Vatikan und Anglikaner: „Heiße Themen nicht frontal ansprechen“

In der zweiten Maihälfte trifft sich die vatikanisch-anglikanische Dialogkommission namens „ARCIC" zu einer neuen Sitzungsrunde, diesmal im norditalienischen Kloster Bose. Das hat der Vatikan ja vor ein paar Tagen schon angekündigt. Der „co-secretary" des Dialogs, Monsignore Mark Langham, betont nun im Gespräch mit Radio Vatikan, dass die Übertritte von Anglikanern zur katholischen Kirche den Dialog nicht stören werden. Der Vatikan hat kürzlich eigene kirchliche Strukturen in Großbritannien geschaffen; das so genannte „Pastoral-Ordinariat" soll es Anglikanern erlauben, bei einem Übertritt zur katholischen Kirche einen Teil ihrer Riten und Traditionen zu behalten.
 „Wir haben immer gesagt, dass der Weg des traditionellen ökumenischen Dialogs ein ganz anderer ist als der des Übertritts – ob von Einzelnen oder von Gruppen. Das Zweite Vatikanische Konzil selbst sagt das in seinem Ökumene-Dokument! Wir sehen unsere Arbeit also nicht innerhalb dieses Rahmens des Pastoral-Ordinariats; es geht um etwas anderes. Unsere Arbeit ist es, die Beziehung zwischen beiden Traditionen, der anglikanischen und der katholischen, zu stärken, wie sie in den letzten vierzig Jahren gewachsen ist. Natürlich ist das Ordinariat ein sehr wichtiges Element in der Landkarte der Beziehungen zwischen beiden Kirchen – aber es wird von sich aus nicht in unsere Diskussionen einfließen."
In Kloster Bose wird es also Ende Mai nicht zu einem erbitterten Hickhack kommen, so der Vatikan-Planer. Die Methode des ökumenischen Dialogs sei nämlich nicht der Streit – selbst wenn es an Schwierigkeiten und Streitpunkten zwischen Anglikanern und Katholiken nicht mangelt.
„Ich muss sagen, dass wir die so genannten heißen Punkte nicht einfach frontal angehen wollen; wir versuchen eher, dahinter zu gucken und die Wurzeln der Unterschiede zu entdecken. Es liegt ja in der Natur der ökumenischen Gespräche, das zu betonen, was man gemeinsam hat, und einen Raum zu suchen, wo man gemeinsamen Glauben bezeugen kann – und erst von da aus schaut man dann, wo und wann und warum man mal auseinandergegangen war. Das ist produktiver und kreativer; wenn wir einfach so direkt über die heißen Punkte sprechen, dann würden beide Seiten sich auf Positionen versteifen, und man käme nirgendwohin."
Für Bose haben sich Mark Langham und die anderen Dialog-Teilnehmer das Thema der „communio" vorgenommen – Gemeinschaft.
„Das ist ein Thema, das sich aus den Diskussionen des Papstes mit dem anglikanischen Erzbischof Rowan Williams ergab, als sie sich in Rom trafen. Dabei ging es immer wieder um die Fragen: Was macht Kirche aus, und: Wie verhält sich eine Ortskirche zur größeren Gemeinschaft? Das Hauptthema des Dialogs wird also „Gemeinschaft" sein – das ist ein Thema, das sehr wichtig ist angesichts dessen, was gerade in der anglikanischen Kirche passiert."
Monsignore Langham vom Päpstlichen Einheitsrat betont, dass die Gespräche vom Mai die dritte Phase „eines lange andauernden Dialogs" bilden.
„Die ersten zwei Phasen führten zu gemeinsamen Statements über Eucharistie und kirchliches Amt, die von beiden kirchlichen Gemeinschaften offiziell angenommen wurden. Der Dialog geht jetzt seit etwa vierzig Jahren, und wir wissen nicht, wie viele Jahre er noch vor sich hat – aber wir werden dabeibleiben, solange es auch braucht." (rv)