Papst an US-Bischöfe: Vorsicht vor Spaltungen

Logo_USA_2015Papst Franziskus hat die Dynamik der katholischen Kirche in den USA gelobt. In einer langen Grundsatzansprache in der Kathedrale von Washington erinnerte er die US-Bischöfe am Mittwochvormittag (Ortszeit) daran, dass der Einsatz für die Umwelt und für Einwanderer ebenso zu den Kernaufgaben der Kirche gehöre wie etwa das Engagement gegen Abtreibung oder „die Verkündigung des Evangeliums der Familie“.

Man dürfe diesen Fragen nicht ausweichen noch zu ihnen schweigen, denn da gehe es immer um Gottes Schöpfungsplan, dessen „Verwalter“ und nicht etwa „Herren“ wir seien. Deutlich wurde das Bemühen des Papstes, Polarisierungen zu vermeiden; deutlich mahnte er die Bischöfe, keine kriegerische Sprache zu führen. Es gebe schon genug Spaltungen in der Welt: Die Kirche dürfe sich nicht auseinanderdividieren lassen, dürfe nicht in kleine Grüppchen zerfallen.

Franziskus unterstrich die vielfältige, auch finanzielle Hilfe, die die US-Kirche in vielen Teilen der Weltkirche leiste, und ihren von der US-Gesellschaft oft unterschätzten Beitrag im Schul- und Gesundheitswesen. Er stellte sich ausdrücklich hinter den Kampf „für die Sache des Lebens und der Familie“; das sei im übrigen auch eines der Hauptmotive seiner Reise. Der Papst ging aber auch ausdrücklich auf den Missbrauchsskandal ein, der die US-Kirche ebenso gebeutelt hat wie die Kirchen in Europa: Er wisse um die „Wunde der letzten Jahre“ und ermuntere, alles für eine Heilung der Opfer zu tun – und dafür, dass sich solche „Verbrechen“ niemals wiederholten.

Als Amerikaner wie sie und als langjähriger Erzbischof von Buenos Aires bringe er viel Verständnis für ihre Situation auf, betonte Franziskus. Er bat sie, keine „komplexen Lehren“ zu predigen, sondern Christus freudig zu verkünden; und nicht „sich selbst zu weiden“, sondern „die Familie Gottes“. Die Kirche dürfe nicht ständig um sich selbst kreisen, sondern den Horizont auf Gott hin offenhalten. „Kultur der Begegnung“ und Dialog seien keine „Strategie“, sondern entsprechen nach Auffassung des Papstes der „Methode“ Jesu.

Die USA hätten angesichts ihrer riesigen „materiellen und geistlichen Ressourcen“ weiterhin wichtige „moralische Verantwortungen“ der Welt gegenüber. Das Feuer dieses „Leuchtturms“ dürfe nicht erlöschen, es gehe um „die Zukunft von Freiheit und Würde unserer Gesellschaften“. Eindringlich bat Franziskus auch um stärkeren Einsatz für Einwanderer aus Lateinamerika; er tue das auch „in eigener Sache“, so der Sohn italienischer Einwanderer nach Argentinien. Vielleicht sei es für US-Bistümer nicht immer leicht, mit dem Ansturm und der Integration von ‚Hispanics’ klarzukommen, doch diese könnten „Amerika und seine Kirche bereichern“, wie das schon bei früheren Einwanderungs-Wellen der Fall gewesen sei.

Zu Beginn seiner Rede grüßte der Papst die jüdischen Gläubigen zum Neujahrsfest Jom Kippur. Von den US-Bischöfen erhielt er ein Gemälde und eine Geldspende für seinen Einsatz für Bedürftige. (rv)

Rauber: Will zu Franziskus halten

Kardinal RauberKardinal Karl-Josef Rauber ist über seine Ernennung zum Kardinal nach wie vor überrascht, aber auch glücklich. Franziskus kenne ihn zwar nicht persönlich, aber die Wahl zeige, dass der Papst Interesse hat – auch an denen, die er nicht kennt und von denen er nur gehört hat. Am Samstagvormittag wurde Karl-Josef Rauber mit 80 Jahren zum Kardinal ernannt. Im feierlichen Konsistorium hat Papst Franziskus 19 der auserwählten persönlich zu Kardinälen erhoben. Der deutsche Kardinal war bereits beim Konsistorium unter der Woche dabei. Den Papst gefragt, warum er ihn auserwählt hat, wollte Rauber trotz aller Überraschung nicht. „Nein, das kann ich nicht fragen und das werde ich auch nicht tun. Aber es ist eine Tatsache, dass er mich ausgewählt hat, welche Beweggründe ihn dazu veranlasst haben, weiß ich nicht. Das kann ich nicht sagen, da müsste ich für in das Hirn des Heiligen Vaters eindringen", sagt Rauber.

Die Wahl, die Franziskus getroffen hat, überrascht nicht, da sie an die Peripherie der Kirche geht und nicht den traditionellen Mustern entspricht. Für Kardinal Rauber eine Wahl ganz im Geiste von Franziskus: „Die Auswahl, die er getroffen hat, war schon erstaunlich und sehr viele unerklärlich. Franziskus halt eben."

Kardinal Rauber arbeitet und lebt als Seelsorger in einem Schönstatt-Zentrum im Bistum Rottenburg-Stuttgart, da denkt man nicht an den Kardinalshut. Er habe viel mehr die Menschen im Blick, die zu ihm kommen und mit ihm sprechen wollen. Die neuen Farbe, die er trägt, bedeutet ihm eigentlich nicht viel, das sei nur Äußeres, so Rauber. „Man sollte diese Sache vom Äußeren her nicht so viel Bedeutung geben. Aber von innen her ist es schon etwas Besonderes, insofern das wir mit dem Heiligen Vater in besonderer Weise verbunden sind. Das wir jetzt auch zum Klerus von Rom gehören mit der Titelkirche und das wir ihn durch das Kardinalat in besonderer Weise zur Seite stehen", sagt Rauber.

Zur Seite stehen will Rauber dem Papst und der Kurienreform vor allem durch das Gebet. Er könne ihm zwar nicht bei der Regierung der Weltkirche beiseite stehen, oder durch seinen Rat. Aber Rauber sieht sich als Kardinal in einer besonderen Weise mit dem Papst verbunden.

„Er kann uns um Rat fragen, aber das setze ich nicht voraus, dass er uns einladen will, um mit uns die Weltkirche zu regieren. Ich glaube eher, dass er Wert darauf legt, dass wir unsere Arbeit verrichten, soweit es geht, dass wir für ihn beten und zu ihm halten." (rv)