Franziskus: „Bereit zu einer Reise in den Irak

„Ich bin dazu bereit, in den Irak zu reisen“: Das hat der Papst zu chaldäischen Bischöfen aus Irak, Iran und Syrien gesagt. Allerdings schob er bei der Audienz zu Beginn dieser Woche gleich hinterher, das sei wohl gerade „nicht der richtige Moment dazu“.

Stefan von Kempis – Vatican News.

Der chaldäische Patriarch von Babylon, Erzbischof Louis Raphaël Sako, sieht die Sicherheitsvoraussetzungen für einen Papstbesuch derzeit im Irak nicht gegeben – vor allem wegen der Spannungen zwischen den Kurdengebieten im Nordirak und der Zentralregierung in Bagdad.

Doch zu Vatican News sagt Sako: „Wir sind beeindruckt von der Aufmerksamkeit, die der Papst für unseren Teil der Welt hat – über die Türkei weiß er alles –, aber auch für Iran, Irak und Syrien. Wir spüren seine Nähe nicht nur im Gebet, sondern auch ganz konkret. Er hat uns gesagt: Wenn ihr Vorschläge oder Ideen habt, kommt damit zu mir! Ich werde für euch alles tun, was ich kann. Das hat uns viel Hoffnung, viel Kraft gegeben. Denn manchmal denken wir: Wir sind ein bisschen weit weg, die fragen sich sicher, wer diese Ostkirchen-Christen überhaupt sind…“

Franziskus habe den Bischöfen bei der Begegnung vom Montag geraten, sich mit ihren Anliegen direkt an sein Sekretariat zu wenden, ohne den Dienstweg etwa über die Ostkirchen-Kongregation einzuschlagen. Das lässt aufhorchen. Überhaupt hält der irakische Kirchenführer mit einem gewissen Misstrauen gegenüber der Vatikan-Bürokratie nicht hinter dem Berg: „Ich hoffe für meine Leute, dass sie vor Ort bleiben – aber das ist ein bisschen schwierig, wenn uns die Weltkirche, vor allem der Vatikan, nicht unterstützt! Ich finde, die Kurie müsste viel tun für diese Christen in Iran, Irak und Syrien, damit sie in ihren Ländern bleiben können…“

Erzbischof Sako fügt aber hinzu, die Besucher aus dem Nahen Osten hätten natürlich auch mit der Ostkirchen-Kongregation und dem Dialograt gesprochen. In der Kongregation hätten sie „einen Moment der Synodalität erlebt“ – das sei „etwas sehr Wichtiges, das der Westen nicht kennt“. Überhaupt, der Westen:

„Wir sind eine kleine Herde, aber wir haben viel Kraft, auch für die Weltkirche. Andere Ortskirchen sollten ihre Haltung und auch ihren Glauben überdenken, was die verfolgten Christen betrifft. Diese verfolgten Christen sind Bekenner des Glaubens – was erwarten wir eigentlich mehr von ihnen? Die katholische Kirche im Westen sollte diese Christen ehren und respektieren, stärker als bisher! Und sie sollte herauskommen aus ihrer ganzen Bürokratie, aus diesem Mechanismus, der überholt ist… Die Christen des Westens mit ihrem Mangel an christlichen Werten, ihrem Individualismus sollten etwas lernen vom Mut der verfolgten Christen. Auch, was den Sinn für die Familie und die Gemeinschaft betrifft.“

Zurück zur Papstreise, die ja so bald nicht stattfinden wird. Ein paar genaue Vorstellungen davon, wie sie ablaufen sollte, hat der Patriarch aber trotzdem. Franziskus sollte drei Stationen ins Auge fassen: Ur in Mesopotamien, die Stadt, in der einst Gottes Ruf an Abraham erging. Dann natürlich Bagdad, die Hauptstadt. Und schließlich Erbil oben im Norden, in Irakisch-Kurdistan – denn hier lebt ein Großteil der christlichen Flüchtlinge aus anderen Regionen. (vatican news)

Vatikan hofft auf Olympische Winterspiele im Zeichen des Friedens

Als „kleines Hoffnungszeichen“ wertet der Untersekretär des Päpstlichen Kulturrates, Melchor Sánchez de Toca y Alameda, die gemeinsame Teilnahme nord- und südkoreanischer Sportler bei den Olympischen Winterspielen, die am Freitag in Pyeongchang beginnen. Der Vatikanmann leitet die offizielle Delegation des Heiligen Stuhls bei den Olympischen Spielen. Vatikan News erreichte ihn telefonisch in Südkorea.

Anne Preckel – Vatikanstadt.

„Einmal mehr zeigt sich hier das Potential des Sports, Instrument des Friedens und der Versöhnung zu sein“, kommentiert Sánchez die gemeinsame Teilnahme von Sportlern aus beiden Teilen der geteilten Halbinsel an den Olympischen Winterspielen. Der Untersekretär des Päpstlichen Kulturrates lobt das diplomatische Geschick der Spitzen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die dies unter anderem möglich gemacht hätten.

„So wie man eine Zeit lang von der ,Ping-Pong-Diplomatie´ sprach (das meint die politische Annäherung der Volksrepublik China und der USA dank des Tischtennissportes in den 1970er Jahren, Anm.), so handelt es sich bei der jetzigen Teilnahme nordkoreanischer Sportler um ein kleines Wunder der Olympischen Diplomatie.“

Nordkoreanische Sportler treten in Pyeongchang in verschiedenen Wintersportdisziplinen an. So gibt es etwa erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele ein gemeinsames Eishockey-Damenteam beider koreanischer Staaten. Besonders symbolträchtig ist der gemeinsame Einzug der Sportler bei der Eröffnungszeremonie der Winterspiele am kommenden Freitag. Dazu Sánchez de Toca y Alameda:

„Dabei läuft eine Delegation nordkoreanischer Sportler gemeinsam mit Sportlern aus Südkorea in das Stadion ein, und zwar unter einer gemeinsamen Flagge, die dafür eigens hergestellt wurde. Diese so genannte ,Fahne der Vereinigung´ zeigt die hellblaue Silhouette der Halbinsel auf weißem Grund. Das ist eine große Geste und ein kleines Zeichen der Hoffnung!“

Allerdings sehen in Südkorea viele die Teilnahme von Nordkorea auch mit Bauchschmerzen. Nicht wenige Südkoreaner fühlen sich durch die markierte sportliche Eintracht vor der Weltöffentlichkeit in ihrem Nationalstolz verletzt. Sie hatten nicht erwartet, dass bei den Milliarden-teuren Winterspielen jetzt der verfeindete Nachbar dermaßen in den Fokus rücken würde. Dass der Sport Türen öffnen kann, aber auch gern für Propaganda-Zwecke missbraucht wird, dürfte auch der Untersekretär des Päpstlichen Kulturrates wissen. (vatican news)

Kongo: Nachfolger für Monsengwo nominiert

Franziskus hat einen Nachfolger für den Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, nominiert. Es ist der bisherige Erzbischof von Mbandka-Bikoro, Fridolin Ambongo Besungu, ein Kapuziner.

Der Papst machte ihn zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Das bedeutet, dass der Neuernannte automatisch Nachfolger von Monsengwo wird, sobald dieser aus dem Amt des Erzbischofs der Hauptstadt Kinshasa scheidet.

Kardinal Monsengwo ist im Kongo sehr angesehen; eine Umfrage nannte ihn gerade als (zumindest übergangsweisen)Wunsch-Nachfolger für Präsident Joseph Kabila, falls dieser – wie von der Verfassung eigentlich vorgesehen – demnächst aus dem Amt scheidet. Kein Name wurde bei der Umfrage unter Kongolesen, wer den Übergang zu einem neuen Präsidenten leiten sollte, offenbar so häufig genannt wie der Monsengwos; ein evangelischer Pastor, der zugleich Arzt ist, kam in der Umfrage auf den zweiten Platz. Monsengwo gehört auch zu dem von Papst Franziskus gebildeten Kardinalsrat.

Ambongo ist 58 Jahre alt und war Präsident der Ordensoberen-Konferenz des Kongo sowie der Bischofs-Kommission für Gerechtigkeit und Frieden. Seit Juni letzten Jahres ist er Vize-Präsident der kongolesischen Bischofskonferenz. (vatican news)

Müssen sich australische Katholiken als ‚Agenten des Vatikans‘ registrieren lassen?

CANBERRA – Ein umstrittenes Gesetz in Australien könnte die Katholiken des Landes „zum Schweigen bringen“ und Bischöfe, Priester und Ordensfrauen zwingen, sich als „ausländische Agenten“ staatlich registrieren zu lassen: Davor hat Bischof Robert McGuckin von Toowomba (Queensland) im Namen der Australischen Bischofskonferenz (ACBA) gewarnt.

„Katholiken sind Anhänger Jesu Christi, wir sind keine Agenten einer ausländischen Regierung“, sagte Bischof McGuckin einer parlamentarischen Anhörung. „Die katholische Kirche in Australien besteht aus Millionen australischer Bürger, die ihren Glauben ausüben, und sie sind nicht einer ausländischen Macht verpflichtet.“

Was steckt hinter diesen Vorkommnissen? Schlittert, nach dem jüngst von einer Royal Commission zur Untersuchung sexuellen Missbrauchs gemachten Vorschlag, das katholische Beichtgeheimnis in manchen Fällen auszuhebeln, ein zunehmend säkularistisches Australien in eine Form staatlich implementierten Kulturkampfs?

Der Anlass ist nicht Canberras Sorge vor einer zu starken Einflussnahme der Katholischen Kirche, sondern vor politisch weitaus potenteren „foreign powers“ – besonders einer Macht, die ihre eigenen Probleme mit dem Katholizismus hat: Der Volksrepublik China. Auch wenn Premierminister Malcolm Turnbull betont, dass es nicht gegen ein bestimmtes Land geht: Konkreter Auslöser war der Skandal um einen Abgeordneten der „Labour“-Partei im Senat, der sein Amt verlor, weil er – neben einer ganzen Reihe anderer Vorkommnisse – eine hohe Geldsumme von einem reichen chinesischen Geschäftsmann erhalten und danach eine pro-chinesische Rede gegeben hatte.

Nun soll der ausländische Einfluß in Politik und anderswo, an Hochschulen etwa, eingedämmt und kontrolliert werden. Im vergangenen Dezember brachte die konservative Regierung unter Turnbull deshalb eine Reihe von Gesetzesvorlagen, darunter neue „Anti-Spionage-Maßnahmen“, ein. Diese sehen vor, dass jeder, der für eine „ausländische Macht“ agiert – die Interessen anderer Länder vertritt – dies auch melden und staatlich registrieren lassen muss. Sonst drohen strafrechtliche Konsequenzen.

Ein besonderer „Teufel“ steckt im Detail von Abschnitt 27: Dieser Paragraph gehe davon aus, dass Katholiken und die katholische Kirche in Australien im Namen einer ausländischen Regierung handle, so die Australische Bischofskonferenz in einer Mitteilung – als „Agenten des Vatikans“.

Bischof McGuckin warnte deshalb in der Anhörung, dass mit den neuen Maßnahmen jeder australische Katholik registrieren und melden müsste, der etwa einen Gesprächstermin mit einem gewählten Volksvertreter wahrnimmt, und sei es an einem Stand im Shopping Center. „Angesichts der Tatsache, dass Katholiken mehr als 20 Prozent der Bevölkerung von Australien ausmachen … denken wir, dass dies viele Registrierungen bedeutet“, so der Queenslander Oberhirte mit einem freundlichen Lächeln. Die Botschaft ist klar: Hier muss nachgebessert werden.

Alles nur ein Missverständnis also? Die Kritik stößt keineswegs nur auf offene Ohren. Andrew Hastie, ein Abgeordneter der konservativen Regierungspartei der „Liberals“ sagte laut ABC News, er glaube nicht, dass zum Schutz der Katholiken und anderer religiöser Australier weitere Maßnahmen erforderlich seien. Hastie argumentierte, solange die Katholiken Australiens Interessen vertreten und nichts zu verbergen haben, müssten sie sich keine Sorgen machen.

„Ich denke, wer sich daran beteiligt, Australien aufzubauen, und es nicht als australischer Bürger zu untergraben versucht, der braucht nicht besorgt zu sein“, sagte Hastie laut „The Telegraph“.

Die Frage ist, ob christliches Handeln immer auch als „Beteiligung am Aufbau Australiens“ interpretiert werden wird. Das gilt nicht nur für Bereiche, wo religiöse Werte und Wahrheiten immer wieder mal dem Zeitgeist zuwiderlaufen, sondern auf ganz praktischer Ebene. „Die Kirche ist ein starker Befürworter besserer Transparenz, wenn es um die Interessenvertretung ausländischer Regierungen geht, aber diese Gesetzgebung birgt die Gefahr, unsere Stimme zugunsten der Jungen und der Alten, der Armen und der Ausgegrenzten zum Schweigen zu bringen“, warnte Bischof McGuckin.

Nicht nur die Kirche und Vertreter anderer Religionen fordern eine Nachbesserung: Mehrere große Medienunternehmen, darunter die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ABC und SBS, haben Bedenken angemeldet, dass die vorgeschlagenen Gesetze zu weit gefasst sind und unbeabsichtigte Konsequenzen für Journalisten haben könnten – vor allem, weil nun schon der Besitz von Verschlusssachen als Spionage definiert werden soll. Bislang war nur deren Verbreitung als solche verboten.

Die vorgeschlagenen Gesetze könnten letztlich alle Schritte journalistischer Nachrichtenberichterstattung kriminalisieren – und wer als Journalist Informationen besitzt, die im öffentlichen Interesse sind, dem droht ein „signifikantes Risiko“ einer Gefängnisstrafe, so die Unternehmen.

Ob es zu den angemahnten Änderungen oder anderen Ergänzung kommt, ist noch unklar. Die Gesetzesvorlagen – es sind gleich mehrere – werden in den nächsten Wochen und Monaten im Parlament weiter debattiert. (CNA Deutsch)