Vatileaks 2: Prozess hat begonnen

Vatileaks II.Alle fünf Angeklagten im sogenannten Vatileaks 2-Fall waren an diesem Dienstag bei der Eröffnung des Prozesses im Vatikan anwesend. Es handelt sich um dasselbe Gericht, das vor drei Jahren den damaligen Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., Paolo Gabriele, wegen Dokumentendiebstahls verurteilt hatte. Erstmals werden jetzt auch Journalisten angeklagt, die die Vatikan-internen Dokumente veröffentlicht haben. Es handelt sich um die beiden Italiener Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi.

Auch die drei ehemaligen Vatikan-Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungskommission Cosea, Monsignore Lucio Vallejo Balda, Francesca Immacolata Chaouqui und Nicola Maio saßen im Gerichtssaal. Chaouqui protestierte vor Prozessbeginn, weil sie nicht ihre „persönliche Anwältin“ mitnehmen durfte. Auch der Journalist Nuzzi verwies vor Prozessbeginn darauf, dass er einen Pflichtverteidiger vom Vatikan erhalten habe. Der Vatikan erläuterte, dass nur jene Anwälte zugelassen werden, „die an der Römischen Rota akkreditiert sind“. Insgesamt rund 1.000 Seiten betragen die Anklage-Unterlagen. Darin werden die Gespräche und Verhöre der Angeklagten aufgeführt.

Der Auftakt zum Prozess dauerte etwas länger als eine Stunde. Zwei Anträge von Angeklagten wurden abgewiesen: Monsignore Vallejo Balda bat um Prozessverschiebung, da er seinen Pflichtverteidiger erst seit Montag kennt. Der zweite abgewiesene Antrag kam vom Journalisten Fittipaldi, der um Prozessaufhebung für sich selber nachsuchte. Am kommenden Samstag um 12.30 Uhr sollen die Beweise beim zweiten Teil des Prozesses vorgelegt werden, für Montag, 30. November, ist der nächste Gerichtstermin angesetzt. Gegenüber Journalisten im Gerichtssaal sagte Vallejo Balda, dass er mit einem „schnellen Verfahren“ rechne.

Alle fünf werden von der vatikanischen Untersuchungsbehörde beschuldigt, unrechtmäßig interne Dokumente in der Öffentlichkeit verbreitet zu haben. Sie riskieren zwischen vier und acht Jahre Gefängnis.

Proteste gegen die Anschuldigungen kommen derweil von Presse-Verbänden und von der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Der Verband der im Vatikan akkreditierten Journalisten hat sich ebenfalls gegen die Anklage Nuzzis und Fittipaldis ausgesprochen. (rv)