Jugend-Vorsynode: „Wir fordern keine revolutionären Umstürze

Viele Kirchenverantwortliche im Vatikan sind wohl erleichtert darüber, dass die Jugendlichen, die an der Vorsynode in Rom teilnahmen, „keine revolutionären Umstürze“ in der Kirche fordern. Mit diesen Worten bilanziert Alina Oehler, eine der Teilnehmerinnen aus dem deutschen Sprachraum, die Arbeit der Vorsynode.

Persönlich freut sich die 27-jährige Theologin und Journalistin darüber, dass das Anliegen nach mehr Sichtbarkeit für Frauen in der katholischen Kirche ein universell geteiltes Thema war und im Dokument breiten Niederschlag fand. Und: das Interesse an der „Alten Messe“ unter jungen Leuten sei hoch.

Gudrun Sailer traf sich mit Alina Oehler zum Bilanzinterview in einem römischen Straßencafé.

Vatican News: Eine Vorsynode der Jugendlichen im Vatikan hat noch nie stattgefunden. Was kann das, was Sie da gemacht haben, mitsamt dem Text, den Sie dem Papst übergeben haben, für die Kirche bewirken?

Alina Oehler: „Ich hoffe natürlich, dass das geschieht, was in den letzten Tagen geschehen ist: dass die Hierarchie der Kirche uns aufmerksam zuhört und ernst nimmt, was Jugendliche sich von dieser Kirche wünschen und erhoffen. Denn die gute Nachricht für viele in der Hierarchie ist, dass wir keine revolutionären Umstürze gefordert haben, sondern in der Einleitung des Dokuments wird schon deutlich, dass wir diese Kirche lieben und in dieser Kirche Gott erfahren und dass wir sie nicht verändern wollen im Sinn: die Lehre muss komplett neu werden. Deswegen ermutige ich die Hierarchie der Kirche, sich das Dokument anzuschauen, weil wir nicht die revolutionäre Generation sind, die alles ändern möchte, wovor viele, glaube ich, Angst hatten.“

Vatican News: Was hat Ihnen im Dokument gefehlt?

Alina Oehler: „Ich finde, es ist eigentlich viel darin für die wenigen Tage und die vielen Hintergründe, aus denen die Jugendlichen kamen. Für mich persönlich wurde im Gespräch mit anderen deutlich, dass die Anliegen der asiatischen Jugendlichen zu wenig berücksichtig wurden. Ich als Deutsche kann das inhaltlich schlecht beurteilen, aber der Eindruck kam vermehrt. In der Hinsicht hätte das Dokument, meine ich, noch wachsen können, dass einfach die Lebensrealitäten der Jugendlichen außerhalb von Europa noch stärker Einfluss genommen hätten.“

Vatican News: Ihr persönliches Ziel war es, die Anliegen junger Frauen nach mehr Sichtbarkeit in der Kirche zu bestärken, in den Debatten wie auch im Dokument. Ist das aus Ihrer Sicht gelungen?

Alina Oehler: „Ich bin sehr glücklich damit, wie die Rolle der Frau in diesem Dokument auftaucht. An vier unterschiedlichen Stellen im Dokument ist davon die Rede, jeweils nicht in einem Halbsatz, sondern als ganzer Absatz. Für mich ist das sehr erfreulich und auch überraschend gewesen, dass es so breiten Raum einnimmt. Weil natürlich für mich persönlich war es ein wichtiges Anliegen – aber zu sehen, dass es über die Kontinente und über die verschiedenen Hintergründe hinweg ein gemeinsames Anliegen ist, von Afrikanern, von Asiaten, von Europäern, von Amerikanern, das finde ich ein sehr starkes Zeichen, und ich finde da ist es auch nicht zu viel gesagt, vielleicht das Wirken des Heiligen Geistes an der Stelle zu vermuten. Und ich hoffe, dass es so wahrgenommen wird.“

Vatican News: Sie sind in Ihrer journalistischen Arbeit auch als Befürworterin der christlichen Tradition in Erscheinung getreten. Welchen Stellenwert hatte die Debatte um christliche, katholische Tradition, bei der Jugendvorsynode? Gab es daran überhaupt ein Interesse?

Alina Oehler: „Ja, da gab es ein großes Interesse. Vor allem beim Thema Liturgie wurde das sehr deutlich. Das Thema außerordentliche Form des römischen Ritus kam häufig in den Diskussionen vor, das hat mich persönlich überrascht, über Ländergrenzen hinweg. Es hat im Dokument mit dieser konkreten Formulierung keinen Einzug gefunden, ich kann es nicht einschätzen wieso, weil ich nicht im Redaktionsteam am Ende war, vielleicht war die konkrete Nennung des Terminus zu wenig. Aber das Interesse der Jugend an traditionellen Formen von Liturgie hat Einzug ins Dokument genommen. Und auch das ist eine Realität, der man sich stellen muss.“ (Vatican News – gs)