EU/USA: Frauen im Kardinalsamt

Birett2Katholische Theologinnen und Theologen aus Europa und den USA haben an Papst Franziskus appelliert, auch Frauen zu Kardinälen zu erheben. Bis ins 19. Jahrhundert seien gelegentlich Laien ins Kardinalsamt berufen worden, heißt es in einem am Donnerstag in Oberursel vorab veröffentlichten Aufruf, der in Kürze in den Zeitschriften „Aufbruch" (Schweiz) und „Publik-Forum" (Deutschland) publiziert wird. „Weder in der Bibel noch in der Dogmatik und der kirchlichen Tradition spricht irgendein Argument dagegen, das den Papst daran hindern könnte, eine solche Maßnahme baldmöglichst in die Tat umzusetzen." Das Kirchenoberhaupt sei frei, die im Kirchenrecht vorausgesetzte Weihe zu erlassen. (rv)

Die Kolumne: Ökumene fordert und fördert

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl, Hans-Henning Horstmann, betont in seiner Monatskolumne für Radio Vatikan die Bedeutung der Ökumene für Gemeinsinn und Gesellschaft:

Sehr verehrte Hörerinnen, sehr verehrte Hörer,

 
Deutschland ist mit seinen fast gleichgroßen Anteilen katholischer und evangelisch-lutheranischer Christen das Land der Ökumene. Vom 12. bis zum 16. Mai beten, singen und diskutieren tausende Gläubige beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Der Leitspruch lautet:"Damit Ihr Hoffnung habt".
Der Kirchentag in München gibt eine einzigartige Möglichkeit in unserer Welt der Kriege, Katastrophen und Krisen inne zu halten und in Gebet und Gespräch Hoffnung und Zuversicht zu stärken. Politikerinnen und Politiker, Unternehmerinnen und Unternehmer, Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft und aus mindestens drei Generationen werden sich vier Tage austauschen und stärken können. Dieser Kirchentag kann die Menschen in Glaube, Liebe und Hoffnung stärken und so in einer Welt, die für viele aus den Fugen gerät, Impulse und Anregungen für ein aktives gesellschaftliches Engagement geben.
Mehr denn je wird klar, dass der Staat auf den Gemeinsinn seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Der Kirchentag in München führt Menschen zusammen, die ihre christlichen Werte und ein auf das Kreuz ausgerichtetes Koordinatensystem leben: In der Familie, in den Schulen, in den wirtschaftlichen Unternehmungen, in den staatlichen Institutionen.
Ein wichtiges Dokument für die Diskussionen wird die Sozialenzyklika Caritas in Veritate von Papst Benedikt XVI. sein. Dieses päpstliche Lehrschreiben gibt seit Juli 2009 Wegweisungen für verantwortliches Handeln in dem chancenreichen, aber gegenwärtig vor allem durch Krisen gekennzeichneten Globalisierungsprozess.
Der Kirchentag in München wird unter anderem drei Entwicklungen verdeutlichen:
1. Die Erfolgsgeschichte der Ökumene: Die ökumenische Bewegung begann vor einhundert Jahren auf der Weltmissionskonferenz in Edinburgh und beschränkte sich zunächst auf die evangelischen Kirchen und Missionsgesellschaften aus dem anglo-amerikanischen Bereich. Im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils nahm auch der Heilige Stuhl aktiv am ökumenischen Gespräch teil. Die orthodoxen Kirchen schlossen sich an. 349 christliche Kirchen haben sich in dem ökumenischen Rat der Kirchen zusammengefunden. Die römisch-katholische Weltkirche ist heute durch den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen ein unerlässlicher, vitaler Motor für die Ökumene.
2. Die Ökumene fördert und fordert das enge Zusammenwirken von Staat und Kirche. Der Kirchentag in München gibt einmal mehr die Gelegenheit, sich auf die gute deutsche Tradition der kooperativen Laizität zwischen Staat und den beiden Kirchen, wie sie sich nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt hat, zu besinnen. Der Kirchentag zeigt auch, dass diese kooperative Laizität nicht exklusiv ist, sondern inklusiv, d.h. alle Religionsgemeinschaften in unserem Land, zu Dialog und Kooperation auffordert. Die Ökumene kann erheblich dazu beitragen, dass die Integration von Migranten in unserem Land besser gelingt. Sie ist für viele in Deutschland ein Beispiel religiöser Toleranz und Offenheit.
3. Die Europäische Union und Europa sind für ihre fortschreitende Integration auf die europäische Zusammenarbeit der Kirchen angewiesen. Die Konferenz europäischer Kirchen und der Rat der europäischen Bischofskonferenzen haben sich aktiv und fruchtbar im Ringen um den Vertrag von Lissabon als Grundlagenvertrag der Arbeitsweise der europäischen Union und ihre weitere Entwicklung beteiligt. Besondere Bedeutung haben die orthodoxen Kirchen für den europäischen Einigungsprozess.
Das Wort Ökumene ist ein griechisches Wort und bedeutet:"Die bewohnte Erde". Ökumene ist so auch als Aufforderung und Gebot zu verstehen, die Schöpfung zu bewahren und zu erhalten. Diesem Auftrag versuchen gerade der Heilige Stuhl und Deutschland gerecht zu werden. Wir können aus meiner Sicht die uns gesetzten Ziele nur dann erreichen, wenn wir sie mutiger im Bewusstsein unserer Verantwortung vor Gott und den Menschen und ganzheitlich angehen, d.h. diese Aufgabe ist nicht einem Ministerium zugeordnet, sondern der gesamten Regierung und Gesellschaft. Und: Ich erlebe immer wieder, wie gerade Kinder sich schöpfungsbewusst verhalten und den Großvater zum sparsameren Umgang mit Wasser auffordern. Das gibt doch Mut!
Die Gebete und Gespräche in München sollten auch von all denen mit und weiter getragen werden, die nicht in München sein werden. So kann der zweite Ökumenische Kirchentag ein dringend notwendiger neuer Anstoß für den Weg durch die Krisen zur Katharsis sein. Kirche, Staat und Gesellschaft haben sich auf den Weg zur Läuterung gemacht. Es wird ein langer und schwerer Weg sein.
Der Kirchentag zeigt, dass wir nicht auf uns allein gestellt sind, sondern gemeinsam mit vielen Menschen guten Willens diesen Weg beschreiten.

Hans-Henning Horstmann (rv)

Italien/Deutschland: Hier Mafia, dort Nazis…

Ein deutscher Papst in der jüdischen Synagoge? Muttersöhnchen in Deutschland, Rassismus in Italien? „Mit bequemen Erklärungen gibt sich wahrer Journalismus nicht zufrieden. Er versucht die Wirklichkeit mit Wissensgier und Unvoreingenommenheit aufzuklären. Auch das bedeutet Pressefreiheit.“ Daran hat der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Italien jetzt erinnert. Michael Steiner stellte zusammen mit Vertretern der Goethe-Institute in Italien sowie Journalisten und Künstlern das deutsch-italienische Journalismusprojekt „Va bene?!“ in Rom vor. Anne Preckel war dabei.
Die Initiative „Va bene?!“ will mit Vorurteilen aufräumen und zur Verbesserung des deutsch-italienischen Verhältnisses beitragen. Da gebe es durchaus noch Bedarf, meint der Botschafter.
„Sicherlich gibt es eine Tendenz zu Vorurteilen – die Zeitungen etwa haben kein Geld mehr, sie haben weniger Korrespondenten im jeweils anderen Land und neigen zu Vereinfachungen. Wenn wir die Berichterstattung sehen, dann macht sie sich fest an Stereotypen: Nazi-Themen sind in der italienischen Presse weiterhin en vogue, die Mafia usw. umgekehrt in der deutschen Presse. Diese Themen liegen ja nicht immer ganz daneben, aber sie bringen eine falsche Gewichtung: Sie transportieren schiefe Relationen in die Köpfe der Leser. Es ist zudem nicht nur ein Problem der Journalisten und Medien, es ist auch die mangelnde Anstrengungsbereitschaft der Menschen, die überfordert sind und so viele Informationen haben, dass sie leicht der Gefahr erliegen, das Einfache zu konsumieren.“
Im Rahmen von „Va bene?!“ finden in den nächsten zwei Jahren zahlreiche Veranstaltungen in beiden Ländern statt: Redaktionen tauschen Journalisten aus und es gibt Nachwuchswettbewerbe. In den Artikeln geht man den angeblich so „typischen“ nationalen Eigenheiten nach. Grundton ist meistens der Humor – so werden die deutsch-italienischen Beziehungen etwa auch von Karikaturisten beider Länder mit spitzer Feder aufs Korn genommen. „Wir sind Papst, aber Weltmeister wären wir lieber“, persifliert ein deutscher Zeichner zum Beispiel das ach so profane Verhältnis seiner Landsmänner zu „ihrem“ Papst. Über den „Benedikt-Effekt“ hat der Botschafter dagegen Positives zu berichten. Steiner:
„Das kann man feststellen an den Besucherströmen. Es gibt natürlich aus der politischen Klasse, aber nicht nur, sondern auch von den Gläubigen in Deutschland eine unglaubliche Zunahme des Interesses und auch des Besuchsverkehrs speziell aus Deutschland. Eben aufgrund der Tatsache, dass es ein deutscher Papst ist – da hat sich schon etwas getan. Aber die Kirche kann natürlich nur schwer an gegen diese Überreizung und Vereinfachungen, die wir erleben. Wenn du ein zu großes Angebot hast, brauchst du Kategorien, um auszuwählen, und die können sehr gefährlich sein. Das sind oft falsche Kategorien, die die Wahrheit aus dem Blick verlieren.“
Erste Ergebnisse von „Va bene?!“ können schon jetzt auf der Internetseite www.goethe.de/vabene verfolgt werden. Schön wäre eine größere Zusammenarbeit mit dem italienischen Fernsehen gewesen, gaben Botschafter Steiner und auch die Direktorin des Goethe-Institutes Rom zu. Schließlich habe dieses Massenmedium gerade in Italien enormen Einfluss. Für die Politsatire, halten Karikaturisten dagegen, habe das Internet im Stiefelstaat aber inzwischen größeres Gewicht. Das meint der Zeichner und Herausgeber der italienischen Satire-Zeitschrift „Mamma“:
„Wenn jemand in Italien etwas Freieres, Kritischeres sehen will, geht er ins Internet und schaut nicht gerade fern. Meiner Meinung nach sieht man nicht mal in den Zeitungen wirklich beißende Satire. Das Netz wird also auch für die Satire immer wichtiger.“
Die Früchte der Initiative „Va bene?!“ sind in Ausstellungen, Diskussionen und Workshops in diesem Jahr in Rom und im nächsten Jahr in Berlin zu kosten. (rv)