Papst: „Leid und Korruption sind Widerspruch zur Schöpfung“

Papst Benedikt XVI.Es war „ein Spaziergang durch das Glaubensuniversum“ – mit diesen Worten hat Papst Benedikt XVI. die diesjährigen Fastenexerzitien im Vatikan beschrieben. Er bedankte sich am Samstag beim Kurienkardinal Gianfranco Ravasi, der die Exerzitien in der Kapelle Redemptoris Mater geleitet hatte. Der vatikanische Kulturbeauftragte hatte Meditationstexte zum Thema „Kunst des Glaubens, Kunst des Gebetes“ vorgetragen. Dazu sagte der Papst zum Abschluss der Exerzitien:

„Mir ist bei diesen Meditationen in den Sinn gekommen, dass die Theologen des Mittelalters den Begriff „logos“ nicht nur mit dem Wort „verbum“ übersetzt hatten, sondern auch mit dem Stichwort „ars“. „Verbum“ und „ars“ sind austauschbar. Aber nur wenn man beide Begriffe zusammennimmt, war es für die mittelalterlichen Theologen ersichtlich, was die wahre Bedeutung des Wortes „logos“ ist. „Logos“ hat also nicht nur eine mathematische Bedeutung, vielmehr müsste man sagen, dass der Begriff sozusagen ein Herz hat, denn „Logos“ ist auch Liebe.“

Ähnlich sei es mit dem Begriff „Wahrheit“, so der Papst. Dieses Wort sei eng verbunden mit dem Ausdruck „Schönheit“. Diese Begriffe standen im Mittelpunkt der Erläuterungen Kardinal Ravasis. Er hatte ausgehend von den Psalmen und den alltäglichen Erfahrungen der Menschen seine Reflexionen erarbeitet.

„Dem Bibelwort „Er sah, dass es gut war“ des sechsten Tages der Schöpfung wird ständig widersprochen von dem Bösen in der Welt, und zwar durch Leid und Korruption. Man hat den Eindruck, dass das Böse ständig das Verlangen hat, die Schöpfung schmutzig zu machen, um Gott zu widersprechen und die Wahrheit und Schönheit Gottes unkenntlich zu machen. In einer solchen Welt, in der das Böse wirkt, erscheinen der „logos“, die ewige Schönheit und die „ars“ als „caput cruentatum“, als Haupt voll Leid und Wunden.“

Damit war das Bild des mit Dornen gekrönten Christus gemeint. Der fleischgewordene Sohn Gottes werde zum mit Dornen gekrönten „logos“, so der Papst.

„In dieser leidenden Figur des Sohnes Gottes beginnen wir aber die Tiefe der Schönheit zu sehen, die unser Schöpfer und Retter ist. Wir können auf diese Weise in der Stille der „dunklen Nacht“ das Wort Gottes hören. Glauben bedeutet also nichts anderes, als die Hand Gottes in der Dunkelheit der Welt zu berühren und in der Stille das Gotteswort zu hören sowie seine Liebe zu sehen.“

Benedikt XVI. bedankte sich bei allen, die die diesjährigen Fastenexerzitien im Vatikan organisiert haben. Eine Woche lang hatten sich die Kurienmitarbeiter zusammen mit dem Papst in der Marienkapelle im Apostolischen Palast getroffen, die mit Mosaiken des Jesuitenpaters Marko Ivan Rupnik ausgeschmückt ist.

„Gehen wir weiter auf diesen Spaziergang durch das geheimnisvolle Universum des Glaubens, damit wir immer mehr die Kraft haben, die Wahrheit zu hören, zu beten, zu verkünden und zu bezeugen. Das ist eine Wahrheit, die schön ist. Das ist eine Wahrheit, die Liebe ist.“

Auch bedankte sich der Papst nochmals bei allen für die achtjährige Zusammenarbeit.

„Ihr Kurienmitarbeiter habt zusammen mit mir mit eurer großen Kompetenz, Zuneigung, Liebe und Glaube die schwere Last des Petrusamtes mitgetragen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als euch allen zu danken, und auch wenn nun für mich die öffentlich sichtbare Gemeinschaft – wie dies Kardinal Ravasi bezeichnet hat – beendet wird, so werde ich mit euch allen geistig verbunden bleiben, und zwar durch das Gebet. Mit dieser Gewissheit blicken wir in die Zukunft, wobei wir sicher sind, das Gott sowie die Wahrheit, die Schönheit und die Liebe siegen werden. Euch allen danke ich!“ (rv)