Konsistorium: Reform oder Wandel muss sich entwickeln

Kardinal Murphy-O´ConnorDie Reform der Kurie geht zurück auf die Diskussionen der Kardinäle vor der Papstwahl 2013, Papst Franziskus hat in seiner Begrüßungsansprache an das an diesem Donnerstag beginnende Konsistorium diesen Zusammenhang noch einmal deutlich hergestellt. Der emeritierte Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy O’Connor, erinnert sich gegenüber Radio Vatikan an diese entscheidenden Tage:

„In den Tagen vor dem Konklave haben viele Kardinäle davon gesprochen, die Herausforderungen der Kirche anzugehen, vor allem die hier in Rom. Es hatte mit Kollegialität zu tun und damit, was es heute bedeutet, die Kirche ‚mit Petrus und unter Petrus’ zu leiten. Papst Franziskus hat sich genau das vorgenommen. Manche sagen, dass das alles neu sei, aber wie der Papst sagt, er tut nur, was die Kardinäle vorgeschlagen haben: Wen immer sie wählen würden, das ist es, was er tun sollte."

Mutig und gut tue der Papst das, so Murphy O’Connor. In diesen Tagen würden nun die Kardinäle hören, was die Vorschläge genau seien. Den Vorwurf, das Ganze gehe nicht schnell genug, will er nicht gelten lassen. „Das würde ich nicht sagen, piano piano [langsam, langsam]. Reform oder Wandel muss sich entwickeln. Man muss dem Zeit zum Reifen geben. Wenn es einen neuen Weg gibt, wie der Papst handelt, dann muss man das Schritt für Schritt tun."

Drei Begriffe stünden für ihn im Vordergrund, so Kardinal Murphy O’Connor: Der erste sei Kollegialität unter den Bischöfen. „Zweitens ist da die Synodalität. Wir hatten all die Jahre eine Synode, aber ich denke auch das muss entwickelt werden, so dass die Synode nicht nur beratend wirkt, sondern dass sie die Autorität bekommt, eng mit dem Papst zusammen zu arbeiten." Der dritte Begriff sei der der Subsidiarität, ein Wort aus der katholischen Soziallehre das bestimmt, dass Entscheidungen auf der Ebene getroffen werden sollen, die sie betreffen. Nicht alles müsse nach Rom gehen, so Kardinal Murphy O’Connor. In der Vergangenheit sei die Anzahl der Mitarbeiter in Rom gewachsen, das sei nicht unbedingt nötig.

Über Meldungen zu angeblichen Widerständen unter den Kardinälen gegen Reformen zeigt sich der Kardinal überrascht, zum einen, weil noch gar nicht genau bekannt ist, was geändert würde, zum anderen weil es genau die Kardinäle selber waren, welche die Reform vor der Papstwahl angestoßen hätten. „Es wird unter den Kardinälen ein Konsens wachsen", zeigt er sich überzeugt. „Der Papst sagt immer wieder: redet offen. Und genau das werden wir jetzt tun." (rv)

Zum Höflichkeitsbesuch in den Papstpalast

Erzbischof MüllerNach dem feierlichen Konsistorium vom Samstag können Gäste und Besucher den neuen Kardinälen Höflichkeitsbesuche abstatten. Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, wird Gratulanten in der Sala Ducale im Apostolischen Palast empfangen. Dieser Saal befindet sich zwischen Sixtinischer Kapelle und dem vatikanischen Staatssekretariat. Der Zugang ist über den Portone di Bronzo am Petersplatz zugänglich. Die Zeremonie beginnt um 16.30 Uhr und ist auf zwei Stunden begrenzt. Die Höflichkeitsbesuche finden jedes Mal nach Erhebungen in den Kardinalstand statt; sie sind ein willkommener Anlass für Gläubige und Neugierige, einen Blick von innen auf den Apostolischen Palast zu werfen. Die meisten der neuen Kardinäle werden ihre Gäste allerdings in der päpstlichen Audienzhalle empfangen. Der Apostolische Palast als Rahmen für die Höflichkeitsbesuche ist diesmal den neuen Kurienkardinälen vorbehalten; neben Müller sind das die Kardinäle Pietro Parolin, Lorenzo Baldisseri und Beniamino Stella. Einzig der 98-jährige neue Kardinal Loris Capovilla wird keine Höflichkeitsbesuche empfangen.  (rv)