Bischofsweihe in Görlitz: Deutschland braucht eine Kirche mit Profil

Gemeinsam mit seiner Kirche und mit den Nachbarkirchen an einem christlichen Europa bauen, dazu hat sich der neue Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt bekannt. Am Sonntag wurde er vom Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki zum Bischof geweiht und vom päpstlichen Nuntius Jean-Claude Périsset im Dom von Görlitz in sein Amt eingeführt. Görlitz ist mit etwa 30.000 Katholiken das kleinste deutsche Bistum. Der Bischofsstuhl war mit der Versetzung von Bischof Konrad Zdarsa nach Augsburg im Juli vergangenen Jahres vakant geworden.

Eine Kirche mit Profil
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke ging in seiner Predigt auf die Situation der Kirche in Deutschland, besonders aber in den östlichen Bundesländern ein. Sie müsse sich den Schwierigkeiten stellen und bereit sein zur Kreuzesnachfolge.

„Wir retten uns nicht dadurch, dass wir uns menschlich absichern, Imagekampagnen für die Kirche veranstalten, von allen möglichen Stategiepapieren das Heil erwarten. Nein: Es gehört zum Weg der Kirche, dass die Welt sich immerfort wundert, warum die Kirche nicht schon endgültig tot ist."

Auch in einer festlichen Stunde wie einer Bischofsweihe in einer Diasporakirche dürfe der Blick auf die Situation der Kirche, auf Schwierigkeiten und Krisen, nicht fehlen. Bischof Wanke nannte aber auch die Perspektive, unter der die Kirche heute zu sehen sei.

„Wir befinden uns heute in einer geschichtlichen Stunde der Kirche, wo diese Sicht der Kirche neu verinnerlicht werden muss. Es kann schon weh tun, wenn man merkt, wie äußere Stützen und Selbstverständlichkeiten religiös-kirchlicher Tradition wegbrechen. … Und doch: Hängen Glaube, Hoffnung und Liebe ab vom gesellschaftlichen Kurswert der Kirche und ihrer Repräsentanten? Das wirkliche Ansehen der Kirche und ihrer Botschaft hängt von anderen Faktoren ab. Es hängt von Menschen ab, die mit demütigem Selbstbewusstsein ihren Gottesglauben bekennen, die Solidarität üben und sich für die Schwachen einsetzen, und die tapfer zu ihren Gewissensüberzeugungen stehen, auch wenn sie keine Mehrheitsmeinung im Rücken haben. Freilich, dazu braucht es Profil."

Fremd und neu
Zum Abschluss der Feierlichkeiten bedankte sich der Neubischof bei allen Mitfeiernden. Mit Blick auf sein neues Bistum zitierte er den Psalmisten:

„’Auf dieses herrliche Land ist jetzt mein Los gefallen’. Das sind Brandenburg und Sachsen, das ist ein Teil des Sorbenlandes, der Spreewald, die Lausitz. Es wird für mich vieles fremd und neu sein…"

Aber wie sich bei den vielen Grüßen und Hilfen jetzt schon gezeigt habe, werde man das alles gemeinsam angehen. Einen besonderen Gruß richtete Bischof Ipolt auf Polnisch an seine neuen östlichen Nachbarn. Er hoffe auf eine Zusammenarbeit auf dem gemeinsamen Boden des Glaubens für ein christliches Europa. (rv)