Australischer Missbrauchsbericht stellt „massives Versagen“ fest: Zahlen und Reaktionen

SYDNEY – Der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher OP, hat sich in einer ersten Stellungnahme zum heute erschienen Abschlussbericht an die Opfer sexuellen Missbrauchs, die Mitglieder der Untersuchungskommission und Katholiken seines Bistums gewandt.

Dabei drückte der Oberhirte den Opfern seine Achtung und Anerkennung aus für den Mut, die an ihnen verübten Verbrechen der Kommission geschildert zu haben. Er entschuldigte erneut „beschämt“ bei den Opfern für kirchliches Versagen und betonte:

„Ich kann Ihnen versichern, dass ich keine Ruhe geben werde, und ich verpflichte mich und die katholische Kirche in Sydney, unser Bestes für Opfer des Missbrauchs zu geben, um sicherzustellen, dass dieses schreckliche Kapitel niemals wiederholt wird.“

Für die – in ihrer Glaubwürdigkeit tief erschütterte – Kirche habe der Bericht zudem weitreichende Konsequenzen.

„Wir werden, so bete ich, eine bescheidenere, reinere und mitfühlendere Kirche sein, als Folge der Arbeit der Kommission und der Überprüfung, die wir erhalten haben.“

Sein Amtsbruder in Melbourne, Erzbischof Denis Hart, entschuldigte sich ebenfalls und kündigte an, die Kirche werde weiter mit Opfern und Angehörigen daran arbeiten, dass kein weiterer Kindesmissbrauch möglich ist. Er betonte gegenüber dem Sender „Sky News“, dass die Empfehlung der Kommission, das Beichtgeheimnis in Missbrauchsfällen zu verletzen, verständlich sei, die Kirche aber Missbrauchsfälle nicht erst aus dem Beichtstuhl heraus melden kann oder sollte.

Erzbischof Fisher sagte in seiner Stellungnahme, er bete „weiterhin für Gerechtigkeit und Heilung der Opfer; für Weisheit und Mitgefühl für Entscheidungsträger und Pfleger; für die Reue der Täter; um Gnade für jene, die versucht sind, den Glauben oder die Hoffnung zu verlieren; für Sicherheit für alle jungen Menschen; und um Trost für alle Betroffenen.“ Er bitte alle gläubigen Menschen, ihn in diesem Gebet zu begleiten, so der Dominikaner und Erzbischof.

„Eine nationale Tragödie“

Fünf Jahre lang hat Australiens Royal Commission ihre Arbeit verrichtet, bevor sie – am heutigen Freitag Ortszeit – ihren Untersuchungsbericht vorlegte. Dieser konstatiert, dass zahlreiche Institutionen, darunter Religionsgemeinschaften, „massiv versagt“ haben, und ihnen anvertraute Kinder nicht vor Missbrauch schützten, besonders in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren im Fall der Kirche.

Der Abschlussbericht macht über 400 Empfehlungen, darunter auch zu konkret katholischen Themen wie Zölibat und Beichte, und stellt grundsätzlich fest:

„Zehntausende Kinder wurden in vielen australischen Institutionen sexuell missbraucht. Die genaue Zahl an Opfern wird niemals festzustellen sein. (…) Die führenden Institutionen der Gesellschaft haben massiv versagt.“

Als „Kommission Ihrer Majestät“ genießt eine Royal Commission weitreichende juristische Vollmachten, mehr als jede andere: Selbst Australiens Regierung kann in deren Arbeit nicht mehr eingreifen, wenn diese erst einmal begonnen hat. Über 8.000 Zeugenaussagen hat die Royal Commission angehört, seit 2013 über 2.500 Verdachtsfälle an Behörden gemeldet: Fälle von Missbrauch in Sportvereinen und Schulen, in religiösen Einrichtungen und an staatlichen Institutionen.

Die Zahlen zeigen: Der meiste Missbrauch wurde an Kindern verübt, für die nicht daheim bei der eigenen Familie gesorgt wurde..

Als „Kommission Ihrer Majestät“ genießt eine Royal Commission weitreichende juristische Vollmachten, mehr als jede andere: Selbst Australiens Regierung kann in deren Arbeit nicht mehr eingreifen, wenn diese erst einmal begonnen hat. Über 8.000 Zeugenaussagen hat die Royal Commission angehört, seit 2013 über 2.500 Verdachtsfälle an Behörden gemeldet: Fälle von Missbrauch in Sportvereinen und Schulen, in religiösen Einrichtungen und an staatlichen Institutionen.

Die Zahlen zeigen: Der meiste Missbrauch wurde an Kindern verübt, für die nicht daheim bei der eigenen Familie gesorgt wurde..

Fast zweitausend kirchliche Täter

Insgesamt wurden 384 Diözesanpriester, 188 Ordenspriester, 597 Ordensbrüder und auch 96 Schwestern für verdächtig befunden, Kinder seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sexuell missbraucht haben. Somit stehen 1.880 Personen im Verdacht, an katholischen Einrichtungen sexuelle Gewalt gegen Minderjährige verübt zu haben.

Unter Orden ist der Anteil der Täter bei den „St. John of God Brothers“ besonders hoch: 40 Prozent der Ordensmitglieder sollen sich sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben. Aber auch 20 Prozent aller Mitglieder der „Christian Brothers“, der Salesianer und der Maristen-Schulbrüder sollen sich an Schutzbefohlenen vergangen haben. (CNA Deutsch)