ÖKT: „Altes neu entdeckt“- orth. Vesper in München

Bei einer orthodoxen Vesper auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag haben rund 20.000 Christen verschiedenster Konfessionen gesegnetes Brot geteilt. Zu den Gästen gehörten auch Münchens Erzbischof Reinhard Marx, der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich und der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos von Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Kirchentagspräsident Alois Glück wertete die Feier als einen „großen Schritt“ zur wachsenden Einheit zwischen den Kirchen.

Es war bisher der spirituelle Höhepunkt des Kirchentags: die orthodoxe Vesper in ökumenischer Gemeinschaft am Freitagabend. Unter freiem Himmel standen auf dem Münchner Odeonsplatz 1000 Tische, gedeckt für 10.000 Menschen unterschiedlicher Konfessionen. Doppelt so viele waren schließlich gekommen und feierten die Tischgemeinschaft mit gesegnetem Brot, Öl, Wasser und Äpfeln. Das sei „ein Zeichen der Änderung“, betonte einleitend der katholische Kirchentagspräsident Alois Glück:

„Es ist ein sprechendes Zeichen unserer ökumenischen Gemeinschaft, die wir bereits erreicht haben, und die uns niemand wieder nehmen kann. Wir sind sehr froh, dass wir bereits so weit miteinander gekommen sind. Am Tisch der Orthodoxie wird uns ein Zeichen geschenkt, das uns weiter begleiten wird auf unserem ökumenischen Weg hin zur Einheit.“

Eine rumänische Nonne schlug zu Beginn das Stundenholz, mit dem in der orthodoxen Kirche traditionell zum Gebet gerufen wird. Sechs Chöre begleiteten den Gottesdienst mit traditionellen orthodoxen Gesängen. Die Vesper ist der Abendgottesdienst, mit dem der liturgische Tag beginnt, erklärte der griechisch-orthodoxe Erzpriester Constantin Miron. Sie schaffe also eine Verbindung vom Heute zum Morgen – „damit wir Hoffnung haben“. Auf dem Odeonsplatz ginge es aber auch um die Verbindung der Ostkirchen mit den anderen christlichen Konfessionen:

„Man sagt dem christlichen Osten nach, dass man dort die Bilder, die Ikonen, die Symbole liebt. Ein solches Symbol ist auch die Artoklasia, die Brotsegnung und das Brotbrechen, die im Rahmen dieser Vesper gefeiert wird. Sie erinnert an die Agape-Feiern, die Liebesmähler der alten Kirche. Denn die Verbindung, die wir heute Feiern heißt im Griechischen Agape, also Liebe. Der Herr sagt: Daran soll man Euch erkennen, dass ihr Liebe untereinander habt, dass ihr Liebe miteinander feiert. (…) Noch nicht die heilige Eucharistie, aber die Feier unseres Miteinanderseins.“

Der Höhepunkt der Vesper war die Segnung des Brotes durch den griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos. Anschließend wurde es an die Tische gebracht. Es begann der gemütliche Teil der Vesper: Männer und Frauen, Alte und Junge teilten sich Fladenbrot, Öl und Obst und kamen ins Gespräch.

Eine konfessionsübergreifende Eucharistiefeier wird seitens der katholischen Kirche abgelehnt. Mit der orthodoxen Vesper hat der Ökumenische Kirchentag eine realistische Möglichkeit gefunden, die Gemeinschaft der Gläubigen zu feiern, ohne konfessionelle Traditionen zu verletzen. Die Artoklasia– das gemeinsame Brotbrechen – erinnert an die neutestamentliche Speisung der Fünftausend. Für den evangelischen Kirchentagspräsidenten, Eckhard Nagel, war das Ausdruck einer Hoffnung, „die weiter reicht, als die eigenen vier Wände“:

„Jesus Christus lädt uns ein an den Tisch. Wir werden Teil einer Gemeinschaft, die er uns stiftet. An diesem Tisch braucht es keine Etikette, hier gibt es keine nummerierten Plätze, jeder, jede, ist eingeladen. Ungeachtet des sozialen Status, der Konfession oder Religion. Jesus selbst hat sich mit allen an einen Tisch gesetzt.“

Den Schlusssegen sprach wiederum der Metropolit Augoustinos. „Wir haben nicht etwas Neues gefunden, sondern etwas Altes wieder entdeckt“, betonte er. Das Gefühl einer ursprünglichen Einheit aller Christen kam auf bei der orthodoxen Vesper in München. Sie war keine gemeinsame Eucharistiefeier, aber immerhin ein Ausdruck dessen, was gemeinsam möglich ist – so sahen es viele Besucher auf dem Odeonsplatz:

„Es ist glaube ich, wirklich sehr klug, diese große Feier hier, anstelle der illegalen Feier.“

„Dass so einmal Gemeinschaft möglich ist – und jetzt sind die Orthodoxen noch mit dabei, so dass das noch intensiver ist – also ich finde das eine ganz ideale Idee. Eigentlich schon ein ganz großer Schritt in die neue Ökumene oder ein Schritt in die nächste Ökumene.“

„Es gibt unheimlich viel, was wir momentan zusammen machen können, Agape, wir können beten, wir können singen. Diese Fokussierung oft auf Eucharistie, auch auf was Nagel gesagt hat. Ich bin gespannt. Er hat gesagt, wir werden morgen in einer anderen Welt aufwachen. Das wird sicherlich in der Art und Weise nicht sein. Aber wir können eine ganze Menge zusammen machen und hier sitzen alle zusammen: Kopten, Armenier, Katholiken, Protestanten. Das ist beeindruckend.“ (rv)

D: Ökumenischer Kirchentag in München eröffnet

„So eröffnen wir gemeinsam den zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 ‚Damit ihr Hoffnung habt’“:Etwas unsicher noch eröffneten am Mittwochabend Alois Glück für die katholischen Christen und Eckhard Nagel für die evangelischen Christen den Kirchentag in München, vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Ökumene zwar weit gekommen, aber immer noch etwas unsicher ist. Das Wetter hielt stand und blieb trocken, die Stimmung war großartig, bei den Gottesdiensten ebenso wie beim Fest danach.
Aber die Ereignisse der letzten Wochen setzte auch hier den Grundton. Bundespräsident Horst Köhler nannte das Thema in seiner Grußansprache nach dem Gottesdienst auf der Theresienwiese deutlich beim Namen.
„Dieser ökumenische Kirchentag kommt zur rechten Zeit. Viele dunkle Wochen haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten über der Kirche zusammengezogen. Führungsversagen, Missbrauch, Misshandlung; all das hat zu einer schweren Krise geführt. Viele haben der Kirche den Rücken gekehrt, viele klagen sie an, manche verspotten sie. Viele Gläubige schämen sich, viel Vertrauen ist verloren gegangen. Die vergangenen Untaten sind nicht ungeschehen zu machen; jetzt kommt es darauf an, wie wir damit umgehen.“
Dieser Kirchentag – das betonten neben Köhler auch die Präsidenten des Kirchentages Glück und Nagel, Erzbischof Marx und Landesbischof Friedrich – müsse sich um das Vertrauen mühen, dass wieder zu gewinnen sei.
„Nur mit wieder gewonnener Glaubwürdigkeit und wieder gewonnenem Vertrauen wird die Botschaft des Glaubens und das Zeugnis der Kirche bei den Menschen Gehör finden. Wir dürfen aber heute uns selbst und die, die von außen auf die Kirche schauen, auch daran erinnern, wie viel Gutes wir durch die Gemeinschaft und en Glauben erlebt haben und wie viel Gutes durch gläubige Menschen getan wird.“
Seelsorger, Religionslehrer, Pfarrer, die Ehrenamtlichen in den Gemeinden und der Jugendarbeit: gelebte Barmherzigkeit, tatkräftige Solidarität und Dienst am Anderen sei durch den Glauben in der Gesellschaft sichtbar, so Köhler.
Ähnlich drückte es auch der Präsident des ZdK Alois Glück aus. Und er beschrieb den Weg aus dieser Vertrauenskrise der Kirche:
„Es liegt bei jedem von uns, jeder und jede einzelne kann sich hier und jetzt entscheiden: resignierter Rückzug oder auf den Ruf zur Hoffnung hören. Wir sind berufen, für Gerechtigkeit einzustehen, damit eine Kultur der Achtsamkeit wächst. Wir sind berufen, Widerstand zu leisten dort, wo die Ehrfurcht vor dem Leben fehlt. Und wir haben diesen Traum: indem wir uns selbst in die Pflicht nehmen, können wir die Welt verändern. Darum sind wir gekommen.“
Getragen sei dieses Engagement und dieser Glauben durch die Hoffnung, die auch das Motto des Kirchentages ist. Das betonten in ihrer Dialogpredigt die beiden Gastgebenden Bischöfe, Erzbischof Rheinhard Marx und Landesbischof Johannes Friedrich. Bischof Marx:
„Die Hoffnung Jesu verlangt unseren Einsatz. Die Welt wird nicht besser, indem wir uns ins Kämmerlein zurückziehen, sondern indem wir dort dabei sind, wo wir gefragt sind. Dafür gibt es keine Ausrede. Weil Gott uns durch Jesus Christus diese Hoffnung gegeben hat, die den Tod überwindet und das Leben erst möglich macht, deshalb setzen wir uns ein.“
Und deswegen, und das betonten alle Sprecher bei diesen Eröffnungsfeierlichkeiten, gibt es überhaupt Kirchentage: um das Engagement und den Glauben der Christen sichtbar werden zu lassen. Aus München für Radio Vatikan: Pater Bernd Hagenkord. (rv)

Der Missbrauchskandal weitet sich aus – Vatikan unterstützt deutsche Bischöfe

Auch aus dem Vatikan kommt grünes Licht für einen Runden Tisch gegen Kindesmißbrauch in Deutschland, an dem alle großen gesellschaftlichen Kräfte vertreten sind. Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano" lobt die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan dafür, dass sie „Null Toleranz" für Mißbrauch an Schulen und Internaten fordert. Es sei richtig, jetzt „soviel Klarheit zu schaffen wie möglich" – und zwar an allen Schulen und Bildungseinrichtungen, denn – so das Vatikanblatt – „diese schmerzhafte Frage betrifft ja nicht nur die katholischen Einrichtungen". „Vielleicht" – so sagt es an diesem Dienstag Vatikansprecher Federico Lombardi – „kann die schmerzhafte Erfahrung der Kirche eine nützliche Lehre auch für andere sein." In einer Erklärung stellt sich der Jesuit, der den Vatikanischen Pressesaal leitet, hinter die Initiative zu einem umfassenden Runden Tisch in Deutschland und lobt die Entschlossenheit der deutschen Bischöfe zur Aufklärung des Geschehenen. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Recht, wenn sie die „Ernsthaftigkeit und den Einsatz der deutschen Kirche" für Aufklärung würdige.

Natürlich, so Lombardi weiter, seien „Fehler von kirchlichen Einrichtungen und Verantwortlichzen besonders abscheulich, weil die Kirche ja eine besondere erzieherische und moralische Verantwortung hat". Doch müsse man die Frage auch „viel weiter stellen" und die Anklagen nicht nur „auf die Kirche konzentrieren". Lombardi verweist auf offizielle Zahlen aus Österreich: In einem bestimmten Zeitraum habe es dort 17 Missbrauchsfälle an kirchlichen, aber 510 an nicht-kirchlichen Einrichtungen gegeben. „Es ist durchaus angezeigt, sich auch um letztere Gedanken zu machen", so der Papst-Sprecher.

Deutschland: Debatte über Verjährungsfristen

Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder hat am Montag einen umfassenden Runden Tisch zum Thema Missbrauch angekündigt – für den 23. April. Die Kirchen werden da mit am Tisch sitzen, zusammen mit anderen wichtigen Vertretern gesellschaftlicher Gruppen: Familienverbänden, Schulträgern, der freien Wohlfahrtspflege, der Ärzteschaft und der Politik. Das Gremium soll Selbstverpflichtungen und Verhaltensregeln erarbeiten. Schröders Zielvorgabe heißt: „Was ist zu tun, wenn Übergriffe geschehen sind, welche Faktoren fördern Übergriff auf Kinder, und wie können diese vermindert werden? Das sind die Fragen, die an diesem Runden Tisch erörtert werden sollen."

Mit ihrer Initiative stellt sich die CDU-Ministerin Schröder gegen ihre Kabinettskollegin von der FDP, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die Justizministerin fordert weiter einen Runden Tisch speziell mit der Kirche – und zwar, damit diese Entschädigungen an Opfer zahlt. In diesem Punkt springt ihr auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles bei. Skeptisch ist Leutheuser-Schnarrenberger hingegen, was die derzeitige Debatte in der Politik um Gesetzesänderungen betrifft.

„Verjährungsfristen zu verlängern, bringt für die Opfer, an denen Mißbrauch begangen wurde und wo diese Taten längst verjährt sind, nichts – weil es rückwirkend keine Verlängerung der Verjährungsfrist mit der Möglichkeit der Strafverfolgung gibt."

Ähnlich sieht das der Strafrechtler Stefan König– er sagte dem ZDF: „Verjährungsfristen haben ja viele gute Gründe. Einer davon ist, dass natürlich die Aufklärung eines Vorwurfs umso schwieriger wird – besonders dann, wenn man Zeugen dafür braucht –, je mehr Zeit seit der angeblichen Tat verstrichen ist." Für Kriminologen wie Christian Pfeiffer hingegen hätten längere Verjährungsfristen den Vorteil, dass Täter auch nach längerer Zeit noch zu Schadenersatz verpflichtet werden könnten: „Im Prinzip ist das richtig, weil gerade die Opfer aus einer Zeit, die Jahrzehnte zurückliegt und die jetzt fünfzig oder sechzig sind, endlich die Freiheit haben, darüber zu reden: Früher konnten sie das beim besten Willen nicht. Denen sollten wir entgegenkommen und die Möglichkeit verschaffen, dass sie zum Beispiel die Kosten für eine Therapie, die sie jetzt machen, vom Täter ersetzt bekommen!"

Justizministerin kritisiert Kirche und Vatikan

Nachdem der Runde Tisch nun beschlossene Sache ist, verlagert sich die Debatte in Deutschland immer mehr zum Thema Entschädigungen. Die Justizministerin nennt solche Entschädigungen, die die Kirche an Opfer aus früheren Jahrzehnten leisten solle, „ein Stück Gerechtigkeit gegenüber den Opfern, auch wenn sich das erlittene Unrecht materiell nicht aufwiegen lässt". Die Ministerin übte erneut Kritik an der katholischen Kirche und insbesondere am Vatikan. Sie kritisierte, es gebe, insbesondere bei katholischen Schulen, eine Schweigemauer, die Missbrauch und Misshandlungen verdeckt habe. Verantwortlich dafür sei auch eine Direktive der vatikanischen Glaubenskongregation von 2001, nach der auch schwere Missbrauchsfälle zuallererst der päpstlichen Geheimhaltung unterlägen. Ein Ministeriumssprecher fügte hinzu, die Justizministerin halte den Willen der Kirche zur Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden für weiterhin nicht ausreichend.

Der Regensburger katholische Bischof Gerhard Ludwig Müller hat Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger scharf kritisiert. Die Behauptung der Ministerin, die katholische Kirche in Deutschland behindere in Fällen sexuellen Missbrauchs die Aufklärung von Straftaten, sei „unwahr und ehrenrührig", erklärte Müller am Dienstag. Der Bischof forderte die Ministerin auf, Beweise für ihre Anschuldigungen vorzulegen oder andernfalls „ihre Amtsautorität nicht für derartige Übergriffe zu instrumentalisieren". Müller wies insbesondere Leutheusser-Schnarrenbergers Behauptung zurück, dass es an katholischen Schulen eine Schweigemauer gebe, die die Aufklärung von Straftaten erschwere oder gar verhindere. In allen deutschen Diözesen werde nach den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz „jeder Hinweis auf eine Missbrauchsstraftat umgehend und genauestens geprüft", betonte der Bischof. Erhärte sich der Verdacht, werde der mutmaßliche Täter zur Selbstanzeige aufgefordert, im Falle einer Verweigerung die Staatsanwaltschaft informiert.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet unterdessen eine „breite und intensive Diskussion" in Sachen Kindesmissbrauch. Vor einer Gesetzesinitiative würden aber zunächst Experten in den Ministerien über ein geeignetes Vorgehen beraten, sagte ihr Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Dt. Bischöfe: Wir arbeiten mit Justiz zusammen

„Die Kirche unterstützt die staatlichen Strafverfolgungsbehörden bei der Verfolgung sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche vorbehaltlos." Darauf weist die Deutsche Bischofskonferenz an diesem Dienstag hin. Die Kirche „fordert Geistliche zu einer Selbstanzeige auf, wenn Anhaltspunkte für eine Tat vorliegen, und informiert von sich aus die Strafverfolgungsbehörden", so der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Auf die Anzeige und die Information der Justiz werde „nur unter außerordentlichen Umständen verzichtet, etwa wenn es dem ausdrücklichen Wunsch des Opfers entspricht". Auch der staatliche Gesetzgeber respektiere den Wunsch des Opfers und habe unter anderem deshalb „darauf verzichtet, bei den entsprechenden Straftaten eine Anzeigepflicht einzuführen". „Unabhängig von dem staatlichen Verfahren gibt es ein eigenes kirchliches Strafverfahren, das vom Kirchenrecht geregelt wird", erklärt Kopp weiter. „Der sexuelle Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche ist nach kirchlichem Recht eine besonders schwere Straftat." Die Einzelheiten des Verfahrens lege ein Rundschreiben der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre von 2001 fest. Die Akten der kirchlichen Verfahren würden in Rom geführt und würden vertraulich behandelt – aber: „Die kirchliche Unterstützung der staatlichen Strafverfolgungsbehörden bleibt davon unberührt."

Der Bischofssprecher bedauert, dass „die Zuordnung von staatlichem und kirchlichem Strafverfahren immer wieder falsch dargestellt wird". Er stellt darum noch einmal klar: „Im Fall des Verdachts sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch einen Geistlichen gibt es ein staatliches und ein kirchliches Strafverfahren. Sie betreffen verschiedene Rechtskreise und sind voneinander völlig getrennt und unabhängig. Das kirchliche Verfahren ist selbstverständlich dem staatlichen Verfahren nicht vorgeordnet. Der Ausgang des kirchlichen Verfahrens hat weder Einfluss auf das staatliche Verfahren noch auf die kirchliche Unterstützung der staatlichen Strafverfolgungsbehörden."

Runder Tisch: Pro und Contra

Die FDP-Bundestagsfraktion hat die geplante personelle Besetzung des Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch durch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder deutlich kritisiert. Dass Schröder Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nicht eingeladen habe, „brüskiert nicht nur die Bundesjustizministerin, sondern auch die Opfer sexuellen Missbrauchs": Das erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Ahrendt, in Berlin. Den Opfern sei „mit der offensichtlich mit heißer Nadel gestrickten Konzeption des Runden Tisches nicht geholfen", so der FDP-Politiker.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hingegen hat den Runden Tisch begrüßt. Es sei gut, Vertreter aller relevanten Gruppen dazu einzuladen, sagte Marx dem „Münchner Merkur". Dem Skandal des Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen müsse auf breiter Front entgegengetreten werden. Auf die Frage, warum die Bischöfe so lange gebraucht hätten, um Stellung zu beziehen, verwies Marx auf eine Absprache unter den Bischöfen. Auf der Bischofskonferenz hätten alle noch einmal ausgiebig mit Fachleuten darüber reden wollen. Danach sollte eine gemeinsame Erklärung abgegeben werden. „Im Nachhinein weiß ich nicht, ob das richtig war", räumt der Erzbischof ein.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken begrüßt die Initiative der Bundesregierung zu einem Runden Tisch gegen Kindesmissbrauch. Der Vorstoß sei „absolut notwendig und richtig", erklärte Verbandspräsident Alois Glück am Dienstag in einem Radiointerview. Neben der Aufklärung der Fälle und der Hilfe für die Opfer sei die zentrale Frage, wie man die Vorbeugung verstärken könne. Das betreffe alle, die mit Jugendlichen arbeiten, so der CSU-Politiker. Der ZdK-Präsident forderte die katholische Kirche zugleich zur entschiedenen Aufarbeitung der jetzt bekanntgewordenen Missbrauchsfälle auf. Der erste Ansatz dürfe nicht sein, die Kirche zu schonen.

Ratzinger: Wenn ich gewusst hätte…

Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick hat sich für eine Verschärfung des Strafrechts bei Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen ausgesprochen. Die Verjährungsfristen sollten auf mindestens 30 Jahre verlängert werden, forderte Schick am Dienstag in Bamberg. Da Missbrauchsdelikte erst später als andere offenbar würden, sei ein solcher Schritt nötig. Die Gerichte würden somit wieder in die Lage versetzt, Straftaten wegen Missbrauchs aufzuklären. Weiter plädierte der Erzbischof dafür, bei jedem begründeten Verdacht sofort die Staatsanwaltschaft zu verständigen. Schick wörtlich: „Das Wichtigste sind die Opfer. Ihnen muss die Justiz Gerechtigkeit zukommen lassen."

Der frühere Regensburger Domkapellmeister Georg Ratzinger hat eingeräumt, von den früheren Prügel-Praktiken in der Internatsvorschule der „Regensburger Domspatzen" gewusst zu haben. Der Bruder von Papst Benedikt XVI. sagte der „Passauer Neuen Presse" mit Blick auf den Internatsleiter: „Wenn ich gewusst hätte, mit welch übertriebener Heftigkeit er vorging, dann hätte ich schon damals etwas gesagt." Er verurteile das Geschehene und bitte die Opfer um Verzeihung.

Neue und alte Fälle

Das Bistum Limburg klärt die Missbrauchsvorwürfe in der Diözese weiter auf. Benno Grimm, der Missbrauchsbeauftragte des Bistums, untersucht derzeit Verdachtsfälle gegen fünf weitere Priester und kirchliche Mitarbeiter. Auch bei den neuen Fällen hat die Diözese alle Informationen an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Die aktuell bekannt gewordenen Vorwürfe reichen weit zurück: Sie sollen sich in den 50-er, 60-er und 70-er Jahren ereignet haben. Einige der Beschuldigten sind mittlerweile verstorben. Strafrechtlich sind die Taten bereits verjährt. Die Diözese setzt nach eigenen Angaben trotzdem alles daran, jeden Verdachtsfall rigoros aufzuklären. Im Zuge der Untersuchungen ist zudem ein weiterer Fall in den Blick geraten: In den 70-er Jahren gab es ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen den damaligen Leiter des Musischen Internates in Hadamar. Der frühere Leiter der Limburger Domsingknaben ist im Jahr 2002 gestorben.  Er wurde nicht strafrechtlich verurteilt.

Am Bonner Jesuitengymnasium sollen zwischen 1946 und 2005 sechs Jesuitenpatres Schüler sexuell missbraucht haben. Das teilte der kommissarische Rektor, Pater Ulrich Rabe, am Dienstag in Bonn mit. Er bezieht sich auf einen Zwischenbericht, der am Montag dem Kollegium, Elternvertretern und der Missbrauchs-Beauftragten der Jesuiten, Ursula Raue, vorgelegt worden war. Den Zwischenbericht erstellt hatte nach den Angaben eine interne Arbeitsgruppe mit Repräsentanten von Eltern, Lehrern, Schul- und Internatsleitung und Mitgliedern der Jesuitenkommunität. Laut Rabe wurden bislang Aussagen von 30 verschiedene Personen gesammelt, „die in der Schilderung der Erheblichkeit der Übergriffe sehr unterschiedlich sind". Die Spannweite der Beschuldigungen reiche von Aussagen über den allgemeinen Erziehungsstil bis hin zu Berichten über heftigen und wiederholten sexuellen Missbrauch. Die drastischsten Schilderungen bezögen sich auf die 50-er und 60-er Jahre. Die Autoren des Berichts fordern laut Rabe den Provinzial der Deutschen Jesuiten auf, eine externe Stelle zur Überprüfung früherer Entscheidungsträger einzurichten. Sie solle klären, inwieweit Bereichsleiter, Rektoren oder Provinziale ihrer Leitungs- und Aufsichtsfunktion im Umgang mit Vorwürfen oder eventuellen Kenntnissen sexueller Übergriffe gerecht geworden seien. Der Anfang Februar zurückgetretene Rektor, Pater Theo Schneider, solle sich sobald wie möglich zu seiner Verantwortung in seiner Leitungs- und Aufsichtsfunktion öffentlich äußern. Weiter verlangt die Arbeitsgruppe die Benennung externer Fachleute als Ombudsleute, an die sich künftige Opfer sexueller Gewalt wenden können.

Debatte reißt nicht ab

Angesichts immer neuer Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch an Schulen – und nicht mehr nur kirchlichen – drängen Politik und Verbände auf rückhaltlose Aufklärung. Schon in den nächsten Tagen wollen die Länderminister mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan über die Frage des Kindesmissbrauchs sprechen. Der Deutsche Lehrerverband fordert die Ernennung von Sonderbeauftragten durch alle Kultusminister, um Hinweisen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Schulaufsicht zügig nachzugehen.

Der Vorsitzende des neu gegründeten katholischen Arbeitskreises in der CSU, Thomas Goppel, verlangt, dass die Kirche bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle jetzt nachlegt. Das sagte er im Gespräch mit dem Münchener Kirchenradio. Andererseits dürfe das Fehlverhalten einiger weniger in der Kirche nicht zur Verteufelung der ganzen Institution führen. Das hätten vor allem die Schüler und Eltern in Kloster Ettal klar gemacht, wofür er noch dankbarer sei als für den Aufklärungswillen von Erzbischof Marx. Der Gesprächskreis „ChristSoziale Katholiken in der CSU" ist am Montag offiziell gegründet worden. Er will sich dafür einsetzen, dass katholische Positionen in der Gesellschaft nicht verloren gehen. (rv)

Vatikan: Ja zu Rundem Tisch – Missbrauchsdebatte in Deutschland

Auch aus dem Vatikan kommt grünes Licht für einen Runden Tisch gegen Kindesmißbrauch in Deutschland, an dem alle großen gesellschaftlichen Kräfte vertreten sind. Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ lobt die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan dafür, dass sie „Null Toleranz“ für Mißbrauch an Schulen und Internaten fordert. Es sei richtig, jetzt „soviel Klarheit zu schaffen wie möglich“ – und zwar an allen Schulen und Bildungseinrichtungen, denn – so das Vatikanblatt – „diese schmerzhafte Frage betrifft ja nicht nur die katholischen Einrichtungen“.
Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder hat am Montag einen umfassenden Runden Tisch zum Thema Missbrauch angekündigt – für den 23. April. Die Kirchen werden da mit am Tisch sitzen, zusammen mit anderen wichtigen Vertretern gesellschaftlicher Gruppen: Familienverbänden, Schulträgern, der freien Wohlfahrtspflege, der Ärzteschaft und der Politik. Das Gremium soll Selbstverpflichtungen und Verhaltensregeln erarbeiten. Schröders Zielvorgabe heißt:
„Was ist zu tun, wenn Übergriffe geschehen sind, welche Faktoren fördern Übergriff auf Kinder, und wie können diese vermindert werden? Das sind die Fragen, die an diesem Runden Tisch erörtert werden sollen.“
Mit ihrer Initiative stellt sich die CDU-Ministerin Schröder gegen ihre Kabinettskollegin von der FDP, Sabine Leutheuser-Schnarrenberger. Die Justizministerin fordert weiter einen Runden Tisch speziell mit der Kirche – und zwar, damit diese Entschädigungen an Opfer zahlt. In diesem Punkt springt ihr auch SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles bei. Skeptisch ist Leutheuser-Schnarrenberger hingegen, was die derzeitige Debatte in der Politik um Gesetzesänderungen betrifft.
„Verjährungsfristen zu verlängern, bringt für die Opfer, an denen Mißbrauch begangen wurde und wo diese Taten längst verjährt sind, nichts – weil es rückwirkend keine Verlängerung der Verjährungsfrist mit der Möglichkeit der Strafverfolgung gibt.“
Ähnlich sieht das der Strafrechtler Stefan König – er sagte dem ZDF:
„Verjährungsfristen haben ja viele gute Gründe. Einer davon ist, dass natürlich die Aufklärung eines Vorwurfs umso schwieriger wird – besonders dann, wenn man Zeugen dafür braucht –, je mehr Zeit seit der angeblichen Tat verstrichen ist.“
Für Kriminologen wie Christian Pfeiffer hingegen hätten längere Verjährungsfristen den Vorteil, dass Täter auch nach längerer Zeit noch zu Schadenersatz verpflichtet werden könnten:
„Im Prinzip ist das richtig, weil gerade die Opfer aus einer Zeit, die Jahrzehnte zurückliegt und die jetzt fünfzig oder sechzig sind, endlich die Freiheit haben, darüber zu reden: Früher konnten sie das beim besten Willen nicht. Denen sollten wir entgegenkommen und die Möglichkeit verschaffen, dass sie zum Beispiel die Kosten für eine Therapie, die sie jetzt machen, vom Täter ersetzt bekommen!“
Nachdem der Runde Tisch nun beschlossene Sache ist, verlagert sich die Debatte in Deutschland immer mehr zum Thema Entschädigungen. Die Justizministerin nennt solche Entschädigungen, die die Kirche an Opfer aus früheren Jahrzehnten leisten solle, „ein Stück Gerechtigkeit gegenüber den Opfern, auch wenn sich das erlittene Unrecht materiell nicht aufwiegen lässt“. Die Ministerin übte erneut Kritik an der katholischen Kirche und insbesondere am Vatikan. Sie kritisierte, es gebe, insbesondere bei katholischen Schulen, eine Schweigemauer, die Missbrauch und Misshandlungen verdeckt habe. Verantwortlich dafür sei auch eine Direktive der vatikanischen Glaubenskongregation von 2001, nach der auch schwere Missbrauchsfälle zuallererst der päpstlichen Geheimhaltung unterlägen. Ein Ministeriumssprecher fügte hinzu, die Justizministerin halte den Willen der Kirche zur Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden für weiterhin nicht ausreichend. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet unterdessen eine „breite und intensive Diskussion“ in Sachen Kindesmissbrauch. Vor einer Gesetzesinitiative würden aber zunächst Experten in den Ministerien über ein geeignetes Vorgehen beraten, sagte ihr Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat die geplante personelle Besetzung des Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch durch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder deutlich kritisiert. Dass Schröder Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nicht eingeladen habe, „brüskiert nicht nur die Bundesjustizministerin, sondern auch die Opfer sexuellen Missbrauchs“: Das erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Ahrendt, in Berlin. Den Opfern sei „mit der offensichtlich mit heißer Nadel gestrickten Konzeption des Runden Tisches nicht geholfen“, so der FDP-Politiker.
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hingegen hat den Runden Tisch begrüßt. Es sei gut, Vertreter aller relevanten Gruppen dazu einzuladen, sagte Marx dem „Münchner Merkur“. Dem Skandal des Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen müsse auf breiter Front entgegengetreten werden. Auf die Frage, warum die Bischöfe so lange gebraucht hätten, um Stellung zu beziehen, verwies Marx auf eine Absprache unter den Bischöfen. Auf der Bischofskonferenz hätten alle noch einmal ausgiebig mit Fachleuten darüber reden wollen. Danach sollte eine gemeinsame Erklärung abgegeben werden. „Im Nachhinein weiß ich nicht, ob das richtig war“, räumt der Erzbischof ein.
Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick hat sich für eine Verschärfung des Strafrechts bei Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen ausgesprochen. Die Verjährungsfristen sollten auf mindestens 30 Jahre verlängert werden, forderte Schick am Dienstag in Bamberg. Da Missbrauchsdelikte erst später als andere offenbar würden, sei ein solcher Schritt nötig. Die Gerichte würden somit wieder in die Lage versetzt, Straftaten wegen Missbrauchs aufzuklären. Weiter plädierte der Erzbischof dafür, bei jedem begründeten Verdacht sofort die Staatsanwaltschaft zu verständigen. Schick wörtlich: „Das Wichtigste sind die Opfer. Ihnen muss die Justiz Gerechtigkeit zukommen lassen.“
Der frühere Regensburger Domkapellmeister Georg Ratzinger hat eingeräumt, von den früheren Prügel-Praktiken in der Internatsvorschule der „Regensburger Domspatzen“ gewusst zu haben. Der Bruder von Papst Benedikt XVI. sagte der „Passauer Neuen Presse“ mit Blick auf den Internatsleiter: „Wenn ich gewusst hätte, mit welch übertriebener Heftigkeit er vorging, dann hätte ich schon damals etwas gesagt.“ Er verurteile das Geschehene und bitte die Opfer um Verzeihung.
Angesichts immer neuer Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch an Schulen – und nicht mehr nur kirchlichen – drängen Politik und Verbände auf rückhaltlose Aufklärung. Schon in den nächsten Tagen wollen die Länderminister mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan über die Frage des Kindesmissbrauchs sprechen. Der Deutsche Lehrerverband fordert die Ernennung von Sonderbeauftragten durch alle Kultusminister, um Hinweisen in Zusammenarbeit mit der örtlichen Schulaufsicht zügig nachzugehen.
Der Vorsitzende des neu gegründeten katholischen Arbeitskreises in der CSU, Thomas Goppel, verlangt, dass die Kirche bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle jetzt nachlegt. Das sagte er im Gespräch mit dem Münchener Kirchenradio. Andererseits dürfe das Fehlverhalten einiger weniger in der Kirche nicht zur Verteufelung der ganzen Institution führen. Das hätten vor allem die Schüler und Eltern in Kloster Ettal klar gemacht, wofür er noch dankbarer sei als für den Aufklärungswillen von Erzbischof Marx. Der Gesprächskreis „ChristSoziale Katholiken in der CSU“ ist am Montag offiziell gegründet worden. Er will sich dafür einsetzen, dass katholische Positionen in der Gesellschaft nicht verloren gehen. (rv)

D: „Schwere Stunden“ für die Kirche

Die katholische Kirche in Deutschland durchlebt derzeit „schwere Stunden“. Das sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx am Sonntag beim Gottesdienst zur Weihe eines neuen Weihbischofs im Münchner Liebfrauendom. Marx äußerte sich damit erstmals zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland. Mit „Bestürzung und Scham“ müsse er feststellen, dass in den vergangenen Wochen in der Mitte der Kirche vieles geschehen sei, „was wir nur mit Schrecken wahrnehmen“.
Marx: „Aufruf zur Umkehr“
Erzbischof Reinhard Marx appellierte an die Gläubigen, in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals den Aufruf Jesu Christi zur Umkehr zu erkennen. Dazu gehöre es, nichts zu verschweigen und zu vertuschen, sondern der Wahrheit ins Auge zu sehen. Im Erzbistum München-Freising steht im Zuge des Skandals derzeit das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal im Brennpunkt.
Genn: „Erschüttert“
Auch der Bischof von Münster, Felix Genn, sei „erschüttert“ über die Missbrauchsfälle durch Priester und Ordensleute: Das unsägliche Leid, das von kirchlichen Verantwortlichen wehrlosen Kindern zugefügt worden sei, beschäme in zutiefst, schreibt Genn in einer aktuellen Ergänzung seines Fastenhirtenbriefs, der am Sonntag in den Gemeinden verlesen wurde. Genn entschuldigt sich darin „bei allen Opfern dieser verabscheuungswürdigen Taten, ermutige sie, uns Übergriffe mitzuteilen und versichere sie unserer Hilfe.“ Eine schonungslose Aufklärung liege ihm „wegen der Leiden der Opfer“ am Herzen, betont Genn. Dies sei die Kirche aber auch der weit überwiegenden Zahl von Priestern und Ordensleuten schuldig, die „untadelig und beharrlich“ ihren Dienst in der Kirche leisten.
Lehmann: „Priester sind unersetzlich“
Priester sind nach Worten des Mainzer Kardinals Karl Lehmann für das Sein und Wirken der Kirche unersetzlich. Das verringere nicht die Bedeutung aller anderen amtlichen und ehrenamtlichen Dienste in der Kirche, aber Priester könnten nur durch Priester ersetzt werden, betont Lehmann in seinem am Wochenende in Mainz vorgelegten Fastenhirtenbrief. Er hebt zugleich hervor, dass der Priester heutzutage in ganz besonderer Weise zur geschwisterlichen Kommunikation fähig sein müsse. Die allermeisten von ihnen seien „allen Enttäuschungen und Verdächtigungen unserer Tage zum Trotz für die Menschen in einem hohen Maß Diener und Mitarbeiter der Freude“. (rv)