Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Kardinal Donald Wuerl an

WASHINGTON, D.C. – Papst Franziskus hat am heutigen Freitag den Rücktritt Kardinal Donald Wuerl angenommen.

Bis ein neuer Erzbischof von Washington, DC ernannt ist, bleibt Wuerl kommissarisch im Amt als Apostolischer Administrator.

In einem heute CNA zugespielten Brief an Wuerl, schreibt Papst Franziskus dem Kardinal, sein Verzicht sei ein Zeichen der Verfügbarkeit und Fügsamkeit Wuerls „gegenüber dem Geist, der weiterhin in seiner Kirche handelt.“

Der heute 77 Jahre alte Wuerl hatte seinen Rücktritt – wie kirchenrechtlich vorgeschrieben – ursprünglich am 12. November 2015 mit Erreichen seines 75. Lebensjahres eingereicht.

Papst Franziskus erwähnte am heutigen Freitag, dass er am 21. September auch eine Anfrage von Wuerl mit der Bitte um Annahme des Rücktritts erhalten habe.

Wuerl war im Zuge des Falles McCarrick in den vergangenen Monaten massiv unter Druck geraten, wie CNA Deutsch berichtete – bis hin zu Demonstrationen von Katholiken vor seiner Residenz.

Im Brief vom 12. Oktober, in dem er den Rücktritt Wuerls annahm, verteidigt Franziskus den Kardinal gegen die teilweise scharfe Kritik, der er in den letzten Monaten ausgesetzt war.

„Du hast genügend Elemente, um deine Handlungen zu ‚rechtfertigen‘ und zu unterscheiden, was es bedeutet, Verbrechen zu vertuschen oder Probleme nicht zu lösen und einige Fehler zu machen.“

„Du hättest genügend Möglichkeiten, Dein Handeln zu ‚rechtfertigen‘ und dazwischen zu unterscheiden, was der Unterschied zwischen der Vertuschung von Verbrechen ist oder nicht mit einem Problem umzugehen, und einige Fehler zu machen“, so Franziskus.

Weil Wuerl jedoch „vornehm“ sei, habe er sich dazu entschieden, sich nicht so zu verteidigen, fährt der Papst fort und betont: „Darauf bin ich stolz und danke dir.“

„Dein Verzicht ist ein Zeichen deiner Verfügbarkeit und Fügsamkeit gegenüber dem Geist, der weiterhin in seiner Kirche handelt“

In einer Erklärung vom 12. Oktober schrieb Wuerl, dass „die Entscheidung des Heiligen Vaters, der Erzdiözese eine neue Leitung zu übertragen, es allen Gläubigen, Geistlichen, Ordensleuten und Laien ermöglichen kann, sich auf die Heilung und die Zukunft zu konzentrieren. Es erlaubt dieser Ortsgemeinde, voranzukommen.“

Wuerl weiter: „Noch einmal entschuldige ich mich für alle Fehler in der Vergangenheit und bitte um Verzeihung. Mein Rücktritt ist ein Weg, um meine große und beständige Liebe zu euch, den Menschen der Kirche in Washington, auszudrücken.“

Wieviel der nun zurückgetretene über den Fall McCarrick wirklich wußte – der mutmaßliche Kinderschänder und Sextäter McCarrick war Vorgänger Wuerls als Erzbischof von Washington – ist nach wie vor unklar.

Der Mitte August veröffentlichte Untersuchungsbericht der Pennsylvania Grand Jury, der tausendfachen Missbrauch durch hunderte Geistliche dokumentierte, nannte Donald Wuerl über 200mal namentlich.

In einem Brief vom 11. September an Priester seiner Erzdiözese sagte Wuerl, dass er sich bald mit dem Papst treffen werde, um seine Zukunft zu besprechen, erklärte aber nicht sofort, dass er den Papst bitten werde, seinen Rücktritt anzunehmen. Ein Sprecher von Wuerl bestätigte gegenüber CNA am 12. September, dass der Kardinal beabsichtigte, Papst Franziskus formell zu bitten, ihn zur Annahme des Rücktritts zu bewegen.

Es wird allgemein angenommen, dass Wuerl hoffte, zumindest bis zur Herbsttagung der US-Bischofskonferenz im November in seiner Position zu bleiben. Diese Sitzung wird sich voraussichtlich auf die durch sexuelle Gewalt, Missbrauch und Vertuschung ausgelöste Kirchenkrise konzentrieren, und Wuerl sollte eine aktive Rolle spielen.

Als Apostolischer Administrator wird Wuerl weiterhin die täglichen Aktivitäten der Erzdiözese leiten, darf aber keine größeren Änderungen vornehmen.

Hannah Brockhaus und Courtney Grogan trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

Neuer Bericht: Tausende Fälle sexuellen Missbrauchs und systematischer Vertuschung in USA

Kardinal Wuerl spricht von „schrecklicher Tragödie“, ruft in erster Stellungnahme zu Reue auf.

WASHINGTON, D.C. – Es geht um Vorwürfe tausendfachen, oft schweren Missbrauchs durch hunderte Geistliche, der immer wieder systematisch vertuscht worden sein soll: Ein neuer Untersuchungsbericht, der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs in Pennsylvania über mehrere Jahrzehnte dokumentiert, erschüttert Katholiken und Kirche.

Nach 18 Monaten Recherche hat eine Grand Jury festgehalten, wie Angehörige des Klerus in sechs Diözesen im US-Bundestaat Pennsylvania, darunter Pittsburgh, sexuelle Gewalt an Minderjährigen und Schutzbefohlenen verübt haben sollen.

Kardinal Donald Wuerl, Erzbischof von Washington, D.C., und ehemaliger Bischof von Pittsburgh, ist mehr als 200mal namentlich im Untersuchungsbericht erwähnt.

In einer ersten Erklärung unterstrich er, dass die Kirche Reue leisten müsse:

„Wie ich in meinen mehr als 30 Jahren als Bischof deutlich gemacht habe, ist der sexuelle Missbrauch von Kindern durch einige Mitglieder der katholischen Kirche eine schreckliche Tragödie, und die Kirche kann niemals genug unsere tiefe Trauer und Reue für den Missbrauch und für das Versäumnis, prompt und vollständig zu reagieren, zum Ausdruck bringen“.

Nach den Enthüllungen über Erzbischof Theodore McCarrick, der Vorgänger Wuerls in Washington war, sieht sich der Kardinal wiederholt pointierten Fragen ausgesetzt, bis hin zu der nach einem Rücktritt: Bereits vor Veröffentlichung des Untersuchungsberichts wurde er im TV-Sender CBS gezielt darauf angesprochen, ob er die Absicht habe, zurückzutreten.

FBI unterstützte Ermittlungen

Der am 14. August veröffentlichte Untersuchungsbericht beschreibt bis ins Detail, wie über sieben Jahrzehnte lang in den Bistümern Allentown, Erie, Greensburg, Harrisburg, Pittsburgh und Scranton systematisch Missbrauch verübt und vertuscht worden sein soll.

Etwa die Hälfte der rund 3 Millionen Katholiken Pennsylvanias lebt in diesen sechs Diözesen.

Der 884-seitige Bericht wurde von 23 Juroren verfasst, die eineinhalb Jahre lang recherchierten und dabei eine halbe Million Seiten an Dokumenten prüften. Das FBI unterstützte den Ermittlungsprozess der Grand Jury, die als Gremium des amerikanischen Strafprozessrechtsprüft, ob es zu einer öffentlichen Anklage-Erhebung kommt.

Der Bericht dokumentiert ein verheerendes Bild der Bemühungen kirchlicher Behörden, Anschuldigungen zu ignorieren, zu verschleiern oder zu vertuschen – entweder um beschuldigte Priester zu schützen oder Skandale zu vermeiden.

Der Bericht geht sogar so weit, eine Reihe von Vorgehensweisen zu identifizieren, anhand derer Verantwortliche in katholischen Diözesen immer wieder verheimlicht und vertuscht haben sollen, dass Täter sich an – meist männlichen – Minderjährigen vergingen.

Die Bandbreite der Vorwürfe reicht von „unangemessenem Verhalten“ bis hin zu Fällen brutaler Vergewaltigung und anderer Formen sexuellen Missbrauchs. Dem Bericht zufolge konnten einige der Priester ihre Opfer mit Alkohol und Pornografie manipulieren.

Eine strafrechtliche Verfolgung ist in den meisten Fällen aufgrund abgelaufener Verjährungsfristen nicht mehr möglich, auch wenn in zwei Fällen Anklage erhoben wurde. Bisher wurde nur ein Priester verurteilt: Er hatte Anfang der 90er Jahre einen Schüler sexuell genötigt.

Der Bericht der Grand Jury enthält die Namen von 301 Personen; einige wurden aufgrund bereits laufender Prozesse nicht veröffentlicht. Einzelheiten dieser mutmaßlichen Verbrechen wurden ebenfalls ausgespart.

Die Anzahl der Opfer wird auf Tausende geschätzt, aber ist nicht präzise feststellbar, so der Bericht. Die Mehrzahl der Opfer in den untersuchten Fällen war männlich; ihr Alter reichte von vorpubertären Kindern bis hin zu jungen Erwachsenen.

Die Grand Jury dokumentiert in ihrem Bericht sämtliche Vorwürfe des Missbrauchs in den vergangenen 70 Jahren – von 1947 bis 2017 – innerhalb der untersuchten Diözesen.

Dabei zeigt sich, dass die meisten Fälle aus den 1960er, 1970er und 1980er Jahren stammen.

Ed Condon und Christine Rousselle trug zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

Vatikan: Ernennungen zur Bischofssynode im nächsten Jahr

Papst Benedikt XVI. hat den Erzischof von Washington, Kardinal Donald William Wuerl, zum Generalrelator der Bischofssynode im nächsten Jahr ernannt. Das teilte der Vatikan an diesem Samstag mit. Die Synode wird zum Thema „Neuevangelisierung" tagen. Gleichzeitig ernannte der Papst den Erzbischof von Montpellier, Pierre-Marie Carre, zum Sekretär der Synode. (rv)