Taiwans Bischöfe zum ersten Mal seit zehn Jahren im Vatikan

VATIKANSTADT – Es ist das erste Treffen dieser Art seit zehn Jahren: Die Bischöfe der als Taiwan bekannten Republik China sind in Rom und bereiten sich auf ein Treffen mit Papst Franziskus und anderen hochrangigen Vertretern des Vatikans vor.

Die Delegation der sieben Bischöfe trifft sich nächste Woche zum ersten Mal mit dem derzeitigen Papst zu einem Ad-limina-Besuch. Dieses Treffen der Diözesanbischöfe mit dem Pontifex, um über die Lage in ihren Bistümern zu berichten, findet normalerweise alle fünf Jahre statt.

Die taiwanesischen Bischöfe waren zuletzt im Dezember 2008 bei Benedikt XVI. zu einem Ad-limina-Besuch in Rom.

Die Bischöfe haben zwei Geschenke für den Papst im Gepäck: Ein Gemälde von Giuseppe Castiglione, einem italienischen Missionar in China, der im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert als Maler am Hofe dreier Kaiser wirkte, sowie ein Gemälde mit dem Titel „Barmherzige Sonne scheint auf Taiwan“, von der taiwanesischen Künstlerin Chia Shen-chen.

Bevor sie nach Rom aufbrachen, trafen sich die Bischöfe mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und mit Vizepräsident Chen Chien-jen – einem gläubigen Katholiken, der 2016 den Vatikan zur Heiligsprechung der Heiligen Teresa von Kalkutta besuchte. Die Regierungschefs hielten ein Abschiedsessen, um die Achtung der Regierung für die Kirche und die Bedeutung der vatikanisch-taiwanesischen Beziehungen zu unterstreichen.

Angesichts des wachsenden Drucks der Volksrepublik China auf Taiwan ist der Besuch in Rom diplomatisch besonders sensibel.

Der Heilige Stuhl hat Taiwan als Republik China seit 1942 anerkannt und unterhält keine diplomatischen Beziehungen zur kommunistischen Volksrepublik China, die 1949 die Kontrolle über das Festland nach einem Bürgerkrieg festigte.

Die Volksrepublik besteht darauf, dass Taiwan lediglich eine rebellische Provinz sei. Peking übt massiven Druck auf andere Länder aus, die Insel Taiwan nicht als souveränen Staat anzuerkennen – wie es der Heilige Stuhl tut.

Der Vatikanjournalist Francis Rocca berichtet im Wall Street Journal, dass die jüngsten Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Festlandchina möglicherweise ins Stocken geraten sind, da die Regierung härter gegen religiöse Institutionen vorgegangen ist, angefangen mit der Einführung neuer Vorschriften im Februar. In China werden neuerdings unter anderem Kinder daran gehindert, Kirchen auch nur zu betreten.

Der Heilige Stuhl hat dennoch in den vergangenen Monaten mit der kommunistischen chinesischen Regierung Verhandlungen geführt, die schließlich nicht nur zur Anerkennung des Vatikans von sieben illegal geweihten – und somit exkommunizierter – Bischöfe führen könnte.

Ein solches Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik könnte auch Taiwans Beziehungen zu Rom kaltstellen.

Erzbischof John Hung Shan-chuan aus Taipeh sagte im März gegenüber der Agentur „Reuters“, die Kirche in Taiwan habe nicht vorausgesehen, dass der Heilige Stuhl und die Volksrepublik diplomatische Beziehungen aufnehmen würden, weil dies schließlich „gemeinsame Werte“ voraussetzen würde.

„Die Werte, die der Vatikan vertritt, unterscheiden sich von denen der Kommunistischen Partei Chinas. Der Aufbau von Beziehungen mit dem Vatikan erfordert Werte wie Freiheit und Demokratie“, sagte Erzbischof Hung.

Taiwan hat weniger als 300.000 Katholiken – zwei Prozent der Bevölkerung – und sieben Diözesen. Es gibt sieben aktive Bischöfe und sechs, die im Ruhestand sind.

Bischof Bosco Lin Chi-nan von Tainan und Erzbischof Hung sind beide kurz davor, 75 Jahre alt zu werden, wenn sie ihren Rücktritt einreichen müssen, was zwei neue Bischofsämter ermöglichen könnte, wenn Papst Franziskus ihren Rücktritt akzeptiert. (CNA Deutsch)