Bosnien: „Es ist ein bisschen deprimierend“

Bosnien HerzegowinaEs gibt Schöneres, als Weihnachten in Bosnien-Herzegowina zu feiern. Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls, wenn man mit Weihbischof Pero Sudar von Sarajewo spricht. „Weihnachten hat zwei Gesichter“, sagt er: „Das erste ist das Familien-Gesicht. Die Familien wollen sich treffen, aber leider sind viele von ihnen getrennt – die Kinder in einer anderen Weltgegend, die Eltern und Großeltern hingegen in Bosnien-Herzegowina. In den letzten Jahren haben die Jüngeren immer die Anstrengung gemacht, an Weihnachten nach Hause zu den Eltern und Großeltern zu kommen. Jetzt läuft es umgekehrt, die Eltern und Großeltern fahren zu ihren Kindern und zu den Enkeln ins Ausland. Ich sehe diesen umgekehrten Pilgerstrom, wenn ich in diesen Tagen in unseren Pfarreien bin.“

Und das andere Gesicht von Weihnachten? Das ist das „soziale Gesicht“, sagt Weihbischof Sudar – und das sei „ein bisschen deprimierend“. „Denn leider bleibt die politische Lage blockiert, und auch die wirtschaftliche Lage ist weiter sehr schwer: viele Arbeitslose, viele Familien, die keinen haben, der mal Geld nach Hause bringt. Diese drückende Lage verhindert echte Weihnachtsfreude in den Familien, den Pfarreien, auch in der Gesellschaft. Immerhin sieht man in der Stadt, aber auch in kleinen Dörfern doch ein bisschen Weihnachtsschmuck – er zeigt die Präsenz der Katholiken in Bosnien-Herzegowina.“

Warum Sudar so sicher ist, dass es Katholiken sind, die Weihnachtsschmuck anbringen? Ganz einfach: Die serbisch-orthodoxen Christen in Bosnien feiern Weihnachten später, erst im Januar… und die Muslime feiern es gar nicht. (rv)