Caritas Internationalis: Klimagerechtigkeit

Kardinal Rodriguez MaradiagaDer Klimawandel, die Fragen von Migration und Flüchtlingen und der Kampf gegen den Hunger: Das sind nur drei der Themen bei der diesjährigen Generalversammlung von Caritas Internationalis, der Vereinigung der Caritasverbände weltweit. In Rom beginnt an diesem Dienstag ihre 20. Generalversammlung unter der Überschrift „Eine Menschheitsfamilie. Die Schöpfung bewahren“. Ein Wichtiger Punkt der Beratungen ist die Wahl eines neuen Präsidenten, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga tritt nach acht Jahren nicht wieder an.

Gemeinsam mit Caritas-Generalsekretär Michel Roy stellte Maradiaga bei einer Pressekonferenz die Generalversammlung vor. „Die Caritas steht vor vielen großen Herausforderungen, vor allem die Einladung des Papstes, zu einer ‚Armen Kirche für die Armen’ beizutragen“, so Maradiaga. „Wir wollen auf diese Einladung antworten, vor allem wenn es um das Wachsen in der Nächstenliebe geht, der ‚Caritas‘, die ja unser Motto ist.“ Das anstehende Jahr sei sehr wichtig in dieser Hinsicht. Kardinal Maradiaga verwies auf die kommende Enzyklika des Papstes zum Thema Ökologie, auf den Weltklimagipfel in Paris und den Millenniums-Gipfel in New York, das seien alles Referenzpunkte auch für die Caritas. Das drücke sich nicht zuletzt im dem Thema der Generalversammlung aus, „Eine Menschheitsfamilie. Die Schöpfung bewahren“.

„Für uns ist das nicht so sehr eine Frage der Erderwärmung, über die so viel diskutiert wird. Für uns ist es vielmehr eine Frage der Gerechtigkeit. Das gibt uns eine klare Richtung, vor allem um die Würde des Menschen zu verteidigen.“ Man vergesse nicht die Gleichgültigkeit der Welt den vielen Kriegen gegenüber, den Hunger und die Vertreibungen in der Welt. Man vergesse auch nicht den Nahen Osten, Zentralafrika, den Südsudan, die Ukraine und natürlich Nepal. „In diesen Zusammenhängen halten wir nun unsere Generalversammlung ab“.

Der Dachverband freue sich, diesmal auch neue Mitglieder begrüßen zu können, so sei zum ersten Mal die Caritas Südsudan dabei, fügte Generalsekretär Michel Roy hinzu. Er stellte die fünft strategischen Ausrichtungen vor, an denen in der Tagungswoche gearbeitet würde, und die dann verabschiedet werden sollten.

Der Kirche helfen, eine Arme Kirche für die Armen zu sein, sei die erste Orientierung. Zweitens gehe es um die Reaktion auf Katastrophen, eine Aufgabe welche die Caritas schon immer begleitete. Die Solidarität wachse, was sich zuletzt in der Hilfe für Nepal gezeigt habe. Drittens wolle man die ganzheitliche menschliche Entwicklung fördern, direkt durch Bildung als auch durch Lobbyarbeit. Viertens wolle man an mehr globaler Solidarität arbeiten und Menschen zusammen bringen. Und fünftens gehe es um die Stärkung der nationalen Caritas-Verbände, welche solche Hilfe brauchen.

Außerdem werde es eine neue Leitung geben, er selber trete wieder zur Wahl als Generalsekretär an, andere Leitungsmitglieder wie der Präsident werden aber neu besetzt. „Diese Versammlung ist ein wichtiger kirchlicher Moment, und der Papst wird sie auch eröffnen. Wir sind Teil der Kirche und diese Versammlungen sind Zeiten, in denen die Kirche sich erneuert, und vor allem in einem der drei pastoralen Aufgaben der Kirche, dem Sozialapostolat, die in vielen kirchlichen Organisationen verwirklicht ist, aber die Caritas steht da im Zentrum.“ (rv)

Neuer Rechtsrahmen für Caritas Internationalis

Der Heilige Stuhl gibt dem internationalen Caritasverband einen neuen Rechtsrahmen. Das entsprechende Generaldekret, das von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichnet ist, wurde an diesem Mittwoch vom Vatikan veröffentlicht. Gleichzeitig sind damit die neuen Statuten und internen Regelungen von Caritas Internationalis anerkannt.

Das Vatikan-Dekret hebt besonders die kirchliche Natur der seit 61 Jahren bestehenden „Caritas Internationalis" hervor. Generalsekretär, Präsident und Schatzmeister werden vom Caritas-Rat Cor Unum vorgeschlagen und vom Papst ernannt. Überhaupt bestätigt das Dekret die enge, nun auch juridisch ausformulierte Anbindung des Verbandes an Cor Unum. Dazu der Sekretär von Cor Unum, der norditalienische Priester Giovanni Pietro Dal Toso:

„Die Aufgaben von Cor Unum gegenüber Caritas Internationalis sind die der täglichen Begleitung der Arbeit von Caritas Internationalis. Ich würde nicht von einer strikteren Bindung sprechen, sondern von Begleitung, die wir zu gewährleisten haben. Dass die Liste der drei Kandidaten für den Posten von Präsident, Generalsekretär und Schatzmeister für Caritas Internationalis von Cor Unum vorbereitet wird, ist eine Praxis, die bereits läuft. Das Neue ist, dass geklärt worden ist, wer innerhalb des Heiligen Stuhles die Aufgabe hat, diese Liste dem Papst zu unterbreiten."

Mit dem Dekret geht ein Weg der Klärung zu Ende, der vor acht Jahren begann, führt Dal Toso aus.

„2004 wurde Caritas Internationalis kirchenrechtlich als öffentliche Persönlichkeit anerkannt. Das bedeutet nach dem Kirchenrecht: Das ist eine Organisation in der Kirche, die auch im Namen der Kirche sprechen kann."

Die Inhalte der neuen Statuten von Caritas Internationalis sind „großteils" von den nationalen Caritas-Organisationen eingebracht worden, erklärt Dal Toso, aber auch der Heilige Stuhl habe seine Vorstellungen verwirklicht.

„Ein wichtiger Aspekt ist die Bindung an den Heiligen Stuhl, und das ist exakt die Folge von dieser neuen juristischen Stellung innerhalb der Kirche. Der Heilige Stuhl wollte, dass auch im Alltag von Caritas Internationalis dieses kirchliche Kennzeichnen stärker zum Tragen kommt."

Das Dekret regelt genau, in welchen Punkten und wie Cor Unum und das Staatssekretariat mit Caritas Internationalis zusammenarbeiten bzw. über die Arbeit des Dachverbandes wachen. So müssen alle Texte von Caritas Internationalis, soweit sie die kirchliche Lehre berühren, vor der Veröffentlichung dem Rat Cor Unum vorgelegt werden. Dieser kontrolliert auch die Vermögensverwaltung und den Haushalt des Dachverbandes. Gegenüber dem Staatssekretariat ist Caritas Internationalis dazu verpflichtet, mindestens dreimal im Jahr über seine Beziehungen zu den Regierungen der Welt zu informieren.

Auch die Zuständigkeit des „kirchlichen Assistenten" von Caritas Internationalis wird in dem neuen Dekret genauer definiert. Sein Auftrag ist es, die katholische Identität des Hilfswerkes zu fördern. Zum Status der bei „Caritas Internationalis" Beschäftigten heißt es in dem Dekret, diese sind zwar keine Vatikanangestellten, aber doch dem Heiligen Stuhl zugeordnet. Alle müssen in Zukunft bei ihrer Anstellung einen Diensteid ablegen, in dem sie feierlich erklären, in Worten und Werken „immer die Einheit mit der katholischen Kirche zu wahren" und jede Lehre abzulehnen, die der Kirche widerspricht.

Benedikt XVI. hatte vergangenes Jahr bei einer Audienz betont, die Caritas sei nicht einfach eine beliebige Nichtregierungsorganisation, sondern habe ein katholisches Profil. Das aktualisierte Statut stützt sich auf die Arbeit einer Kommission von „Caritas Internationalis" und Heiligem Stuhl vom vergangenen Jahr. Die Generalversammlung des Caritasverbands hatte den Entwurf gebilligt und im letzten Herbst dem Vatikan übergeben. (rv)