Vatikan-Finanz-Aufsichtsbehörde legt Jahresbericht vor

VatikanDie Anzeige verdächtiger Finanztransaktionen im Vatikanstaat ist im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen. Das sei vor allem ein Indiz für das zunehmende Funktionieren der Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Vatikanstaat. Das sagte René Brülhart, Direktor der Vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF), an diesem Mittwoch bei der Vorstellung des AIF-Jahresberichtes 2012 vor Journalisten:

„Im Jahr 2012 wurden uns sechs Verdachtsfälle gemeldet, wir wollen hier nicht ins Quantitative hineingehen, aber es ist schon ein Anzeichen dafür, dass das System, das man hier seit Ende 2010 begonnen hat, zu funktionieren beginnt, und das ist eigentlich ein sehr ermutigendes Zeichen."

Verdachtsmomente seien beispielsweise eine Nichtübereinstimmung von Kundenprofil und Finanzgebaren, plötzliche überhöhte Transaktionen oder ähnliches. Brülhart machte aber auch deutlich, dass es sich bei den Transaktionen des Heiligen Stuhles eben um den Finanzverkehr einer besonderen Art von Institution handele:

„Es geht hier nicht um Banken oder Fondsunternehmen oder Versicherungsgesellschaften, die auf einem freien Markt tätig sind, sondern es geht wirklich darum, wie der Heilige Stuhl seine Institutionen auch entsprechend mit einer finanziellen Struktur, mit einem finanziellen Umfeld unterstützen kann."

Um den Finanzverkehr dieser Strukturen auf korrekte Weise zu regeln, seien in den vergangenen Jahren einige wichtige Schritte unternommen worden, unter ihnen beispielsweise das durch Benedikt XVI. Ende 2010 erlassene Motu Proprio zur Vorbeugung und Abwehr illegaler Aktivitäten im Bereich des Finanz- und Währungswesens und die damit einhergehende Einrichtung der Finanzaufsichtsbehörde AIF:

„Es ist hier nicht per se ein wirtschaftlich gebundenes Umfeld, das wir haben, sondern es geht insbesondere darum, dass die Kirche gewisse Dienstleistungen braucht, die auch ermöglicht werden müssen. Dort muss man dann auch ein entsprechendes Verständnis schaffen und vor allem auch verstehen wo mögliche Risiken bestehen. Die stehen selbstverständlich auch in Zusammenhang mit gewissen Ländern, wo Sie vielleicht eher einen erhöhten Bargeldverkehr haben und wo es auch ein bisschen schwieriger ist, das zu kontrollieren."

Und genau da setze die Arbeit seiner Behörde an, so Brülhart. Um eine adäquate Kontrolle zu gewährleisten, müsse die Unabhängigkeit des Kontrollorgans garantiert sein und das sei im Vatikan der Fall.

Langfristig bemüht sich der Vatikan um eine Aufnahme auf die so genannte „Weiße Liste" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dieses Verzeichnis umfasst Staaten, deren Finanzgeschäfte internationalen Transparenz-Standards genügen. Im vergangenen Juli hatte der Vatikan eine einschlägige Prüfung durch das Expertenkomitee des Europarats Moneyval bestanden, die für eine derartige Aufnahme förderlich ist; nur in wenigen Kernpunkten waren Mängel konstatiert worden.

„Wir sind zur Zeit daran, diese Mängel, die vor allem den Aufsichtsbereich betreffen, aufzunehmen und im Rahmen gesetzlicher Anpassungen in den nächsten Monaten aufzuarbeiten und freuen uns, im Dezember dieses Jahres Moneyval dann wieder entsprechend Bericht zu erstatten."

Der an diesem Mittwoch vorgestellte Jahresbericht der Finanzaufsichtsbehörde geht insbesondere auf ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr ein. Darin wird die stetig zunehmende Zusammenarbeit mit Behörden auf internationaler Ebene, aber auch innerhalb des Vatikanstaates selbst hervorgehoben. Mehrere Absichtserklärungen für eine zukünftige engere Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern seien im Laufe des Jahres unterzeichnet worden, ein Trend, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen soll. (rv)