Generalaudienz: Rückblick auf drei Tage in der Türkei

Vatikanplatz

Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz Rückschau auf seine Reise in die Türkei gehalten. Vor den rund 10.000 Pilgern und Besuchern, die sich trotz Regens auf dem Petersplatz eingefunden hatten, bedankte sich der Papst öffentlich beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem Premierminister Ahmet Davutoğlu, bei den türkischen Bischöfen und Katholiken sowie beim Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, dem die Reise in erster Linie galt. Der erste Tag habe der Politik gegolten; in der Verfassung der Türkei mit ihrer fast ausschließlich muslimischen Bevölkerung sei die Trennung von Staat und Religion festgehalten, erklärte Franziskus.

„Wir haben mit den Autoritäten über Gewalt gesprochen. Es ist das Vergessen Gottes, nicht seine Verherrlichung, die Gewalt hervorbringt. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass Christen und Muslime sich gemeinsam für Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, und dass jeder Staat seinen Bürgern und Religionsgemeinschaften echte Kultfreiheit und Ausübung ihres Glaubens gewährleisten muss.“

Franziskus verwies an dieser Stelle auch auf die christlich-muslimische Dialoggruppe, die unter der Leitung des Päpstlichen Dialogrates heute im Vatikan tagt; der Papst hatte die Gruppe vor der Generalaudienz begrüßt.

Am zweiten Tag der Visite hatte Franziskus in Istanbul unter anderem die Blaue Moschee und das Museum Hagia Sophia aufgesucht, „einige Symbolorte der verschiedenen Konfessionen“, sagte Franziskus bei der Generalaudienz. Während dieser Besuche habe er „im Herzen die Anrufung des Herrn verspürt, Gott des Himmels und der Erde, barmherziger Vater der ganzen Menschheit“. In der Blauen Moschee hatte der Papst an der Seite des Muftis Rahmi Yaran eine Zeit lang mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen verharrt. An gleicher Stelle hatte auch Papst Benedikt XVI. bei seiner Türkei-Reise 2006 innegehalten, ohne dabei aber die Hände zu falten. Mittelpunkt des Tages sei eine Heilige Messe mit Gläubigen und Würdenträgern der verschiedenen katholischen Riten in der Kathedrale gewesen, fuhr Franziskus fort.

„Das Volk Gottes ist im Reichtum seiner Traditionen und Äußerungen dazu gerufen, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen, in einer beständigen Haltung der Öffnung und des Gehorsams. Das ist unser Weg des ökumenischen Dialogs und auch unsere innere Einheit als katholische Kirche – der, der alles macht, ist der Heilige Geist. Unsere Aufgabe ist es, ihn machen zu lassen, ihn aufzunehmen und seinen Eingebungen zu folgen.“

Am dritten Tag: das Fest des Apostels Andreas, Patron der orthodoxen Kirche – der „ideale Anlass, um die brüderlichen Beziehungen“ zu bestärken, die „zwischen dem Bischof von Rom, Nachfolger des Petrus, und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Nachfolger des Andreas“, bestehen.

„Ich habe mit Seiner Heiligkeit Bartholomaios I. die gemeinsame Verpflichtung erneuert, auf dem Weg der Wiederherstellung der vollen Einheit zwischen Katholiken und Orthodoxen voranzuschreiten.“

Die gemeinsame Erklärung, die der Papst und der Patriarch nach der Göttlichen Liturgie unterzeichneten, sei ein weiterer Markstein auf diesem Weg, sagte Franziskus. Besonders berührt habe ihn die letzte Begegnung dieser Reise, bekannte der Papst auf dem Petersplatz. Sie galt einer Gruppe Jugendlicher Flüchtlinge überwiegend aus Syrien und Afrika, die von Salesianerpatres in Istanbul betreut werden.

„Das war sehr wichtig für mich, einige Flüchtlinge aus den Kriegszonen des Nahen Ostens zu treffen. Ich wollte ihnen meine Nähe und die der Kirche ausdrücken und auch den Wert der Aufnahme von Flüchtlingen unterstreichen, wobei die Türkei sich sehr engagiert hat. Ich danke einmal mehr der Türkei für die Aufnahme so vieler Flüchtlinge und auch den Salesianern, die dort diese schöne, versteckte Arbeit mit den Flüchtlingen leisten.“

Zum Schluss gab Franziskus seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Türkei zum „Ort des friedlichen Zusammenlebens zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen“ werden möge. (rv)