Malteser: Fra‘ Festings Rücktritt bestätigt, Großkanzler von Boeselager wieder im Amt

ROM – Der entlassene Großkanzler des Souveränen Malteser-Ordens, Freiherr Albrecht von Boeselager, ist wieder im Amt. Gleichzeitig ist der bisherige Großmeister, Fra‘ Matthew Festing, zurückgetreten. Das hat der Malteser-Orden auf seiner Website offiziell bestätigt.

Wörtlich meldet der Orden, dass sich die Regierung des Ordens am heutigen Samstag Nachmittag versammelt habe. Auf der Tagesordnung habe der vom Großmeister Fra‘ Matthew Festing angekündigte Rücktritt gestanden, „gemäß Artikel 16 der Verfassung des Malteser-Ordens“. Diesen habe der Souveräne Rat – die Ordensregierung – angenommen.

Der Papst sei über diesen Rücktritt verfassungsgemäß informiert werden, heißt es weiter.

Tatsächlich hatte Papst Franziskus den Großmeister zu sich einbestellt, den Rücktritt verlangt, und Berichten zufolge diesen auch gleich in schriftlicher Form von Fra‘ Festing eingefordert. Dieser Aufforderung habe Fra‘ Festing entsprochen. Kurz darauf hatte der Vatikan eine Mitteilung veröffentlicht, die ankündigte, dass ein „päpstlicher Delegat“ eine Untersuchung des Ordens übernehmen werde.

Dieses in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliche Eingreifen des Papstes war der bisherige Höhepunkt einer Auseinandersetzung des Vatikans mit der Ordensleitung über die Absetzung des Großkanzlers, Freiherr von Boeselager; eine Auseinandersetzung, die wiederum öffentlicher Ausdruck einer komplexen Kontroverse innerhalb des Ordens sein soll, wie Vatikanisten berichteten.

Wie CNA bereits im Vorfeld schrieb, war dieser Schritt des Papstes der zweite von fünf möglichen.

Zwischenzeitlich leitet, so nun die Presse-Mitteilung der Malteser, der Großkommandeur der Malteser, der Österreicher Fra‘ Ludwig Hoffmann von Rumerstein, ad interim den Orden – bis zur Wahl eines neuen Großmeisters.

Dem bisherigen Großmeister, dem Briten Festing, habe die Regierung für sein großes Engagement während seiner neun Jahre im Amt gedankt, so die Mitteilung. Ebenso drückt der Orden seine Dankbarkeit gegenüber dem Papst und seinem Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin aus, „für ihr Interesse an und Sorge für den Orden“.

Unklar ist nun, wer der „Päpstliche Delegat“ sein wird, den Franziskus zur „spirituellen Erneuerung des Ordens“, besonders seiner – zölibatär lebenden – Professritter bestellen werde. Der Souveräne Malteser-Orden werde mit diesem jedoch „voll kooperieren“, teilte der Orden mit. (CNA Deutsch)

Vatikan/Türkei: Papst ernennt Padovese-Nachfolger ad interim

Papst Benedikt hat am Samstag einen Interims-Nachfolger für den ermordeten Bischof Luigi Padovese ernannt. Padoveses italienischer Landsmann, Erzbischof Ruggero Franceschini, wird der neue Apostolische Administrator für Anatolien in der Türkei. Der 70-jährige Kapuziner, der in den 90-er Jahren schon einmal Apostolischer Vikar von Anatolien war, ist derzeit Erzbischof im westtürkischen Izmir. Ein Apostolischer Administrator kann vom Papst eingesetzt werden, um eine vakante Diözese bis zur Ernennung eines neuen Bischofs zu leiten.
„Die Aufgabe wird nicht leicht“, meint Franceschini im Gespräch mit uns, „denn die christliche Gemeinschaft in Anatolien ist völlig verunsichert; aber es ist eine Gemeinschaft von jungen Leuten, die diese schwierigen Momente überwinden wollen. Ich habe mit den jungen Leuten gesprochen, und die sagen, dass sich in ihre Gemeinschaft viele Moslems sozusagen infiltriert haben – vielleicht hätte man da besser aufpassen sollen… Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, wir werden alles tun, um diese schöne, kleine Gemeinschaft wieder aufleben zu lassen.“
Padovese war am 3. Juni von seinem Fahrer, einem jungen Moslem, erstochen worden. Für Franceschini – der damit auch dem Vatikan widerspricht – deutet alles auf ein islamisches Tatmotiv hin.
„Ich war vor zwei Tagen dort und habe viel Wut erlebt, vor allem aber Tränen – die Menschen dort haben ihren geistlichen Führer verloren und sehen jetzt keine Zukunft mehr für sich.“
Die sterblichen Überreste Padoveses sind derzeit in einem Kapuzinerkloster in Mailand aufgebahrt; Tausende defilieren täglich daran vorüber. Am Montag wird der ermordete Bischof feierlich beigesetzt. Dazu werden im Mailänder Dom 40 Bischöfe aus ganz Europa erwartet; aus Deutschland kommt der frühere Münchener Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter. Der Heilige Stuhl schickt seinen früheren Nuntius in der Türkei (und übrigens auch in Österreich), Erzbischof Edmund Farhat. (rv)