort. In den betroffenen Gebieten ist humanitäre Hilfe aktuell aber nicht zu leisten, wie Zimmermann berichtet.

„Es herrscht absolute Panik, und da sind auch keine Institutionen mehr, mit denen man arbeiten könnte; ich habe die Situation auch mit der nationalen Caritas diskutiert und im Moment muss erst einmal abgewartet werden, wie sich die Situation jetzt weiter entwickelt.
Diese Rebellensituation überschattet im Moment alles andere und macht ein Arbeiten im Sinne von humanitärer Unterstützung und Entwicklungsarbeit im Moment unmöglich."

Mali ist auch von der Hungerkrise in der Sahelzone betroffen. Deshalb verteilen dort Hilfswerke derweil Mais, Hirse, Reis und Saatgut an über 100.000 Menschen, die von der Lebensmittekrise betroffen sind. (rv)