„Der Papst kommt nicht, um Lektionen zu erteilen“

In zwei Wochen wird Benedikt XVI. nach Benin reisen – warum gerade nach Benin? Päpste besuchen – das ist ein Teil der Antwort – immer nur politisch stabile Staaten; nicht jede Destination in Afrika ist also möglich. Das kleine Benin hingegen erfüllt die Kriterien der päpstlichen Reiseplaner. Zwar ist es schon das dritte Mal, dass ein Papst nach Benin kommt, aber dieses Mal ist mit den anderen nicht zu vergleichen aufgrund seiner Tragweite. Das denkt der Priester und Intellektuelle André Quenum, Leiter der katholischen Wochenzeitung „La Croix du Benin" und Pressesprecher des Papstbesuches. Er sagte uns in einem Interview:

„Der Papst kommt nach Benin, aber nicht nur für Benin, sondern für ganz Afrika. Er unterzeichnet und überreicht eine wichtige Botschaft, die Postsynodale Exhortation der Afrika-Synode. Die Leute von Benin sollen verstehen, dass das hier ein großer Besuch ist, dass der Papst mit einer Botschaft kommt, die sich an ganz Afrika richtet, damit Afrika sich erhebt und den Weg der Versöhnung einschlägt, der Gerechtigkeit und des Friedens."

André Quenum ist fest davon überzeugt, dass es keine rein innerkatholische Botschaft ist, die Benedikt im Gepäck hat.

„Christen und Nichtchristen sollen die Themen verstehen, die der Papst hier entwickeln wird. Und sie sollen verstehen, dass die Kirche hier auf einem Weg der Hoffnung ist. Afrika hat alles, was es braucht: Es hat Brot, es hat Wasser. Aber es kann sie nicht nutzen, weil es Konflikte und Ungleichheiten gibt. Von Versöhnung sprechen und von Gerechtigkeit sprechen, das ist, worauf Afrika setzen muss, damit der Frieden Wirklichkeit wird. Die Kirche kommt nicht, um hier Lektionen zu erteilen, sondern sie stellt sich in den Dienst dieser Sache."

Was drinsteht in der Botschaft des Papstes an den afrikanischen Kontinent, ist naturgemäß noch nicht bekannt. Doch die Neugier ist groß. Entsprechend panafrikanisch sind die Anfragen, die auf einer ganz handgreiflichen logistischen Ebene die Vorbereiter der Papstreise erreichen. Das Stadion in Cotonou hat eine begrenzte Kapazität, 55.000 Menschen finden dort Platz – viel weniger, als kommen wollen. André Quenum sagt:

„Für die drei Tage des Papstbesuchs versuchen wir ein System zu finden, das der Mehrheit der Pilger das Gefühl gibt, dabei zu sein. Nicht alle werden direkt an den Orten sein können, wo der Papst ist: aus Sicherheitsgründen und auch, weil die Orte so klein sind."

Hintergrund
Der Papst unternimmt vom 18. bis 20. November seine Pastoralreise in den westafrikanischen Staat Benin. Bei seinem zweiten Afrikabesuch wird er das Schlussdokument der Afrikasynode vom Oktober 2009 veröffentlichen. Zudem feiert er mit den Gläubigen den Beginn der katholischen Mission in dem westafrikanischen Land vor 150 Jahren. Benedikt XVI. folgt mit der Reise einer Einladung von Staatspräsident Yayi Boni und seiner Regierung sowie der Bischofskonferenz von Benin. Die Afrikasynode hatte vom 4. bis 25. Oktober 2009 im Vatikan unter dem Motto „Die Kirche in Afrika im Dienst für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden" getagt. Das Schlussdokument soll Grundlage für die Pastoral der Kirche in den kommenden Jahren sein. (rv)