Trotz Abkommens mit Vatikan: China zerstört zwei marianische Heiligtümer

PEKING – Trotz des Abkommens mit dem Vatikan treibt die Regierung Chinas die „Sinisierung“ der Kirche im Land gezielt voran: Arbeiter und Behörden haben diese Woche zwei weitere Marienheiligtümer abgerissen.

Berichten von „AsiaNews“ zufolge zerstörten Regierungsbeamte die Marienheiligtümer Unserer Lieben Frau der sieben Leiden in Dongergou (Shanxi) und Unserer Lieben Frau der Glückseligkeit, auch bekannt als Unsere Liebe Frau vom Berg, in Anlong (Guizhou).

Die Schreine waren Pilgerstätten sowohl für die offizielle, gleichgeschaltete „patriotische chinesisch-katholische“ Kirche als auch für die im Untergrund überlebende katholische Kirche in China.

Videos, die von Einheimischen aufgenommen und diese Woche auf „AsiaNews“ veröffentlicht wurden, zeigen Behörden, wie sie mit Kränen Statuen von den beiden Marienschreinen entfernen; in einem anderen Video sind Presslufthämmer zu hören, die den Schrein der Jungfrau der Glückseligkeit zerstören.

Die Abrisse sind die jüngsten einer Reihe von Aktionen gegen religiöse Stätten, die im Laufe des Jahres 2018 fortgesetzt wurden.

Die Behörden behaupten, dass der Schrein in Anlong zerstört wurde, weil ihm die notwendigen Baugenehmigungen fehlten. Lokale Katholiken erzählten „AsiaNews“, dass sie glauben, dass die Zerstörungen Teil der sogenannten „Sinisierung“ der Kommunistischen Partei seien, um die katholische Kirche stärker mit dem Verständnis der Regierung für die chinesische Kultur, Gesellschaft und Politik in Einklang zu bringen.

Im vergangenen Monat teilte der Heilige Stuhl mit, dass Papst Franziskus ein Abkommen mit der chinesischen Regierung unterzeichnet habe, um die Situation der chinesischen Katholiken zu normalisieren.

Bis dato ist die Kirche in der – offiziell atheistischen – Volksrepublik gespalten zwischen der „Untergrundkirche“, die loyal zu Rom stand, sowie der staatlichen „Chinesischen Patriotischen Katholischen Vereinigung“, die der Regierung und nicht dem Vatikan gegenüber loyal ist.

Durch das Abkommen – für das Papst Franziskus betonte, persönlich die Verantwortung zu übernehmen – sollen beide Teile vereint werden.

Doch der Deal, den Rom als „pastoral, nicht politisch“ bezeichnet hat, wurde von Menschenrechtsgruppen und einigen Kirchenführern, darunter Kardinal Joseph Zen, scharf kritisiert. Sie sehen darin unter anderem einen Ausverkauf der seit Jahrzehnten verfolgten, romtreuen Katholiken an die Kommunistische Regierung.

Im Zuge des als „vorläufig“ bezeichneten Abkommens hat Papst Franziskus die sieben bislang exkommunizierten Bischöfe anerkennen lassen, die von der chinesischen Regierung ernannt wurden.

Während die genauen Inhalte des Abkommens unbekannt sind, gab der Vatikan im September bekannt, dass Franziskus die Exkommunikation von sieben illegal geweihten Bischöfen nach der Unterzeichnung eines vorläufigen Abkommens mit der chinesischen Regierung aufgehoben habe.

Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung wird die Regierung Pekings offenbar Kandidaten für das Amt des Bischofs vorschlagen; der Papst kann dann die endgültige Genehmigung erteilen – und eventuell wohl auch ablehnen.

Unklar ist jedoch, ob und wie der Vatikan letztlich wirklich neue Bischöfe ernennt oder eine Auswahl staatlicher Kandidaten nur noch vorgesetzt bekommt, und wie es mit den Katholiken im Untergrund weitergeht.

Dass diese zumindest weiter leiden müssen, räumte Franziskus auf seinem Rückflug aus dem Baltikum gegenüber Journalisten ein, wie CNA Deutsch berichtete.

Zwei von der kommunistischen Regierung ernannte Bischöfe nahmen an der Jugendsynode in Rom teil. Einer von ihnen, Bischof Joseph Guo Jincai, wurde zum Zeitpunkt seiner Ernennung im Jahr 2010 von Rom exkommuniziert. Nun wurde er von Papst Franziskus zur Synode persönlich begrüßt.

Im Dezember wurde eine katholische Kirche in der Provinz Shaanxi vollständig zerstört, obwohl sie laut „AsiaNews“ zuvor die notwendigen rechtlichen Genehmigungen vom Büro für religiöse Angelegenheiten erhalten hatte.

Ende Februar haben die lokalen Regierungsbehörden die Kreuze, Statuen und Glockentürme gewaltsam aus einer katholischen Kirche entfernt, so ein Bericht der „Union of Catholic Asian News“.

Im Mai berichtete die Menschenrechtsorganisation China Aid, dass eine christliche Kirche in der chinesischen Provinz Henan „vollständig zerstört“ worden sei, und 40 Gemeindemitglieder, die versuchten, die Zerstörung zu stoppen, wurden festgenommen. CNA Deutsch berichtete.

Anfang Juni wurde der Kreuzweg im Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel in der chinesischen Provinz Henan, einem beliebten Wallfahrtsort für viele Katholiken, von den lokalen Regierungsbehörden ohne Angabe von Gründen abgerissen. CNA Deutsche berichtete.

Im Juli haben Regierungsbeamte die katholische Kirche von Liangwang in der Provinz Shandong terrorisiert, obwohl der Standort kürzlich eine Regierungsgenehmigung für den legalen Betrieb als Kirche erhalten hat.

Seitdem der „Präsident auf Lebenszeit“ der Volksrepublik, Xi Jinping, im Frühjahr 2018 die Aufsicht über die katholische Kirche im Land direkt der Kommunistischen Partei unterstellte, haben sich die Repressalien weiter verschärft.

Im Februar traten neue Vorschriften zur Religionsausübung in Kraft, darunter ein Verbot für Kinder und Jugendliche, Kirchen auch nur zu betreten.

Im September hat die chinesische Regierung die Evangelisierung – die Verbreitung christlicher Inhalte – weiter eingeschränkt. In China ist es verboten, Gebete, Katechesen oder Predigten online zu veröffentlichen oder in den Sozialen Medien zu teilen. CNA Deutsch berichtete.

Während Kardinal Zen in seinem Artikel diese Woche die Verletzungen der Religionsfreiheit verurteilte, warnte er den Klerus der Untergrund-Kirche davor, eine „Revolution“ zu starten.

„Den Bischöfen und Priestern im Untergrund kann ich nur das sagen: Bitte, zettelt keine Revolution an. Sienehmen euch eure Kirchen? Ihr könnt nicht mehr zelebrieren? Geht in die Häuser und betet mit euren Familien. Wartet auf bessere Zeiten. Kehrt zurück in die Katakomben. Der Kommunismus währt nicht ewig“.

(CNA Deutsch)

China: Kardinal Zen bittet treue Katholiken, in die Katakomben zurückzukehren

Das Abkommen zwischen Vatikan und Volksrepublik ist ein „Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China“, warnt Hong Kongs Bischof emeritus.

VATIKANSTADT , 26 October, 2018 / 7:56 AM (CNA Deutsch).-

In einem dramatischen Kommentar in der „New York Times“ hat der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, angesichts des umstrittenen Abkommens zwischen Vatikan und Volksrepublik die Katholiken Chinas aufgefordert, „in die Katakomben“ zurückzukehren.

Der chinesische Würdenträger wendet sich in seinem Artikel, der am 24. Oktober veröffentlicht wurde, direkt an die treuen Katholiken im Untergrund.

„Den Bischöfen und Priestern im Untergrund kann ich nur das sagen: Bitte, zettelt keine Revolution an. Sie nehmen euch eure Kirchen? Ihr könnt nicht mehr zelebrieren? Geht in die Häuser und betet mit euren Familien. Wartet auf bessere Zeiten. Kehrt zurück in die Katakomben. Der Kommunismus währt nicht ewig“.

Unter der Überschrift „Der Papst versteht China nicht“ schreibt der Kardinal, der auch in mehreren chinesischen Priesterseminaren unterrichtet hat, das „vorläufige“ Abkommen zwischen der kommunistischen Regierung und dem Vatikan sei „ein bedeutender Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China.“

Im Gegensatz zu „Papst Franziskus, einem Argentinier, der scheinbar die Kommunisten nicht versteht“ würde er China kennen, schreibt Zen: Franziskus sei „sehr pastoral und kommt aus Südamerika, wo sich historisch gesehen die Militärregierungen und die Reichen verbünden, um die Armen zu unterdrücken. Und wer tauchte dort auf, um sie zu verteidigen? Die Kommunisten. Möglicherweise sogar einige Jesuiten“.

„Franziskus mag eine natürliche Sympathie für die Kommunisten haben, denn für ihn sind sie die Verfolgten. Er kennt sie nicht als die Verfolger, die sie werden, wenn sie einmal an der Macht sind, wie die Kommunisten in China.“

Der emeritierte Bischof von Hongkong erinnerte daran, dass „der Heilige Stuhl und Peking die Beziehungen in den 1950er Jahren abgebrochen hatten. Die Katholiken und andere Gläubige wurden verhaftet und in Arbeitslager geschickt. Ich kehrte 1974, während der Kulturrevolution, nach China zurück; und die Situation war schrecklich – jenseits jeglicher Vorstellung. Eine ganze Nation in Sklaverei. Wir vergessen diese Dinge zu schnell. Wir haben auch vergessen, dass man nie eine echte Übereinkunft mit einem totalitären Regime erreichen kann.“

„China hat sich seit den 1980er Jahren geöffnet, aber auch heute noch ist alles unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas. Die offizielle Kirche in China wird von der sogenannten Patriotischen Vereinigung und der Bischofskonferenz kontrolliert, die beide unter der Fuchtel der Partei stehen“.

Bischof Zen hob hervor, dass Kardinal Josef Tomko, der von 1985 bis 2002 Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker war, „den Kommunismus verstanden hatte und weise war.“

Seiner Meinung nach änderten sich die Dinge, als Kardinal Tomko im Jahr 2002 in Ruhestand ging. Obwohl eine Sonderkommission für die Themen der Kirche in China eingerichtet wurde, der auch Kardinal Zen angehörte, verschlimmerten sich die Zustände.

Der Kardinal betonte, dass es mit Papst Benedikt XVI. neue Hoffnung gegeben habe.

Aber als dieser im Jahr 2007 seinen Brief an die Kirche Chinas herausbrachte, geschah etwas Unglaubliches. Die chinesische Übersetzung wurde mit Fehlern veröffentlicht, einschließlich einem, der sehr bedeutend war, und absichtlich zu sein schien.

Der Text verbreitete sich in der falschen Fassung, obwohl der Vatikan ihn korrigiert hatte, so Zen.

Das führte dazu, dass „einige Bischöfe den historischen Brief Benedikts als Ermutigung verstanden, der staatlich sanktionierten Kirche beizutreten“, während er im Gegenteil eine Kritik des Regimes war.

„Franziskus will nach China kommen. Alle Päpste wollten nach China, angefangen mit Johannes Paul II. Aber was brachte der Besuch Franziskus´ in Kuba im Jahr 2015 der Kirche? Was der kubanischen Bevölkerung? Fast nichts. Hat der die Gebrüder Castro bekehrt?“

Aufgrund der aktuellen Restriktionen der chinesischen Regierung gegen die Kirche „sagen mir Untergrund-Priester vom Festland, dass sie ihren Pfarreimitgliedern abraten, zur Messe zu kommen, damit sie nicht verhaftet werden“, so Zen.

„Vernichtung der wahren Kirche in China“

Hinsichtlich der Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen stellt der Kardinal die Frage:

„Aber was bringt es, das letzte Wort zu haben, wenn China schon vorher alle Wörter haben wird? In der Theorie kann der Papst die Ernennung eines jeden Bischofs verbieten, der ihm nicht würdig erscheint, aber wie viele Male wird er das in Realität tun können?“

Über die chinesischen Bischöfe, die an der Synode teilnehmen, sagte Kardinal Zen, dass beide „der chinesischen Regierung nahe stehen“ und „ihre Präsenz bei der Versammlung eine Beleidigung für die guten Bischöfe in China war.“

In der offiziellen Kirche, die vom Regime kontrolliert wird, gibt es derzeit „70 Bischöfe und in der Untergrund-Kirche circa 30. Die chinesischen Behörden sagen: Ihr erkennt unsere sieben (illegitimen) Bischöfe an und wir erkennen eure 30 an. Das hört sich wie ein guter Tausch an. Aber können diese 30 dann noch als Untergrund-Bischöfe wirken? Sicherlich nicht.“

„Sie werden gezwungen sein, der sogenannten Bischofskonferenz beizutreten. Sie werden gezwungen sein, sich den anderen in diesem Vogelkäfig anzuschließen und eine Minderheit darin sein. Das Abkommen des Vatikans, das im Namen der Einheit der Kirche in China getroffen wurde, bedeutet die Vernichtung der wahren Kirche in China.“

„Wenn ich ein Karikaturist wäre, würde ich den Heiligen Vater auf Knien zeichnen, während er Präsident Xi Jinping die Schlüssel des Himmelreiches anbieten und sagt: ‚Bitte erkenne mich als Papst an'“, schreibt der Kardinal.

Nach Unterzeichnung der Vereinbarung konnten zwei von der Volksrepublik eingesetzte chinesische Bischöfe an der Jugendsynode teilnehmen, die noch bis zum 28. Oktober stattfinden wird. Diese Bischöfe haben den Papst eingeladen, China zu besuchen.

Im aktuellen Monat Oktober haben die Behörden in China in drei Diözesen des Landes eine Offensive gegen Kreuze und Strukturen der Kirche gestartet.
Auf dem Rückflug von seiner Reise nach Lettland, Litauen und Estland erklärte Papst Franziskus Ende September zu den Journalisten: „Ich bin der Verantwortliche“ für diese Vereinbarung.

Bezüglich der sieben Bischöfe, die sich nicht in Gemeinschaft mit der Kirche befanden – wie der Volkskongress-Abgeordnete Bischof Guo Jincai, der an der Synode teilnimmt – erklärte Franziskus, dass „sie Fall für Fall studiert wurden. Die Akten eines jeden Bischofs lagen am Ende auf meinem Schreibtisch und ich war für die Unterzeichnung eines jeden Falles der Verantwortliche.“

Der Papst hat auch das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in einer Öffentlichen Botschaft verteidigt. Darin fordert Franziskus die Katholiken auf, „gute Bürger“ zu sein, sich um „Dialog“ und „Versöhnung“ zu bemühen. (CNA Deutsch)

Abgesetzter Bischof behauptet: „Wurde aus Rache aus meinem Amt entfernt“

MEMPHIS (TENNESSEE) – Einen Tag nach seiner Absetzung durch Papst Franziskus hat Bischof Martin Holley von Memphis gegenüber CNA gesagt, dass er nichts zu verbergen hat und transparent sein möchte über die Gründe seiner Amtsenthebung.

Holley sagt, er habe sein Amt weder wegen Misswirtschaft verloren, noch gebe es gegen ihn Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens.

Stattdessen glaubt er, dass er auf Geheiß von Kardinal Donald Wuerl abgesetzt wurde, dem ehemaligen Erzbischof von Washington. Wuerl habe den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Christophe Pierre, beeinflusst oder mit ihm zusammengearbeitet, um ihn aus dem bischöflichen Dienst zu entfernen.

Bischof Holley betont, dass er nichts zu verbergen hat.

Der Bischof wurde von Papst Franziskus aus der Rolle des Diözesanbischofs am 24. Oktober entlassen, nachdem im Juni der Vatikan Holleys Amtsführung der Diözese untersucht hatte.

Anlass für diese Untersuchung wiederum war die Kritik an der Entscheidung von Holley, im Jahr 2017 bis zu zwei Drittel der 60 aktiven Priester in der Diözese neu einzusetzen sowie seine Ernennung eines kanadischen Priesters, Pater Clement Machado, zum Generalvikar und Kanzler der Diözese Memphis.

Vatikansprecher Greg Burke sagte Reportern am Mittwoch, Holley sei wegen seines „Managements der Diözese“ entlassen worden.

Burke fügte hinzu, dass es gegen Holley keine Vorwürfe von Missbrauch oder Vertuschung gebe, die zu seiner Enthebung geführt hätten. Auch Holley selber sagte gegenüber CNA, dass eine vor Jahrzehnten gemachte Behauptung über sexuelles Fehlverhalten, die in einigen Medien erwähnt wird, nicht der Grund für seine Entlassung sei.

Kardinal Donald Wuerl

Was also ist geschehen? Holley erzählte CNA, dass im Jahr 2012 Wuerl für den hochrangigen Posten des Staatssekretärs des Vatikans in Betracht gezogen wurde. Holley war damals Weihbischof in der Erzdiözese Washington, die Wuerl leitete.

Papst Benedikt XVI. habe Holley gebeten, sich zur möglichen Ernennung von Wuerl zu äußern – und Holley habe Bedenken über die Eignung Wuerls für die Rolle angemeldet.

Wuerl wurde nicht in das Amt im Vatikan berufen, und Holley sagte, dass seine Entlassung aus der Diözese Memphis die „Rache“ des Kardinals dafür sei.

Holley sagte CNA, dass Wuerl seit dieser Zeit „Verachtung“ für ihn empfinde: „Er wollte etwas, und ich stand ihm dabei im Weg“.

Wuerl wurde 2013 von Papst Franziskus zum Mitglied der Vatikanischen Bischofskongregation ernannt, noch bevor Holley Bischof von Memphis wurde. Die Kongregation ist für die Aufsicht der Bischöfe weltweit verantwortlich.

Wuerl und Kardinal Blase Cupich von Chicago sind die einzigen amerikanischen Mitglieder der Kongregation.

Laut Artikel 79 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus obliegt der Kongregation für die Bischöfe alles, „was die rechte Ausübung des pastoralen Dienstes der Bischöfe betrifft, wobei sie ihnen jedwede Unterstützung gewährt; es ist nämlich ihre Aufgabe, wenn es der Fall ist, in gemeinsamer Abstimmung mit den betreffenden Dikasterien allgemeine apostolische Visitationen anzusetzen und, gleichermaßen vorgehend, deren Ergebnisse auszuwerten sowie dem Papst vorzuschlagen, was demzufolge zweckmäßig zu entscheiden ist.“

Als Antwort auf Fragen zum Bericht von Holley und zur Beteiligung von Wuerl an der apostolischen Visitation sagte der Sprecher von Wuerl, Ed McFadden, gegenüber CNA lediglich, dass „es den Anschein hat, dass eine Apostolische Visitation, die in der Diözese Memphis stattfand sowie die Ergebnisse dieser Untersuchung einen gewissen Zusammenhang mit der Entlassung von Bischof Holley hatten“.

Ein hochrangiger Vertreter der Erzdiözese Washington informierte CNA, dass Holley damals weder ein enger Berater von Wuerl noch ein Mitglied des inneren Kreises des Kardinals war.

Eine andere, mit dem Fall eng vertraute Quelle sagte jedoch, dass Holley während seiner zweijährigen Amtszeit dreimal Wuerl eingeladen habe, in der Diözese Memphis zu sprechen.

Die Apostolische Visitation

Holley sagte gegenüber CNA, dass die Apostolische Visitation seiner Diözese im Juni unnötig gewesen sei, und ihr Zweck unklar.

Man habe ihm gesagt, dass der Besuch „nur dazu da sei, mir bei der Verwaltung der Diözese zu helfen. Ich brauchte aber keine Hilfe.“

Der Bischof sagte weiter, dass er, nachdem er als Bischof in Memphis eingesetzt worden war, auf den „Mangel an früherer Leitung, der hier herrschte“ aufmerksam wurde.

„Ich habe Dinge in Ordnung gebracht, die hier völlig durcheinander waren“, sagte er mit Blick auf die Verwaltung, Personal und kirchenrechtliche Arbeit.

Holley, der Afroamerikaner ist, sagte, aus „Rassismus“ hätten „einige Priester“ Widerstand geleistet. Einer von ihnen war laut Holley ein langjähriger Mitarbeiter von Wuerl.

Darauf hingewiesen, dass sein Vorgänger – Bischof Terry Steib – auch Afroamerikaner war, sagte Holley, dass sich „Vorurteile und Rassismus“ in der Diözese erst bemerkbar gemacht hätten, als er begann, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen.

Lokale Medien berichteten, dass mehrere Diözesanpriester Bedenken anmeldeten, nachdem Holley Geistliche versetzt hatte. Umstritten war auch dessen Schließung eines Netzwerks katholischer Schulen, die sein Vorgänger gegründet hatte.

Holley wurde auch für seine Ernennung von Machado zum Generalvikar und Kanzler kritisiert.

Machado war bis 2016 Mitglied der Gesellschaft Unserer Lieben Frau von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, einer Priestergesellschaft mit Sitz in Corpus Christi, Texas. Er wurde kurz nach Holleys Antritt offiziell in die Diözese Memphis versetzt – ohne die übliche Probezeit in solchen Inkardinationsverfahren.

„Machado ist nicht und war nicht das Problem“, sagte Holley zu CNA. „Wenn ich ihn so lange kenne, warum sollte ich ihn nicht einäschern?“

Machado, der behauptet, als Kind Visionen von der Seligen Jungfrau Maria gehabt zu haben, hat sich einen internationalen Ruf als Exorzist und Redner erworben. Im Jahr 2016 gab die Diözese Corpus Christi jedoch eine Warnung heraus, in der sie darauf hinwies, dass Machado „Exorzismen ohne die Erlaubnis des örtlichen Bürgers durchgeführt hat“.

Holley erklärte CNA, dass er eine langjährige Beziehung zu Machado hat und brachte ihn in die Diözese, weil er seine Hilfe brauchte. Er verfügte nicht über genügend Personal, um die administrativen Bedürfnisse der Diözese zu erfüllen, und er glaubte, dass Machado helfen könnte.

Machado trat am 29. Juni, kurz nach Abschluss der Visitation in der Diözese Memphis, von seinen Ämtern zurück. Er konzentriere sich auf den Abschluss seines Studiums des Kirchenrechts und vor Kurzem verwitwete Mutter, hieß es dazu in einer Mitteilung Holleys.

Vorwürfe des Fehlverhaltens

Nach der Ankündigung des Rücktritts von Holley tauchten Berichte auf: Der Bischof sei in der Vergangenheit des sexuellen Fehlverhaltens bezichtigt worden.

Was offenbar dahinter steckt: Im Jahr 2009 veröffentlichte ein ehemaliger Seminarist einen Blogbeitrag, in dem er behauptete, dass 1986 Holley, der damals Diakon war, „all die gruseligen Raubtiertricks nutzte, um mich dazu zu bringen, ihm sexuell nachzugeben“, am Washingtoner Theological College.

CNA versuchte, den ehemaligen Seminaristen zu kontaktieren, konnte ihn aber nicht erreichen.

Ein leitender Kirchenbeamter teilte CNA mit, dass die Beschwerde in diesem Sommer an den Apostolischen Nuntius weitergeleitet wurde und dass sie die Entscheidung des Vatikans, den Bischof zu entfernen, hätte beeinflussen können.

Holley sagte jedoch CNA, dass der Nuntius das Thema zu keinem Zeitpunkt bei ihm angesprochen habe.

Er erklärte CNA, dass er zwar nicht direkt zu der Anschuldigung Stellung nehmen konnte, aber er sei „besorgt“, dass die Angelegenheit angesprochen werde, um seinen Charakter zu verleumden.

„Ich gehöre nicht zur Lavendel-Mafia“, sagte Bischof Holley.

Mit Blick auf die Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens durch Erzbischof Theodore McCarrick und mehrere andere katholische Kirchenmänner fügte er hinzu: „Ich würde mich niemals an diesem Übel beteiligen“.

Der Bischof fügte hinzu, dass er McCarrick nicht besonders nahestehe, unter dem er weniger als zwei Jahre lang als Weihbischof diente.

Quellen vor Ort bestätigen dies: Sie betonten gegenüber CNA, dass man in der Erzdiözese Washington der Meinung sei, McCarrick sei sogar gegen die Ernennung Holleys im Jahr 2004 gewesen und hätte einen anderen, lokalen Kandidaten bevorzugt.

„Ich konnte nichts anderes als sein Weihbischof“, so Holley dazu. Er habe in den Jahren 2009 oder 2010 Wuerl, McCarrick und Bischof Barry Knestout, damals ein weiterer Weihbischof aus Washington, über die Anschuldigung des Seminaristen gegen seine Person informiert. Er sagte, er sei mit Wuerl „völlig transparent“ über die Anschuldigung gewesen, und dass Wuerl ihm dafür gedankt habe, dass er sie gemeldet habe.

McCarrick, sagte er, sagte ihm, er solle sich „keine Sorgen machen.“ Die Angelegenheit wurde nicht noch einmal angesprochen, sagte er.

Der Sprecher von Wuerl sagte gegenüber CNA, dass „Kardinal Wuerl sich nicht an ein Gespräch mit Bischof Holley über eine Anschuldigung aus irgendeinem Zeitraum erinnert.“ Der Sprecher von Bischof Knestout beantwortete bislang keine Fragen von CNA.

McCarrick konnte nicht erreicht werden.

Offene Fragen wirft das kirchenrechtliche Verfahren auf, durch das Holley entfernt wurde.

Während Papst Franziskus 2016 Regeln festlegte, welche einen Bischof durch einen vatikanischen Prozess seines Amtes entheben können, ist nicht klar, ob dieser Prozess im Falle Holleys angewendet wurde oder ob die Kongregation für die Bischöfe eine Rolle spielte, in der Wuerl sitzt.

Holley sagte CNA, dass er vor seiner Amtsenthebung nicht mit Papst Franziskus gesprochen habe.

Unklar ist auch, wies nun weitergeht für den Bischof. Er sei sich nicht sicher, was er als Nächstes tun werde, so Holley. Er ist jetzt 63 Jahre alt, das normale Ruhestandsalter für Bischof ist 75.

„Hier ist Böses am Werk“, sagte er. „Das ist ein geistiger Kampf.“ (CNA Deutsch)