Vatikan untersucht historische Christenverfolgung in Japan

JapanDie Vatikanische Bibliothek will in Zusammenarbeit mit japanischen Institutionen die Christenverfolgung in Japan zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert untersuchen. Das kündigte der Präfekt der Apostolischen Bibliothek, Cesare Pasini, im Gespräch mit unserem Sender an. Im Vatikan liegen rund 10.000 Dokumente zu diesem Thema, die der italienische Salesianer-Missionar Mario Marega in den 1930er und 40er Jahren gesammelt hat. Die japanische Christenverfolgung begann 1612 unter der Herrschaft der sogenannten Shoguns als Vertreter des Kaisers. Christen wurden als „Verbrecher“ gebrandmarkt. Cesare Pasini:

„Wir haben Dokumente, die das Todesurteil für Christen aussprechen. In anderen finden wir Beweise dafür, dass die Behörden versuchten, die Christen zu bekehren. Die übliche Methode bestand darin, sakrale Bilder oder gar das Kruzifix mit den Füßen zu treten. Das ist alles dokumentiert.“

Die Dokumente des „Bestandes Marega“ sind überwiegend behördlicher Herkunft. Pasini freut sich darüber, dass die japanischen Institutionen die Aufarbeitung des Materials sehr unterstützen, obwohl viele Dokumente das Land nicht im besten Licht erscheinen lassen.

„Wir hatten einige Kontakte mit japanischen Institutionen geknüpft und gemerkt, dass von ihrer Seite ein großes Interesse besteht. Deshalb ist nun diese Zusammenarbeit entstanden. Es geht darum, gemeinsam die Geschichte besser kennen zu lernen.“

Als Voraussetzung sollen die Dokumentes des Bestandes Marega digitalisiert werden, erklärt der Präfekt der Vatikanischen Bibliothek.

„Aber nicht nur das: es geht auch darum, Ordnung zu schaffen und die Originaldokumente zu sichern. Diese Texte befinden sich noch in den Original-Behältern. Diese waren in den staatlichen Ämtern Japans aufbewahrt, die sich im Süden der Insel befinden. Die Digitalisierung und Konservierung gehen also Hand in Hand und sollen gleichzeitig durchgeführt werden.“

Das Projekt kann sich des Interesses von Papst Franziskus gewiss sein. Jorge Mario Bergoglio wäre in seiner Anfangszeit bei den Jesuiten gerne als Missionar nach Japan entsandt worden. Er hat mehrmals auf Episoden aus der Zeit der japanischen Christenverfolgung verwiesen. (rv)