Angela Merkel hat den Papst nach Deutschland eingeladen

Pater LombardiBundeskanzlerin Angela Merkel hat Papst Franziskus zu einem Besuch nach Deutschland eingeladen. Nach der Audienz hatten deutsche Medien von der Einladung berichtet, gegenüber Radio Vatikan bestätigte an diesem Sonntag Vatikansprecher Pater Federico Lombardi die Einladung. Direkt nach der Begegnung hatte Regierungssprecher Seibert eine Antwort auf die Frage nach einer Einladung noch offen gelassen.

Es sei nicht üblich, dass der Vatikan solche Einladungen bekannt gebe, deswegen habe die Pressemeldung des Heiligen Stuhls am Samstag davon auch nichts gesagt, so Lombardi. Aber eine Einladung sei grundsätzlich ausgesprochen worden, so Lombardi. (rv)

Vatikan: Theologenkommission bekommt weibliche Verstärkung

Erzbischof MüllerDie Internationale Theologenkommission bekommt weibliche Verstärkung: Papst Franziskus bestätigte an diesem Dienstag Mitglieder seines wichtigsten theologischen Beraterkreises für weitere fünf Jahre bis 2019 und ernannte zugleich 26 neue Mitglieder, darunter fünf Frauen. Unter ihnen ist die aus Bayern stammende Theologin Marianne Schlosser aus Donauwörth, die seit 2004 das Institut für Theologie der Spiritualität an der Universität Wien leitet. Es ist die erste derartige Forschungseinrichtung im deutschsprachigen Raum.

Neben der 53-Jährigen berief der Papst die US-amerikanische Philosophin und Ordensschwester Prudence Allen (USA) in das Gremium. Die 1940 geborene Amerikanerin hat sich durch ihre Weiterentwicklung der Frauenstudien und internationale Lehrtätigkeit einen Namen gemacht. Weitere neue weibliche Mitglieder der Internationale Theologenkommission sind die kanadische Professorin Moira Mary McQueen, die australische Professorin Tracey Rowland und die russische Ordensschwester Alenka Arko von der Loyola-Gemeinschaft.

Zweites neues deutsches Mitglied ist der 64-jährige Dogmatiker Karl-Heinz Menke, der seit 1990 in Bonn Dogmatik und Theologische Propädeutik lehrt. Seit 2005 ist er an der Revision des römischen Messbuchs in der deutschen Fassung beteiligt. Die anderen neuen Mitglieder stammen aus allen fünf Kontinenten der Welt.

Die Internationale Theologenkommission, die der Glaubenskongregation angeschlossen ist, wurde auf Anregung der ersten Bischofssynode von 1967 im Jahr 1969 durch Papst Paul VI. eingerichtet. Präsident ist der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die 30 Mitglieder unter Leitung eines Generalsekretärs – derzeit der Philosoph Serge Thomas Bonino vom Institut Catholique in Paris – werden vom Papst persönlich auf fünf Jahre ernannt. (rv)

D: Kardinal Cordes begeht 80. Geburtstag

Kardinal Cordes Paul Josef Kardinal Cordes begeht heute seinen 80. Geburtstag. Er war lange Zeit Angehöriger der römischen Kurie in Rom. Zuletzt war er von 1993 bis 2010 Leiter des Päpstlichen Rates „Cor Unum“. Papst Benedikt XVI. erhob ihn am 24. November 2007 in den Kardinalsstand. Mit seinem heutigen Geburtstag verliert er sein aktives Wahlrecht bei einem künftigen Konklave. Ebenso erlöschen seine Mitgliedschaften in den verschiedenen Dikasterien des Vatikans. Das Kardinalskollegium umfasst somit derzeit 210 Kardinäle und von diesen sind 114 wahlberechtigt bei einer nächsten Papstwahl. (vh)

Aus drei Päpsten mach einen: Das Konzil von Konstanz, erinnert an historischer Stelle

Konstanz Es war das einzige Mal, dass ein Papst auf deutschem Boden gewählt wurde, in Konstanz, beim Konzil. Vorher hatte es drei Päpste gegeben, wohlgemerkt gleichzeitig. Genau 600 Jahre ist der Beginn dieses Weltereignisses nun her, Gelegenheit für das Landesmuseum Baden Würtemberg, dem eine vielgepriesene Ausstellung zu widmen. Und ein guter weil auch irgendwie römischer Ort, meine Sommerreise in diesem Jahr zu einem Ende kommen zu lassen. Man sieht viel, man hört auch viel in der Ausstellung, man steigt ein in die Welt des Spätmittelalters, die uns doch sehr fremd ist. Susanne Rau ist „Projektleiterin Museumspädagogik“ vor Ort. (rv)

Vatikan-Fußballmannschaft zum Freundschaftsspiel im Land des Weltmeisters

Fußball Auf nach Deutschland – heißt es für die Fußballmannschaft des Vatikans. Sie fliegt von 9.- bis 10. August in das Land der Fußballweltmeister um ein freundschaftliches Match gegen Borussia Mönchengladbach zu spielen. Vertreten sind diesmal nicht nur Mitarbeiter der Vatikanischen Post oder der vatikanischen Gendarmerie, erstmals sind auch Spieler aus dem Staatssekretariat und der Schweizer Garde vertreten. Das Freundschaftsmatch zwischen „Hack Wimmer 6 Friends“ und dem Vatikan wird am Sonntag, den 10. August um 13:00 im Stadion von Borussia stattfinden. Guillermo Karcher, einer der Organisatoren des Fußballspieles erzählt Radio Vatikan stolz, wie es überhaupt zu dieser Initiative gekommen ist:

„Es ist eine Initiative, die bereits 2011 geboren wurde. Zu dieser Zeit wurde die Idee noch von Benedikt, den XVI. akzeptiert. Und das ist das Schöne daran: die Kontinuität. Als Papst Franziskus von der Initiative erfahren hatte, konnte er nur applaudieren. Wir kenne ja seinen sportlichen Spirit. Ich würde gerne betonen, dass diese Kontinuität der beiden Päpste existent ist. Sie haben erkannt, wie wichtig der Sport ist. Und dann die Freude zu wissen, dass der Vatikan präsentiert wird durch verschiedene Büros, Ministerien des Vatikans – wir sprechen hier eben von der vatikanischen Gendarmerie, der Schweizer Garde und des Staatssekretariats. Eine Mannschaft, die aus vielen exzellenten Spieler besteht und die vatikanische Welt repräsentiert.“

Man kann die Mannschaft nun als die „Mannschaft des Vatikans“ betiteln und für Karcher ist es ein wichtiges Zeichen der Gemeinschaft, dass die Mitarbeiter im Vatikan gemeinsam neue Herausforderungen annehmen und neue Treffen mit anderen Ländern, wie eben in diesen Fall mit Deutschland, organisieren können. Die Werte der Kirche können auch im Sport wiedergefunden werden:

„Sagen wir, es ist ein Moment der Vereinigung. Mit dem richtigen Sportsgeist, wird das Spiel zur Schule der Disziplin und des Respekts – auch für die Rivalen. Das sind alles kirchliche Werte, sie helfen uns zu wachsen und Achtung voreinander zu haben. Teamgeist ist natürlich auch sehr wichtig für das Leben und die Entwicklung einer Persönlichkeit.“

Für den ersten September ist ein weiteres soziales Sportprojekt in Planung auf Wunsch von Papst Franziskus: Ein „interreligiöses“ Match im Stadium von Rom für den Frieden und die Unterstützung von argentinischen Kindern. Bei diesem interreligiäöen Match sollen berühmte Spieler der ganzen Welt teilnehmen, so Karcher. (rv)

 

D: Kriminologe unterstützt die Aussagen des Papstes zum Strafvollzug

B_Franziskus2. Papst Franziskus liegt die Situation und die Resozialisierung von Strafgefangenen besonders am Herzen. Bereits kurz nach seiner Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche besuchte Franziskus junge Strafgefangene im römischen Gefängnis Casal del Marmo und wusch ihnen die Füße. Nicht nur durch diesen gewichtigen symbolischen Akt machte Franziskus auf die Würde von Gefangenen aufmerksam. In den vergangenen Wochen hat er sich in Ansprachen zweimal zu den Zielen des Strafvollzugs, zu Buße und Besserung geäußert. Am 21. Juni sagte er im Gefängnis von Castrovillari in Kalabrien:

„Ich wünsche jedem von Euch, dass diese Zeit nicht umsonst, sondern eine kostbare Zeit sei, während der ihr Gott um diese Gnade bittet und empfangt. Auf diese Weise leistet ihr einen Beitrag, in erster Linie euch selbst zu verbessern und gleichzeitig auch der Gemeinschaft, denn im Guten wie im Bösen üben eure Taten Einfluss auf die anderen und auf die ganze Menschheitsfamilie aus.“

Bei einem Besuch des Gefängnisses in Isernia in Mittelitalien kam Papst Franziskus auf die Wirksamkeit von Strafe zu sprechen. Viele Menschen fordern schärfere Strafen, sagte der Papst, wollten dass Straftäter, die Unrecht begangen haben, lange weggesperrt werden. „Das nützt gar nichts, das dient niemandem“, sagte der Papst. Die innere Haltung, die Hoffnung, es besser zu machen und dabei auf die helfende Hand Gottes zu vertrauen, sei entscheidend.

Den Ruf nach härteren Sanktionen in Medien und Öffentlichkeit kennt auch Helmut Kury aus dem badischen Freiburg. Der emeritierte Professor für Kriminologie und studierte Psychotherapeut war unter anderem Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Und er stimmt dem Papst zu:

„Denken Sie beispielsweise an die USA. In einigen Bundesstaaten haben wir nach wie vor die Todesstrafe, andere haben sie längst abgeschafft. Wenn man auf die Kriminalitätsraten der einzelnen Bundestaaten schaut, dann stellt man fest, dass die ohne Todesstrafe niedrigere Kriminalitätsraten haben als die mit Todesstrafe. Da sind wir bereits bei einem wesentlichen Ergebnis der kriminologischen Forschung: dass harte Strafen eben oft nichts bewirken.“

Papst Franziskus, der übrigens alle zwei Wochen mit jungen Gefangenen in Buenos Aires telefoniert, forderte, mehr für die Resozialisierung der Gefangenen zu tun. Helmut Kury:

Das ist etwas, was der Papst völlig zu Recht anspricht. Und es ist sehr begrüßenswert, dass von so prominenter Seite auf die Probleme der Resozialisierung hingewiesen wird.“

Auch Papst Benedikt hat sich während seines Pontifikats zum Strafvollzug geäußert. Am 22. November 2012 forderte er mehr Unterstützung und vor allem Bildungsmaßnahmen im Strafvollzug, insgesamt ein Umdenken. Auch Kriminologe Kury fordert ein Umdenken,

dass wir uns mehr um die Ursachen von Straffälligkeit kümmern. In der Gesellschaft, gerade in westlichen Gesellschaften, in der Medienberichterstattung wird Kriminalität ja oft individualisiert. Man schaut sich den Täter an, aber man schaut nicht nach, warum der Täter zum Täter geworden ist. Da sind wir dann sehr schnell bei den gesellschaftlichen Bedingungen. Das ist etwas, worauf der Papst hinweist. Völlig zu Recht. Viele dieser Täter sind in ihrer Kindheit und Jugend selbst zum Opfer geworden, von schlechter Erziehung, von Misshandlung, von Gewalt in ihren Familien, weil die Eltern vielleicht nicht erziehungsfähig waren und wo die Gesellschaft vielleicht zu wenig getan hat, um diese Kinder oder Jugendlichen in Not zurückzuführen in die Gesellschaft.“

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Seelsorge im Strafvollzug hingewiesen. Diese große Bedeutung der Seelsorge bestätigt auch Helmut Kury:

Sie wissen ja, dass in Deutschland die Psychologen nicht mehr uneingeschränktes Schweigegebot haben. Sie berichten zum Beispiel in Gefangenenkonferenzen, wo über das weitere Leben der Gefangenen entschieden wird. Viele gehen lieber zum Pfarrer und reden mit ihm, weil sie sicher sein können, dass dieser aufgrund seines Beichtgeheimnisses die Information, die er bekommt, nicht weitergibt. Dann kommt hinzu, dass die Pfarrer vielfach auch mehr Zeit haben, um sich um die Gefangenen zu kümmern.“ (rv)

D: Kirche verfolgt den Verlauf der Koalitionsgespräche mit

Radio VatikanDie katholische Kirche in Deutschland nimmt das Ringen der Politik um eine mögliche große Koalition genau in den Blick. „Wir beobachten alle Politikfelder, die jetzt auf dem Tisch liegen, von Mindestlohn über Familien- und Jugendpolitik bis hin zur Rüstungs- und Entwicklungshilfepolitik." Das sagt Karl Jüsten vom Katholischen Büro Berlin. Radio Vatikan traf ihn an diesem Freitag in Rom, wo der Geistliche an der ersten Vatikantagung für Parlamentsseelsorger teilnahm.

„Wir versuchen, die Ideen, die schon seit Jahren von der Kirche vertreten werden, mit einzubringen. Etwa in der Entwicklungspolitik, dass wir an den Milleniumszielen festhalten, etwa am Ziel zur Erreichung der Bekämpfung des Hungers und der Armutshalbierung. Wir treten nach wie vor auch in der Familienpolitik dafür ein, dass wir die Familien besser ausstatten, dass insbesondere den Familien besser ermöglicht wird, nach ihrem eigenen Lebensplan leben zu können: Da fordern wir etwa einen besseren Ausbau des Betreuungsgeldes. Wir könnten aber noch viele andere Politikfelder hinzufügen, wo wir darauf achten, dass da christliche Positionen sich wiederfinden."

Jüsten ist als Leiter des Katholischen Büros in Berlin die Kontaktperson der Bischöfe zur Bundespolitik; er hat protokollarisch den Rang eines Ministers. Wir fragten ihn, wie sehr die Stimme der katholischen Kirche derzeit in der deutschen Politik gehört wird.

„Wir haben ja ein sehr gutes Staat-Kirche-Verhältnis, und wir werden eigentlich zu allen Fragen, zu denen wir uns äußern wollen, auch gehört. Manchmal werden wir auch aufgefordert, zu bestimmten Fragen Stellung zu nehmen. Es ist nicht immer so, dass man hundertprozentig unserer Auffassung folgt, aber als beachtlich wird unsere Stimme doch sehr wahrgenommen, etwa im Bereich des Lebensschutzes, zuletzt bei der sog. Präimplantationsdiagnostik oder eben wenn es jetzt um die Migrationsfragen geht. Und da hilft uns natürlich auch, dass wir als Kirche vor Ort sehr gute Arbeit leisten und dass wir da natürlich auch eine besondere Expertise einbringen können, etwa wenn es darum geht, Flüchtlinge in unserem Land zu integrieren wie zurzeit die Syrer."

Womit Jüsten ein aktuelles Anliegen der beiden großen Kirchen in Deutschland aufgreift: Die katholische und evangelische Kirche fordern eine Verdopplung der Zahl der Syrienflüchtlinge, die Deutschland aufnehmen soll. Bislang war eine Aufnahme von nur 5.000 Kriegsflüchtlingen aus der Region zugesagt worden.

„Wir können ja nicht alleine Jordanien und der Türkei, den Nachbarländern Syriens, das Problem der Flüchtlinge überlassen! Sondern da muss Europa als Wertegemeinschaft auch zu seinen Werten stehen und den Menschen, die jetzt in diese Not geraten sind, auch konkret helfen. Es ist ja auch damit zu rechnen, dass die Syrer nach Beendigung der Kriegshandlungen auch wieder in ihr Land zurückwollen. Wir hoffen natürlich, dass diese Kriegshandlungen bald ein Ende haben…"

Von Bundesinnenminister Friedrich seien „ganz gute Signale" gekommen, dass Deutschland möglicherweise doch mehr Menschen aus Syrien aufnehmen wolle, so Jüsten: „Er verweist allerdings auf Europa, so dass wir jetzt die dicken Bretter bohren müssen und die Europäische Union davon überzeugen müssen, mehr zu tun."

Eine andere Forderung der Kirchen an die deutsche Politik betrifft Deutschlands boomende Rüstungsexporte. Dazu Jüsten:

„Beide Kirchen in Deutschland treten schon seit Jahren für eine sehr restriktive Rüstungsexportpolitik ein, und vor allem auch dafür, dass transparent gemacht wird, was mit Rüstung passiert. Grundlegend treten wir dafür ein, dass natürlich keine Waffen in Krisengebiete exportiert werden und dass wir sehr restriktiv in Deutschland damit umgehen."

Deutschland war zuletzt auch in die Kritik geraten, Chemikalien nach Syrien geliefert zu haben, wie sie in Chemiewaffen zu finden waren, die im Bürgerkrieg gegen die syrische Bevölkerung eingesetzt wurden. Hier müsse man folgende Frage stellen, so Jüsten:

„Sind das wirklich Produkte, die als Waffen oder als waffenfähiges Material exportiert wurden oder waren sie für etwas anderes gedacht? Das ist manchmal nicht so ganz einfach und nur holzschnittartig zu beantworten."

Müsste die deutsche Politik bei solchen Exporten besser darüber informiert sein, wozu solche Substanzen eingesetzt werden können – etwa in Bürgerkriegssituationen? Dazu Jüsten:

„Solche Art von Verfolgung können Politiker natürlich nicht machen, das müssen die entsprechenden Behörden tun, das müssen Geheimdienste tun, die Polizei, das müssen die Genehmigungsbehörden vor allem tun. Was für uns aber noch wichtiger ist, dass das Parlament aktiv in die Entscheidungen miteinbezogen wird, wohin welche Waffen exportiert werden. Bisher ist das alleine Sache der Regierung, bisher wird das Parlament erst sehr viel später informiert. Wir fordern eine enge Einbeziehung des Parlamentes, und da gibt er Koalitionsvertrag nun Einiges her, es wird etwas besser, aber noch nicht so gut, wie wir’s wirklich haben wollen: nämlich dass das Parlament wirklich mit einbezogen wird!"

Prälat Karl Jüsten ist seit März 2000 Leiter des Katholischen Büros Berlin. Das Büro gibt zum Beispiel Stellungnahmen ab zu Gesetzesvorhaben, die den Bereich Bioethik, Familie, Migranten und Religionsfreiheit betreffen. Jüsten ist auch Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, welche die deutsche Öffentlichkeit über Ziele, Institutionen und Aktivitäten der Vereinten Nationen informiert. (rv)

D: Erzbischof Schick fordert mehr Einsatz gegen Menschenhandel

Erzbischof SchickMit einem Appell, Menschenhandel in seinen modernen Formen wirksam entgegenzutreten, ist heute die „Jahrestagung Weltkirche und Mission" in Würzburg zu Ende gegangen. Drei Tage lang berieten 140 Teilnehmer aus der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), den kirchlichen Hilfswerken sowie aus Diözesen und Ordensgemeinschaften darüber, welche Möglichkeiten es im Kampf gegen Menschenhandel gibt. Die Tagungsleitung übernahm unter anderem der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Im Gespräch mit Radio Vatikan beklagt er einen grundsätzlichen Anstieg des Menschenhandels, der eine moderne Form der Sklaverei sei.

„Der Menschenhandel nimmt zu und Prostitution ist eine Facette davon. Dazu gehört aber vor allen Dingen auch der Menschenhandel für billige Arbeitskräfte in europäischen Ländern – bei uns etwa die Frage der Leiharbeit. Dazu gehört aber genauso, wenn in Pakistan, in Indien oder in Bangladesch in Fabriken billige Kleider hergestellt werden – unter menschenunwürdigen Bedingungen ohne Arbeitsrechte."

Das zunehmende Ausmaß von Menschenhandel verlangt nach Meinung des Vorsitzenden der „Kommission Weltkirche" ein deutlicheres Einschreiten in vielen europäischen Ländern. Er beklagt, dass die im Jahr 2011 verabschiedete „EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels", die durchaus positive Impulse aufweise, in vielen beteiligten Ländern bis heute nicht zum nationalen Recht wurde.

„Die Richtlinie der EU fordert, dass Menschenhandel als Verbrechen stärker deklariert und dann auch bestraft wird. Diese Richtlinie ist noch nicht in allen Ländern umgesetzt worden, auch in Deutschland nicht. Die Länder müssen das in ihre eigene Gesetzgebung einbringen und dann auch darüber wachen, dass diese Gesetze eingehalten werden – und wenn nicht entsprechende Strafen folgen."

Ein besonderes Anliegen ist dem Erzbischof, jede Form von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung zu unterbinden. Das Engagement der Caritas in Osteuropa zeige, wie wichtig es sei, junge Frauen dafür zu sensibilisieren – damit sie gar nicht erst in die Fänge von Menschenschleppern geraten. Auch in Deutschland dränge das Thema: Seitdem das Prostitutionsgesetz von 2001 in Kraft getreten ist, das die rechtliche Stellung von Prostituierten gesetzlich regelt, sei es für die deutsche Caritas schwieriger geworden, Prostitution grundsätzlich als menschenunwürdig kenntlich zu machen. Schick dazu:

„Die Politik hat Gesetze gemacht, die die Würde und auch die Rechte der Frauen, die leider Gottes in diesem Gebiet tätig sind, nicht genügend schützt. Das Gesetz von 2001 ist inzwischen von allen als veränderungsbedürftig erachtet worden. Die Kirche sagt, Prostitution soll insgesamt unterbunden werden. Der Staat muss Gesetze erlassen, die diesem Ziel möglichst nahe kommen."

Bei der Tagung in Würzburg waren sich alle Teilnehmer darin einig, künftig tatkräftiger gegen Sklaverei und Menschenhandel vorzugehen und dabei auch Politiker mit ins Boot zu holen:

„Wir haben eine Resolution verfasst, einhellig mit allen ungefähr 140 Akteuren im weltkirchlichen Bereich. Um es schlagwortartig zu sagen geht es darum: Die Bevölkerung sensibilisieren, damit sie auf Menschenhandel aufmerksam wird und mithilft, dass er unterbunden wird. Das andere ist, dass wir Organisationen der Kirche unterstützen, die gegen Menschenhandel agieren – und zwar sowohl in Afrika, Asien, Lateinamerika, als auch bei uns. Dass wir sie ideell und finanziell noch mehr unterstützen. Hier in Europa werden solche Stellen auch staatlich gefördert, und wir fordern, dass der Staat sie noch stärker fördert, damit sie noch aktiver werden können. Wir haben uns auch verpflichtet, mit den Politikern ins Gespräch zu kommen, um Gesetze mitzuerwirken, die den Menschenhandel unterbinden." (rv)

Großbritannien/ Deutschland: Positiver „Franziskus-Effekt“

Erzbischof Robert ZollitschKnapp anderthalb Monate nach seiner Wahl zum Papst hat Franziskus in vielen Teilen der Weltkirche ein gutes Zeugnis bekommen. So äußerten sich am Wochenende zum Beispiel mehrere deutsche Bischöfe positiv über den Papst aus Lateinamerika. Das Ansehen der katholischen Kirche und ihres Glaubens habe sich deutlich verbessert, sagte Erzbischof Robert Zollitsch in Baden-Baden; nun sei es wieder „interessant, katholisch zu sein". Franziskus predige nicht nur Einfachheit und menschliche Nähe, sondern lebe sie auch. In Großbritannien strahle Franziskus‘ Botschaft der Einfachheit und Demut weit über die katholische Kirche hinaus, sagte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, Vincent Nichols. Er war in diesen Tagen in Rom.

„Es scheint, dass alle von der Sprache, der Sanftheit und der Demut von Papst Franziskus beeindruckt sind. Im Flugzeug nach Rom saß ich neben einem Paar: Die beiden sprachen von einem Neuanfang für die Kirche mit Papst Franziskus. Am Ende unseres Gespräches fragte ich sie, ob sie katholisch seien und sie sagten mir: ,Nein, aber wir sehen klar, was passiert, und der Papst berührt auch unser Leben‘. (…) Franziskus hat wirklich die Mehrheit der Menschen berührt, nicht nur die katholische Gemeinschaft."

Kardinal Karl Lehmann warnte derweil vor zu hohen Erwartungen an den Papst. Vom Papst alles zu erwarten, sei nicht katholisch, sagte Lehmann am Sonntag in Worms. Da werde ein Mythos aufgebaut; ein Papst könne Anstöße geben und sicher etwas beschleunigen. Man dürfe von ihm aber keine „theologische Neugeburt" erwarten, so Lehmann. (rv)

Ernst von Freyberg wird Chef der IOR

Ernst von Freyberg ist der neue Präsident des Aufsichtsrates der Vatikanbank IOR. Das gab der Vatikan an diesem Freitag bekannt. Man habe sich mit der Suche eines neuen Chefs Zeit gelassen und auch externe Hilfe bei der Auswahl in Anspruch genommen, so der Pressesaal in einer Note.

Man habe in die Suche auf Veranlassung des Interimschefs Ronaldo Schmitz eine internationale Personalagentur einbezogen, führte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz an diesem Freitag aus. Spencer Stuart mit Sitz Frankfurt am Main habe bei der Suche, den Interviews und der Erstellung eines Profils für den neuen Präsidenten geholfen. Etwa vierzig Kandidaten seien von der Agentur vorgeschlagen worden, sechs seien dann vom Aufsichtsrat in einem Vorstellungsgespräch gehört worden. Aus diesen Kandidaten wurden dann drei ausgewählt, die anschließend von der Kardinalskommission interviewt wurden. Gemeinsam hätten sich der Aufsichtsrat und die Kardinalskommission auf einen Kandidaten geeinigt, dessen Name dem Papst vorgelegt wurde. Die Ernennung sei dann durch den Präsidenten der Kommission erfolgt.

Ernst Freiherr von Freyberg ist 54 Jahre alt. Der Jurist, der eine Investmentbank geleitet hat, ist Ritter des Souveränen Malteser-Ritterordens. Er lebt in Frankfurt, Vatikansprecher Lombardi geht aber davon aus, dass sich der neue IOR-Präsident künftig mehrere Tage in der Woche in Rom aufhalten werde. Im Zuge der Pressekonferenz unterstrich Pater Lombardi, dass der neue Aufsichtsratspräsident in Zukunft exklusiv für die Vatikanbank arbeiten werde. Er bleibe aber Vorstandsvorsitzender der Gruppe Blohm+Voss und werde seine Freiwilligentätigkeit für den Malteserorden weiter fortführen. Auf Nachfrage von Journalisten führte Pater Lombardi weiter aus, dass die Hauptaktivitäten von Blohm+Voss den Umbau und die Reparatur von Kreuzfahrtschiffen beträfen, aber auch Tätigkeiten für die Industrie, die Hochseearbeiten vornimmt und den Bau von Yachten umfassten – zur Zeit sei Blohm+Voss auch Teil eines Konsortiums, das vier Fregatten für die Deutsche Marine fertige.

Die übrigen vier Mitglieder des IOR-Aufsichtsrates behielten ihr Mandat. (rv)