Syrien: „Sie spielten mit den geköpften Schädeln“

ChristenverfolgungDas katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ hat ausgerechnet, dass jeder zehnte Christ auf der Welt verfolgt wird. Um auf dieses Problem hinzuweisen, organisiert das Hilfswerk in Frankreich seit zehn Jahren eine sogenannten „Nacht der Zeugen“. Es handelt sich um eine mehrtägige Veranstaltung, die in mehreren französischen Städten durchgeführt wird. In der Pariser Kathedrale Notre-Dame sprach am Wochenende die syrische Ordensfrau Raghida. Sie ist Pädagogin und arbeitet an einer Schule des griechisch-katholischen Patriarchats in Damaskus, doch seit dem Krieg lebt sie in Paris. Ihre sechs Brüder und Schwestern leben jedoch noch in Syrien. Uns gegenüber erläutert sie:

„In den Städten und Dörfern, die von Dschihadisten besetzt sind, können die Christen zwischen zwei Optionen wählen: Entweder sie treten zum Islam über, oder sie werden getötet. Es gibt dann noch die sogenannte Steuer der Ungläubigen: Damit finanzieren sich diese muslimische Extremistengruppen. Die Tötung der Christen ist ein unmenschliches Martyrium.“

In der Ortschaft Maalula, unlängst bekannt geworden durch die zeitweise Entführung von mehreren orthodoxen Nonnen, seien zwei Jugendliche gekreuzigt worden, erklärt Schwester Raghida. Die zwei jungen Männer hätten sich beim Einmarsch der Rebellen geweigert, das islamische Glaubensbekenntnis zu sprechen, und seien darum vor den Augen ihrer Väter gekreuzigt worden, „so wie Jesus“.

„In einem anderen Dorf wurden Christen geköpft, und die Überlebenden mussten mitansehen, wie die Extremisten mit den Schädeln Fußball spielten. Solche grausige Bilder sorgen für Angst und Schrecken bei Christen, aber auch bei Muslimen. Doch trotz all dieser schrecklichen Ereignisse gibt es noch etliche Christen, die ihr Land nicht verlassen und sogar so mutig sind, an Gottesdiensten teilzunehmen.“

Seit drei Jahren herrschen Krieg und Chaos in Syrien. Die UNO geht von über 140.000 Todesopfern und über neun Millionen Flüchtlingen oder Vertriebenen in Syrien und in den Nachbarländern aus. (rv)

Syrien: Ordensgemeinschaften halten die Stellung

Die Unterstützung der Not leidenden Menschen im umkämpften Damaskus wird zunehmend schwieriger. Das berichtet das Hilfswerk Malteser International. Die Menschen, die nach Damaskus flöhen, berichteten von Angriffen und Massakern in ihren Heimatorten. Derweil reiße der Zustrom von Flüchtlingen insbesondere in die Armenviertel der Hauptstadt nicht ab. Katholische Ordensgemeinschaften in Syrien zeigen derweil Entschlossenheit, trotz der bürgerkriegsähnlichen Zustände die Stellung zu halten. Auch der Franziskanerorden in Syrien hatte in den letzten Wochen angekündigt, im Land zu bleiben. Radio Vatikan erreichte an diesem Dienstag die italienische Ordensfrau Marcella von den Salesianerinnen in Damaskus.

„Es gibt Nachrichten, die uns in Sorge versetzen, in anderen Momenten denken wir, es ist vorbei. Wir hören hier tags und nachts die Bomben, gestern haben wir sogar von unserer Botschaft gehört, wir sollten ausreisen. Vielleicht stimmt das, aber für uns Schwestern gilt das nicht. Jemand hat auch schon gesagt: Bereitet euch auf das Martyrium vor, aber das Zusammenleben hier zwischen der Bevölkerung und uns ist immer wunderbar gewesen."
Schwester Marcella ist anzuhören, dass die Nachrichtenlage auch für die Menschen vor Ort sehr undurchsichtig ist; ganz unterschiedliche Meldungen sorgen in der Bevölkerung für Angst und Schrecken, auch aus anderen Landesteilen. Zur Lage in der Stadt Homs sagte die Schwester:
„Sie sagen, es gibt Schutz, andere sagen: jetzt sind auch die Christen an der Reihe, in einigen Teilen der Stadt Homs sollte man besser die Häuser verlassen und fliehen, aber ich weiß nicht, ob es ihnen wirklich darum geht, die Stadt zu zerstören…"

In Homs harren – ähnlich wie die Ordensschwestern in Damaskus – derweil fünf italienische Trappisten-Schwestern aus. Das berichtete der päpstliche Nuntius in Damaskus, Mario Zenari. In einem Interview mit dem römischen Pressedienst Asianews betonte der Vatikanvertreter, dass die gesamte syrische Bevölkerung unter dem Konflikt leide, nicht nur Christen. Die Anwesenheit von maronitischen, katholischen und orthodoxen Gläubigen in Damaskus und in vielen Dörfern im Land fördere allerdings die Versöhnung zwischen Alawiten und sunnitischen Muslimen, so der Vatikanvertreter. (rv)