Missbrauch und Vertuschung: Neue Vorwürfe in Pennsylvania

PITTSBURGH – Der Untersuchungsbericht über tausendfachen Missbrauch und systematische Vertuschung durch Priester und Bischöfe in Pennsylvania hat weitere Vorwürfe sexueller Gewalt und Fehlverhaltens aufkommen lassen.

Das Bistum Pittsburgh hat ungefähr 50 neue Vorwürfe erhalten, und eine staatliche Missbrauch-Hotline hat mehr als 500 Anrufe empfangen, seitdem der Grand Jury Report erschienen ist.

Alle gemeldeten Vorwürfe „stammen aus der Zeit vor 1990 und reichen bis in die 40er Jahre zurück“, so der Sprecher der Diözese, Pfarrer Nicholas Vaskov.

„Wir nehmen sie alle ernst und folgen unserem geregelten Verfahren, um diese zu prüfen und behandeln.“

Die Vorwürfe wurden über eine Missbrauchs-Hotline und per E-Mail an die „Pittsburgh Post-Gazette“ erhoben. Wie das Bistum mitteilte, stammen diese Fälle von „Leuten, die uns vorher nicht kontaktiert hatten“.

Sowohl die Regeln der Diözese Pittsburgh als auch das Kirchenrecht fordern, dass Vorwürfe an die staatlichen Strafverfolgungsbehörden gemeldet werden und dass Priester, die derzeit im Dienst sind, suspendiert werden, solange Vorwürfe untersucht werden.

Die staatliche Hotline für die Meldung von sexuellem Missbrauch, die von Pennsylvanias Generalstaatsanwalt eingerichtet wurde, hat seit dem 14. August 544 Anrufe erhalten, sagte Joe Grace von der Staatsanwaltschaft gegenüber CNA.

Grace sagte, dass „eine beträchtliche Anzahl von Anrufen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche betrifft“ und nun geprüft werden.

Übersetzt von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Der Papstbrief ist eine gutgemeinter Anfang

Ein Gastkommentar zum Brief des Pontifex über die Missbrauch- und Vertuschungskrise der Kirche.

Mit einem Brief an alle Katholiken hat Papst Franziskus auf die Krise reagiert, die Missbrauch- und Vertuschungsskandale sowie weiteres Fehlverhalten von Priestern, Bischöfen und Kardinälen ausgelöst haben.

CNA Deutsch veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Portals „kath.net“ den Kommentar von Petra Lorleberg.

Das Wort „Bischof“ kommt im „Schreiben von Papst Franziskus an das Volk Gottes“ zum Thema innerkirchlicher Missbrauch vom 20.8.2018 nicht vor. Das Wort „Kardinal“ kommt zweimal vor (einmal wird „Kardinal Ratzinger“ mit der Karfreitagsmeditation 2005 erwähnt, ein weiteres Mal wird in einer Fußnote ein Schreiben an einen Kardinal als Quelle genannt). Das Wort „Priester“ kommt viermal vor. Das zentrale Wort zur Beschreibung von Tätern und von stärker Tatverdächtigen ist „Kleriker“.

Eine suboptimale Terminologie, denn es handelt sich nicht zuletzt um einen Bischofs- und Kardinalsskandal. In Chile sind bisher fünf Ortsbischöfe wegen des kirchlichen Missbrauchsskandals zurückgetreten, weitere Rücktritte scheinen nicht unwahrscheinlich. Gegen zwei chilenische Kardinäle laufen starke polizeiliche Ermittlungen. Die Büros der chilenischen Bischofskonferenz wurden in einer Razzia durchsucht. Im US-Bundesstaat Pennsylvania stehen in sechs von acht Diözesen rund 300 Kleriker und Ordensleute namentlich unter Verdacht, außerdem sind klare Vertuschungsstrukturen zu erkennen. Kardinal Theodore Kardinal McCarrick, emeritierter Erzbischof von Washington D.C., wurde vom Vatikan Mitte Juni 2018 gemaßregelt und darf sein Amt nicht länger öffentlich ausüben. Gegen ihn liegen Behauptungen vor, dass er in größerem Umfang Seminaristen in sein Bett geholt habe und ihnen dann leichteren Zugang zu kirchlichen Karrieremöglichkeiten verschafft habe. Ein Aufbau eines entsprechenden Netzwerkes durch Opfer, die dann Nutznießer wurden, ist nicht völlig auszuschließen.

Auch bezüglich der Missbrauchsopfer ist die Terminologie suboptimal. Schon der zweite Satz des Papstschreibens greift zu kurz, da hier nur Missbrauch an „Minderjährigen“ beschrieben wird: „das Leiden …, das viele Minderjährige wegen sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch seitens einer beträchtlichen Zahl von Klerikern und Ordensleuten erfahren haben“. Wir wissen aber von vielen Angriffen auf die Keuschheit von Priesteramtskandidaten in den Priesterseminaren – hier handelt es sich keineswegs um „Minderjährige“. Auch wird nicht nach heterosexuellen und homosexuellen Missbrauchstaten unterschieden, im Gegenteil wird dieses Thema komplett vermieden.

Der allererste Fokus unserer Kirche muss natürlich auf den Missbrauchsopfern und ihrem Leiden liegen. Sie haben schwerste Schäden davongetragen, viele von ihnen bleiben ein Leben lang von ihren Missbrauchserfahrungen gezeichnet und entstellt, manche haben infolge der Vorgänge sogar ihr Leben verloren.

Der zweite Fokus muss aber auf der Entfernung aller Missbrauchstäter sowie Missbrauchs- und Vertuschungsstrukturen aus unserer Kirche liegen. Wenn ein Kleriker unter den begründeten Verdacht gerät, Missbrauch begangen oder vertuscht zu haben, muss er von seinem Dienst völlig suspendiert werden, solange, bis seine Schuld oder Unschuld auch rechtsstaatlich geklärt ist. Das gilt auch für Bischöfe und Kardinäle. Dass dem allerdings nicht so ist, mag der Fall von Kardinal Ricardo Ezzati Andrello, Erzbischof von Santiago de Chile, belegen. Trotz starker staatlicher Ermittlungen ist er uneingeschränkt als Erzbischof und Kardinal im Amt. Weder ist er bisher suspendiert noch hat er für sein Erzbistum einen Koadjutor an die Seite gestellt bekommen. Weitere Namen von Kardinälen könnte man hier nennen, deren Suspendierung überfällig wäre. Die katholische Kirche ist hierarchisch strukturiert, es ist Aufgabe der Leitung, Suspendierung, Maßregelung und Amtsenthebungen durchzuführen. Sprich: das genau ist Aufgabe des Papstes und der Vatikanbehörden. Bisher geschah hier deutlich zu wenig. Und wenn überhaupt etwas geschah, dann musste vorher ein unglaublich starker Aufschrei durch die Medien gehen.

Angesichts der skandalösen Vergehen katholischer Geistlicher ruft Papst Franziskus zu Fasten, Buße und Gebet auf, tatsächlich ein altbewährtes spirituelles Heilmittel der Kirche. Doch mag sich der eine oder die andere fragen: Wer genau wird fasten, büßen, beten? Jene Geistlichen, die ins Kreuzfeuer von Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfen geraten sind? Werden wir echt zerknirschte, womöglich öffentliche Buße von ihnen erleben, werden wir am Bildmaterial sehen, dass sie tatsächlich auch körperlich fasten? Oder werden manche der Täter weiterhin wie Maden im Speck in ihren kirchlichen Privilegien leben und die kleinen Gläubigen werden für sie fasten und büßen? Wäre dies aber nicht genau jener „Klerikalismus“, den Papst Franziskus in seinem Schreiben eigentlich anprangert?

Wir hatten in den letzten Jahrzehnten in unserer Kirche einen Graben zwischen konservativen und progressiven Katholiken, unter dem gläubige Katholiken beiderseits dieses Grabens sehr gelitten haben, wie mir Freunde und Vertraute aus beiden Lagern immer wieder erzählt haben. Wir müssen in der Kirche nun aufpassen, dass wir nicht einen noch weitaus schmerzhafteren und gefährlicheren Graben eröffnen: jenen zwischen den Klerikern und den Laienchristen. Denn derzeit sind Laienkatholiken aus beiden kirchlichen Lagern in großer Gefahr, das grundsätzliche Vertrauen in die kirchliche Leitung zu verlieren. Was aber DIES für unsere Kirche bedeuten würde, möge sich jeder selbst beantworten.

Für das Papstschreiben insgesamt möchte ich positiv sagen: Es ist immerhin ein guter Anfang, Heiliger Vater. Nun müssen Taten folgen, unbedingt auch von Ihnen! Denn wir sind bekanntermaßen keine demokratisch organisierte Gemeinschaft, sondern hierarchisch organisiert – das Gesetz des Handelns liegt also beim Vatikan. Bitte suspendieren Sie schnell, wo Kardinäle und Bischöfe unter ernstzunehmenden Missbrauchs- oder Vertuschungsverdacht geraten sind. Zuallererst zugunsten der Opfer – aber Sie haben Verantwortung auch gegenüber uns Laienchristen, denen sonst das Vertrauen in die kirchliche Hierarchie verloren geht. (CNA Deutsch)

Bischof Ackermann: Papst-Brief über Missbrauch auch für Deutschland aufrüttelnd

BONN – Bischof Stephan Ackermann von Trier hat das Schreiben von Papst Franziskus über die Missbrauch- und Vertuschungskrise der Kirche, in dem der Pontifex den Klerikalismus als wesentliches Element für das Vorkommen sexueller Gewalt und die Deckung von Tätern bezeichnet, als ein – auch für Deutschland – „aufrüttelndes Schreiben“ bezeichnet.

Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mit.

Ackermann ist der „Beauftragte für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes“ der DBK. Er schreibt:

„Mit seinem Schreiben will der Papst sicher auch ein eindeutiges Zeichen setzen, bevor er am kommenden Samstag zum Weltfamilientreffen nach Dublin aufbricht. Denn er wird dem Thema der sexuellen Gewalt in der Kirche auch dort wieder begegnen.“

Tatsächlich haben bereits zwei US-Kardinäle ihre Teilnahme am Weltfamilientreffen abgesagt, wie CNA Deutsch berichtete, während irische Kirchenvertreter warnend die Veranstaltung als Gelegenheit zum „Nachdenken über Sünde“ bezeichnet haben.

Der Trierer Bischof schreibt weiter, der Papst mache „in seinem Schreiben unmissverständlich klar, dass er an der Seite der Opfer und ihrer Familien steht“.

Der Papst habe in „den vielen Stellungnahmen, die er in seiner fünfjährigen Amtszeit zu diesem Thema schon abgegeben hat, noch nie so deutlich ausgedrückt, dass der sexuelle Missbrauch durch Priester immer zugleich auch ein Macht- und ein Gewissensmissbrauch ist“, hießt es in der Erklärung.

„Sexueller Missbrauch wird begünstigt und gedeckt durch die Haltung des Klerikalismus, die der Papst als eine ‚anomale Verständnisweise von Autorität in der Kirche‘ brandmarkt und aufs Schärfste verurteilt“, so Ackermann weiter.

Deshalb mahne der Papst in seinem Schreiben auch nicht nur verstärkte Präventionsbemühungen an, sondern sieht die Notwendigkeit einer „Umkehr des kirchlichen Handelns“ insgesamt.

„Aus diesem Grund ruft er das Volk Gottes auf zu Fasten, Buße und Gebet.“

Sicher werde die Frage gestellt werden, warum der Papst dieses Schreiben an das ganze Volk Gottes richtet, wo doch die Schuld und Verantwortung in erster Linie bei den Priestern, den Bischöfen und Ordensoberen liege, so Bischof Ackermann.

„Spricht der Papst nicht allzu leicht in der Wir-Form und nimmt damit diejenigen in der Kirche mit in Haftung, die aufgrund des skandalösen Verhaltens von Priestern selbst eher zu den Leidtragenden gehören? Der Brief wird sich diese Frage gefallen lassen müssen. Zugleich lässt der Papst keinen Zweifel daran, dass er dem Klerus allein nicht die notwendige Kraft zur Erneuerung zutraut. Vielmehr setzt Franziskus dabei auf die Hilfe des ganzen Gottesvolkes auch in der Form, „all das anzuprangern, was die Unversehrtheit irgendeiner Person in Gefahr bringen könnte.“

Der Papst wünsche sich in der Kirche die Bereitschaft zu einer Solidarität, „die zum Kampf gegen jede Art von Korruption, insbesondere der spirituellen, aufruft“.

„Voller Scham bekennt der Papst, dass die Unterdrücker und Mächtigen allzu oft nicht außerhalb, sondern innerhalb der Kirche saßen und sitzen. Insofern ist der Brief des Papstes ein wirklich aufrüttelndes Schreiben, das auch uns in Deutschland zur Gewissenserforschung und Erneuerung aufruft.“

Mit Blick auf Deutschland – und indirekt damit zu den im Raum stehenden zwei Fragen der Skandale in USA, Chile und anderen Ländern, nämlich ob erstens Fälle des Missbrauchs, aber auch sexuellen Fehlverhaltens hier vertuscht und gedeckt werden könnten, und zweitens wie mit Bischöfen in diesen Fällen umgegangen wird – erklärt Bischof Ackermann:

„Mit dem von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragten interdisziplinären Forschungsprojekt ‚Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz‘ gehen wir einen solchen Schritt.“

Die Ergebnisse sollen bei der Herbst-Vollversammlung der DBK vorgestellt werden. (CNA Deutsch)

Scham und Reue: Papst Franziskus äußert sich zu Missbrauch- und Vertuschungskrise

„Der Heilige Geist schenke uns die Gnade der Umkehr und die innere Stärkung, damit wir unsere Reue angesichts dieser Verbrechen des Missbrauchs zum Ausdruck bringen können und unsere Entscheidung, sie mutig zu bekämpfen.“

VATIKANSTADT- Papst Franziskus hat sich mit einem Brief zur schweren Missbrauch- und Vertuschungskrise der Kirche geäußert. Er kritisiert den Klerikalismus, ruft zu Gebet und Buße auf.

Der Pontifex spricht zwar nicht die Fälle sexueller Gewalt und Fehlverhaltens in den USA, Chile, Honduras oder Australien ausdrücklich an, bezieht sich aber klar auf den Pennsylvania-Bericht. Dieser dokumentiert tausendfachen Missbrauch durch hunderte Geistliche sowie die systematische Vertuschung durch Bischöfe und andere Verantwortliche über Jahrzehnte in sechs Diözesen im US-Bundesstaat Pennsylvania, wie CNA Deutsch berichtete.

„Mit Scham und Reue geben wir als Gemeinschaft der Kirche zu, dass wir nicht dort gestanden haben, wo wir eigentlich hätten stehen sollen und dass wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten, der sich in so vielen Menschenleben auswirkte. Wir haben die Kleinen vernachlässigt und allein gelassen“.

Er mache sich „die Worte des damaligen Kardinal Ratzingers zu eigen“, so Franziskus weiter, „der bei dem für den Karfreitag im Jahr 2005 verfassten Kreuzweg sich mit dem Schmerzensschrei so vieler Opfer verband und mit Nachdruck sagte: »Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen , die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit? Wie wenig achten wir das Sakrament der Versöhnung, in dem er erwartet, um uns von unserem Fall aufzurichten? All das ist in seiner Passion gegenwärtig. Der Verrat der Jünger, der unwürdige Empfang seines Leibes und Blutes, muss doch der tiefste Schmerz des Erlösers sein, der ihn mitten ins Herz trifft. Wir können nur aus tiefster Seele zu ihm rufen: Kyrie, eleison – Herr, rette uns“.

Der Papst kritisiert in seinem Schreiben auch den Klerikalismus, „sei er nun von den Priestern selbst oder von den Laien gefördert“: Er erzeuge „eine Spaltung im Leib der Kirche, die dazu anstiftet und beiträgt, viele der Übel, die wir heute beklagen, weiterlaufen zu lassen. Zum Missbrauch Nein zu sagen, heißt zu jeder Form von Klerikalismus mit Nachdruck Nein zu sagen“.

Franziskus ruft zum Fasten, Buße und Gebet auf. Es sei „unumgänglich, dass wir als Kirche die von Ordensleuten und Priestern begangenen Gräueltaten wie auch die von all jenen, die den Auftrag hatten, die am meisten Verwundbaren zu behüten und zu beschützen, anerkennen und mit Schmerz und Scham verdammen“, so der Papst.

„Wir bitten um Vergebung für die eigenen und für die Sünden anderer. Das Bewusstsein der Sünde hilft uns, die Fehler, die Vergehen und die in der Vergangenheit verursachten Wunden anzuerkennen, und gestattet uns, uns zu öffnen und in der Gegenwart stärker für einen Weg erneuerter Umkehr einzusetzen“.

CNA Deutsch dokumentiert den vollen offiziellen Wortlaut in deutscher Sprache, wie ihn der Vatikan zur Verfügung gestellt hat.

Schreiben von Papst Franziskus an das Volk Gottes

»Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit« (1 Kor 12,26). Diese Worte des heiligen Paulus hallen mit Macht in meinem Herzen wider, wenn ich mir wieder einmal das Leiden vergegenwärtige, das viele Minderjährige wegen sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch seitens einer beträchtlichen Zahl von Klerikern und Ordensleuten erfahren haben. Es ist ein Verbrechen, das tiefe Wunden des Schmerzes und der Ohnmacht erzeugt, besonders bei den Opfern, aber auch bei ihren Familienangehörigen und in der gesamten Gemeinschaft, seien es Gläubige oder Nicht-Gläubige. Wenn wir auf die Vergangenheit blicken, ist es nie genug, was wir tun, wenn wir um Verzeihung bitten und versuchen, den entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Schauen wir in die Zukunft, so wird es nie zu wenig sein, was wir tun können, um eine Kultur ins Leben zu rufen, die in der Lage ist, dass sich solche Situationen nicht nur nicht wiederholen, sondern auch keinen Raum finden, wo sie versteckt überleben könnten. Der Schmerz der Opfer und ihrer Familien ist auch unser Schmerz; deshalb müssen wir dringend noch einmal unsere Anstrengung verstärken, den Schutz von Minderjährigen und von Erwachsenen in Situationen der Anfälligkeit zu gewährleisten.

1. Wenn ein Glied leidet …

Vor einigen Tagen wurde ein Bericht veröffentlicht, in dem die Erfahrungen von mindestens tausend Personen beschrieben werden, die im Zeitraum der letzten siebzig Jahre Opfer von sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch durch Priester wurden. Auch wenn man sagen kann, dass der größte Teil der Fälle die Vergangenheit betrifft, sind wir uns doch im Laufe der Zeit über den Schmerz vieler Opfer bewusst geworden und müssen feststellen, dass die Wunden nie verschwinden und uns mit Nachdruck verpflichten, diese Gräueltaten zu verdammen, wie auch die Anstrengungen zu bündeln, um diese Kultur des Todes auszumerzen; die Wunden „verjähren nie“. Der Schmerz dieser Opfer ist eine Klage, die zum Himmel aufsteigt und die Seele berührt, die aber für lange Zeit nicht beachtet, versteckt und zum Schweigen gebracht wurde. Doch ihr Schrei war stärker als die Maßnahmen all derer, die versucht haben, ihn totzuschweigen, oder sich einbildeten, ihn mit Entscheidungen zu kurieren, welche die Sache verschlimmert haben, weil sie damit in Komplizenschaft gerieten. Ein Schrei, den der Herr gehört hat. Er lässt uns wieder einmal sehen, auf welcher Seite er steht. Der Hochgesang der Maria geht nicht fehl und durchläuft die Geschichte wie eine Hintergrundmusik weiter; denn der Herr denkt an seine Verheißung, die er unseren Vätern gegeben hat: »Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen« (Lk 1,51-53). Und wir schämen uns, wenn wir uns bewusst werden, dass unser Lebensstil das verleugnet hat und verleugnet, was wir mit unserer Stimme aufsagen.

Mit Scham und Reue geben wir als Gemeinschaft der Kirche zu, dass wir nicht dort gestanden haben, wo wir eigentlich hätten stehen sollen und dass wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten, der sich in so vielen Menschenleben auswirkte. Wir haben die Kleinen vernachlässigt und allein gelassen. Ich mache mir die Worte des damaligen Kardinal Ratzingers zu eigen, der bei dem für den Karfreitag im Jahr 2005 verfassten Kreuzweg sich mit dem Schmerzensschrei so vieler Opfer verband und mit Nachdruck sagte: »Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit? Wie wenig achten wir das Sakrament der Versöhnung, in dem er uns erwartet, um uns von unserem Fall aufzurichten? All das ist in seiner Passion gegenwärtig. Der Verrat der Jünger, der unwürdige Empfang seines Leibes und Blutes, muss doch der tiefste Schmerz des Erlösers sein, der ihn mitten ins Herz trifft. Wir können nur aus tiefster Seele zu ihm rufen: Kyrie, eleison – Herr, rette uns (vgl. Mt 8, 25)« (Neunte Station, Betrachtung).

2 … leiden alle Glieder mit

Der Umfang und das Ausmaß der Ereignisse verlangt, sich dieser Sache in umfassender Weise mit vereinten Kräften anzunehmen. Obwohl es bei jedem Prozess der Umkehr wichtig und nötig ist, dass man sich des Vorgefallenen bewusst wird, reicht dies in sich selbst nicht aus. Heute sind wir als Volk Gottes gefragt, uns des Schmerzes unserer an Leib und Seele verwundeten Brüder und Schwestern anzunehmen. Wenn in der Vergangenheit die Unterlassung eine Form der Antwort werden konnte, so wollen wir heute, dass die Solidarität, in ihrer tiefsten und anspruchsvollsten Bedeutung, unsere Weise wird, die heutige und zukünftige Geschichte in einem Umfeld zu schreiben, wo die Konflikte, die Spannungen und besonders die Opfer jeder Form von Missbrauch eine ausgestreckte Hand finden können, die sie beschützt und aus ihrem Schmerz erlöst (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 228). Diese Solidarität verlangt ihrerseits von uns, all das anzuprangern, was die Unversehrtheit irgendeiner Person in Gefahr bringen könnte. Es ist eine Solidarität, die zum Kampf gegen jede Art von Korruption, insbesondere der spirituellen, aufruft, »weil es sich um eine bequeme und selbstgefällige Blindheit handelt, wo schließlich alles zulässig erscheint: Unwahrheit, üble Nachrede, Egoismus und viele subtile Formen von Selbstbezogenheit – denn schon „der Satan tarnt sich als Engel des Lichts“ (2 Kor 11,14)« (Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 165). Der Appell des heiligen Paulus, mit den Leidenden zu leiden, ist das beste Heilmittel gegen jeden Drang, weiterhin unter uns die Worte Kains zu wiederholen: »Bin ich der Hüter meines Bruders?« (Gen 4,9).

Ich bin mir der Bemühungen und der Arbeit bewusst, die in verschiedenen Teilen der Welt unternommen wurden, um die notwendigen Vermittlungen zu gewährleisten und auszuführen, die Sicherheit geben und die Unversehrtheit der Kinder und der Erwachsenen im Zustand der Anfälligkeit schützen. Dazu gehört auch die Verbreitung der „Null-Toleranz-Haltung“ und der Maßnahmen, Rechenschaft zu fordern von allen, die diese Verbrechen begehen oder decken. Wir haben diese so notwendigen Aktionen und Sanktionen mit Verspätung angewandt, aber ich bin zuversichtlich, dass sie dazu beitragen, eine bessere Kultur des Schutzes in der Gegenwart und in der Zukunft zu gewährleisten.

Verbunden mit diesen Bemühungen ist es nötig, dass jeder Getaufte sich einbezogen weiß in diese kirchliche und soziale Umgestaltung, die wir so sehr nötig haben. Eine solche Umgestaltung verlangt die persönliche und gemeinschaftliche Umkehr. Sie leitet uns an, in die gleiche Richtung zu schauen wie der Herr. So sagte der heilige Johannes Paul II.: »Wenn wir wirklich von der Betrachtung Christi ausgegangen sind, werden wir in der Lage sein, ihn vor allem im Antlitz derer zu erkennen, mit denen er sich selbst gern identifiziert hat« (Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 49). Lernen zu schauen, wohin der Herr geschaut hat. Lernen dort zu stehen, wo der Herr uns haben will, um das Herz, das in seiner Gegenwart steht, zu bekehren. Zu diesem Zweck helfen Gebet und Buße. Ich lade das ganze heilige gläubige Volk Gottes zu dieser Bußübung des Gebets und des Fastens entsprechend der Aufforderung des Herrn1 ein. Er weckt unser Gewissen, unsere Solidarität und unseren Einsatz für eine Kultur des Schutzes und des „Nie wieder“ gegenüber jeder Art und jeder Form von Missbrauch.

Es ist unmöglich, sich eine Umkehr des kirchlichen Handelns vorzustellen ohne die aktive Teilnahme aller Glieder des Volks Gottes. Mehr noch: Jedes Mal, wenn wir versucht haben, das Volk Gottes auszustechen, zum Schweigen zu bringen, zu übergehen oder auf kleine Eliten zu reduzieren, haben wir Gemeinschaften, Programme, theologische Entscheidungen, Spiritualitäten und Strukturen ohne Wurzeln, ohne Gedächtnis, ohne Gesicht, ohne Körper und letztendlich ohne Leben geschaffen2. Das zeigt sich deutlich in einer anomalen Verständnisweise von Autorität in der Kirche – sehr verbreitet in zahlreichen Gemeinschaften, in denen sich Verhaltensweisen des sexuellen Missbrauchs wie des Macht- und Gewissensmissbrauchs ereignet haben –, nämlich als Klerikalismus, jene Haltung, die »nicht nur die Persönlichkeit der Christen zunichte [macht], sondern dazu [neigt], die Taufgnade zu mindern und unterzubewerten, die der Heilige Geist in das Herz unseres Volkes eingegossen hat«3. Der Klerikalismus, sei er nun von den Priestern selbst oder von den Laien gefördert, erzeugt eine Spaltung im Leib der Kirche, die dazu anstiftet und beiträgt, viele der Übel, die wir heute beklagen, weiterlaufen zu lassen. Zum Missbrauch Nein zu sagen, heißt zu jeder Form von Klerikalismus mit Nachdruck Nein zu sagen.

Es ist immer gut, sich daran zu erinnern, dass der Herr »in der Heilsgeschichte ein Volk gerettet [hat]. Es gibt keine vollständige Identität ohne Zugehörigkeit zu einem Volk. Deshalb kann sich niemand allein, als isoliertes Individuum, retten, sondern Gott zieht uns an, wobei er das komplexe Geflecht zwischenmenschlicher Beziehungen berücksichtigt, das der menschlichen Gemeinschaft innewohnt: Gott wollte in eine soziale Dynamik eintreten, in die Dynamik eines Volkes« (Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 6). Deshalb ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um auf dieses Übel, das so viele Leben geraubt hat, zu antworten, es als Aufgabe zu leben, die uns alle als Volk Gottes einbezieht und betrifft. Dieses Bewusstsein, dass wir uns als Teil eines Volkes und einer gemeinsamen Geschichte fühlen, gestattet uns, unsere Sünden und die Fehler der Vergangenheit in einer bußfertigen Offenheit zu erkennen, die fähig ist, sich von innen her erneuern zu lassen. Alles, was man unternimmt, um die Kultur des Missbrauchs aus unseren Gemeinschaften auszumerzen, ohne alle Glieder der Kirche aktiv daran teilhaben zu lassen, wird nicht dazu in der Lage sein, die nötigen Dynamiken für eine gesunde und wirksame Umgestaltung zu erzeugen. Die büßende Dimension des Fastens und des Gebets wird uns als Volk Gottes helfen, uns vor den Herrn und vor unsere verwundeten Brüder und Schwestern zu stellen – als Sünder, die die Verzeihung sowie die Gnade der Scham und der Umkehr erflehen und somit Maßnahmen erarbeiten, die Dynamiken im Einklang mit dem Evangelium erzeugen. Denn »jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 11).

Es ist unumgänglich, dass wir als Kirche die von Ordensleuten und Priestern begangenen Gräueltaten wie auch die von all jenen, die den Auftrag hatten, die am meisten Verwundbaren zu behüten und zu beschützen, anerkennen und mit Schmerz und Scham verdammen. Wir bitten um Vergebung für die eigenen und für die Sünden anderer. Das Bewusstsein der Sünde hilft uns, die Fehler, die Vergehen und die in der Vergangenheit verursachten Wunden anzuerkennen, und es gestattet uns, uns zu öffnen und in der Gegenwart stärker für einen Weg erneuerter Umkehr einzusetzen.

Zugleich werden uns die Buße und das Gebet helfen, unsere Augen und unser Herz für das Leiden der anderen zu schärfen und die Begierde des Herrschens und des Besitzens zu besiegen, die so oft die Wurzel dieser Übel sind. Möge das Fasten und das Gebet unsere Ohren öffnen für den leisen Schmerz der Kinder, die Jugendlichen und der Behinderten. Fasten, das uns Hunger und Durst nach Gerechtigkeit schaffen und uns antreiben möge, in der Wahrheit zu wandeln und uns auf alle Rechtsmittel zu stützen, die nötig sind. Ein Fasten, das uns schüttelt und uns dazu bringt, uns mit allen Menschen guten Willens und der Gesellschaft insgesamt in der Wahrheit und in der Liebe zu engagieren, um jede Art von sexuellem wie Macht- und Gewissensmissbrauch zu bekämpfen.

Auf diese Weise werden wir unseren Auftrag deutlich machen können, zu dem wir berufen sind, nämlich »Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit« (Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. Lumen gentium, 1) zu sein.

»Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit«, sagte uns der heilige Paulus. Mittels der betenden und büßenden Haltung können wir in persönlichen und gemeinschaftlichen Einklang mit dieser Mahnung eintreten, auf dass unter uns die Gaben des Mitleids, der Gerechtigkeit, der Vorbeugung und der Wiedergutmachung wachsen mögen. Maria hat es vermocht, am Fuß des Kreuzes ihres Sohnes zu stehen. Sie hat es nicht in irgendeiner Weise getan, sondern sie stand aufrecht und direkt daneben. Mit dieser Haltung bekundet sie ihre Weise, im Leben zu stehen. Wenn wir die Trostlosigkeit erfahren, die uns diese kirchlichen Wunden verursacht, wird es uns mit Maria guttun, „mit Maria mehr im Gebet zu verharren“ (Ignatius von Loyola, Geistliche Exerzitien, 319), indem wir versuchen, in der Liebe und der Treue zur Kirche zu wachsen. Sie, die erste Jüngerin, lehrt uns Jünger alle, wie wir uns angesichts des Leidens des Unschuldigen zu verhalten haben, ohne Ausflüchte und Verzagtheit. Auf Maria zu schauen heißt entdecken lernen, wo und wie wir als Jünger Christi zu stehen haben.

Der Heilige Geist schenke uns die Gnade der Umkehr und die innere Stärkung, damit wir unsere Reue angesichts dieser Verbrechen des Missbrauchs zum Ausdruck bringen können und unsere Entscheidung, sie mutig zu bekämpfen.

Aus dem Vatikan, am 20. August 2018

FRANZISKUS


1»Diese Art kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden« (Mt 17,21).

2 Vgl. Schreiben an das pilgernde Volk Gottes in Chile, 31. Mai 2018.

3 Schreiben an Kard. Marc Ouellet, Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, 31. März 2016.

(Letzte Aktualisierung am 20.8.2018 um 13:09 Uhr: Textkorrektur, CNA Deutsch)

Kardinal Wuerl sagt Teilnahme am Weltfamilientreffen ab

DUBLIN – Der Erzbischof von Washington hat seine geplante Teilnahme am Weltfamilientreffen in Irland abgesagt.

Wuerl wird seit einer Woche durch massive Vorwürfe belastet, was die Art und Weise betrifft, wie er mit Priester umging, die während seiner Amtszeit als Bischof von Pittsburgh von 1988 bis 2006 beschuldigt wurden, sexuellen Missbrauch verübt zu haben.

Am 14. August veröffentlichte eine Grand Jury aus Pennsylvania ihren Bericht über eine 18-monatige Untersuchung von sieben Jahrzehnten in sechs Diözesen in Pennsylvania, einschließlich Pittsburgh. Der Bericht dokumentiert tausendfachen Missbrauch durch rund 300 Kleriker, aber auch systematische Vertuschung durch Bischöfe. Unter anderem wirft der Untersuchungsbericht ernste Fragen über Wuerls Umgang mit Missbrauchsfällen auf, darunter einen, in dem Wuerl die Versetzung und weiteren Dienst eines Priesters genehmigte, der Jahre zuvor des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden war.

Kardinal Wuerl hat bestritten, von den Vorwürfen zum Zeitpunkt der Genehmigung der Verlegung Kenntnis gehabt zu haben, aber es bleiben noch Fragen offen, die sein Management dieses Falles und weiterer betreffen.

Der Kardinal hat sich auch vor kurzem Fragen gestellt, die sich auf das beziehen, was er über das Verhalten seines Vorgängers als Erzbischof von Washington wusste, des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick. Diesem wird unter anderem vorgeworfen, Buben und junge Männer, darunter Seminaristen und junge Priester über Jahrzehnte sexuell genötigt und missbraucht zu haben.

Wuerl, der 2006 die Nachfolge von McCarrick als Erzbischof von Washington antrat, berichtet, dass er keine Kenntnis bezüglich McCarrick hatte. Dieser lebte nach seiner Pensionierung weiterhin in der Erzdiözese Washington.

In den vergangenen Tagen wurde Kardinal Wuerl mehrfach zum Rücktritt aufgefordert. Tatsächlich hat der Kardinal im November 2015 altersbedingt ein Rücktrittsgesuch an Papst Franziskus gerichtet, als er 75 Jahre alt wurde – das Alter, in dem die Bischöfe üblicherweise Rücktrittsgesuche an den Papst richten.

Während viele Insider erwartet hatten, dass Wuerl bis zum Alter von 80 Jahren in seinem Amt bleibt, scheint es nun wahrscheinlich, dass sein Rücktritt früher akzeptiert wird.

Es gibt keine Hinweise aus dem Vatikan, wann Franziskus nun Wuerls Rücktritt akzeptiere könnte. Jedoch spekulieren Quellen aus dem Umfeld des Kardinals, dass er lange genug in seiner Position bleiben könnte, um an den ersten Diskussionen unter den US-Bischöfen teilzunehmen, während sie beginnen, die Folgen der monumentalen Krise des sexuellen Missbrauchs, mit der die Kirche jetzt konfrontiert ist, anzugehen.

Auch Kardinal Sean O’Malley aus Boston hat diese Woche seine Teilnahme am World Meeting of Families abgesagt. O’Malley zog sich von der Veranstaltung zurück, nachdem er eine Untersuchung der Vorwürfe sexueller Unregelmäßigkeiten in der Erzdiözese von Boston angekündigt hatte.

Das Weltfamilientreffen wird vom Vatikanischen „Dikasterium für Laien, Familie und Leben“ organisiert, das von Kardinal Kevin Farrell geleitet wird, dem ehemaligen Bischof von Dallas.

Farrell war Weihbischof unter McCarrick in der Erzdiözese Washington.

Das Welttreffen der Familien findet vom 21. bis 26. August statt. Papst Franziskus wird am 26. August eine Open-Air-Messe im Phoenix Park in Dublin feiern. (CNA Deutsch)

Dan Burke zum Präsidenten und COO von EWTN News ernannt

IRONDALE, ALABAMA – Das EWTN Global Catholic Network hat bekanntgegeben, dass Daniel Burke zum President und Chief Operating Officer von EWTN News, Inc. ernannt worden ist.

Burke war bisher Geschäftsführer des „National Catholic Register“, der zu EWTN gehörenden katholischen Tageszeitung.

Die Ernennung tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft. In seiner neuen Funktion wird Burke die weltweite Nachrichtenarbeit von EWTN leiten und koordinieren, darunter auch Sendungen und Produkte wie die „EWTN News Nightly“ mit Lauren Ashburn, „The World Over“ mit Raymond Arroyo, „EWTN Pro-Life Weekly“, „Force for Good“, das Büro und Produktionszentrum in Washington, D.C., die Zeitung „National Catholic Register“, die Catholic News Agency und Agenturen der ACI Gruppe, zu der auch CNA Deutsch gehört, die Seite „ChurchPop“ und das EWTN-Studio im Vatikan.

In einer Mitteilung sagte Burke, dass EWTN-Gründerin Mutter Angelika „das Gesicht des Katholizismus in Amerika verändert hat, als sie das Evangelium durch ihre Medienarbeit verbreitete“.

Heute setze sich das Vermächtnis von Mutter Angelika durch EWTN fort, so Burke weiter, und die katholische Nachrichtenarbeit des Medienhauses leiste einen Beitrag zur Mission von EWTN: Weltweite Evangelisierung.

„Ich fühle mich geehrt, eine kleine Rolle in diesem großen Werk Gottes zu spielen und freue mich darauf, der lebenswichtigen Mission von EWTN News zu dienen, während wir die Nachrichten des Tages durch die Linse der Lehre der Kirche betrachten.“

Burke ist direkt Michael Warsaw unterstellt, dem Chairman und Chief Executive Officer von EWTN, so die Pressemitteilung des Netzwerks.

„In den letzten Jahren hat EWTN große Anstrengungen unternommen, eine globale katholische Nachrichtenplattform über Fernsehen, Radio, Print und Digital zu schaffen“, sagte Warsaw in einer Erklärung.

„Dan Burke ist die perfekte Wahl, um diese Operationen zu leiten“.

Warsaw betonte, dass Burke wie kein anderer dazu fähig sei, die Kooperation und redaktionelle Zusammenarbeit zwischen unseren Niederlassungen zu erleichtern. „Ich bin zuversichtlich, dass dies zu einer deutlich stärkeren Position für alle unsere Nachrichtenaktivitäten führen wird.“

Burke ist seit dem Erwerb des „National Catholic Register“ im Jahr 2011 bei EWTN beschäftigt.

Vor seinem Einstieg beim „National Catholic Register“ arbeitete er in den Bereichen globale Strategieentwicklung, Organisationsentwicklung und Unternehmens- und Technologieberatung. Er hat 11 Bücher über katholische Spiritualität geschrieben oder herausgegeben, und er gründete das Avila Institute for Spiritual Formation, das Priester, Ordensleute und Laien geistlich bildet.

Das EWTN Global Catholic Network wurde 1981 von Mutter Angelika gegründet, einer Ordensfrau der Armen Klarissen der ewigen Anbetung. Das größte religiöse Mediennetzwerk der Welt erreicht mehr als 275 Millionen Fernsehhaushalte in mehr als 145 Ländern und Territorien.

Zu den EWTN-Plattformen gehören neben 11 Fernsehkanälen – darunter EWTN.TV in deutscher Sprache – sowie weiteren Sprachen auch Radioangebote über Kurzwellen- und Satellitenradio, SIRIUS/XM, iHeart Radio und über 500 AM & FM-Tochtergesellschaften. EWTN verlegt den „Nationale Catholic Register“, betreibt einen Katalog religiöser Güter und gründete im Jahr 2015 den EWTN Verlag in einem Joint Venture mit der „Sophia Institute Press“.

Auch die katholische Nachrichtenagentur CNA Deutsch gehört zur EWTN-Familie. (CNA Deutsch)

US-Bischöfe bitten Vatikan, den McCarrick-Skandal und weitere Fälle formal zu untersuchen

Apostolische Visitation soll auch weitere Zusammenhänge von Missbrauch, Vertuschung klären und Kriterien für den Umgang mit Bischöfen erarbeiten helfen.

WASHINGTON, D.C. – Die US-Bischofskonferenz möchte, dass der Vatikan die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und Vertuschung gegen Erzbischof Theodore McCarrick untersucht und neue Verfahren zur Meldung von Missbrauch sowie eine stärkere Einbeziehung von Laien bei der Bearbeitung von Missbrauchsfällen erarbeiten hilft.

„Wir befinden uns in einer geistlichen Krise, die nicht nur eine geistliche Bekehrung erfordert, sondern auch praktische Veränderungen, um die Sünden und Misserfolge der Vergangenheit zu vermeiden, die im jüngsten Bericht so offensichtlich sind“, sagte Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz, in einer Erklärung am 16. August.

Transparenz und Rechenschaftspflicht

„Stärkere Schutzmaßnahmen gegen Täter in der Kirche und jeden, der deren Verbrechen vertuschen würde“, sagte DiNardo.

Der Vorsitzende weiter: Es gehe um Schutzmaßnahmen, „die Bischöfe zu höchsten Standards der Transparenz und Rechenschaftspflicht verpflichten“.

Die Bischöfe laden den Vatikan formal zu einer offiziellen Apostolischen Visitation in den Vereinigten Staaten ein, um Fragen rund um Erzbischof McCarrick zu klären, in Absprache mit den Laien des Nationalen Prüfungsausschusses, betonte DiNardo.

In er Vergangenheit hätten die US-amerikanischen Bischöfe nicht „klargestellt, welchen Weg die Opfer selbst einschlagen sollten, wenn sie Missbrauch oder anderes sexuelles Fehlverhalten durch Bischöfe melden“, räumte DiNardo ein, der die Entwicklung von „zuverlässigen Mechanismen zur Berichterstattung durch Dritte“ forderte.

Zu den Zielen der Bischöfe gehöre es, die kirchenrechtlichen Verfahren für Beschwerden gegen Bischöfe „schneller, gerechter und transparenter“ zu gestalten und „festzulegen, welche Auflagen den Bischöfen in jeder Phase dieses Prozesses gemacht werden können“.

Kriterien für Umgang mit Bischöfen

DiNardo skizzierte drei Kriterien für den Umgang der Bischöfe mit vergangenem und zukünftigem Missbrauch: Unabhängigkeit von Voreingenommenheit oder unzulässiger Einflussnahme durch einen Bischof, substanzielle Beteiligung der Laien und Respekt vor der eigenen Autorität in der Kirche.

„Weil nur der Papst befugt ist, Bischöfe zu disziplinieren oder zu entfernen, werden wir sicherstellen, dass unsere Maßnahmen diese Autorität respektieren und die Schwachen vor dem Missbrauch der kirchlichen Macht schützen“, fügte die Erklärung hinzu.

Laien mit Fachkenntnissen in den Bereichen Strafverfolgung, Psychologie, Investigation und anderen relevanten Disziplinen sollen ebenfalls einbezogen werden.

In einer Sitzung Anfang dieser Woche skizzierte das Exekutivkomitee der US-Bischöfe „diese notwendigen Änderungen“ und sagte, dass sie ihre Ziele dem Vatikan und allen US-Bischöfen während der Herbsttagung der USCCB im November vorstellen werden.

DiNardo beendete die Erklärung der Bischöfe mit einer Entschuldigung:

„Ich entschuldige mich und bitte Sie demütig um Vergebung für das, was mein Bruder Bischöfe und ich getan haben und nicht getan haben. Was auch immer sich in Bezug auf Erzbischof McCarrick oder die vielen Missbräuche in Pennsylvania (oder anderswo) herausstellen mag: Wir wissen bereits, dass eine der Hauptursachen das Scheitern der bischöflichen Führung ist. Das Ergebnis war, dass viele geliebte Kinder Gottes zumindest einem Machtmissbrauch ausgesetzt wurden. Das ist eine moralische Katastrophe. Es ist auch Teil dieser Katastrophe, dass so viele treue Priester, die nach Heiligkeit streben und mit Integrität dienen, von diesem Scheitern befleckt werden.“

DiNardo weiter: „Wir sind fest entschlossen, es mit Hilfe der Gnade Gottes niemals zu wiederholen. Ich mache mir keine Illusionen darüber, wie sehr das Vertrauen in die Bischöfe durch diese vergangenen Sünden und Misserfolge beschädigt wurde. Es braucht Arbeit, um dieses Vertrauen wiederherzustellen. Was ich hier skizziert habe, ist nur der Anfang; weitere Schritte werden folgen.“

Übersetzt und redigiert aus dem Englischen von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

Kardinal Burke: Wir befinden uns in einer schweren Krise, die das Herz der Kirche trifft

WASHINGTON, D.C. – Kardinal Raymond Burke hat gesagt, dass sich die katholische Kirche aufgrund des „schweren Versagens“ einiger Bischöfe in einer „sehr schweren Krise“ befindet.

Die Skandale um sexuellen Missbrauch und Vertuschung durch Priester und Bischöfe sind „ein schwerer Vertrauensverlust in unsere Hirten“, so Burke weiter.

„Wir befinden uns in einer sehr schweren Krise, die das Herz der Kirche trifft, denn Unser Lieber Herrgott handelt im Namen der Herde durch jene Hirten, die dazu bestimmt sind, in Seiner Person zu handeln, zu lehren, die Sakramente zu feiern und die Kirche zu leiten“, sagte Burke in einem Interview mit Raymond Arroyo in der EWTN-Sendung „World Over“ am 16. August.

Kardinal Burke, 70, ist unter anderem emeritierter Präfekt der Apostolischen Signatur und kehrte kürzlich nach einem fast einmonatigen Besuch in den Vereinigten Staaten nach Rom zurück. Er habe „noch nie so viel Wut, so viel Enttäuschung, so viel Frustration von guten, katholischen Gläubigen“ gehört wie während dieses Besuchs in den USA, so Burke.

„Wir haben es hier mit schwersten Sünden zu tun. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit darauf lenken und das tun, was für alle Beteiligten gerecht ist.“

Der Kirchenrechtler und Kardinal betonte: „Für den Bischof, der in diesem Bereich schmerzlich versagt hat, sind die Strafrechtsmittel der Kirche auch Sühnemittel für sein Wohl“. Als Hirte sei das Wohl der Herde seine Verantwortung.

Burke weiter: „Dass ein Bischof die Herde ausnutzt und Todsünden begeht: Das ist einfach inakzeptabel und muss aufhören“.

Der einzige Weg, wie dieses Vertrauen wiederhergestellt werden kann, sei „der ganzen Sache auf den Grund zu gehen und für die Zukunft sicherzustellen, dass dies nicht geschieht“, unterstrich Burke: „Dies fällt in die Verantwortung des Heiligen Vaters“.

Rolle des Papstes

Dem Papst sei aufgetragen, Anschuldigungen gegen einen Bischof entgegenzunehmen und diese zu untersuchen, betonte er. Dafür sei nicht die Bischofskonferenz verantwortlich, so der Kardinal.

Der Kanoniker erinnerte daran, dass im Kirchenrecht seit Jahrhunderten bereits Instrumente für den Umgang mit diesen Fällen zur Verfügung stünden.

Das Problem? „Sie sind einfach, besonders in jüngster Zeit, nicht bekannt und wurden nicht befolgt“, so Burke.

„Die katholische Kirche in den Vereinigten Staaten befindet sich möglicherweise in einer der schlimmsten Krisen, die sie je erlebt hat“, sagte Burke. „Es muss anerkannt werden, und es muss in einer gründlichen Weise damit umgegangen werden, die dem moralischen Gesetz der Kirche, der Kirche selbst und dem Amt der Bischöfe treu ist.“

Burke sagte auch, daß der Untersuchungsbericht der Grand Jury in Pennsylvania sehr sorgfältig ausgewertet werden müsse.

„Es ist einfach eine Angelegenheit, die vernünftig und wahrheitsgetreu angepackt werden muss. Wenn wir feststellen, dass entsprechende Maßnahmen nicht ergriffen wurden, muss der jeweilige Bischof korrigiert werden“.

Wo sich herausstelle, dass ein Bischof „sehr schwer gescheitert“ sei, so Burke, müsse dieser „einfach entfernt werden“.

„Was wir jetzt in der Kirche sehen, zum schweren Schaden so vieler Seelen und wirklich auch zum Skandal der Welt im Allgemeinen, ist, dass die Kirche, die ein Leuchtfeuer des Lichts sein sollte, in eine solche Krise verwickelt ist“.

Kardinal Burke sprach auch über die Frage, welche Rolle die Apostasie – der Abfall vom Glauben – letztlich aus Ursache für den Missbrauch spielt, aber auch weit darüber hinaus.

„Ich denke, wir müssen einen Abfall vom Glauben konstatieren. Ich glaube, dass es einen praktischen Apostasie in Bezug auf alle Fragen der menschlichen Sexualität gegeben hat; diese beginnt vor allem mit der Vorstellung, dass es legitime sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe geben kann, was natürlich falsch, völlig falsch ist“.

Seines Erachtens sei der Teufel sehr aktiv, so Kardinal Burke, „nicht nur mit Blick auf diese Krise, über die wir hier sprechen, sondern auch mit Blick auf eine Reihe anderer Situationen in der Kirche“.

Nun gehe es darum, wirklich alles zu tun, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen und Gerechtigkeit in der Kirche wieder herzustellen – „aber gleichzeitig müssen wir alle immer inniger für die Kirche beten, und fasten, und andere Opfer zum Wohle der Kirche bringen. Wir brauchen wirklich ernsthafte Wiedergutmachungen für das Leid, das den Gläubigen, der Herde unseres Herrn, zugefügt wurde, und das ist unsere Verantwortung“, so Burke.

„Ich kann jeden nur auffordern, sich Unserem Lieben Herrgott, der uns führt und leitet, anzuvertrauen. Er wird uns nie im Stich lassen.“

Übersetzt aus dem Englischen von AC Wimmer. (CNA Deutsch)

„Scham und Trauer“: Stellungnahme des Vatikans zum Missbrauch- und Vertuschungsskandal

VATIKANSTADT – Mit einer Stellungnahme hat der Vatikan am heutigen Donnerstag auf den massiven Skandal reagiert, den der Untersuchungsbericht über tausendfachen, jahrzehntelangen Missbrauch durch etwa 300 Priester in Pennsylvania ausgelöst hat.

In Bezug auf den Bericht gebe es „zwei Wörter, die
die Gefühle angesichts dieser schrecklichen Verbrechen zum Ausdruck bringen: Scham und Trauer“, so die Mitteilung in italienischer Sprache, die auch in englischer und spanischer Arbeitsübersetzung erschien.

Weiter heißt es:

„Der Heilige Stuhl behandelt mit großer Ernsthaftigkeit die Arbeit der Untersuchungs-Grand Jury von Pennsylvania und den ausführlichen Zwischenbericht. Der Heilige Stuhl verurteilt unmissverständlich den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Die im Bericht beschriebenen Missbräuche sind Straftaten und moralisch verwerflich. Das waren Vertrauensbrüche, der die Opfer ihrer Würde und ihres Glaubens beraubte“.

Die Kirche muss aus ihrer Vergangenheit „harte Lektionen“ lernen, so die Mitteilung des Vatikans weiter, und sowohl Täter wie jene, die deren Missbrauch zuließen, müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Missbrauch aus 1960er-1980er Jahren

Mit Blick auf die Tatsache, dass der Bericht vor allem Missbrauch in den 1960er bis 1980er Jahren dokumentiere, heißt es in der Mitteilung des Vatikans weiter:

„Die meisten Diskussionen im Bericht beziehen sich auf Missbräuche vor den 2000er Jahren. Insofern man fast keine Fälle nach 2002 verzeichnet, stimmen die Schlussfolgerungen der Grand Jury mit früheren Studien überein, die zeigen, dass die Reformen der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten das Vorkommen von kirchlichem Kindesmissbrauch drastisch reduziert haben.“

Der Heilige Stuhl ermutige zu kontinuierlicher Reform und Wachsamkeit auf allen Ebenen der katholischen Kirche, um zu helfen, den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen zu gewährleisten, so die Mitteilung weiter.

„Der Heilige Stuhl möchte auch die Notwendigkeit der Einhaltung des Zivilrechts unterstreichen, einschließlich der obligatorischen Meldung von Kindesmissbrauch“.

„Papst auf Seite der Opfer“

Die Mitteilung betont abschließend, dass der Papst „gut versteht, wie sehr diese Verbrechen den Glauben und den Geist der Gläubigen erschüttern können“.

Er wiederhole den Aufruf, alles zu tun, um ein sicheres Umfeld für Minderjährige zu schaffen, für schutzbedürftige Erwachsene in der Kirche und in der gesamten Gesellschaft.

Die Opfer sollten wissen, dass der Papst auf ihrer Seite stehe. „Diejenigen, die gelitten haben, sind seine Priorität, und die Kirche will ihnen zuhören um diesen tragischen Schrecken auszumerzen, der das Leben der Unschuldigen zerstört“. (CNA Deutsch)

Kritik an „Ein neues Kleid für Maria“

Quelle: Kaiserin von Aachen (Screenshot am 16. August)

AACHEN – Mit einer Unterschriftenaktion und eigenen Website wehren sich einige Katholiken gegen die Aktion „Ein neues Kleid für Maria“ des Bistums Aachen. Was steckt dahinter?

Das Domkapitel des Bistums hat sich das Jubiläum „40 Jahre UNESCO Welterbe Aachener Dom“ im kommenden Herbst zum Anlass genommen, einen Wettbewerb zu veranstalten: Die bekannte Gnadenfigur des Doms soll neu eingekleidet, aber nicht einfach feierlich mit einem neuen Festgewand gewürdigt werden. „Gewünscht ist ein modernes Gewand für den Alltag“, so die kirchlichen Organisatoren in ihrer Auslobung.

Nun hat das seit Jahrhunderten verehrte Gnadenbild der Gottesmutter – es steht vor einem Pfeiler neben dem Hauptaltar – bereits „43 festliche Kleiderpaare“, wie der Karlsverein erklärt.

Deshalb soll es auch kein neues Festgewand sein, heißt es weiter. „Kunstschaffende, Gestalter, Designer und Maßschneider aus dem In- und Ausland“ sollen vielmehr bis Ende September „zeitgenössische“ Entwürfe einsenden. Preisträger erhalten mehrere tausend Euro.

Modernisierung der Muttergottes?

Kritiker fragen sich, warum, und nicht wenige warnen: Wenn es nicht um die Feier und Verehrung, um Glaube und die Marienfrömmigkeit, um Jesus und die Muttergottes geht, dann steht im Mittelpunkt was anderes, und sie verweisen auf die Angaben des Veranstalters: Ziel des Wettbewerbs sei, so heißt es dort wörtlich, „die sinnliche Gestaltungsqualität von Liturgie und Kirchenraum zu steigern und die Verehrungsformen zu modernisieren“. Mehr noch: „In der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst“.

Selbst wohlwollende Beobachter solcher Ansätze wissen um das Risiko. Die katholische „Tagepost“ schreibt denn auch, dass das mit der Modernisierung von ‚Verehrungsformen‘ in der Kirche ja so eine Sache sei. „Wer Innovation sät, erntet auch schnell schon mal Kälte und Banalität“.

Einige Kritiker befürchten schlimmeres. Sie haben eine Online-Petition gestartet, um Bischof Helmut Dieser dazu zu bewegen, die Aktion zu verhindern. Auf einer eigens dazu geschaffenen Website – „Kaiserin von Aachen“ – schreiben sie: „Wir befürchten, dass unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit und Modernität die Mutter des Herrn herabgesetzt, verballhornt, sexualisiert und verunglimpft wird. Andere Aktionen zeitgenössischer Künstler im Kirchenraum lassen leider nur das Schlimmste befürchten.“

Welches Gewand die Gnadenfigur letztlich bekommt, das entscheide eine „kundige Jury“, so Birgitta Falk, Direktorin der Aachener Domschatzkammer und Initiatorin der Aktion gegenüber den „Aachener Nachrichten“. Das neue Kleid solle Maria als Mittlerin zwischen Gott und den Menschen zeigen, aber prinzipiell sei „alles erlaubt“. (CNA Deutsch)