Das Zweite Vatikanum und die Ostkirchen: Eine Bilanz

Vingt_TroisAn diesem Dienstagnachmittag beginnt die Vollversammlung der Ostkirchenkongregation im Vatikan. Bis zum 22. November treffen sich alle katholischen Patriarchen und leitenden Bischöfe der mit Rom unierten Ostkirchen sowie die Kardinäle, die Mitglieder der Ostkirchenkongregation sind – unter ihnen auch Kardinal Christoph Schönborn aus Österreich, Kardinal Reinhard Marx aus Deutschland sowie Kardinal André Vingt-Trois aus Frankreich. Die Versammlung steht unter dem Titel „Die katholischen Ostkirchen 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil". Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Dominikanerpater Max Cappabianca, der seit 2009 Mitarbeiter der Ostkirchenkongregation in Rom ist, welche Bedeutung das Konzil für die Ostkirchen hat:

„Im zweiten vatikanischen Konzil hat sich die Wertschätzung verändert. Es ist deutlich gemacht worden, dass die Ostkirchen wirklich Kirchen im eigentlichen Sinn sind, mit ihrer eigenen Tradition. 50 Jahre danach will man jetzt eine Art Resümee ziehen. Es sind ja auch einige Dinge passiert: Zum Beispiel ist vor 20 Jahren das Ostkirchenrecht verabschiedet worden, es sind in der Diaspora neue Bistümer geschaffen worden… Da steht jetzt eine Evaluation an und das wird in diesen Tagen geschehen."

Bei der Versammlung im Vatikan treffen sich Vertreter byzantinischer, koptischer, armenischer und maronitischer Kirchen, die in Einheit mit der katholischen Kirche stehen, also unter anderem den Papst als Oberhaupt anerkennen. Die Ökumene sei deshalb ebenfalls ein wichtiges Thema, da diese katholischen Ostkirchen quasi eine „Brücke" zu den orthodoxen Kirchen seien, so Pater Max. Er geht davon aus, dass aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, welche die Ostkirchen in den verschiedenen Teilen der Welt haben, eine Rolle spielen werden:

„Wenn wir jetzt an den Nahen Osten denken ist das natürlich die Emigration und die schwierige Lage dort. In Osteuropa gibt es jetzt 20 Jahre nach dem Fall der Mauer Veränderungen. In Indien stehen die Ostkirchen vor den Herausforderungen, dort vor Ort. Allen gemeinsam ist die Diaspora: Immer mehr dieser Gläubigen leben in Gebieten die traditionell lateinisch sind. Auch in Deutschland gibt es immer mehr orientalische Katholiken. Das sind neue Herausforderungen: Wie kann die pastoral da geleistet werden? Das sind alles Fragen, die spannende Diskussionen versprechen."

Die Patriarchen und Mitglieder der Ostkirchen-Kongregation treffen Papst Franziskus am Donnerstag. Außerdem feiern die Ostkirchen-Bischöfe den Abschlussgottesdienst des „Jahres des Glaubens" am Sonntag als Konzelebranten gemeinsam mit Franziskus. (rv)