D/Italien: Der Fall Mixa hat „große Strukturprobleme“ in der Kirche sichtbar gemacht

Das sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, im Gespräch mit Journalisten in Rom. Dass es keine geregelten Verfahren im Umgang mit derartigen Situationen gebe, begünstige eine Vergiftung des Klimas und Mythenbildung. Verbesserte Strukturen würden der „Vergiftung" entgegenwirken, so Glück. Glück war in die italienische Hauptstadt gereist, um mit Kurienvertretern zu sprechen und einen Vortrag bei der römischen Niederlassung der Konrad-Adenauer-Stiftung zu halten. (rv)

ÖKT: „Altes neu entdeckt“- orth. Vesper in München

Bei einer orthodoxen Vesper auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag haben rund 20.000 Christen verschiedenster Konfessionen gesegnetes Brot geteilt. Zu den Gästen gehörten auch Münchens Erzbischof Reinhard Marx, der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich und der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos von Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Kirchentagspräsident Alois Glück wertete die Feier als einen „großen Schritt“ zur wachsenden Einheit zwischen den Kirchen.

Es war bisher der spirituelle Höhepunkt des Kirchentags: die orthodoxe Vesper in ökumenischer Gemeinschaft am Freitagabend. Unter freiem Himmel standen auf dem Münchner Odeonsplatz 1000 Tische, gedeckt für 10.000 Menschen unterschiedlicher Konfessionen. Doppelt so viele waren schließlich gekommen und feierten die Tischgemeinschaft mit gesegnetem Brot, Öl, Wasser und Äpfeln. Das sei „ein Zeichen der Änderung“, betonte einleitend der katholische Kirchentagspräsident Alois Glück:

„Es ist ein sprechendes Zeichen unserer ökumenischen Gemeinschaft, die wir bereits erreicht haben, und die uns niemand wieder nehmen kann. Wir sind sehr froh, dass wir bereits so weit miteinander gekommen sind. Am Tisch der Orthodoxie wird uns ein Zeichen geschenkt, das uns weiter begleiten wird auf unserem ökumenischen Weg hin zur Einheit.“

Eine rumänische Nonne schlug zu Beginn das Stundenholz, mit dem in der orthodoxen Kirche traditionell zum Gebet gerufen wird. Sechs Chöre begleiteten den Gottesdienst mit traditionellen orthodoxen Gesängen. Die Vesper ist der Abendgottesdienst, mit dem der liturgische Tag beginnt, erklärte der griechisch-orthodoxe Erzpriester Constantin Miron. Sie schaffe also eine Verbindung vom Heute zum Morgen – „damit wir Hoffnung haben“. Auf dem Odeonsplatz ginge es aber auch um die Verbindung der Ostkirchen mit den anderen christlichen Konfessionen:

„Man sagt dem christlichen Osten nach, dass man dort die Bilder, die Ikonen, die Symbole liebt. Ein solches Symbol ist auch die Artoklasia, die Brotsegnung und das Brotbrechen, die im Rahmen dieser Vesper gefeiert wird. Sie erinnert an die Agape-Feiern, die Liebesmähler der alten Kirche. Denn die Verbindung, die wir heute Feiern heißt im Griechischen Agape, also Liebe. Der Herr sagt: Daran soll man Euch erkennen, dass ihr Liebe untereinander habt, dass ihr Liebe miteinander feiert. (…) Noch nicht die heilige Eucharistie, aber die Feier unseres Miteinanderseins.“

Der Höhepunkt der Vesper war die Segnung des Brotes durch den griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos. Anschließend wurde es an die Tische gebracht. Es begann der gemütliche Teil der Vesper: Männer und Frauen, Alte und Junge teilten sich Fladenbrot, Öl und Obst und kamen ins Gespräch.

Eine konfessionsübergreifende Eucharistiefeier wird seitens der katholischen Kirche abgelehnt. Mit der orthodoxen Vesper hat der Ökumenische Kirchentag eine realistische Möglichkeit gefunden, die Gemeinschaft der Gläubigen zu feiern, ohne konfessionelle Traditionen zu verletzen. Die Artoklasia– das gemeinsame Brotbrechen – erinnert an die neutestamentliche Speisung der Fünftausend. Für den evangelischen Kirchentagspräsidenten, Eckhard Nagel, war das Ausdruck einer Hoffnung, „die weiter reicht, als die eigenen vier Wände“:

„Jesus Christus lädt uns ein an den Tisch. Wir werden Teil einer Gemeinschaft, die er uns stiftet. An diesem Tisch braucht es keine Etikette, hier gibt es keine nummerierten Plätze, jeder, jede, ist eingeladen. Ungeachtet des sozialen Status, der Konfession oder Religion. Jesus selbst hat sich mit allen an einen Tisch gesetzt.“

Den Schlusssegen sprach wiederum der Metropolit Augoustinos. „Wir haben nicht etwas Neues gefunden, sondern etwas Altes wieder entdeckt“, betonte er. Das Gefühl einer ursprünglichen Einheit aller Christen kam auf bei der orthodoxen Vesper in München. Sie war keine gemeinsame Eucharistiefeier, aber immerhin ein Ausdruck dessen, was gemeinsam möglich ist – so sahen es viele Besucher auf dem Odeonsplatz:

„Es ist glaube ich, wirklich sehr klug, diese große Feier hier, anstelle der illegalen Feier.“

„Dass so einmal Gemeinschaft möglich ist – und jetzt sind die Orthodoxen noch mit dabei, so dass das noch intensiver ist – also ich finde das eine ganz ideale Idee. Eigentlich schon ein ganz großer Schritt in die neue Ökumene oder ein Schritt in die nächste Ökumene.“

„Es gibt unheimlich viel, was wir momentan zusammen machen können, Agape, wir können beten, wir können singen. Diese Fokussierung oft auf Eucharistie, auch auf was Nagel gesagt hat. Ich bin gespannt. Er hat gesagt, wir werden morgen in einer anderen Welt aufwachen. Das wird sicherlich in der Art und Weise nicht sein. Aber wir können eine ganze Menge zusammen machen und hier sitzen alle zusammen: Kopten, Armenier, Katholiken, Protestanten. Das ist beeindruckend.“ (rv)