Israel: „In Europa lieber Englisch sprechen“

Israel Keine Raketen mehr und Waffenruhe. So lauten die neuesten Nachrichten zum Gaza Konflikt. Israel und die Palästinenser haben sich Dienstag-Abend ein weiteres Mal auf eine Waffenruhe geeinigt und diesmal soll sie ohne Zeitbeschränkung halten. An diesem Dienstag gab es noch keine gemeldeten Zwischenfälle. Iris Lanciano, eine österreichische Journalistin, die in Tel-Aviv lebt, berichtet uns von der Situation vor Ort:

„Eine Umfrage hat gezeigt, dass 50 % der Israelis unzufrieden sind mit der israelischen Regierung. Und das macht natürlich Sorge. Die Menschen vertrauen Ministerpräsident Netanjahu nicht mehr und sie glauben auch nicht mehr an den Waffenstillstand. Man kann nur abwarten was die Zukunft bringt. Aber die Menschen, vor allem im Süden des Landes haben Angst, dass wieder Raketen fallen und wollen nicht zurück in ihre Häuser.“

In den 50 Tagen der Eskalation ist viel geschehen: Israelischen Angaben zufolge seien 5.230 Ziele bombardiert worden. Militante Palästinenser hätten rund 4.590 Raketen auf Israel abgefeuert und davon seien rund 3.660 eingeschlagen. Der Rest sei von dem Israelischen Abwehrsystem „Iron Dome“ abgefangen worden oder auf palästinensischen Boden gefallen. Bei der Offensive der israelischen Armee wurden 2.130 Palästinenser getötet, darunter nach Angaben der Vereinten Nationen fast 500 Kinder und mehr als 11.100 verletzt. Auf israelischer Seiten starben 64 Soldaten und sechs Zivilisten.
In Deutschland und Österreich sind die Schlagzeilen vor allem dem Jubel der Palästinenser gewidmet. Die ‚Zeit’ berichtet beispielsweise über „Jubel inmitten der Trümmer“, die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldet „Freudenschüsse statt Raketen und Bombenhagel“, die Süddeutsche Zeitung schreibt auch Palästinenser in Gaza feiern Einigung als „Sieg“. Die Palästinenser werten demnach die Waffenruhe als Sieg gegen Israel und feiern auf den Straßen. Bilder zeigen Freude und Erleichterung im Gazastreifen und die Zerstörung. Wie wird das in Israel aufgenommen?

„Die Bilder aus Gaza sind natürlich nicht auch hier an uns nicht vorbeigegangen und es sit erschreckend zu sehen, wie Kinder mit Sprengstoffgürteln und Waffen abgelichtet werden und die Israelis machen sich Sorgen, dass es zu weiteren Anschlägen kommen kann.“

Durch den Gaza-Konflikt hörte man immer wieder von neuer antisemitischen Entfachung –auch in Deutschland, Italien und Österreich. Wie gehen die Jugendlichen, oder die jungen Erwachsenen mit diesen Informationen um. Wird es viel thematisiert? Auch in den israelischen Medien?

„Der Antisemitismus in Europa ist erschreckend. Viele Israelis überlegen sich nun zweimal, ob sie nun nach Europa reisen oder nicht. Diejenigen, die nach Europa reisen, haben Angst auf den Straßen hebräisch zu sprechen und sprechen lieber Englisch.“

Aus Ägypten hieß es jetzt, dass die Grenzübergänge von Israel zum Gazastreifen umgehend geöffnet werden, um humanitäre Hilfe durchzulassen. Für UN-Generalsekretär Ban Ki-moon gibt dies nun Hoffnung für eine politische Lösung des Konflikts. „Eine bessere Zukunft für Gaza und für Israel bedingt eine verlässliche Waffenruhe. Es liegt nun an beiden Seiten, dieser Verantwortung gerecht zu werden“, sagte Ban in New York. (rv)